59 - Tag danach
Sky Holder
Ich spüre den harten Boden unter mir. Mein ganzer Körper schmerzt. Viel zu schnell schlage ich meine leicht geschwollenen Augen auf. Als ich das Bett vor mir sehe, kommen Erinnerung an letzte Nacht hoch. Schöne Erinnerungen, die ich auf keinen Fall vergessen will.
Ich richte mich hoch und lehne mich an die Tür hinter mir. Langsam sehe ich an mir runter und bemerke das ich sein Shirt anhabe. Wieder atme ich seinen unvergleichlichen Duft ein und schließe dabei die Augen.
Ich versuche auf die Beine zu kommen und suche meine Tasche im Zimmer. Schnell krame ich mein Handy heraus und sehe, dass ich zehn versäumte Anrufe von Em und zwei von Ben habe.
Em hatte ich gestern ganz vergessen nachdem ich vor diesem Typen geflüchtet bin. Sie macht sich wahrscheinlich schon Sorgen also beschließe ich ihr zu schreiben, dass es mir gut geht. Was ziemlich gelogen ist, aber ich will nicht, dass sie sich noch mehr Sorgen um mich macht. Ben beschließe ich später an zu rufen, da er sicher noch schläft. Es ist ja „erst" neun Uhr morgens.
Ich packe es wieder zurück in meine Tasche und überlege ob ich mich umziehen soll. Aber ich habe nur mein Kleid von gestern hier, also behalte ich das Shirt an. Ich gehe zur Türe und lausche ob ich von ihm etwas hören kann, doch es ist still. Langsam und vorsichtig drücke ich die Türklinke hinunter und öffne die Tür. Als ich im Flur stehe kommt mir der Gedanke, zu verschwinden, aber jetzt einfach abzuhauen wäre dumm. Wir müssen reden, obwohl ich nicht will aber es muss sein.
Ich gehe ins Wohnzimmer und entdecke ihn auf der Couch. Er schläft und hat nur seiner Boxor an. Der eine Arm hängt von der Couch runter, der andere liegt über seinen Bauch. Er sieht so friedlich aus wenn er schläft, als hätte er das alles nicht erlebt. Mein Blick huscht über seinen Körper und immer wieder muss ich feststellen, wie unglaublich gut er aussieht. Für ein paar Sekunden kann ich vergessen was er mir gestern über sich und sein Leben erzählt hat. Aber nur kurz. Und dann muss ich an seine Worte denken. Drogen, Zeugenschutzprogramm, Rush McCormac. Immer wieder denke ich an diesen Namen und stelle mir vor ihn Rush zu nennen. Ich weiß nicht warum, aber dieser Name passt irgendwie besser zu ihm als Dean.
Ich setzte mich auf die kleine Stufe vor der Balkontür und betrachte ihn. Plötzlich entdecke ich eine kleine Narbe oberhalb seiner Hüfte. Bilder entstehen vor meinem geistigen Auge wie er zusammengeschlagen wird und sein eigenes Blut an seinem Körper klebt. Mir rinnt es kalt den Rücken runter und ich schüttle leicht den Kopf.
Rush. Plötzlich ist er mir völlig fremd. Ich hatte das Gefühl ihn zu kennen, aber wenn ich so darüber nachdenke, weiß ich eigentlich nichts über ihn, na ja bis jetzt jedenfalls. Er hat mir wenig über sich erzählt, und wenn war es wahrscheinlich gelogen. Immer wenn ich ihn etwas über sich fragte, verkrampfte er sich sofort und machte dicht. Aber jetzt weiß ich warum.
Ich weiß nicht ob ich ich hassen soll oder ihn verzeihen soll. Aber das kann ich nicht, noch nicht. Ich muss das alles erstmal verarbeiten.
Plötzlich bewegt er sich und ich bekomme eine leichte Panik, doch ich versuche ruhig sitzen zu bleiben. Er streift mit seiner Hand über sein Gesicht und schlägt die Augen auf. Sofort fällt sein Blick auf mich und lässt mich nicht mehr aus den Augen. Ich weiß, dass er versucht meinen Ausdruck zu analysieren. Schweigend sitzen wir da und gucken uns an. Als wären wir zwei völlig Fremde.
