Die Wette ( Überarbeitet)
Weitere Tage zogen ins Land, Ostern verging.
Mila arbeitete ihre wenigen Dienste im Hause Eris und versuchte Helene zu unterstützen. Diese hatte sich im vergangenen halben Jahr im Haus vergraben, aber auf Drängen von der jungen Frau schloss sie sich im Fitnessclub einigen Kursen an.
Marcel zeigte sich dankbar.
Es hatte sich in der kurzen Zeit eingebürgert, das er seine nächtlichen Besuche bei seinem Opa in die Dienste von Mila legte. Diese erfragte er bei Mila oder seiner Großmutter. Meistens brachte er ihr dann eine kalte Cola mit oder einen der Smoothies aus dem Fitnessstudio, die sie trank wenn sie dort war. Das hatte er sich aufmerksam eingeprägt. Sie war geschmeichelt bei all der Aufmerksamkeit, wie sie sich eingestehen musste. Auch trafen sie sich zweimal in der Woche zu Döner von Mehmet auf der Aussichtsplattform. Mal besorgte er die, mal sie. Der schwarze Kylo war immer dabei und sie spazierten dann auch immer noch eine Runde mit ihm. Auch im Fitnessstudio waren sie immer wieder zusammengetroffen.
Sie verstanden sich gut, er war einmal bei ihr im Loft gewesen. Es entwickelte sich eine Freundschaft, trotz der Kürze der Zeit in der sie sich kannten. Sie taten einander gut, waren da, aber quetschten sich nicht gegenseitig aus.
Und sie waren auch zu weiteren Spaziergängen mit Kylo verabredet, statt nur bei ihren Döner- Dates.
So wäre es eigentlich auch an diesem Donnerstag gewesen. Mila aber hatte sich breitschlagen lassen für „Medecines sans Frontiere" ein Charity- Event zu übernehmen. Alles war organisiert, aber nun musste eine neue Location gesucht werden. Bereits eine Woche später sollte das Event steigen, doch Mila lief die Zeit davon.
Sie hatte Marcel geschrieben, das er gerne vorbei kommen könnte, aber sie keine Zeit für den Spaziergang und Döner hätte.
Mittags um 12 klingelte es bei ihr und sie betätigte einfach nur den Summer, ehe sie zurück an den Tisch trat.
Nur kurze Zeit später stand Monte neben ihr und betrachtete das Chaos. „Was ist denn das?", wollte er wissen.
Sie zuckte mit den Schultern. „Das ist die Absage eines großen Charity Event, wenn mir keine Lösung einfällt! Warum hab ich mich auch breit schlagen lassen, das zu organisieren. Jetzt ist der Veranstaltungsort wegen Überbuchung abgesprungen!", stieß sie aus.
Er ließ seine Faust gegen ihre Schulter prallen. „Wie lange grübelst Du da schon?", erfragte er. „Seit zwei Tagen!, antwortete sie.
Marcel pfiff einmal Richtung Kylo und packte sich Mila dann über die Schulter, was sie überrascht aufschreien ließ. Seine flache Hand sauste auf ihren Hintern.
„Dann werden wir jetzt mal Deinen Kopf durchpusten Knackarsch!", befahl er regelrecht. Er trug sie aus dem Loft, nachdem sie noch Schlüssel, Handy und Weste greifen konnte.
Vor der Tür stand sein Lamborghini in welchen er sie verfrachtete.
Eine knappe halbe Stunde fuhren sie bis Hamburg, wo er nahe dem Hafen parkte. Mit Kylo spazierten sie die Promenade entlang, einen Großteil schweigend.
Die Luft tat ihr gut. Die Abwechslung tat ihr gut. Die Zeit mit ihm tat ihr gut.
Mit geschlossenen Augen stand sie an der Begrenzung, sog die Luft tief ein und die Meeresbrise spielte mit ihrem Haar. Marcel beobachtete sie, vergrub seine Hände in den Taschen seiner Jogginghose. Wie sie dort stand, ungezwungen und natürlich, fand er es schön. Er fand sie schön. Sie entsprach so garnicht seinem bisherigen Beuteschema, aber es gab vieles, was diesem eben auch doch diesen zugetan war. Etwas unbekanntes ließ ihn schlucken, etwas das er so schon lange nicht mehr so gefühlt hatte.
Als sie dann später zurück fuhren brachte er Kylo zu seiner Ex, die den Hund nun fünf Tage hätte, ehe sie knapp vier Monate nach Amerika verschwand. Danach hielt er an der ranzigsten Imbissbude der Welt, wie er sie nannte.
Es war nicht viel los und sie blieben an einem der Stehtisch. Er stellte ihr eine eisig kalte Cola hin. Gedankenverloren kaute Mila auf dem Bissen ihres Döners rum.
„Was ist denn sonst immer bei dem Charitygedönse gelaufen?", wollte er wissen. „Es war immer so ein philharmonisches Konzert mit anschließenden Stell Dich ein in der Oper.", gab sie an.
„Also immer langweiliger Bullshit.", frotzelte er, sie nickte. „Einmal bin ich tatsächlich eingeschlafen!", kicherte sie.
„Dann mach doch einen Casinoabend. Zocken an den Tischen, eine Band die spielt mit Tanzfläche, Bar, Kellnern und so!", quatschte er planlos. Mila sah ihn an. Die Idee gefiel ihr und es hatte tatsächlich etwas unterhaltsames. „Meinst Du man kriegt das organisiert?", fragte sie interessiert. Kurz musterte er sie.
