and i wanna be young ☼
"H-Harry-..."
Ich ziehe reflexartig die Schulter ein Stück nach oben, sodass er nicht mehr an meine Halsbeuge kommen kann. "Tschuldigung, ich wollte dir nicht zu nah kommen..." murmelt er und räuspert sich leise, nimmt dabei seinen Körper ein Stück zurück. "Nein, ich-" Eventuell etwas zu schnell und laut, nahezu panisch, seine Nähe wieder hergeben zu müssen, reagiere ich und ziehe seine Hand zurück auf meinen Bauch.
Sie ist ganz sandig, vom Strand auf dem wir die Decke ausgebreitet haben, um es uns gemütlich zu machen. Doch trotz Sand fühlt sich seine warme Hand dort genau richtig an.
"Ich, also-..." leise räuspere ich mich, "...mich hat nur lange niemand mehr auf... auf diese Art berührt und-... naja, das überfordert mich etwas, glaube ich." gebe ich zu. "Es tut mir leid, das wollte ich nicht." flüstert er in meinen Nacken. "A-Aber das heißt nicht, dass du damit aufhören sollst..." murmle ich und knibble an dem Metalring des Blocks herum. Ich spüre, wie er sich wieder etwas vorbeugt, über meine Schulter blickt und mich lächelnd mustert.
"Ehrlich gesagt, bist du der erste Junge... oder Mann, wie auch immer, du weißt schon..." leise höre ich ihn kichern, "...m-mein erster Mann und ich-, naja, niemand weiß, d-dass ich-"
Ich halte die Luft an, denn ich habe es noch nie ausgesprochen, nicht mal für mich selbst.
"Du musst es nicht sagen, wenn es dir noch etwas schwer fällt, Lou, schon okay..." Ich schließe die Augen und seufze leise. "Aber es sagen doch immer alle, wie wichtig es ist, über Dinge zu reden..." schnaufe ich. "Wenn es sonst zu Missverständnissen kommen kann, ja. Aber ich sagte doch bereits, ich sehe Menschen mit anderen Augen. Du musst mir nichts erklären, ich habe es von Anfang an gemerkt..."
Nur minimal drehe ich den Kopf zu ihm, blicke auf sein Knie und fahre die feinen Linien des Wortes 'oui' darauf in Gedanken nach.
"Die Art, wie du mich ansiehst. Kein Wort der Welt könnte es beschreiben, aber ich weiß trotzdem genau, was es bedeutet." erklärt er mir dann, was er meint.
Leise seufzend lasse ich meinen Kopf mit geschlossenen Augen gegen seinen kippen. "Warum ist mit dir eigentlich alles so einfach?" flüstere ich. "Weil komplizierte Dinge immer doof sind." Ich muss schmunzeln. "Und warum denkt nicht jeder Mensch einfach so wie du?" Er grummelt kurz nachdenklich. "Hmn... weil Menschen doof sind?" Nun muss ich lachen, hebe mein Kopf ein Stück an und küsse sanft seinen Kiefer, was er mit einem zufriedenen Brummen kommentiert.
Seine Hand, die erneut auf dem Papier in meinem Schoß geruht hat, seit er wieder näher bei mir ist, rutscht ein Stück zur Seite und gleitet an die Außenseite meines Oberschenkels, wo sie an einem kleinen Knubbelchen hängen bleibt. "Was hast du denn da?" fragt er neugierig, greift unbeirrt in meine Hosentasche, um das Rätsel zu lösen und holt Mamas kleine Kastanie hervor. Ich brauche ein paar Sekunden um das zu realisieren, war noch viel zu sehr in den Moment vertieft und zu beschäftigt damit, ihn zu genießen.
Er lehnt sich ein Stück zurück und mustert die kleine, braune Nussfurcht in seiner Hand, lässt sie darin hin und her kullern. "Eine Kastanie?" schmunzelt er ungläubig, weshalb ich mich ruckartig aufrichte und zu ihm umdrehe.
"Harry, gib die wieder her." Mit großen Augen blinzelt er mich an, grinst dann frech und versteckt sie hinter seinem Rücken. "Und was, wenn nicht?" Ich weiß, er will mich nur necken, aber bei diesem kleinen Ding verstehe ich keinen Spaß.
"Harry, im Ernst, ich-... gib mir die Kastanie zurück, bitte-" Ich versuche um ihm herum zu greifen, doch er ist natürlich flinker und hat vorallem deutlich längere Arme als ich, hebt sie hoch über seinen Kopf.
"Was kriege ich dafür?" Er funkelt mich fordernd an, doch der Gedanke, sie könnte bei dem Gerangel im Sand verloren gehen, macht mich so panisch, dass ich nicht auf sein flirty Angebot eingehen kann.
"Gib mir jetzt sofort diese scheiß Kastanie zurück oder du-... du siehst mich nie wieder."
Erschrocken über meinen forschen Wortlaut und den ernsten Blick zuckt er zusammen, hält mir die geöffnete Hand hin und murmelt entschuldigend "Ok, ok, ist ja gut, tut mir leid..." Sofort grabsche ich nach dem kleinen, braunen Ding, schlucke schwer und versuche meinen schnellen Herzschlag zu beruhigen, während ich schützend meine Faust darum schließe und sie an meine Brust drücke.
Ich presse die Augen zusammen und atme tief durch, spüre Harrys Hand an meinem Rücken. "Tut mir leid, ich wollte nicht so böse klingen, es war kindisch, dir mit sowas zu drohen..." murmle ich beschämt und versuche die Tränen der Überforderung zu unterdrücken.
Es ist unfassbar, über Jahre hinweg fühle ich mich wie ein einziger Eisklotz, weigere mich, auch nur das kleinste Gefühl zuzulassen und kaum stolpert Harry in mein Leben, heule ich am laufenden Band.
"Nein, Louis, mir tut's Leid. Ich wollte dir nicht wehtun, ich wusste nicht, wie wichtig sie dir ist." Vorsichtig streichelt er mir über die Hüfte, woraufhin ich mich langsam gegen ihn fallen lasse, erneut tief durchatme und spüre, wie er mir behutsam die Träne aus dem Augenwinkel wischt. Ich lasse meinen Kopf nach vorn kippen und öffne langsam meine Hand, in der die Kastanie noch immer ruht.
"Darf ich sie nochmal sehen? Du darfst sie auch in der Hand behalten, versprochen."
Ich halte sie etwas höher, sodass er sie begutachten kann. Vorsichtig fährt er mit seiner Fingerspitze über meine Handinnenfläche, um sie herum kullern zu lassen. "Ist aber auch wirklich ein hübsches Exemplar." schmunzelt er. "Es ist eine Glückskastanie..." wispere ich. "M-Meine Mama hat mir die geschenkt." Ich ignoriere die Tränen, die mir vom Kinn tropfen.
Ich rede nie über sie, obwohl ich täglich an sie denke, es tut mir einfach zu sehr weh. Aber Harry ist mein Endorphin...
"Was ein schönes Geschenk." haucht er und legt mir wie bereits vorhin die Hand auf den Bauch, streichelt sanft auf und ab, als würde er spüren, dass ich immer Bauchweh bekomme, wenn ich traurig bin. "S-Sie ist eine der wenigen Dinge, die ich noch von ihr habe, w-weißt du... ich hatte einfach Angst, sie zu verlieren."
Er mustert mich einem Moment. Dann brummt er verstehend, legt seine andere Hand um meine, umschließt damit das wertvolle Erinnerungsstück darin wieder sicher und flüstert mir leise ins Ohr.
"Dann passen wir von nun an zusammen auf dein Glück auf."
-♡-
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