18 | Das Ende einer Geschichte [S]
Hallo ihr Lieben,
Da ich diese Woche das Ende einer Geschichte geschrieben habe, dachte ich, dass es passend wäre, auch einen Blogeintrag darüber zu verfassen, wie man eine Geschichte beendet.
Als Autor stehen wir irgendwann vor den letzten Kapiteln und beginnen, die letzten Fäden zusammenzuziehen, bis die Geschichte dann endlich in trockenen Tüchern ist. Dabei geht es bei mir beim Schreiben immer relativ schnell voran, weil mich der Gedanke motiviert, dass ich mich im Endspurt befinde und das Ende bald erreicht habe.
Viele von euch sagten im Prologkapitel, dass ihr das Schreiben von Prologen liebt. Während mir persönlich der Prolog oft schwer von der Hand geht, bin ich absolut in das Schreiben von Epilogen verliebt. Es gibt für mich nichts Schöneres, als die letzten Fäden zu ziehen und der Geschichte einen würdigen Abschluss zu bereiten.
Womit endet meine Geschichte?
Ähnlich wie bei dem Beginn einer Geschichte, bei der man zwischen einem Prolog und dem direkten Beginn mit dem ersten Kapitel wählen muss, gibt es auch beim Ende einer Geschichte zwei Variationen. Zum einen kann man eine Geschichte direkt nach dem letzten Kapitel enden lassen, zum anderen gibt es die Möglichkeit, einen Epilog hintenanzustellen.
Ich persönlich bevorzuge es, meinen Geschichten einen Epilog zu verpassen, weil dieser einem die Möglichkeit gibt, noch einmal etwas beim Schreiben zu variieren und ein losgelöstes Ende zu finden. Ich habe allerdings auch schon eine Geschichte mit dem letzten Kapitel enden lassen.
Dies ist einfach Geschmackssache und jedem Autor selbst überlassen. Außerdem ist es auch von der Geschichte abhängig, was denn nun die beste Lösung ist.
Welche Arten eines Endes gibt es?
a. Das moralische Ende
In diesem Ende heben wir noch einmal die Entwicklung hervor, die unser Hauptcharakter während des Buches hinter sich gebracht hat. Dies bietet sich vor allem an, wenn die Charaktere eine große Entwicklung hinter sich gebracht haben und man noch einmal darauf hinweisen will, wie sehr der Charakter gewachsen ist. Oft ist dies mit einer Message verbunden, die das Buch dem Leser vermitteln will. Beispielsweise, wie wichtig es ist, dass man sein Leben intensiv lebt oder Hilfsbedürftigen zur Seite steht.
b. Das überraschende Ende
Dieses Ende zielt darauf ab, den Leser noch einmal völlig aus der Bahn zu werden, in dem man einen Epilog beschreibt, den niemand erwartet hätte. Beispielsweise könnte eine Handlung passieren, die völlig unerwartet geschieht oder ein neuer Charakter eingeführt werden, der alles ändert. Möglich wäre es zum Beispiel, einen Charakter wieder vorkommen zu lassen, den alle Leser für Tod geglaubt haben.
c. Das offene Ende
In diesem Ende beschreiben wir als Autor nicht, wie genau die Geschichte eigentlich endet, sondern überlassen es dem Leser, das Ende selbst zu wählen. Dies ist beispielsweise möglich, wenn es darum geht, ob unsere Charaktere einer Beziehung eine weitere Chance geben wollen oder nicht. Die Charaktere können darüber sprechen und dann die endgültige Entscheidung aber nicht aussprechen. Man könnte mit einer Frage enden oder einer ungewissen Zukunft. Dieses Ende bietet sich auch bei Mehrteilern gut an, um die Leser mit einem Cliffhanger einzufangen und das Interesse zu halten.
