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Spät in der Nacht landete das Flugzeug, wir stiegen aus und bestiegen kurz darauf eine Limousine. Diesmal wollte meine Mutter ein Gefährt mit mir und Azrael teilen und da wir meine Tante schlecht ausschliessen konnten, fuhren wir zu viert in einer Limousine, Platz gab es schliesslich genug.
«Das Kleid steht dir Liebes, wenn es dir gut gefällt, können wir es dir auch in Rosa und Rot machen lassen, dann kannst du es auch in der Öffentlichkeit tragen», machte meine Mutter den ersten Schritt und ich nickte.
Als ich merkte, dass sie sich wirklich mit mir unterhalten wollte, gab auch ich mir einen Ruck, «Danke Mama. Wie geht es dir eigentlich?», ich sah zu ihr auf und sah pure Erleichterung in ihren braunen Augen, meine blauen Augen hatte ich von meinem Vater.
«Ich hatte Angst um dich, aber dadurch, dass du mir immer wieder den Code: 'ich lebe noch' oder 'ich hab dich lieb' oder 'Geheimnis' geschickt hast, habe ich einfach meine Hoffnung nicht aufgegeben», sie blickte auf ihre Hände, «Meine Minister meinten immer, du seist tot», sie war kurz davor in Tränen auszubrechen, das sah ich ihr an.
«Wie bist du denn damals einfach so verschwunden?», fragte meine Tante Rina mit einem hinterhältigen Grinsen.
«Rina! Doch nicht jetzt, wo sie gerade erst wieder zurück ist. Stell doch nicht gleich solche Fragen!», beklagte sich meine Mutter sofort, ich sagte nichts. Schliesslich hatte ich noch reichlich Zeit ihr die Wahrheit über mein Verschwinden zu erzählen.
❥︎ ❥ ❥︎
Ich wachte in einem grossen Himmelbett auf, die Wände, die Bezüge und die Stühle waren allesamt blau.
Bin ich wieder in Saphirna? War alles ein böser Traum?
Konnte das sein? Dass ich weiterhin an Kyrans Seite war und mit ihm das Königreich regieren konnte? Ich wollte so gern, dass ich in Kyrans Zimmer aufgewacht war und deswegen das Zimmer nicht erkannte.
Es klopfte und ich setzte mich voll Hoffnung auf, «Prinzessin», kam jedoch zu meiner Enttäuschung Azrael herein und sah mich bei meinem hoffnungsvollen Blick trauernd und entschuldigend an.
Wie gut er mich doch kannte, «Wir sind in Rubinna Prinzessin», meine Sicht verschwamm und ehe ich mich versah strich mir Azraels warme Hand beruhigend über den Rücken, während ich mir zum vermehrten Mal in den letzten 48 Stunden die Augen ausweinte und heulend in mich zusammenbrach.
Wir können nicht zusammen sein. Egal, wie das Szenario verläuft. Wir werden immer auf der Seite des Feinds stehen. Nicht mal in unseren wildesten Träumen werden wir uns wiedersehen. Ich kann nur hoffen, dass er unsere schönen Erinnerungen behält, mich in einem guten Licht in Erinnerung behält.
«Du bist in meinem Zimmer», erklärte mir Azrael schliesslich nach einiger Zeit, in der ich mich beruhigt hatte, «Du hast auf der Heimfahrt so viel von dem Champagner in dich reingeschüttet, dass du dich am Schluss, als wir ankamen, geweigert hast in dein eigenes Zimmer zu gehen. Du wolltest nur ein blaues Zimmer. Deine Mutter hat das alles nicht wirklich mitbekommen, weil es eine Funktion in der Limousine gab, die eine Wand hochfahren liess», er machte eine Pause.
«Als du also nach einer guten Stunde der Unterhaltung mit deiner Mutter fandest, dass du jetzt schlafen wolltest, hast du die Wand hochgefahren und wie eine verrückte Alkohol in dich reingekippt. Weil es nur Champagner gab, hast du den leergetrunken und hast danach nur noch geheult», er überlegte.
«Irgendwann wolltest du dann auch mitten im Wald anhalten und meintest du 'würdest jetzt einfach zurücklaufen'. Von der Zimmersuche hat deine Mutter auch nichts mitbekommen, weil sie direkt ausgestiegen und ins Bett gegangen ist, während du dich für eine halbe Stunde geweigert hast und 'umkehren' wolltest», er malte immer wieder Gänsefüsschen in die Luft und mir wurde bewusst, dass mein Leibwächter wohl Nerven aus Stahl hatte.
«Tut mir leid Azrael, dass ich solche Umstände für dich bereitet habe. Noch dazu habe ich dir dein Bett weggenommen!», der Schwarzhaarige grinste nur und schüttelte den Kopf.
«Alles gut», winkte er ab, «Zieh dich jetzt erstmal an, wenn du willst kannst du auch duschen, du solltest aber zurück in dein Zimmer. Nur zur Sicherheit, ich will keine Schwierigkeiten mit deiner Mutter», ich nickte und hüpfte vom Bett, bevor ich Azrael stumm zuwinkte und aus dem Zimmer schlich.
In meinem Zimmer angekommen entledigte ich mich als erstes von dem übergrossen Oberteil, das ich mir wohl von Azrael geklaut hatte. Schliesslich hätte ich in dem Kleid, das ich zur Krönung Kyrans angehabt hatte, schlecht schlafen können. Gemächlich duschte ich als Nächstes ausgiebig, ich wollte die ganze Aufregung der letzten Stunden von mir waschen. Mich wieder frisch fühlend zog ich mir dann ein Kleid an, das wohl auf die Schnelle gekauft worden war, hier hatte ich nämlich nichts, da mein Gepäck in Saphirna zurückgeblieben war. All meine Sachen, die ich damals Zuhause im Whitetree-Rudel eingepackt hatte. Das einzige, was ich aus Saphirna hatte, waren das Kleid und die Krone, von der ich nicht wusste, wo sie geblieben war.
Hoffentlich habe ich die irgendwo sicher verstaut.
Es klopfte. Schnellen Schrittes ging ich zur Tür und so stand meine Mutter wenige Sekunden später vor mir.
«Reagan. Es ist für mich immer noch kaum fassbar, dass du wirklich hier bei uns bist. Zuhause, in Rubinna», sie lächelte mich war an, «Wie du weisst, wird bald deine Ausbildung zur Königin beginnen und da wollte ich dir noch einen Tag Zeit geben, um etwas zu machen, was dir am Herzen liegt. In nächster Zeit wirst du dafür zwar auch Zeit finden können, nunmal nicht so viel», erklärte sie mir und ich wusste sofort, was ich machen würde.
«Danke Mama», ich zog sie in eine enge Umarmung und ein Gefühl der altbekannten Geborgenheit durchströmte mich, «Ich weiss schon, was ich heute mache. Hab dich lieb, muss jetzt zu Azrael», damit drückte ich ihr einen Kuss auf die Wange und rannte dann den Gang runter, zu Azraels Zimmer.
«Ich bin wieder da!», stiess ich die Tür auf, «Wir gehen auf den Trainingsplatz, weisst du wo der ist?», der Schwazhaarige nickte nur, «Gut, da gehen wir hin», beschloss ich und der junge rubinnische Spion nickte wieder.
«Eure Majestät», ich sah ihn mahnend an, «Reagan–», korrigierte er sich, «–du solltest davor deine Haare zusammenbinden», ich seufzte, band jedoch meine Haare zu einem Pferdeschwanz.
«Sehr gut», er sah hinter mich, «Achtung!», hektisch drehte ich mich um, wurde jedoch an meinen Haaren gepackt, dann an meiner Schulter gehalten und zu Boden geworfen.
«Aua! Wofür war das denn?», fragte ich meinen Leibwächter verärgert.
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern, «Pass auf, dass niemand deine Haare als Vorteil benutzt», meinte er dann.
«Du bist zu unachtsam, konzentrier dich, wenn wir zum Trainingsplatz kommen.»
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