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Wieder auf dem Polizeirevier

,,Erzähl!", forderte Taddl seinen Freund auf, nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten und Simon ihm eröffnet hatte, dass ,,etwas ganz, ganz Furchtbares" passiert war. Schweigend hörte er die aufgeregt vorgebrachte Schilderung an und versuchte dann, seinen aufgelösten Freund zu beruhigen.

,,Vielleicht ist es ja auch eine ganz harmlose Befragung, wegen so was kommt man noch lange nicht ins Gefängnis. Ich kann auf jeden Fall mitkommen, wenn du willst. Aber wäre es nicht vielleicht wirklich schlau, einen Anwalt zu nehmen, wenn die das schon so oft sagen?"

Das wollte Simon jedoch unter keinen Umständen. Er wollte auf gar keinen Fall mit zwei fremden Menschen in einem Raum sitzen und Fragen beantworten, bei denen er sich schuldig fühlte, obwohl er rein gar nichts verbrochen hatte. Taddl sollte mitkommen und ihm die Hand halten, so wie Kim es tun würde, wenn sie da wäre.

Simon hatte dem Beamten am Telefon für zwei Uhr zugesagt und sah nun fast minütlich auf die Zeitanzeige von Taddls Computer, während er ihn dabei beobachte, wie er mit Sounds experimentierte und Effekte über Tonspuren legte. Er befürchtete immer noch ein wenig, die Nacht hinter Gittern verbringen zu müssen.

Ganz ähnliche Sorgen plagten zu diesem Zeitpunkt den stämmigen Weißblonden, der gestern so übereilt Clebsch' Beerdigung verlassen hatte. Er machte gerade Pause und biss in ein mit drei dicken Scheiben Salami und einer Essiggurke belegtes Brötchen. Die Gedanken an den gestrigen Vorfall hatten ihn die ganze Zeit über nicht losgelassen und kehrten jetzt, da er nicht mehr durch seine Arbeit abgelenkt war, mit voller Wucht in sein Bewusstsein zurück. Hatte er gestern einen Fehler gemacht? Vielleicht wäre ja gar kein Foto von ihm in der Zeitung gelandet. Und selbst wenn doch: Wäre das wirklich so schlimm gewesen? Klar, ein paar alte Omis hätten sich vielleicht den Kopf darüber zerbrochen, ob und wie der eine Mann da hinten links mit dem Verstorbenen verwandt war, aber das wäre doch auch schon alles gewesen.

Er hätte nicht auf die Beerdigung fahren sollen, das war ihm jetzt auch klar. Aber die Verlockung, das Resultat seines Handelns noch einmal gebührend auszukosten, war gestern einfach zu groß gewesen. Und er hatte ja außerdem auch Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, sodass ihn hinterher niemand mit dieser Trauerfeier in Verbindung bringen konnte. Nur damit, dass jemand während des Gottesdienstes Fotos machen würde, hatte er nicht gerechnet. Es hatte ihn dermaßen aus dem Konzept gebracht, dass er sich so schrecklich auffällig verhalten hatte.

Andererseits hatte der kleine Reporter auch nicht sonderlich intelligent gewirkt. Wahrscheinlich hatte er sein Gesicht schon längst wieder vergessen. Und selbst wenn nicht: Wie sollte er mehr über ihn in Erfahrung bringen? Er konnte ja nicht durch ganz Köln laufen und sich jeden der über eine Million Einwohner persönlich ansehen.

Wenn der Mann mit den hellblonden Haaren Joshua Repp gekannt hätte, wäre ihm dieser letzte Gedanke sicherlich nicht so beruhigend erschienen.

Pünktlich um zwei Uhr trafen Taddl und Simon auf dem Polizeirevier ein und wurden erst einmal angewiesen, noch eine Weile zu warten, was Taddl als gutes Zeichen ansah. Würden sie Simon ernsthaft für einen Mörder halten, hätten sie ihn doch sicher gleich verhört und nicht erst eine halbe Stunde im Wartebereich sitzen lassen. Als sie schließlich ins Vernehmungszimmer gebeten wurden, war Simon vergleichsweise gefasst. Taddl hatte recht: Er hatte nichts verbrochen und musste einfach nur die Wahrheit sagen, dann konnte ihm niemand etwas anhaben.

