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30 | Charakter ≠ Autor

Hallo ihr Lieben,

Zu diesem Jubiläumskapitel (sofern das dreißigste überhaupt eines ist, aber ich finde, wir sollten auch die kleinen Siege feiern) würde ich mit euch gerne etwas diskutieren, was mir schon seit langem auf der Seele brennt.

In letzter Zeit ist es mir leider immer öfter aufgefallen, dass Autoren angegriffen werden, weil ihre Charaktere auf eine Art und Weise handeln, die einem Leser nicht gefallen hat. Sie wurden als Rassisten beleidigt, homophob genannt und beschimpft. Nur weil ihr Charakter Äußerungen und Verhaltensweisen an den Tag gelegt hat, die diese Rückschlüsse auf den Charakter selbst zulassen.


Doch nur weil ein Charakter so handelt, bedeutet das keinesfalls, dass das auch die Ansichten des Autors sind. Das ist eine so wichtige Unterscheidung, die man zwingend vornehmen muss.

Ein Charakter ist nicht gleich dem Autor.

Er hat andere Eigenschaften, andere Vorlieben und andere Sichtweisen – gerade eine komplett andere Version seiner selbst zu erschaffen, das Unbekannte zu schreiben, das ist doch gerade das Interessante am Schreiben.

Man mag bestimmte Eigenschaften mit seinem Charakter teilen, auch immer wieder ein Teil vonsich selbst in seine Charaktere einfließen lassen und ihnen zum Beispiel eines seiner Hobbies geben. Das bedeutet jedoch keinesfalls, dass Charakter und Autor identisch sind.

Nur weil ein Charakter bestimmte Äußerungen von sich gibt, lässt das KEINE Rückschlüsse auf das Weltbild eines Autors zu! Ein Charakter ist NIEMALS der Autor!

Ein guter Autor versteht es bloß, diesen Charakter glaubhaft herüberzubringen.


Wir wünschen uns als Leser doch eine Geschichte, die so realistisch und authentisch wie möglich ist oder nicht? Die Wahrheit ist, dass es in unserer Welt Milliarden von Menschen gibt und jeder einzelne von ihnen wird eine andere Denkweise besitzen. Wir sind nicht gleich, sondern so unendlich verschieden. Wir mögen nicht allen Weltbildern zustimmen, eine Ablehnung gegen Rassismus entwickelt haben (was auch gut so ist!), aber das bedeutet doch nicht, dass diese Einstellung nur deswegen nicht mehr auf der Welt existiert.

Täglich noch werden Leute aufgrund unterschiedlichster Charaktereigenschaften diskriminiert. Und ich sage nicht, dass das nicht furchtbar ist, denn das ist es definitiv. Aber es ist doch ein Teil unserer Realität, ein Teil unserer Gesellschaft und es spricht nichts dagegen, diese Gesellschaft auch in einer Geschichte widerspiegeln zu lassen. Im Gegenteil, es macht die Geschichte komplex und authentisch.

Wir Menschen denken nicht gleich. Und die Charaktere einer Geschichte sollten es möglichst auch nicht tun.

Denn wenn alle Charaktere gleich handeln, die gleichen Eigenschaften besitzen und die gleichen Entscheidungen treffen würden, dann wäre das nicht nur bloß unrealistisch, sondern es würde auch gar keine Geschichte geben. Geschichten leben von Konflikten, ohne Differenzen und andere Sichtweisen wird man keine Geschichten schreiben können. Geht es bloß darum, dass sich ein Paar uneinig darüber ist, wer nun den Abwasch machen sollte oder um größere Themen, wie beispielsweise unterschiedliche kulturelle Denkweisen, beides trägt dazu bei, eine Geschichte entstehen und die Handlung vorantreiben zu lassen.

Wir Menschen brauchen Konflikt, wir wollen Konflikt lesen. Niemanden von uns wird eine Geschichte ansprechen, in der zwei Personen seitenlang die gleichen Entscheidungen treffen, die gleichen Sätze sagen und überhaupt kein Eigenleben entwickeln wollen. Dadurch werden Figuren nicht greifbar, man liest einen Abklatsch der gleichen Charaktere und ich verspreche euch, dass das nicht funktionieren wird. Das ist übrigens auch die Gefahr, wenn manche Leute dazu neigen, sich komplett selbst in eine Geschichte reinzuschreiben. In den seltensten Fällen werden diese Charaktere den Lesern als authentisch in Erinnerung bleiben, wenn sie doch alle gleich handeln.

