Titelseite
Der Bahnhof Kings Cross war auch nach den Weihnachtsferien randvoll mit Leuten, als sich die Schülerinnen und Schüler von Hogwarts wieder auf den Weg in die Schule machten. Mel traf zehn Minuten vor Abfahrt des Zuges am Bahnsteig ein. Nachdem sie sich von ihrer Mutter verabschiedet hatte, machte sie sich eilig auf den Weg in die scharlachrote Lokomotive.
Mel merkte schon, wie sie von allen Seiten angestarrt wurde. Ihr spontaner Einsatz bei der Appleby Arrows hatte sich natürlich wie ein Lauffeuer in den Nachrichten verbreitet. Natürlich hatten so ziemlich alle mitbekommen, dass Mel in der Profiliga gespielt hatte. Außerdem auch, wer ihr prominenter Vater eigentlich war. Überall um sie herum wurde aufgeregt getuschelt.
,,Ist das nicht Melody Moreau? Die Neue, aus Frankreich?"
,,Sie ist die Tochter des French Falcon! Sie hat zu Neujahr bei den Appleby Arrows gespielt als ihr Vater von einem Klatscher getroffen wurde!"
,,Hast du den Artikel im Tagespropheten nicht gelesen? Ihr Gesicht ist doch gerade überall!!"
,,Ich hab' sie zu Neujahr spielen gesehen! Das war der Oberhammer, du hättest sehen müssen, wie sie den Sturzflug hingelegt hat! Kein Wunder, dass die Ravenclaws von 0 auf 100 so gut geworden sind, mit ihr als Kapitän!"
,,Mit Moreau im Team traue ich den Ravenclaws zu, dass die dieses Jahr noch den Quidditch-Pokal abräumen! Ich würde sogar wetten!"
,,Mel!" hörte sie plötzlich zwischen dem ganzen Getuschel eine Stimme hinter sich. Sie drehte sich um und erblickte Valerie auf sie zulaufen.
,,Hey!" grüßte Mel sie zurück und umarmte sie flüchtig.
,,Gut das du hier bist, ich fühl mich ziemlich beobachtet..." murmelte sie Valerie zu und machte eine Andeutung auf die vielen neugierigen Blicke der Leute um sie herum, genau wie das Geflüster.
,,Hast du etwas anderes erwartet?" fragte Valerie belustigt.
,,Du bist heute übrigens wieder auf der Titelseite des Tagespropheten."
,,Was?" fragte Mel etwas überrumpelt nach. Valerie nickte.
,,Jap..."
,,Oh, Mann..." seufzte Mel leicht überfordert. Plötzlich ertönte das Pfeifen der Lokomotive über den ganzen Bahnhof.
,,Komm, suchen wir die Jungs!" sagte Mel zu Valerie. Die beiden zwängten sich in den Zug und hielten nach dem Abteil Ausschau, in welchem ihre fünf restlichen Mannschaftskollegen saßen.
,,Hey! Da seid ihr zwei ja!" wurden die beiden von Auggie begrüßt als die Mädchen das Abteil gefunden hatten. Die Jungs saßen bereits alle drin.
,,Hey, Jungs..." seufzte Mel und ließ sich zwischen die Arwins auf die Bank plumpsen.
,,Wie gehts euch so?" fragte Valerie, die sich gegenüber von Mel neben Jacob setzte.
,,Ganz gut, und euch?" fragte Jacob zurück. Valerie grinste.
,,Mir gut... Aber Mel fühlt sich gestalkt." schnaubte sie belustigt.
,,Ich fühl mich nicht gestalkt! Ich finde es nur komisch, dass ich einen Fuß auf den Bahnsteig setze und mich alle anstarren, als wäre ich ein lebensgroßer Flubberwurm." meinte Mel und verdrehte die Augen.
,,Hast du schon den heutigen Artikel über dich gelesen?" fragte Stuart an Mel gewandt. Erst jetzt bemerkte sie, dass er eine Ausgabe des Tagespropheten in der Hand hielt.
,,Nein, noch nicht." antwortete sie und streckte ihre Hand danach aus. Stuart reichte ihr die Zeitung. Als Mel einen Blick darauf warf starrte sie sofort auf ihr eigenes Gesicht. Sie zischte in ihrem viel zu großen Trikot über das Spielfeldes und jagte gerade dem Quaffel hinterher.
Melody Moreau – Das neueste Quidditch Talent?
Die Überschrift des Artikels prägte in fett gedruckten Buchstaben die Titelseite. Mels Augen huschten sofort über die Zeilen.
,,Die schreiben ziemlich gut über dich. Von wegen, dass das Spiel dein Karriere-Sprungbrett sei und, dass du alle Erwartungen übertriffst, um in die Fußstapfen deines Vaters zu treten." sagte Marwin, während Mel sich den Artikel durchlas.
,,Da steht auch was über deinen Dad! Und das Foul von Fournier, als er einen Klatscher auf dich feuern wollte!" meinte Auggie.
,,Gut so..." murmelte Mel, während sie den Artikel las.
,,Die ganze Welt soll von mir aus wissen, was für ein peinlicher Heuchler der Typ ist..."
,,Es heißt, du wärst das neueste Quidditch-Talent!" meinte Jacob und grinste stolz.
,,Die haben dir sogar einen Spitznamen gegeben..." kam es kichernd von Darwin, der Mel erwartungsvoll anblickte.
,,Wieso lachst du so?" fragte Valerie verwirrt. Sie hatte sich den Artikel auch noch nicht durchgelesen und wusste wohl nicht, was Darwin so lustig fand. Auch die anderen hatten ein verdächtiges Schmunzeln im Gesicht.