Marcel zückte sein Handy. Er telefonierte mit einem Kumpel namens Dennis und Memo, dem zweiten Sportproleten.
„Morgen mittag um eins bei mir!", erklärte er. Gleichzeitig schickte er ihr seine Adresse per Handy, was er nur sehr selten machte. Bei ihr aber machte er sich keine Gedanken, ohne sich erklären zu können warum.
Als sie dann aufgegessen hatten fuhr er sie nach Hause. Er brachte sie bis zur Tür, ganz Gentleman, und sie verabschiedete sich mit einer kurzen Umarmung, was beide etwas verwunderte.
Drinnen machte sie eine Mappe zum Event fertig, um sie am nächsten Tag mitzunehmen.
In Jeans und taillierter Bluse zog sie hochhackige Stiefeletten an, als sie am nächsten Mittag zu Marcel fuhr.
Sie klingelte an dem großen Tor, welches geöffnet wurde. Obwohl sie zu früh war, war sie die letzte in der vierköpfigen Runde.
Sie erfragte, ob sie die Schuhe anlassen konnte, was er nickend bejahte.
Es wunderte die zwei Männer etwas, das Marcel ihr ohne zu fragen eine eiskalte Cola hinstellte. Mila registrierte aber auch, das sie die einzige war, die Marcel sagte. Die anderen beiden sagten immer Monte oder Diggah.
Drei Stunden waren sie im Gespräch, intensiv und produktiv. Dann stand der neue Ort für die Veranstaltung fest. Die Spielbank Hamburg hatte den Termin kurzfristig geblockt, wussten sie doch um die kostenlose Publicity, und am nächsten Tag wurde ein Vor Ort Termin anberaumt. Zu diesem wollte Marcel sie begleiten.
Die vier saßen noch zusammen. „Ich bin Euch super dankbar, besonders Dir!", sagte sie an Marcel gerichtet. Sie legte ihre schlanke Hand auf den Unterarm. Er war froh, das er einen Hoodie anhatte, denn diese Berührung bescherte ihm eine Gänsehaut.
„Nicht dafür! Kriege ich eine Einladung?", wollte er wissen. Während die zwei Männer aufhorchten, sah Mila ihn an. Sie forschte in seinem Gesicht nach, ob er sie verarschte.
„Ich setze Dich mit Deiner Großmutter auf die Gästeliste, aber es gibt einen Dresscode! Smoking, mit Jogginghose kommst Du nicht rein!", gab sie an.
Marcel grinste sie spitzbübisch an.
„Ich wette, Du glaubst ich könnte mich an keinen Dresscode halten!", provozierte er.
„Überrasch mich! Aber die Wette halte ich!", entgegnete sie.
Marcel erhob sich. Trotz Jogginghose und Tank Top, was seine Muskeln betonte, strahlte er eine Badboy Arroganz aus. Mila verspürte ein Kribbeln am Körper, aufgeregt und hitzig.
„Okay Knackarsch. Entspreche ich nicht dem Dresscode, spende ich einen fünfstelligen Betrag!", er streckte ihr die Hand hin und wartete einen Gegeneinsatz ab. Die anderen Anwesenden sahen nun zu ihr.
Mila erhob sich ihrerseits. Aufgrund der hohen Schuhe waren sie fast auf Augenhöhe. „Gut Du Proll, entsprichst Du dem Dresscode, spende ich einen fünfstelligen Betrag und erfülle Dir einen feuchten Traum vieler Männer!" Sie grinste frech, was er erwiderte und sie schlugen ein.
Sie hatten eine Wette laufen. Mila verabschiedete sich bald darauf. In ihrem Loft hatte sie vieles zu planen, was umgehend umgestellt werden musste, wenn der Ortstermin am nächsten Tag gut verlaufen würde. Und sie dachte an ihren Wetteinsatz, was sollte sie machen, wenn er gewann.
Memo und Dennis beäugten ihn als er wieder drin war, weil er Mila zur Tür gebracht hatte. „Was läuft da Monte?", wollte Memo wissen. Dieser zuckte mit den Schultern.
„Nichts läuft da Diggah, aber da bin ich Marcel und nicht Monte. Das ist auch mal ganz cool. Und sie ist anders.", äußerte er sich. Was er nicht sagte war die Tatsache, daß er ein Kribbeln im Bauch verspürte sobald er sie sah, das er oft an sie dachte.
Am nächsten Tag fuhr Mila doch allein nach Hamburg. Sie begutachtete die Spielbank und besprach mit dem Besitzer die Arrangements. Nach dem positiven Termin schrieb sie zunächst Marcel, das alles geklappt hatte.
Von der Philharmonie würde es einen Shuttle Service geben, wer die Ortsänderung mitbekommen hatte würde vor Ort den Park Service nutzen können.
Draußen würde es auch eine Presse- Wall geben, drinnen gäbe es keine Presse. Die Spender sollten möglichst unerkannt bleiben, deshalb gebe es auch den Seiteneingang für die Personen, welche nicht von der Presse gesehen werden wollten.
Danach fuhr sie in die Innenstadt. Ihr Kleid konnte abgeholt werden. Und sie freute sich sehr auf die Veranstaltung.
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