Eine Geschichte lebt durch Konflikte und Differenzen, das müsst ihr euch immer vor Augen halten.

Gut entwickelte und interessante Charaktere sind immer gut, auch wenn man persönlich ihren Sichtweisen nicht zustimmt. Ich kann einen Sexisten als Charakter interessant finden, was nie bedeuten muss, dass ich seiner Denkweise folge. Zwischen interessanten Charakteren und Charakteren, die wir als „gut" ansehen, muss nicht immer eine Korrelation bestehen. Ich kann einen Bösewicht lieben und seine Handlung dennoch nicht gutheißen. Ich kann einen Charakter authentisch finden und seine Handlung dennoch ablehnen.


Ein guter Autor muss verstehen können. Er muss den Erkenntnissen und Gegebenheiten unserer Welt nicht zustimmen, die Sichtweisen Aller nicht teilen, aber er muss sich in andere Menschen hereindenken und sie verstehen können. Verständnis bedeutet nicht gleich Akzeptanz.

Zwischen Verstehen und Akzeptieren liegt ein himmelsweiter Unterschied.

Doch ohne Verständnis schreiben zu wollen, das funktioniert nicht. Ihr könnt nichts beschreiben, was ihr nicht versteht, denn dann wird es platt und unglaubwürdig werden. Es fehlt die Authentizität, die man nur für etwas entwickeln kann, das man in seinem Inneren begreift.

Mir fällt das je nach Ausgangssituation schwerer oder leichter. Hat ein Charakter einfach nur andere Charakterzüge als ich selbst, ist es einfach. Geht es beispielsweise um Rassismus, Sexismus und Homophobie kann ich nur auf Erzählungen und Randerfahrungen zurückgreifen, weil ich damit persönlich nie konfrontiert wurde. Da muss ich mich dann je nach Ausprägung doch länger reindenken. Aber wichtig ist, dass ihr es dennoch tut.

Versucht eure Charaktere zu verstehen, auch wenn ihr ihnen nicht zustimmt. Hinter jeder Ansicht steckt eine Angst oder ein Bedürfnis, das ihr durchdringen müsst, um auch die Figur beschreiben zu können. Ich gestehe, manchmal lassen sich Argumente schwer nachvollziehen und es sind bloß leere Worte, aber ihr müsst trotzdem versuchen, euch irgendwie in den Charakter hineinzudenken, um die Person greifbar schreiben zu können.

Wenn ihr das nicht könnt (und das ist auch vollkommen okay), dann schreibt den Charakter einfach nicht. Es zwingt euch keiner dazu, aber wenn ihr euch dazu entscheidet, muss man eurem Charakter seine Denkweise zumindest abkaufen können.


Ich kann euch nur raten gerade bei kritischen Sichtweisen auch detailliert und genügend zu recherchieren, denn das sind Themen, die man mit Fingerspitzengefühl behandeln muss. Genauso wie Krankheiten ist es komplex und man sollte eine Ahnung haben, wovon man redet. Befragt Betroffene (sowohl Angreifer als auch „Opfer") nach ihren Erfahrungen, wenn ihr welche kennt (natürlich nur, wenn es angebracht ist und es sich um gute Bekannte handelt, mit denen ihr über ernsthafte Themen reden könnt). Recherchiert online, recherchiert in Bibliotheken.

Wenn ihr Menschen verstehen wollt, dann hilft es sicherlich auch, sich einfach mal ein bisschen mit der menschlichen Psyche, Rudelverhalten, Gruppenzwang und psychologischen Aspekten auseinanderzusetzen. Das lässt sich leicht googeln und ansonsten eignet sich eine Uni-Bibliothek auch immer sehr gut dazu. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass Psychologie-Studenten durchaus meistens dazu neigen, anderen das Wissen verständlich erklären zu wollen, wenn man sie lieb fragt.


Folgende Tipps würde ich euch noch gerne ans Herz legen:

1. Es gibt immer unterschiedliche Ausprägungen von Charaktereigenschaften. Ausländerhass ist zum Beispiel nicht immer direkt Ausländerhass. Es gibt verschiedene Stufen. Manche Leute schimpfen beispielsweise „nur" gerne, dass Ausländer aus Deutschland verschwinden wollen. Andere schütteln bloß den Kopf. Und wieder andere sind diejenigen, die mit Brechstangen losziehen, um andere zu verprügeln.

