60 - gib mir Zeit
Sky Holder
Ich werde durch mein Knurren meines Magens geweckt. Verschlafen schlage ich meine Augen auf, die denk immer noch vom Weinen geschwollen sind. Ich will gar nicht wissen wie ich aussehe. Langsam rapple ich mich hoc und sehe auf meine Uhr am Nachttisch. Zwei Uhr Nachmittag. Als ich mich nach dem Duschen auf das Bett lag, musste ich wohl gleich eingeschlafen sein. Mich wundert es ja, dass mich meine Mum nicht geweckt hat.
Ich schäle mich aus meiner Decke und mache meine Haare zu einem Dutt zusammen. Wieder meldet sich mein Magen und ich drücke meine Hände darauf, aber es hilft nichts.
Also schnappe ich mir mein Handy und gehe aus meinem Zimmer. Plötzlich dringt eine Stimme in mein Ohr. Seine Stimme. Von der ich mich so stark angezogen fühle, aber gleichzeitig will ich bloß davon laufen, wenn ich sie höre.
Ich überlege, ob ich runter gehen soll. Ich könnte ja warten bis Ben und er weg sind. Aber mein Magen will nicht so lange warten, er gibt schon wieder unmögliche Geräusche von sich, die ich nicht ignorieren kann.
Ich atme noch mal tief aus und ein bevor ich die Treppe runter gehe. Vielleicht sind sie ja im Wohnzimmer, und bemerken mich nicht. Ich kann ihm jetzt nicht unter die Augen treten und überhaupt, er hat ja Nerven hier aufzukreuzen. Was will er hier überhaupt? Ja gut, Ben und er sind mittlerweile dicke Freunde geworden aber hat er vergessen, dass ich auch hier wohne?
Ich habe Glück, die beiden sind im Wohnzimmer und gucken fern. Schnell husche ich vorbei in die Küche. Hastig öffne ich den Kühlschrank und häufe Essen auf ein Teller.
„Nein, bleib sitzen, ich hole uns was.",ertönt seine Stimme und ich bekomme Herzrasen. So schnell kann ich gar nicht schauen, steht Dean in der Küche. Unsere Blicken treffen sich und kurz sind wir beide in diesem Blick gefangen.
„Du hast vielleicht Nerven hier aufzukreuzen und mit meinem Bruder Spaß haben, und so tun als wäre nichts gewesen.",sage ich und senke den Blick. Meine Hände ruhen auf der Arbeitsfläche. Dean kommt darauf zu und steht mir genau gegenüber. Ich spüre seine Blicke auf mir, wie er mich eingehend mustert. Am liebsten würde ich ihm sagen, er soll das lassen, aber ich weiß, er tut was er will.
„Was hätte ich den tun sollen? Ben hat mich gefragt, ob ich komme. Wenn ich mich komisch verhalte, wegen uns, merkt er was. Und das sollte nicht passieren. Er weiß eh schon viel zu viel, mehr sollte er nicht wissen." Sein Ton ist streng und direkt.
„Ihr hättet auch wo anderes treffen können.",erwidere ich.
„Ich dachte einfach, du wärst vielleicht nicht da.",stottert er bloß herum.
„Zufällig wohne ich hier. Ich bin nicht ständig bei irgendwelchen Typen, die mir irgendetwas vor lügen nur um mich ins Bett zu bekommen.",sage ich wütend, stelle das Wasser wieder in den Kühlschrank und schlage die Kühlschrank viel zu fest zu als gewollt.
„Sky, bitte, können wir wenigsten in Ruhe darüber reden? Ich weiß, was ich dir angetan habe und es war falsch. Aber gib mir eine Chance. Du musst mich auch verstehen.",sagt er und seine Stimme wird wieder lauter. Ich sehe wie ich seine Muskeln vor Wut anspannen und ich hasse es ihn so wütend zu sehen.
„Ja, wir können reden, aber nicht hier, nicht heute und vor allen nicht wenn Ben da ist.",sage ich und versuche mich unter Kontrolle zu haben.
Kurz wird es still zwischen uns. Man hört nur den Fernseher vom Wohnzimmer.
„Bereust du gestern Nacht?",fragt er schließlich und seine Stimme ist plötzlich ganz anderes. Zerbrechlich. Ich sehe ihn an und muss wirklich überlegen was ich sage.