d. Das emotionale Ende
Eines meiner bevorzugten Enden, weil ich es liebe, traurige oder fröhliche Enden zu schreiben. Bei diesem Ende fokussiert man sich darauf, die Emotionen der Leser zu beeinflussen. Dabei kann man zum Beispiel die Hauptperson sterben lassen oder auch eine sehr wichtige Person für unseren Charakter, um ein trauriges Ende hervorzurufen. Trennungen oder Zusammenbrüche, sowie der Untergang einer Welt bieten sich ebenfalls dazu an. Das fröhliche Ende ist genau das Gegenteil: Man fokussiert sich darauf, was der Charakter während der Geschichte gewonnen hat. Dies steht oft in starkem Kontrast zu dem Konflikt, der in den letzten Kapiteln stattgefunden hat.
e. Das reflektierende Ende
Bei diesem Ende beschäftigt sich der Charakter noch einmal damit, wie genau er an diesen Ort gekommen ist. Er reflektiert seine Entwicklung, die Erfahrungen, die er während des Buches gesammelt hat und denkt über seine Vergangenheit nach. Dies kann man oft auch sehr schön mit dem moralischen Ende verbinden.
Ich persönlich habe so gut wie alle davon schon gebraucht und freue mich schon darauf, auch die anderen einmal anwenden zu können. Ich muss gestehen, dass ich im Schreiben von traurigen Enden am besten bin. Gerade bei One Shots oder Kurzgeschichten greife ich oft auf traurige Enden zurück, weil mir dies am leichtesten fällt zu schreiben. Aber auch viele andere Arten habe ich bereits ausprobiert.
Wie zeitnah muss der Epilog/ das letzte Kapitel an die restliche Geschichte anknüpfen?
Epiloge haben keine zeitliche Begrenzung, was es für uns als Autoren ziemlich einfach macht, damit zu spielen. Epiloge sind zeitlich unbeschränkt, es ist egal, ob der Epilog direkt an das letzte Kapitel anschließt oder nicht. Der Epilog kann Wochen, Monate oder Jahre später geschehen. Auch ganze Jahrzehnte dazwischen sind möglich, solange es für die jeweilige Geschichte Sinn ergibt.
Auch ist es manchmal ganz interessant, die Sichtweise im Epilog zu wechseln und beispielsweise aus Sichtweise der Kinder/Enkel der Hauptcharaktere zu erzählen, weswegen logischerweise eine große Zeitspanne zwischen letztem Kapitel und Epilog liegen kann.
Anders verhält es sich mit dem letzten Kapitel, welches relativ zeitnah nach dem vorletzten Kapitel erfolgen sollte. Ansonsten macht es keinen Sinn, ein letztes Kapitel zu haben und man sollte es Epilog nennen. Denn dies ist dann der eigentliche Zweck, den euer letztes Kapitel erfüllt. Stellt euch also beim Schreiben die Frage, ob ihr gerade wirklich an einem letzten Kapitel arbeitet oder schon an einem Epilog.
Wann sollte ich wissen, wie meine Geschichte endet?
Dadurch, dass ich schon unzählige Meinungen dazu gelesen habe, bin ich der Ansicht, dass es hierzu keine allgemeingültige Antwort gibt.
Ich kann nur von mir persönlich und meiner eigenen Erfahrung beim Schreiben berichten.
Grundsätzlich ist es so, dass ich immer eine Grundrichtung brauche, ein paar Meilensteine, in der sich die Geschichte und meine Charaktere entwickeln. Jedoch kenne ich persönlich so gut wie nie das Ende meiner Geschichten. Meistens habe ich 2-3 mögliche Enden im Kopf und entscheide dann auf den letzten Metern wie die Geschichte ausgehen wird. In Extremfällen treffe ich diese Entscheidung auch erst in den letzten Kapiteln. Das funktioniert für mich persönlich ganz gut, weil ich während des Schreibens öfter einmal die Richtung wechsele oder sich meine Charaktere anders entwickeln, als ich gedacht hätte. Da bietet es sich bei mir nicht an, starr an einem Ende festzuhalten.