Dean McMillan
Sie sitzt da, trägt mein Shirt und guckt mich an. Ihr Ausdruck in den Augen sagt nichts was sie denkt oder fühlt. Jetzt wird mir noch mehr bewusst, wie sehr ich ihr wehgetan habe.
Ich rapple mich hoch und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Es ist still, zu still. Die Sonne scheint fröhlich herein, macht aber die ganze Situation nicht besser.
Es tat zwar gut, das alles laut auszusprechen, es jemanden zu erzählen aber jetzt wünschte ich mir, es Sky nicht gesagt zu haben. Ich weiß, sie wird mich hassen, mir nie wieder so sehr vertrauen aber jetzt ist es zu spät. Sie weiß, wer und was ich bin.
Ich richte meinen Kopf wieder in die Höhe und sehe sie an. Sky mustert mich immer noch. „Bitte tu mir einen Gefallen, hass mich nicht.",sage ich schließlich zu ihr.
„Ich hasse dich nicht, ich bin nur enttäuscht von dir und ich weiß nicht ob ich dir jemals wieder so vertrauen kann.",antwortet sie und senkt kurz den Blick.
„Mich überrascht es, dass du immer noch hier bist, bei mir.",spreche ich weiter.
„Ja mich auch.",sagt sie. „Ich spielte kurz mit dem Gedanken, zu gehen und dich alleine zu lassen, aber ich konnte nicht, weil mir deine Worte wieder eingefallen sind. Dass du mich liebst aber ich bin mir nicht sicher, ob mich Rush auch liebt."
Sie sieht mich wieder an. „Sky bitte, es ist nur ein Name, er sagt nichts über meine Persönlichkeit, über meine Gefühle aus. Sky, ich bin immer noch ich, nur heiße ich Rush, aber meine Gefühle für dich sind echt, ich liebe dich Sky."
„Ich weiß einfach nicht ob dir wieder so vertrauen kann. Du hast mich die ganze Zeit über angelogen und mir etwas vorgespielt. Am Anfang dachte ich, du hast dich auf mich eingelassen damit dir nicht langweilig wird."
„Und was denkst du jetzt?",frage ich nach und überkreuze meine Finger.
Sky schüttelt den Kopf. „Ich weiß es nicht, Dean." Sie lässt ein abfälliges Lachen von sich. „Plötzlich fühlt es sich komisch an, dich Dean zu nennen, obwohl du einfach für mich Dean heißt."
Ich antworte nicht darauf sondern mustere sie weiterhin.
„Ich weiß nicht warum ich das alles verdient habe. Zuerst die ganze Sache mit Alex und dann kommst du daher, stellst mein ganzes Leben auf den Kopf und dann sagst du mir, dass du jemand ganz andere bist. Ich überlege die ganze Zeit, was ich falsch gemacht habe, ..."
„Du hast nichts falsch gemacht, Sky, überhaupt nichts.",sage ich sofort und sehe ihr ernst in die Augen. Es wird für eine kurze Zeit still zwischen uns.
„Aber auf der anderen Seite bin ich froh, dass wir uns getroffen haben. Wahrscheinlich wäre ich immer noch mit Alex zusammen und er hätte mich wieder geschlagen, oder mich schließlich dazu gezwungen, dass ich mit ihm schlafe. Ich weiß es nicht. Aber eins weiß ich, er hat mich schlechter behandelt als du es getan hast, obwohl du mir die ganze Zeit etwas vorgelogen hast."
„Es tut mir alles so leid, Sky. Ich wünschte es wäre nicht so gekommen.",sage ich und stehe auf. Auch Sky erhebt sich. Ich gehe auf sie zu, doch ich merke, wie sie von mir zurückweicht.
„Das schlimme ist, ich kann dir nicht mal böse sein, weil ich jetzt weiß, was du durchmachst.",sagt sie schließlich und geht wieder in mein Schlafzimmer.
