Sieg oder Niederlage?
Louis versuchte blinzelnd seine Augen zu öffnen. Sein Kopf dröhnte und das Licht um ihn herum fühlte sich so gleißen hell an, dass er seine Augen am liebsten zugelassen hätte. Er spürte, dass sein Kopf auf einem weichen Kissen lag.
,,Leute, er wacht auf!" hörte er plötzlich eine Stimme sagen. Er konnte sie erstmal nur dumpf wahrnehmen. Louis versuchte sich irgendwie aufzusetzen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Licht. Das erste, was er erkennen konnte, waren eine Horde blauer Umhänge, deren Besitzer um ihn herum standen.
,,Louis, bist du okay?" wurde er plötzlich von einem Jungen gefragt, der sich zu ihm beugte. Als er näher kam konnte er ein längliches Gesicht und eine schmale Brille erkennen.
,,Stu?" murmelte Louis verwirrt.
,,Hey, Kumpel! Wie gehts dir?" wurde Louis von einer weiteren Person gefragt. Wieder ein Junge, der links von ihm stand. Louis erkannte Jacob.
Als er in die Runde blickte, konnte er die gesamte Ravenclaw Hausmannschaft erkennen, die sich um sein Krankenbett versammelt hatte. Denn so wie es aussah, lag er im Krankenflügel.
Plötzlich dämmerte es ihm, was genau passiert war! Der Klatscher! Er war vom Besen gefallen! Auf einen Schlag wurde er völlig nervös... Was wenn die Ravenclaws disqualifiziert worden waren? Hatten sie seinetwegen das Spiel verloren?
,,Oh nein! Das Spiel!" krächzte er mit schwacher Stimme und blickte besorgt zu seinen Mannschaftskollegen.
,,Keine Sorge, Mann!" beruhigte Stuart ihn. Plötzlich erblickte Louis ein zierliches, schwarzhaariges Mädchen, das wie die anderen auch ein blaues Trikot trug und mit Louis' Besen in der Hand ebenfalls bei den anderen stand.
,,Valerie?" fragte er verwundert als er die ehemalige Hüterin der Ravenclaws erkannte. Wobei... So wie es aussah, war das Wort ehemalig wohl überflüssig. Sie lächelte ihm schief zu.
,,Hey." seufzte sie.
,,Valerie ist kurzfristig für dich eingesprungen." sagte Augustus, der ebenfalls in der Runde stand.
,,Und haben wir gewonnen?" fragte Louis hoffnungsvoll.
Die anderen warfen sich gegenseitig vielsagende Blicke zu. Louis wurde misstrauisch... Wenn sie gewonnen hätten, würden alle doch bestimmt nicht so geknickt dreinschauen! Louis hoffnungsvoller Gesichtsausdruck verblasste.
,,Wir haben verloren?" fragte er enttäuscht. Doch die anderen begannen sofort belustigt zu schmunzeln.
,,Nein, nein... Wir haben gewonnen." versicherte Darwin ihm.
,,Jacob hat den Schnatz gefangen!"
Louis Augen begannen sofort wieder zu leuchten.
,,Wahnsinn!" sagte er strahlend.
,,Ja... der totale Wahnsinn..." murrte plötzlich eine missmutige Stimme, deren Besitzerin nicht wie alle anderen im Kreis um Louis stand.
Louis runzelte verwirrt die Stirn als er plötzlich bemerkte, wie die Mundwinkel der anderen langsam nach unten wanderten. Auggie und Marwin traten beide einen Schritt zur Seite. Dahinter kam plötzlich die Kapitänin der Mannschaft zum Vorschein, die auf dem benachbarten Krankenbett saß und auf ihre Finger hinab starrte. Ihr Besen lag trübselig neben ihr auf der Matratze.
Mel machte alles andere als einen glücklichen Eindruck. Sie hatte die Zähne aufeinander gebissen und ihre Augen strahlten überhaupt nicht, so wie man es von ihr nach einem Sieg eigentlich erwartet hätte.
,,Mel?" fragte Louis vorsichtig, der sich überhaupt keinen Reim darauf machen konnte. Sie hob ihren Blick und sah ihn mit trüben Augen an.
,,Ich hab das letzte Tor vergeigt." seufzte sie verbittert.