Ich muss gestehen, dass es mir manchmal auch sehr schwer fällt, mich am Ende für eine Lösung zu entscheiden und gerade bei meinem letzten Buch hatte ich lange Zeit zwei mögliche Szenen im Kopf. Es hat mir im Herzen wehgetan, mich für eine der beiden Szenen entscheiden zu müssen, weswegen ich das Schreiben ein paar Tage vor mir hergeschoben habe.
Die eigentliche Aussage des Ganzen: Meiner Meinung nach braucht ihr das Ende der Geschichte nicht vor Beginn des Schreibprozesses zu wissen, ihr braucht bloß ein paar Schlüsselszenen
beziehungsweise eine Richtung, auf die ihr hinarbeiten könnt.
Muss man das Ende schreiben, was die Leser lesen wollen? Muss ich meine Leser unbedingt zufrieden stellen?
Ganz klare Antwort: Nein. Zumindest nicht, wenn man sich damit selbst nicht zufrieden stellt. Denn letztendlich schreibt ihr eine Geschichte primär für euch selbst und wenn euer Herzblut nicht an dem Ende der Geschichte hängt, dann merkt dies auch der Leser. Glaubt mir, versucht nicht, euer Ende zu verwerfen, bloß weil ihr eure Leser zufriedenstellen wollt. Eure Leser werden nie nach einem traurigen Ende verlangen, dennoch kann es schön sein zu lesen. Tut euch und euren Lesern bitte den Gefallen und bleibt euren Prinzipien treu.
Man merkt es beim Lesen, wenn ihr ein Ende nur deswegen schreibt, weil ihr eure Leser glücklich machen wollt.
Meiner Meinung nach kann man mit dem falschen Ende einer Geschichte die komplette Story zerstören. Also nehmt euch bitte genügend Zeit, die Geschichte auch vernünftig enden zu lassen und klatscht nicht einfach die erstbeste Idee hin, nur weil ihr das Buch zu Ende bringen wollt. Glaubt mir, ihr werdet es bereuen, wenn ihr den erstbesten Abschluss wählt.
Wenn das Ende nicht stimmt, dann besteht die Gefahr, dass das ganze Buch leidet.
Für mich persönlich ist übrigens der letzte Satz (beziehungsweise der letzte Absatz) einer Geschichte unheimlich wichtig. An diesem schreibe ich sehr viel länger als am ersten Satz der Geschichte, auch wenn dieser ebenfalls eine große Bedeutung hat.
Mir als Autor gibt der letzte Satz der Story die Möglichkeit, alles in Perfektion enden zu lassen und ich fummele so lange an den letzten Worten herum, bis ich hundert prozentig zufrieden mit diesem bin. Vorher ist meine Geschichte in meinem Kopf für mich nicht beendet, was allerdings auch nur eine verquere Eigenschaft meinerseits sein kann.
Ich liebe letzte Sätze (von Kapiteln) ohnehin, weswegen ich den letzten Satz des Epilogs jeder meiner Geschichten liebe und darauf so viel wert lege.
Das Gefühl, wenn man eine Geschichte beendet, ist übrigens einfach unbeschreiblich schön und gleichzeitig erleichternd. Es ist Glück und Trauer zugleich. Trauer, weil man seine Geschichte und die Charaktere, die man während des Schreibens liebgewonnen hat, gehen lassen muss. Aber das pure Glück, weil man etwas geschaffen und wahrlich zu Ende gebracht hat, überwiegt bei mir immer. Ich wünschte, jeder von euch könnte dies einmal im Leben fühlen, denn es ist wirklich etwas Besonderes.
Fragen:
1. Wie fühlt ihr euch am Ende einer Geschichte? Wenn ihr den letzten Satz geschrieben habt?
2. Enden eure Geschichten mit einem Epilog oder einem letzten Kapitel?
3. Welche Arten von Enden habt ihr schon gebraucht?
4. Welche Art von Ende fällt euch beim Schreiben am leichtesten?
5. Schreibt ihr gerne Epiloge? Oder quält ihr euch eher?
6. Welche Enden bevorzugt ihr als Leser?
7. Wie viele Geschichten habt ihr bereits beendet?
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