Es war diesmal nicht die routinierte Kommissarin, der sich die beiden Musiker gegenüber sahen, als sie sich an dem polierten Tisch niederließen, sondern zwei ihnen unbekannte Männer, der eine noch sehr jung, der andere vielleicht mittleren Alters. Während der junge Polizist sehr aufgeregt und auch irgendwie erfreut wirkte, trug der ältere eine strenge Miene zur Schau. Taddl spürte im ersten Moment eine Aversion. Vielleicht hatte der Polizist etwas gegen seine Haarfarbe oder die Gesichtstattoos, oder er mochte Simons androgynes Erscheinungsbild nicht. Tatsächlich war beides der Fall, aber ihr Aussehen war nicht der Grund, weshalb sich Michael Kroll so reserviert, ja beinahe feindlich verhielt. Er war überzeugt, in Simon Clebsch' Mörder vor sich zu haben.

Und so ging es nach Erledigung der Formalitäten auch schon los: Kroll wollte wissen, ob Simon sich vorstellen könne, warum er noch einmal hatte kommen müssen, worauf der blonde Musiker natürlich keine vernünftige Antwort geben konnte. Es ging weiter mit seinem nichtvorhandenen Alibi am Abend des Mordes und dann kam der Polizist auch noch auf einen Beitrag Simons auf Twitter zu sprechen, den dieser schon fast wieder vergessen hatte, und brachte ihn damit vollständig aus dem Konzept. Wahrscheinlich hatte er auch genau das bezweckt, denn er nutzte den Moment, um Simon mit dem seiner Meinung nach stärksten Verdachtsmoment zu konfrontieren:

,,Können Sie sich erklären, warum ein ganzes Büschel Ihrer Haare bei der Leiche gefunden wurde?"

,,Büschel" war natürlich eine deutliche Übertreibung, es waren genau 21 Haare gewesen, aber es konnte ja nichts schaden, dem Täter ein wenig Angst zu machen. Vielleicht würde es ihn zu einem Geständnis verleiten, wenn er sich von der Beweislast erdrückt fühlte.

,,Ich ... nein, ich weiß nicht, ich hab nicht, also, vielleicht war es der Wind...", begann Simon, aber er beendete den Satz nicht, denn diese Möglichkeit klang sogar in seinen Ohren sehr weit hergeholt. Warum sollte auf dem CYBER-GEN-Gelände solch eine Menge Haare von ihm herumliegen? Auch war wohl kaum zu vermuten, dass sie irgendwie an Rainer hängengeblieben waren, als sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Das konnte bei einem Haar passieren, aber nicht bei so vielen auf einmal. Simon schwieg und schaute hilfesuchend zu seinem Freund, der links neben ihm saß und ebenfalls ziemlich ratlos dreinblickte.

Mit selbstgefälliger Mine legte der Kriminalbeamte nun ein Foto eines kleinen Sturmfeuerzeugs auf den Tisch und fragte, ob Simon dieses schon einmal irgendwo gesehen hatte. Dass dies der Fall war, wusste er, denn es war übersäht von den Fingerabdrücken seines Verdächtigen.

Taddl konnte sich trotz der ernsten Situation ein Grinsen nicht verkneifen, als er das Foto sah. Der darauf abgebildete Gegenstand schrie dermaßen nach seinem Freund, dass er sich sehr gewundert hätte, wenn er ihm nicht gehören würde: Das umgedrehte Kreuz, das in der Mitte gebrochene Herz sowie die gitarrespielende Hello Kitty im Emo-Look waren für den Kenner untrügliche Hinweise auf den jungen Künstler, der gerade das Gefühl hatte, dass hier einiges richtig schief lief.

Besser wurde es auch nicht, als Simon die Frage gestellt wurde, ob er denn sehr traurig über den Tod seines Freundes sei. Ob er denn auf seiner Beerdigung gewesen war. Aus welchem Grund er sich entschieden hatte, nicht hinzugehen. Ob er wisse, wo sich das Handy des Verstorbenen befand, das anscheinend spurlos verschwunden war, und noch einiges mehr. Der ältere Beamte wurde im Laufe des Gesprächs immer selbstsicherer, während der Jüngere die ganze Zeit über gar nichts sagte und vor allem Taddl beunruhigend fasziniert anstarrte.

Als sie nach einer gefühlten Ewigkeit endlich gehen durften, verschwand Simon erst einmal auf der Toilette. Er hatte im Prinzip auf so gut wie jede Frage mit ,,Keine Ahnung" geantwortet, fühlte sich ziemlich schlecht und wollte für einen Moment allein sein.

Taddl ließ sich auf einen der roten Plastikstühle nieder, um auf seinen Freund zu warten. Er tat ihm gerade fürchterlich leid und er hoffte nur, dass die Polizei bald herausfinden würde, wie vor allem Simons Haare an den Tatort gekommen waren. Alle Erklärungen, die Taddl spontan einfielen, klangen nämlich ziemlich unwahrscheinlich. Die unwahrscheinlichste Variante war in seinen Augen aber immer noch, dass Simon wirklich etwas mit dem Verbrechen zu tun hatte und sich zum Zeitpunkt des Mordes am Tatort befunden hatte.

Der Mann mit den blauen Haaren, die einen schönen Kontrast zu der größtenteils in rot gehaltenen Einrichtung des Wartebereichs bildeten, hatte erst kurze Zeit dagesessen, als der junge Polizist, der die ganze Zeit über so schweigsam gewesen war, eilig aus dem Vernehmungszimmer gerannt kam. Als er Taddl erblickte, blieb er abrupt stehen und kam dann mit einem schüchternen Grinsen langsam auf ihn zu.

,,Ehm, Taddl, könnten wir ein Foto machen?"

Taddl hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Aber natürlich, warum sollte er nicht auch Fans haben, die bei der Polizei arbeiteten? Es tat ihm leid, den jungen Kerl zu enttäuschen, aber er fühlte sich aktuell gar nicht in der Lage, lächelnd für die Kamera zu posieren. Dazu war er in Gedanken zu sehr besorgt um Simon. Außerdem hatte er sich die Haare heute Morgen nicht gewaschen und fand, dass er an diesem Tag ohnehin nicht besonders gut aussah, auch wenn hunderte Fangirls dem mit Sicherheit energisch widersprochen hätten.

,,Sorry", sagte er deswegen, ,,aber ich fühl mich grade wirklich nicht danach. Du weißt ja, was da drin grade abgegangen ist."

Der Beamte kaute auf seiner Unterlippe und machte keine Anstalten zu gehen.

,,Ich wünsch dir trotzdem noch 'nen schönen Tag!", unterbrach Taddl die Stille und hoffte, damit ein Ende der langsam unangenehm werdenden Situation herbeizuführen. Doch der Polizist rührte sich auch weiterhin nicht. Er überlegte.

,,Du machst dir Sorgen um Wavvy, stimmt's?", fragte er in verschwörerischem Tonfall. ,,Ich könnte dir Insider-Informationen geben, wenn du willst, euch auf dem Laufenden halten. Dann wüsstet ihr, was hinter den Kulissen so passiert..."

Taddl war sprach- und fassungslos. Versuchte dieser junge Polizist da gerade wirklich, geheime Informationen der Kriminalpolizei gegen ein Foto mit ihm zu tauschen? Selbstverständlich wollte Taddl im ersten Impuls empört ablehnen, aber dann dachte er an Simon. Wäre es nicht vielleicht wirklich eine Überlegung wert, wenn er seinem Freund damit einen Gefallen tun könnte? Simon kam ja jetzt schon fast um vor Sorge, dass man ihn jederzeit einsperren könnte.

Taddl hatte das Gefühl, sich erpressen zu lassen und seine Prinzipien zu verraten, aber Jakob Fließbach, wie der Beamte hieß, bekam sein Foto und zusätzlich noch eine Unterschrift mit persönlicher Widmung auf seine Umhängetasche.

Nachdem er versprochen hatte, sich über Whats App zu melden, verschwand er mit einem zufriedenen Grinsen und ließ einen perplexen Taddl zurück, der nicht ganz wusste, was er von der Sache halten sollte.




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Danke an jeden, der diese Geschichte bis hierher gelesen hat, und vor allem an diejenigen, die zusätzlich noch Sternchen oder Kommentare dagelassen haben. Habt mir eine Freude gemacht damit! :)

Ihr könnt an dieser Stelle wieder Fragen an die Charaktere stellen, wenn ihr wollt. Unter dem nächsten Kapitel werden sie dann von diesen höchstpersönlich beantwortet! ;)

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