7
«Tschüss, Dad. Tschüss, Papa», heulend lag ich in den Armen meiner Väter, «Danke für alles», flüsterte ich und meine Stimme brach.
Nicole und Tyler kamen auf uns zu und auch James schloss sich der Umarmung an.
«Lebt wohl Tante Nicole und Onkel Tyler», verabschiedete ich mich von den beiden Blondhaarigen.
«Du warst immer wie ein Cousin für mich», flüsterte ich James so leise zu, dass nicht einmal Lykanerohren mich hören konnten.
James hatte sein Gehör schärfer gestellt als das eines Lykaners und so hörte er mich, «Ich hab dich auch lieb, Andrea.»
Fest drückte ich ihn an mich und atmete ein paar mal zittrig ein und aus, bevor ich mich wieder einigermassen beruhigt hatte und mich Kyran zuwandte.
«Wir können gehen.»
«Na prima! Bye, bye Familie meiner Mate», winkte er leicht und murmelte dann zu sich selbst, «...und kleiner Drecksköter», keine Ahnung, wen er damit meinte.
❥︎ ❥︎ ❥︎
Seit mehreren Stunden schon sassen wir nun im Flugzeug und ich hatte keine Ahnung, wo wir hinflogen.
Jedes Mal, wenn ich ihn fragte, dann zuckte er nur mit den Schultern und murmelte: «Das wirst du schon noch sehen.»
Arsch.
Eine Stewardess lief an mir vorbei und ich fragte sie, wo die Toiletten seinen, «Dort hinten», antwortete sie freundlich und zeigte in eine Richtung.
Dankend erhob ich mich und lief in die eben gezeigte Richtung.
Vor der Tür hielt ich eine weitere Angestellte auf, «Entschuldigen Sie, wohin geht dieser Flug?»
Überrascht sah mich die schwarzhaarige Fremde an, «Das wissen Sie nicht?», sie sprach die Worte nicht aus, sondern formte sie mit ihren Lippen.
Ich schüttelte den Kopf und machte eine schreibende Bewegung. Sie verstand sofort und reichte mir einen Block und einen Stift.
Flink schrieb ich, da ich nicht wusste, ob Kyran mir hinterherkommen würde, wenn ich zu lange bräuchte.
Ich bin hier unfreiwillig.
Weiss nicht wohin wir fliegen.
Mein Mate hat mich einfach mitgenommen.
Ich schrieb ihr auch das mit meinem Seelengefährten auf, da ich riechen konnte, dass sie ein Werwolf war.
Der einzige Grund für meinen neutralen und 'menschlichen' Geruch waren Räucherstäbchen. Sie neutralisierten den Lykanerduft und vertuschten somit meine wahre Natur.
Erschrocken sah mich die Schwarzhaarige an. Ich konnte nur nicken.
Dann schrieb sie mir meine Antwort.
Wir fliegen nach Saphirna.
Eine Insel.
Bekannt für die vielen Gewässer und die Berge.
Viel Glück Mädchen.
Ich lächelte die Fremde noch kurz an, bevor ich mich auf die Toilette des Flugzeugs zurückzog.
Saphirna. Ein Land, von dem ich geglaubt hatte, dass ich es nie sehen würde.
Um wieder runterzukommen spritzte ich mir ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht, bevor ich wieder zurück zu Kyran ging.
«Guten Tag Passagiere, ich heisse Sie ganz herzlich in Saphirna willkommen. Draussen herrschen 28 Grad und die Sonne scheint, ein paar weige Wolken sind zu sehen, ansonsten ist der Himmel wolkenfrei», erklang die muntere Stimme des Piloten kurz nachdem ich mich gesetzt hatte.
Gespielt überrascht sah ich zu dem Braunhaarigen, «Saphirna?», fragte ich.
«Mein Heimatland. Es gibt schöne, grosse Seen und Berge hier», mehr sagte er dazu nicht, sondern blickte nur abwesend aus dem Fenster neben ihm.