Eine Minute später kommt sie wieder zurück und trägt ihr Kleid von gestern. Ihre Haare hat sie zusammengebunden in der einen Hand hält sie ihre Tasche, in der anderen ihr Schuhe. Sky bleibt unter der Tür stehen und guckt mich an. Ich gehe ein paar Schritte auf sie zu, doch ich halte einen Abstand.
„Soll ich dich nach Hause bringen?",frage ich schließlich.
Sofort schüttelt sie den Kopf. „Nein, ich ... ich will einfach alleine sein.",erwidert sie. Ich nicke bloß.
„Danke.",sagt sie plötzlich. „Danke, dass du mir gestern geholfen hast, und danke, dass du mir alles erzählt hast, ich weiß es war nicht leicht für dich.",sagt sie und wendet sich um. Ich sehe ihr noch zu wie sie den Flur entlang huscht und schließlich aus meiner Wohnung verschwindet.
Sky Holder
Als ich zu Hause die Tür aufsperre, höre ich sofort zwei Stimmen aus der Küche. Die eine ist von Ben, aber die andere habe ich noch nie gehört. Meine Eltern sind nicht zu Hause, da es ja Samstagvormittag ist und sie einkaufen sind. Wie jede Woche.
Ich betrete die Küche und sehe Ben, der sich mit einem anderen Jungen unterhält. Die beiden Lachen und merken gar nicht, dass ich unter der Tür stehe. Erst als ich näher komme, sehen sie auf und gucken mich überrascht an.
„Hey, Sky. Wo warst du denn die ganze Nacht? Hast du bei Em übernachtet?",begrüßt mich Ben sofort und sein überraschter Ausdruck in seinem Gesicht verschwindet.
Ich nicke zögerlich. „Äh ja, ich hab bei Em übernachtet.",sage ich leicht abwesend. Ich sehe den Jungen an, der zwischen mir und Ben hin und her guckt. Seine braunen Locken hängen ihm etwas ins Gesicht und wenn ich ihn genauer betrachte, sieht er sehr sympathisch aus.
Ben bemerkt meinen verwirrten Blick. „Äh ja das ist Phil, ein Kumpel aus der Schule. Phil das ist meine Schwester Sky."
Phil nickt mir bloß zu und ich zwinge mich zu einem Lächeln und nicke ebenfalls. Völlig neben der Spur stehe ich herum und weiß nicht wirklich was ich tun soll. Mein Kopf schmerzt und mein Gedanken kreisen nur um Dean. Nur flüchtig nehme ich meine Umgebung war. So wie auch jetzt, als Ben vor mir steht.
„Sky, ist alles okay? Du wirkst irgendwie ....",beginnt er doch ich falle ihm ins Wort.
„Nein, ich meine ja, es ist alles gut. Em und ich haben bloß mit dem Alkohol etwas übertrieben, war eine lange Nacht.",entgegne ich und wende mich zum gehen. Doch bevor ich die Küche verlasse, ertönt Ben's Stimme nochmal.
„Habt du und Dean nochmal gesprochen? Ist alles okay zwischen euch?",ruft er und ich drehe mich langsam zu ihm um. Krampfhaft kämpfe ich gegen die Tränen an. Meine Hände umklammern meine Tasche.
Und wie wir uns ausgesprochen haben. „Ja, zwischen Dean und mir ist alles okay.",erwidere ich und nicke.
„Also hättest du nichts dagegen, wenn er heute vorbeikäme? Ich meine, ihr seit ja nicht mehr zusammen.", spricht er weiter.
Ich schüttle den Kopf und drehe mich schließlich um, um die Küche endgültig zu verlassen. Länger hätte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten können. Ich stürme die Treppe hoch, während meine Tränen die Wangen runter kullern. Reiße meine Zimmertür auf und sperre mich im Zimmer ein. Fast schon wütend zerre ich an dem Kleid herum und reiße es mir vom Leib. Schnappe mir frische Sachen und gehe so schnell wie möglich ins Badezimmer. Vielleicht hilft eine warme Dusche um ich etwas zu entspannen.
Was meint ihr, soll Sky tun? Freue mich auf eure Meinungen. :)
SummerOF_Love
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