„Nein, ... nein ich bereue es nicht.",sage ich leise und senke wieder den Blick. Plötzlich kommt Ben herein und sieht zwischen uns hin und her.
„Oh, ähm störe ich?",fragt er ruhig. Dean und ich sehen uns bloß an und sagen nichts.
Plötzlich drehte sich Den zu ihm um und sieht ihm in die Augen. „Gibst du uns noch fünf Minuten?",sagt er ruhig aber sehr direkt. Ben sieht mich kurz an, doch dann nickt er und geht.
Dean wendet sich wieder zu mir zu, aber ich senke den Blick. Warum tut er mir das an? Warum steht er jetzt hier vor mir und will mit mir reden? Ich brauche Abstand und Zeit. Ich kann jetzt nicht darüber reden.
„Ben wird sicherlich fragen.",sagt er schließlich.
„Ja das wird er."
„Sky, aber bitte sei vorsichtig. Du darfst ihm nichts erzählen, ich meine es ernst. Ich hätte es niemanden erzählen dürfen, es ist schon gefährlich genug wenn du es weißt ..."
„Du hättest es für dich behalten sollen." Meine Stimme ist leise aber deutlich. Dean stoppt und ich sehe ihn an. „Du hättest es mir nicht sagen sollen.", wiederhole ich.
Dean sieht mich entgeistert an, als kann er nicht glauben was ich da von mir gebe.
„Sky, ich ... ich wollte dich nicht länger belügen, ich konnte dir nicht mal mehr richtig in die Augen sehen.",sagt er und ich merke wie seine Wut wieder steigt.
„Ach aber zum vögeln hat es gereicht? Da musstest du mir ja nicht in die Augen sehen.",platzt es mir heraus. Dean starrt mich an und ein paar Sekunden vergehen, bis er sich wieder fängt.
„Weißt du, ich dachte es sei einfacher. Neues Land, neue Identität. Neu anfangen, alles hinter mir lassen. Aber ich hatte schnell gemerkt, dass ich vor Rider nicht sicher bin. Die ganzen Drohungen. Und dann gab es da noch dich. Ich wusste es von Anfang an, dass es für mich gefährlich sein würde, wenn ich mich auf dich einlasse. Immer wieder haben sie mir gesagt, dass ich ja keine engen Beziehungen eingehen soll. Es könnte mir zum Verhängnis werden und ich könnte mich verplappern." Er macht eine kurze Pause. Ich merke, wie er sich zusammen reißen muss, um nicht herum zu brüllen. „Aber ich habe mich trotzdem auf dich eingelassen. Und weißt du warum? Weil ich dich brauchte, du gabst mir Sicherheit, hast mich das alles vergessen lassen und vor allem, weil ich mich in dich verliebt habe. Ich weiß nicht, was ich dir noch alles sagen soll, dass du uns und vor allem mir eine Chance gibst. Weißt du, ich hab es so schon schwer genug. Innerlich zerbreche ich fast, weil ich genau weiß, dass mir Rider eine Knarre an den Kopf halten wird, und ich schwöre dir, lange wird es nicht mehr dauern bis er hier ist. Wenn du mich jetzt auch noch verlässt, dann ..." Ich sehe ihn an und ich muss verkrampft meine Tränen zurück halten. In seinen Augen spiegelt sich die pure Angst und Traurigkeit wieder. Die Augen eines kleine Jungen, der eine riesen Angst verspürt.
Vergeblich versuche ich immer noch die Tränen zurück zu halten, aber sie kullern langsam über meine Wangen.
„Dean ... ich brauche einfach Zeit. Gib mir bitte Zeit.",flüstere ich.
„Du hast alle Zeit der Welt, aber ... meine Zeit läuft ab. Rider ist sicherlich schon hier ins San Francisco.",sagt er, dreht sich um und geht.
Total verheult lässt er mich in der küche alleine zurück. Ich starre auf das Teller, das mit Essen beladen ist, hinunter und der Appetit ist mir sichtlich vergangen. Ich schere den Teller weg und verlasse ebenfalls die Küche.
Oben in meinem Zimmer, ziehe ich mich hastig um, wische mir die Tränen weg und schnappe mir meine Tasche. Eins weiß ich, ich muss dieses Haus verlassen. Ich brauche Abstand zu ihm, zu allem.
Freue mich auf Komentare! :)
SummerOF_Love
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