Ich nutzte meine Chance und sah mir kurz meine Kette an. Der rote Rubin funkelte kurz, dann wurde er matt und verfärbte sich schliesslich blau. Tarnung, das war jetzt angesagt.
Kaum waren wir gelandet, packte Kyran mein Handgelenk und schleifte mich mit sich rum. Als Kind hatte ich mir so etwas romantisch vorgestellt, doch nun war es nur schmerzhaft und nervig.
Ich wollte gerade einen neuen Protestversuch beginnen, als mir eine grosse Portion Pommes in die Hand gedrückt wurde.
Aww, er hat mir wenigstens Essen besorgt.
Fröhlich lief ich ihm mit den Pommes in der Hand hinterher, mir blieb nichts anderes übrig, da er nach wie vor an meinem anderen Handgelenk zog.
Als wir bei einem Auto ankamen, lies er mein Handgelenk los, nahm mir die Pommes aus der Hand und schob mich regelrecht auf die Rückbank. Dann machte er die Türe zu, schloss das Auto ab, da er mir nicht vertraute und lehnte sich draussen an das Gefährt.
Ich tippte darauf, dass er so lange die Sonne von Saphirna nicht gesehen hatte, dass er sie kurz geniessen wollte. Doch das machte mir nichts aus, schliesslich hatte ich die Pommes, die er mir gekauft hatte.
Moment mal, wo sind die Pommes hin?
Verwirrt suchte ich das kleine Auto ab, doch die goldenen Fritten blieben verschollen. Traurig schnallte ich mich an und sah aus dem Fenster.
Genau in dem Moment schob sich mein Erasthai eine der frittierten Kartoffelstangen in den Mund.
Da trug ich diesem Blödmann die Pommes und dann ass er sie ganz alleine. Er hatte sie also doch nur für sich selbst gekauft, was hätte ich auch anderes erwarten sollen?
Die Fahrertür ging auf, Kyran setzte sich ans Steuer und ich rauchte förmlich vor Wut.
Er drehte sich nicht um, fragte nicht, ob es mir gut ging, sondern fuhr einfach los und ignorierte mich.
Ich wollte gerade ansetzen, ihm etwas an den Kopf werfen und ihn anschreien, als eine kleine schwarze Wand zwischen uns hochfuhr und meine Sicht auf ihn komplett versperrte.
Ich war nun auf die Rückbank beschränkt und konnte noch nicht einmal zur Windschutzscheibe hinausschauen.
Eine Weile sass ich noch sauer auf meinem Sitz, doch dann beobachtete ich den Wald und merkte, dass wir auf ein Schloss zufuhren. Auf der relativ dünnen, schwarzen Wand zeigte ein kleiner Bildschirm unsere Route an und dass wir noch eine Stunde zum Ziel bräuchten.
Um also meine Zeit sinnvoll zu nutzen machte ich es mir auf der Rückbank bequem, legte mich hin und schlief.
Nach einer Stunde leichten Schlafes wurde ich durch ein, «Bist du tot?», unsanft geweckt.
«Nein, aber bist du es?», fragte ich hoffnungsvoll zurück.
«Nee, da hast du Pech. Komm, steh auf. Ich hab ein eigenes Zimmer für dich, aber–», weiter kam er nicht da ich aus dem Auto sprang, meine Tasche nahm und bereit vor ihm stand.
Ein eigenes Zimmer. Nett.
Er führte mich eine Treppe hoch und meinte nebenbei, dass sein Zimmer gleich gegenüber wäre. Dann schmiss er meine Tasche in mein Zimmer, knalle die Tür zu und als ich ihn verwirrt ansah zuckte er nur mit den Schultern.
«Meine Eltern und mein Grossvater bitten um eine Audienz», damit packte er mein Handgelenk und zog mich mit sich.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro