13
Eine Frau am Eingang machte auf sich aufmerksam und wir gingen zu ihr, die Friseurinnen und Friseure machten ihre Arbeit weiter und das Treiben kam wieder in Fahrt.
«Wir hätten noch einen Termin, der wäre aber erst in einer Stunde», sie sah uns fragend an und James nickte begeistert.
«Gut, dann können sie schon jetzt zahlen oder auch später», meinte sie.
«Später, wir werden uns jetzt im Rest der Stadt umsehen und dann sehen wir uns in einer Stunde. Wiedersehen», zog mich mein bester Freund aus dem Laden hinaus.
Man war das peinlich!
«So, wohin geht es jetzt?», fragte ich den Grünhaarigen.
«Was willst du denn machen? Ich habe keinen Plan», antwortete er mir und ich schüttelte belustigt den Kopf.
«Wie wäre es mit Essen?»
Seine Begeisterung war geweckt und er schleifte mich zu einem Café in dem wir schlussendlich nur ein Küchenstück teilten und die Zeit mit dem kostenlosen Wi-Fi und unseren Handys totschlugen.
Beim Friseur passierte auch nicht viel, meine Haare nahmen wieder ihre ursprüngliche dunkelblonde Farbe an und wir holten anschliessend Zora vom Flughafen ab. Die Fahrt vom Flughafen zurück zum Schloss zog sich in die Länge und so war es fast Abend, als das Schloss schliesslich in Sicht kam.
Kaum war ich ausgestiegen, kam ein rennender Kyran auf uns zu, die Arme ausgebreitet, auf seinem Gesicht spiegelte sich Sorge.
James und Zora gingen schon vor, schleppten Zoras Gepäck auf mein Zimmer und ich stand wie angewurzelt neben dem Auto.
Kyran rannte in vollem Lykanertempo auf mich zu und ich wollte gerade die Arme ausbreiten, um ihn umarmen zu können, als er gegen das Auto lief und seinen Kopf seitlich auf die Motorhaube legte.
«Mein armes Baby», umarmte er sein Auto.
Ich fühl' mich verarscht.
Während er abgelenkt war, legte ich den Schlüssel neben ihn und rannte so schnell ich konnte zurück ins Schloss und auf mein Zimmer.
«Ich bin so gut wie tot», keuchte ich, mit dem Rücken an der Tür und sah meine zwei Freunde an, die dabei waren bei mir einzuziehen.
«Er hat sein Auto umarmt und es sein armes Baby genannt, das muss bedeuten, dass er sauer auf mich ist», meine Freunde sahen nicht so aus, als würden sie meine Logik verstehen, doch sie sagten netterweise nichts.
«Andrea!», schrie Kyrans warme Stimme, leider in einem eiskalten Tonfall.
Ich rannte zum nächsten Fenster und riss es auf, kletterte hastig auf das äussere Fensterbrett und verschwand gerade noch rechtzeitig, als Kyran ins Zimmer stürmte.
«Wo ist sie?», knurrte er meine Freunde an und trat ans Fenster, da er in der Richtung meinen Geruch ausmachen konnte.
Ich jedoch war schon weit weg von dem Fenster, aus dem ich geklettert war. Zwar war ich in schwindelerregender Höhe, doch ich weigerte mich zurückzukehren. Er sollte mich ruhig hier sehen, an die Wand des Schlosses gepresst, auf einem winzigen Vorstoss stehend. Vielleicht würde er dann endlich aufhören so kindisch kühl mit mir umzugehen. Es war Wunschdenken, das wusste ich.
Doch mein Lykaner wünschte es sich so sehr, diese Aufmerksamkeit. Ein Zeichen, dass ihm etwas an uns lag.
In Gedanken versunken bemerkte ich Kyran relativ spät, der sich an mich heranpirschte oder eher zu mir herüberrutschte.
Ich wollte gerade weiter weg von ihm klettern, als ich seinen Blick bemerkte, der förmlich wehe-du-kletterst-weiter-dann-bringe-ich-dich-um schrie. Also blieb ich still stehen.
«Nicht noch einmal», knurrte er beinahe und kam noch näher, «Du hast Glück, dass ich dich nicht sofort mit den blonden Haaren erkannt habe.»
Mein Herz wummerte in meiner Brust.
Er griff zu meiner Hand, meinen schnellen Herzschlag ignorierte er. Ich wusste, dass er ihn jedoch hörte.
Mit einer fliessenden, kraftvollen Bewegung beförderte er mich zu sich, sodass wir Bauch an Bauch einander gegenüberstanden, mein linkes Bein zwischen den seinen. Er mit dem Rücken zur Wand, ich mit dem Rücken zur abgrundtiefen Schlucht.
Was hat er vor?
Zu sehr war ich mit der Situation überfordert, als dass ich mich irgendwie wehren konnte.
Dann, ohne ein weiteres Wort, sprang er ab.
Innerlich sagte ich Lebewohl.
Wir fielen.
Bis uns irgendetwas auffing.
«Ein Netz, ein magisches Netz, das zum Schutz von unserem besten Magier errichtet wurde», erklärte Kyran leise.
Kurz sah er hoch in mein Gesicht, unsere Augen trafen sich und gleich drauf sah er wieder weg.
Zu sehr war ich noch im Schock, sodass ich einfach nichts dazu sagte.
Wir waren am Leben. Ich lag in Sicherheit auf einem magischen Netz und Kyran auf mir.
Er liess den Kopf hängen, seinen Hals legte er auf meiner linken Schulter ab und ich liess ihn gewähren. Unsere beiden Lykaner brauchten das, diese Nähe zueinander und deswegen mussten wir uns einander öffnen. Eine kaum merkbare Vibration ging durch meine Brust, jedoch war ich nicht der Ursprung.
Sachte, als würde er bei der kleinsten fürsorglichen Geste verschwinden, schlang ich meine Arme um ihn.
Wieder ein kleines Schnurren, wenn auch nicht so stark wie das davor.
Ich entspannte mich, nahm die Situation vorerst an und umarmte ihn so richtig.
Zu meiner grossen Überraschung drückte auch er mich an sich, als würde er sonst sterben.
So lagen wir eine Weile, Arm in Arm und fühlten den Herzschlag des jeweils anderen.
❥︎ ❥︎ ❥︎
«Glaubst du, dass sie schon eine Familie gegründet haben, so lange wie die beiden schon da unten liegen? Wenn ja, dann müssen die Babys voll süss sein», hörte ich die Stimme meiner Freundin wie durch Watte.
Ich musste eingedöst sein.
Doch es ging mir nicht allein so. Auch Kyran grummelte leise irgendetwas unverständliches vor sich hin.
«Sollen wir sie mit einem Stock anstupsen?», fragte James leise.
«Wie denn du Volltrottel? Wir können schlecht da rüber fliegen», meinte die Waldelfe und ich konnte mir bildlich vorstellen, wie sie ihm den Vogel zeigte.
«Ja, aber–», fing er an, doch sie unterbrach ihn.
«Nichts aber, wir lassen die beiden jetzt da schlafen, was soll schon passieren?», fragte meine Freundin gelassen, «Mit der Menge an unterdrückten Gefühlen haben die beiden sich wirklich eine Pause verdient.»
«Hm, also ich könnte dir sagen, was passieren könnte. Zum Beispiel könnte ein Vogel auf die beiden drauf scheissen!»
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