,,Sagen wir es so... Wir glauben, dass Mel nicht sehr begeistert darüber sein wird." murmelte Jacob ihr zu. Kaum hatte er das gesagt riss Mel auch schon schockiert die Augen auf und starrte ungläubig auf die Zeitung.
,,Das französische Küken?!" fragte sie entsetzt. Wie auf Kommando begannen alle anderen loszuprusten.
,,Wie bitte?" fragte Valerie lachend, die es selbst kaum glauben konnte.
,,Das können die doch nicht ernst meinen!" schnaubte Mel fassungslos.
,,Naja... Dein Vater ist der französische Falke, also bist du das französische Küken." meinte Augustus grinsend. Mel blickte von der Zeitung auf. Wenn Blicke töten könnten, hätten Valerie und die Jungs jetzt ein Problem gehabt.
,,Wenn mich einer von euch jemals so nennt, hack' ich euch die Eier ab! Das gilt auch für deine Eierstöcke Valerie, wir wollen ja niemanden diskriminieren!" zischte Mel bedrohlich. Alle waren sofort still, doch sie mussten sich zusammenreißen, um sich das weitere Lachen zu verkneifen. Mel schüttelte nur weiterhin perplex den Kopf.
,,Französisches Küken... Ich kack' ab..."
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Als der Zug abends in Hogsmeade eintraf und die Schüler von Hogwarts nach und nach in der großen Halle eintrudelten, war am Ravenclaw Tisch ebenfalls kaum von etwas anderem die Rede als von Mel und ihrem Auftritt im Stadion. Während des Essens hatte Mel kaum Zeit sich darauf zu konzentrieren, da sie so beschäftigt war auf alle Fragen zu antworten, die Sarah und Nancy ihr stellten. Auch der Rest des Ravenclaw-Teams wurde neugierig mit Fragen von seinen Mitschülern bombardiert.
,,Mels Dad hat in den Weihnachtsferien mit unserer Mannschaft trainiert! Wegen seiner Verletzung konnte er selbst nicht spielen, deswegen hat er uns zugesehen und uns alle möglichen Tipps gegeben! Das war so hammermäßig!" erzählte Marwin aufgeregt zwei Jungs aus seinem Jahrgang.
,,Ihr habt mit dem French Falcon trainiert?" fragten die beiden ungläubig.
,,Jap! Mel hat was klar gemacht!"
,,Ihr glaubt gar nicht, wie viel wir gelernt haben! Er hat uns total viele Wurftechniken beigebracht und total viele Tricks, die er auf Lager hat! Der Mann ist der Wahnsinn!" schwärmte Stuart vor sich hin.
,,Erzähl, wie ist er so?" fragte ein weiterer Junge, der neben ihm saß aufgeregt. Erstaunlich, wie sehr sich ein Haus voller Quidditch-Banausen wohl doch dafür zu interessieren schien...
,,Er ist so cool! Und so lustig! Mel ist ihm total ähnlich, wenn man so darüber nachdenkt. Er war total bodenständig und hat uns so verdammt viel beigebracht!"
Ein paar Plätze weiter wurde Mel von ihren Zimmergenossinnen ebenfalls mit Fragen bombardiert.
,,Wieso hast du uns denn nicht erzählt, dass dein Vater ein international bekannter Quidditch-Spieler ist? Das ist doch der Oberhammer!" fragte Sarah aufgeregt an Mel gewandt.
,,Sie hat ja niemandem davon erzählt, nicht einmal ihre eigene Mannschaft!" meinte Valerie.
,,Aber warum?" hakte Sarah noch einmal nach.
,,Es hat mich ja keiner danach gefragt." meinte Mel schulterzuckend.
,,Ja, aber wann redet man schon über die Berufe seiner Eltern?" fragte Nancy.
,,Siehst du! Wäre doch komisch, wenn ich zu jedem hingerannt wäre und begonnen hätte, über den Job meines Dads zu reden." schnaubte Mel und steckte sich mit ihrer Gabel ein Stück ihres Rindersteaks in den Mund.
,,Das ist doch etwas anderes..." meinte Sarah und verschränkte die Arme.
,,Blödsinn! Du hast mir auch nie erzählt, was dein Vater so arbeitet!" entgegnete Mel.
,,Ja, mein Vater ist ja auch Buchhalter, das ist ja total langweilig." schnaubte Sarah und verdrehte die Augen.
,,Was ist denn ein Buchhalter?" fragte Nancy verwirrt. Nancys Familie bestand ausschließlich aus Zauberern, weswegen sie nicht wirklich Ahnung von Muggeln hatte.
,,Also das ist so ein Muggel-Beruf, da sitzt man den ganzen Tag nur im Büro und-..." begann die muggelstämmige Sarah ihr das zu erklären, doch Mel hörte gar nicht mehr zu. Sie seufzte und widmete sich weiter ihrem Essen.
Irgendwann hob sie ihren Blick und spähte neugierig hinüber zum Gryffindor Tisch. Sie erblickte Sirius, der gemeinsam mit den anderen Rumtreibern über irgendetwas zu lachen schien. Als würde er ihren Blick spüren drehte er sofort den Kopf zu ihr und starrte sie geradewegs an. Sein rechter Mundwinkel wanderte ganz leicht in die Höhe.
Mel überlegte kurz... Doch schließlich legte sie ihre Gabel zur Seite und griff sich an den Kopf. Sie packte das Haargummi um ihren Zopf und zog es hinunter, sodass ihre Haare offen und locker über ihre Schultern vielen.
Sie blickte Sirius erwartungsvoll an. Diesem schlich sich ein Schmunzeln in sein Gesicht. Er legte ebenfalls sein Besteck zur Seite, griff sich an die Brust und begann die obersten zwei Knöpfe seines Hemdes aufzuknöpfen...
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