,,Mel, du hast das Tor nicht vergeigt!" meldete sich Jacob zu Wort.
,,Doch, na klar!" schnaubte Mel.
,,Versuch doch nicht es auch noch gut zu reden!"
,,W-Was? Wovon redet ihr?" fragte Louis verwirrt. Die Mannschaft warf sich gegenseitig missmutige Gesichtsausdrücke zu.
,,Kurz nachdem der Schnatz gesichtet wurde, wollte Mel das letzte Tor schießen!" begann Valerie seufzend zu erklären.
,,Sie ist wie ein Pfeil auf den mittleren Ring zugerast und hat den Quaffel geworfen und dann-..."
Valerie stockte und blickte wehmütig zu Mel hinüber.
,,Was? Was dann?" drängelte Louis neugierig.
,,Dann hat der Hüter ihn abgewehrt." murmelte Mel mit monotonem Gesichtsausdruck.
,,Drei Sekunden später ist der Pfiff ertönt als Jacob den Schnatz gefangen hat..."
Die anderen machten ebenfalls verzwickte Gesichter. Doch Louis war irgendwie noch immer nicht klar, wieso.
,,Aber das ist doch egal, oder nicht?" fragte er etwas perplex in die Runde.
,,Wir haben doch trotzdem gewonnen!"
,,Das wäre das eine Tor gewesen, das uns für den Quidditch-Pokal gefehlt hätte." murrte Mel griesgrämig. In Louis' Hirn machte es auf einmal klick.
,,Oh..." hauchte er nur betrübt und senkte seinen Blick hinab auf seine Finger.
,,Mensch, Mel! Mach dir nicht so einen Kopf deswegen." versuchte Auggie sie aufzuheitern.
,,Immerhin haben wir ein Wahnsinns-Spiel abgeliefert! Lass dir von diesem einen Punkt nicht unseren Sieg versauen! Unsere Leistung war doch super!"
,,Ich will nicht sagen, dass ihr schlecht wart... Ihr wart heute alle wirklich gut, Leute." meinte Mel.
,,Nur ich war leider nicht gut genug..."
,,Mel..." seufzte Marwin, doch offensichtlich ließ sich Mel von niemandem etwas anderes einreden. Als sie die Gryffindor-Mannschaft heute mit dem riesigen, glänzenden Pokal vom Spielfeld hatte gehen sehen, hatte ihr das den Rest gegeben.
,,Das mit dem Klatscher tut mir leid..." murmelte Louis bedrückt.
,,Wenn ich besser aufgepasst hätte..."
,,Alter, was redest du da?" fragte Darwin fassungslos.
,,Du hast uns den Hintern gerettet! Ohne dich, hätten wir nicht einmal am Spiel teilnehmen können." meinte Mel und stand auf, um zu seinem Krankenbett hinüber zu gehen.
,,Wir müssen uns wirklich bei dir bedanken! Du hast großartiges geleistet, Louis! Außerdem gehörst du jetzt immerhin zu Team!"
,,Wir beide müssen uns eigentlich bei dir entschuldigen." meinte Darwin etwas verzwickt und warf auch Marwin einen Blick zu.
,,Wir waren dafür zuständig, den Klatscher davon abzuhalten, Matsch aus dir zu machen!"
,,Ja, wir sind echt froh, dass es dir gut geht!" sagte Marwin erleichtert. Ein Lächeln breitete sich auf Louis Gesicht aus.
,,Danke, Leute!" sagte er fröhlich.
,,Na gut... Wie auch immer..." seufzte Mel plötzlich.
,,Ich geh mich dann mal umziehen. Ich will aus den verschwitzten Sachen raus. Ihr könnt ja noch hier bleiben..." murmelte sie und verabschiedete sich von den anderen, um aus dem Krankenflügel zu gehen.
,,Mann... Das Ganze nimmt sie total mit." raunte Jacob den anderen zu, die Mel allesamt hinterher blickten.
,,Kannst du es ihr verübeln?" fragte Auggie leise.
,,Kommt schon, jeder von uns würde sich Vorwürfe machen! Und vor allem Mel als Kapitänin!"
,,Aber sie konnte sich ja nicht einmal über den Sieg freuen!" meinte Jacob seufzend.
,,Lasst mich das machen..." murmelte Valerie plötzlich.
,,Ich werde mit ihr reden."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro