26
In eine Decke gewickelt wachte ich auf dem Sofa auf, kein Kyran in Sicht. Der Duft von Keksen lag in der Luft.
Oh nein! Die Kekse!
Blitzschnell stand ich auf und wollte in die Küche rennen, doch meine Beine gaben unter mir nach. Ich musste lange geschlafen haben, ausserdem war ich so wie's aussah beim Film und eingeschlafen, denn ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern mir das Ende mit Kyran angesehen zu haben.
Kurz blieb ich noch auf dem Boden sitzen, dann stand ich auf und konnte endlich in die Küche eilen. Meine Kekse mussten verbrannt sein, was auch sonst? Ich hatte bestimmt länger als 10 Minuten geschlafen.
Verdattert stand ich entsprechend im Türrahmen, als ich die Bleche sah und merkte, dass all meine Kekse prima durchgebacken auf der Arbeitsfläche lagen.
Die zweiten Kekse, sogenannte Mailänderli, sahen prächtig aus mit der dünnen, mitgebackenen Schicht aus Eigelb und Milch.
Die ersten Kekse, Planta-Herzen, lagen ausgekühlt bereit, sodass ich sie direkt mit der Glasur aus Puderzucker und Orangensaft bestreichen konnte.
Lecker!
«Andrea?», meinte Minna hinter mir und fragend drehte ich mich um, «Der ehemalige König, seine Majestät Erik, wollte nach Ihnen sehen», sobald sie ihren Satz beendet hatte, trat auch schon der Grossvater des Kronprinzen ein.
«Andrea», zum Gruss nickte er lediglich, «Ich habe mit Kyran gesprochen. Ihr werdet morgen früh aufbrechen», damit drehte er sich um und verliess die Küche.
«Warte Mal! Aufbruch? Wohin?», rief ich, doch ich stiess auf taube Ohren.
❥︎ ❥ ❥︎
Aufgeregt übergab ich dem Kutscher meinen Koffer. Ein altmodisches Köfferchen, bei dem Minna in Eriks Namen bestanden hatte, dass ich es mitnahm und darin meine Sachen mitnahm.
Leicht nervös schielte ich zu Kyran rüber, der mit seinen Eltern diskutierte. Azrael hinter mir verhielt dich ruhig.
«Über was denkst du nach, Prinzessin?», flüsterte er mir ins Ohr und sah mich von der Seite an, «Übrigens stehen wir unter einem Mistelzweig», bemerkte er noch, etwas leiser noch als zuvor.
«Ich bin nervös. Ich fahre schliesslich alleine mit Kyran zu einem kleinen Jagdschloss, nichtmal du darfst mit», erklärte ich und der Schwarzhaarige nickte.
«Was den Mistelzweig betrifft–», ich drehte meinen Kopf zu meiner Leibwache, wollte ihm gerade sagen, dass ich ihn auf die Wange küssen würde, doch da kam mir Azrael schon näher.
Sanft berührten sich unsere Lippen.
Erschrocken zuckte ich zusammen.
Zwei Sekunden. Es brauchte zwei Sekunden, bis ich realisierte, was passierte und meinen Kopf wegzog. Zurück zog, weg von Azrael. Weg von dem Moment der Nähe, den wir gerade gemeinsam erlebt hatten.
«Gut, dann wären wir hier auch fertig», damit lief ich zügig auf die Kutsche zu und stieg ein.
Länger hätte ich es da draussen nicht mehr ausgehalten.
Das Klingeln meines Telefons schrillte durch die Luft, schnell holte ich es raus und nahm, ohne zu sehen wer der Anrufer war.
«Hallo?»
«Hi, Schätzchen», meinte mein Vater.
«Hi Dad, schön dich wieder über den Hörer zu sprechen», erlaubte ich mir meinen Gedanken, der mir auf dem Herzen gelegen hatte, auszusprechen.
«Wie geht es dir?»
«Hm, nun ich hab grad eine Wache geküsst», flüsterte ich leise in den Hörer, «Ich sitze in einer schicken Kutsche, weil wir eine kleine Reise machen», sagte ich dann wieder in normaler Lautstärke, als ich Kyrans Schritte in Richtung Kutsche hörte.
«Eine Reise? Soso, wohin denn?», fragte er und erst jetzt bemerkte ich, dass ich rein gar nichts über die Reise wusste.
Ganz zu schweigen davon, ob meine gepackte Kleidung für das Wetter und Klima angemessen war.
«Ehrlich gesagt, Dad, weiss ich das nicht», meinte ich unbeholfen und seufzte, «Aber es wird schon, macht euch um mich bitte keine Sorgen.»
«Ach, ganz sicher, warte ganz kurz», sagte mein Vater versichernd, «Ethan! Komm her und rede mit deiner einzigen Tochter!», schrie er dann vom Hörer weg.
Bei der Vorstellung, wie Darwin seinen Mate ans Telefon rief und dieser so schnell es nur ging durchs Haus rannte, nur um mit seinem Kind zu reden, wurde mir ganz warm ums Herz.
Ich vermisse die beiden.
«Rea? Ich bin da, wie geht's dir?», hörte ich Ethan schwer atmend am Hörer.
«Das sollte ich doch dich fragen, Papa», lachte ich, «Mir geht's gut. Ich bin mir sicher, dass Dad dir alles nochmal erzählt. Du kennst ihn ja. Lasst mir bitte Nicole, Tyler und meine Freunde James und Zora grüssen. Ich hab euch beide lieb. Ich schaff das schon, und jetzt muss ich leider aufhängen, tschüss.»
«Wir haben dich auch lieb und wir grüssen alle ganz herzlich, gib gut auf dich acht», damit beendete er das Telefonat und ich liess mich in das Polster der Bank sinken.
«Schlaf.»
Perplex sah ich zu meinem Erasthai, der genau gegenüber von mir auf seiner gepolsterte Bank sass.
«Was?», krächzte ich und räusperte mich gleich darauf schnell.
«Die Fahrt ist lang, du solltest dich ausruhen. Also schlaf», sagte er kühl und ich nickte nur, hüllte mich enger in meinen Mantel und lehnte mich ganz am Rand der königsblauen Bank an das Fenster.
So würde ich im sitzen schlafen können. Ich war mir sicher, dass ich, wenn ich mich hinlegen würde, von der Bank fallen würde.
«Und du schläfst nicht?», fragte ich zaghaft.
«Nein.»
«Ok. Gute Nacht», sagte ich, um die Stimmung nicht ins Unangenehme rutschen zu lassen.
«Ja, gute Nacht.»
Stille. Ich wusste, er wollte noch etwas sagen, also schloss ich zwar meine Augen, doch so schnell einschlafen konnte ich nicht einmal selbst wenn ich es gewollt hätte.
«Warum hast du ihn geküsst?»
«Weil wir unter einem Mistelzweig standen.»
«Warum?»
«Weil jemand den da hingehängt hat, was kann ich denn dafür?»
«Nein. Warum? Konntest du ihn nicht einfach nicht küssen?», fragte er und ich bemerkte, dass sein ganzer Körper geradezu unter Spannung stand.
«Ich konnte doch nicht einfach weggehen», meinte ich genervt.
«Doch! Ich bin dein Erasthai! Nicht er!»
«Na und? Du interessierst dich ja nicht für mich! Was kümmert es dich dann, wen ich küsse?», schrie ich zurück.
Unsere Brustkörbe hoben und senkten sich vor Anstrengung.
«Ich schlafe jetzt. Gute Nacht. Kronprinz.»
«Gute Nacht. Miss Andrea Whitetree. Und ich habe einen Namen. Kyran.», presste er angespannt hervor, ich ignorierte seine Worte und vergrub mich in der Ecke, liess mich vom Traumland davontragen.
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