Wenn ihr also eine Negativ-behaftete Eigenschaft einbauen wollt in den Charakter eurer Geschichte, dann müsst ihr euch bewusst machen, wie stark er sich wirklich damit identifiziert.

Sollte es sich bloß um eine schwache Form handeln, kann es auch interessant sein, den Charakter während der Geschichte seine Ansicht überdenken zu lassen und letzten Endes mit einer anderen Meinung am Ende dastehen zu lassen.

2. Präsentiert die „Opfer" des Hasses bitte nicht zwingend als hilflos, denn gerade solche Menschen können durch ihre Umstände gestärkt aus einer Situation herausgehen. Jeder Mensch denkt und reagiert unterschiedlich, manche nimmt eine Beleidigung mehr mit als andere. Jeder ist ein einzelnes Individuum und ihr müsst aufpassen, dass ihr nicht in die Klischeekiste greift und eine Mary-Sue-Schiene fahrt.

3. Verherrlicht nichts! Natürlich sollte man authentisch beschreiben, aber Verherrlichung von Gewalt oder Hass ist immer fehl am Platz! Ihr müsst die richtige Nuance finden, denn es ist ein sehr sensibles Thema, das man vorsichtig angehen muss.

4. Schreibt den kritischen Charakter niemals bloß, weil es gerade „In" ist und alle erwarten, dass jede Geschichte einen Rassisten, Homosexuellen,... beinhalten muss. Das ist von Grund auf falsch. Denn ein Charakter hat mehr Eigenschaften, als nur diese eine und man sollte ihn nicht bloß darauf herunterbrechen. Schreibt es nur, wenn es relevant ist und ihr die Charaktere glaubhaft herüberbringen könnt. Schreibt es nur, wenn es eurer Geschichte hilft.

5. Und vielleicht noch ein weiterer Tipp: Manchmal müsst ihr es gar nicht Schreiben, um es trotzdem zu sagen.

Ihr könnt einen Sexisten in eurer Geschichte haben, ohne es explizit zu erwähnen. Wenn ihr den Charakter als Autor so seht, dann ist er eben so. Das muss er nicht bei jedem Satz ausdrücken oder andauernd mit Handlung untermalen. Manchmal reichen da auch kleine Details, die man einflechten kann oder man erwähnt es eben gar nicht, wenn es gerade nicht zur Geschichte passt.

Ein Beispiel aus meiner Geschichte Millionenschwer, um es ein wenig greifbarer zu machen: Der Charakter Jacob ist bisexuell (was natürlich KEINE kritische Eigenschaft ist, es ist hier nur bloß das Beispiel, das ich an meiner Geschichte belegen kann, um zu untermauern, was ich mit dem „Nicht schreiben, aber sagen" meine). Jacob hat immer wieder einige Randauftritte, tritt mit seinen besten Freunden auf und seine Sexualität wird nicht einmal thematisiert. Ich lasse ihn weder in einer Beziehung mit einem Mann, noch mit einer Frau sein. Dennoch weiß ich als Autor persönlich, dass Jacob eben theoretisch Interesse an beidem hat. Ob meine Leser das herausgefunden haben, ist mir dabei eigentlich egal.

Einfach, dass ich das Wissen über diesen Charakter habe, hilft mir, ihn authentischer zu schreiben. Doch es ist eben so, dass Jacobs Sexualität einfach kein Thema in der Geschichte ist, weil er aus so vielen anderen Eigenschaften besteht. Ich breche ihn nicht darauf herunter, denn das wäre nicht fair. Es ist einfach ein kleiner Teil von ihm, der seinen Charakter aber nicht mit einem Halo-Effekt überscheinen sollte, denn ein Mensch ist mehr als seine sexuelle Einstellung.



Wie immer einige Fragen:

1. Fällt es euch leicht, Charaktere zu schreiben, dessen Sichtweisen ihr normalerweise verabscheut?

2. Ist euch auch schon einmal aufgefallen, dass Autoren von Lesern beleidigt wurden, weil ihr Charakter auf eine Weise gehandelt hat, die dann einfach blind auf den Autor zurückgeworfen wurde?

3. Habt ihr bereits einmal einen kritischen Charakter geschrieben? Wenn ja, welche Ausprägung hatte er, die andere als kritisch ansehen würden?

4. Seid ihr ebenfalls der Meinung, dass es ohne Differenzen und Konflikte keine Geschichten geben kann?

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