Letzte Hoffnung
Der Wind peitschte Mel wie wild im Gesicht herum, als sie so schnell sie konnte auf ihrem Rennbesen durch die Luft preschte. Sie kam dem Schloss immer näher und sah, wie die Türme immer größer wurden. Sie steuerte geradewegs den Nordturm zu, wo sich der Ravenclaw Gemeinschaftsraum befand. Er lag wahnsinnig hoch oben... Der Wind war eisig in dieser Höhe. Ihre Wangen waren bereits rot angelaufen und ihr ganzes Gesicht brannte von der Kälte. Doch das ignorierte sie.
Sie zählte im Vorbeifliegen die Fenster des Turmes, bis sie das fünfte Fenster von links erblickte. Ohne zu zögern flog sie so schnell sie konnte darauf zu und pochte mit ihrer Hand so fest sie konnte dagegen.
Valerie, die gerade allein in ihrem Schlafsaal saß und ein Buch las, zuckte erschrocken zusammen, als das penetrante Klopfen durch den Raum hallte. Verwirrt blickte sie von ihrem Buch auf und riss überrascht die Augen auf, als sie Mel in ihrem blauen Trikot vor dem Fenster schweben sah.
,,Valerie!!" rief Mel laut, als sie sah, dass Valerie sie bemerkt hatte. Diese hörte Mels Stimme nur dumpf durch das Fenster. Doch sie legte ihr Buch zur Seite und ging hastig zum Fenster, um es zu öffnen. Der eisige Wind wehte ihr sofort entgegen.
,,Scheiße, Mel! Was, bei Merlin, machst du hier, ihr seid doch mitten im Spiel?" fuhr Valerie Mel ungläubig an.
,,Ich weiß, ich weiß..." schnaufte Mel hastig und außer Puste.
,,Hör zu, Valerie, du musst unbedingt spielen!"
,,Was?!" platzte es ungläubig aus ihr heraus.
,,Louis hat einen Klatscher abbekommen! Bitte, du bist unsere letzte Chance!" flehte Mel sie an. Doch Valerie kniff wütend die Augenbrauen zusammen.
,,Oh, nein! Das kannst du vergessen!" zischte sie. Ohne noch eine Antwort von Mel abzuwarten schlug sie das Fenster zu und verriegelte es wieder.
,,Was? Aber Valerie! Valerie!!!!" schrie Mel immer wieder den Namen ihrer Freundin und schlug mit der Hand mehrmals gegen das Fenster. Doch Valerie ignorierte sie. Sie legte sich wieder auf ihr Bett und nahm ihr Buch zur Hand, um weiter zu lesen.
Mel schnaubte verbissen. Sie gab nicht auf! Sie zog ihren Zauberstab aus ihrem Stiefel und hielt ihn vor das Fenster.
,,Alohomora!" sagte sie laut und deutlich. Kurz davor hörte man das Fensterschloss klicken und Mel stieß es mit ihrer freien Hand auf.
,,Valerie, bitte!" sagte Mel, als sie von ihrem Besen in den Schlafsaal sprang. Valerie tat so, als würde sie sie nicht hören.
,,Ich weiß, du bist sauer auf mich! Ich kann es dir auch nicht verübeln, aber bitte tu's für die anderen! Wir haben so hart trainiert, das ganze soll nicht umsonst gewesen sein!"
Mel wartete eine Reaktion von ihrer Freundin ab... Pustekuchen. Valerie starrte stur weiterhin auf die Seiten ihres Buches und dachte nicht einmal daran, Mel eine Antwort zu geben. Dieser Platzte nun endgültig der Kragen.
,,Hör auf mich zu ignorieren!" schrie sie ihre Freundin laut an, die wieder erschrocken zusammenzuckte.
,,Lass mich in Ruhe, Melody!" kam es wütend von Valerie.
,,Nach der ganzen Scheiße, die du abgezogen hast, soll ich dir jetzt helfen? Du spinnst doch!"
,,Valerie, du bist meine Freundin!" versuchte Mel die Situation zu retten.
,,Ach ja? Freunde lügen einander nicht an! Und spielen nicht mit Gefühlen!" schnaubte Valerie wutentbrannt. Sie hatte ihr Buch zur Seite gelegt. Mel bemerkte, dass ihre Augen langsam glasig wurden.
,,Ich habe dir vertraut, Mel! Du weißt gar nicht wie sehr! Aber du hast das nur ausgenutzt! Und jetzt erwartest du von mir, dass ich dir den Arsch rette?"
,,Ich weiß, ich hab dir wehgetan! Und es tut mir so, so Leid! Wenn ich könnte, würde ich es rückgängig machen, aber ich kann es nun mal nicht!" schnaubte Mel verzweifelt.
,,Das mit Sirius war ein ganz großer Fehler! Aber das Ganze hat begonnen, als wir uns noch gehasst haben! Und ich weiß jetzt, wie falsch er eigentlich ist! Ich wollte es dir wirklich sagen, das schwöre ich! Aber ich hatte solche Angst dich zu verletzen!"
,,Bist du in ihn verknallt?!" fragte Valerie schroff.
,,Was?!" platzte es ungläubig aus Mel heraus.
,,Hast du dich deswegen mit ihm getroffen? Wart ihr ein Paar?" fragte Valerie weiter.
,,Scheiße, nein!!! Spinnst du?" sagte Mel verdattert.
,,Wieso? Wenn man sich so lange heimlich trifft muss doch irgendwas tieferes im Busch sein!!" sagte Valerie mit zitternder Unterlippe. In ihren Augen glänzten Tränen.
,,Ja aber... ich... wir... Da war nie mehr als Körperliches!!! Ich hab genauso wenig Gefühle für ihn wie er für mich!!!"
,,Warum hast du es dann gemacht, Melody?!"
,,Ich... Ich weiß nicht, keine Ahnung... Ich weiß nur, dass es Scheiße von mir war, okay?" stammelte Mel verzweifelt.
Valerie drehte sich ohne eine Antwort von Mel weg und kehrte ihr den Rücken zu. Als hoffte sie dem Gespräch dadurch irgendwie entrinnen zu können. Melody starrte verzwickt ihren Hinterkopf an. Diese Antwort hatte sie offensichtlich nicht hören wollen...
,,Hör zu..." begann Mel.
,,Ich weiß, das kommt jetzt vermutlich viel zu spät, aber Sirius und ich haben seit unserem Streit kein Wort mehr miteinander gesprochen! Zwischen uns war's das, okay? Da gibt es nichts mehr was-..."
,,Verdammt, verstehst du es noch immer nicht?!" fiel Valerie ihr ins Wort und drehte sich rasend wieder um. Mel wich erschrocken ein Stück zurück.
,,Es geht hier nicht um Sirius!!! Sirius ist mir egal!!"
Mel blinzelte ein paar Mal verwundert während sie die rot unterlaufenen Augen ihrer Freundin blickte. Etwas verdutzt ging ihr Valeries Antwort durch den Kopf.
,,Nicht eine einzige Sekunde ging es um Sirius!!" wiederholte Valerie als Mel ihr keine Antwort gab.
,,Du bist der einzige Mensch, dem ich jemals mein Vertrauen geschenkt hab! Aber du hast mich angelogen und dich hinter meinem Rücken mit einem Typen getroffen!! Ich... Ich dachte, ich wäre dir mehr wert!!!"
Melody schluckte. Eine bedrückende Stille legte sich über den Raum, als Valeries Wutausbruch auszuklingen schien. Sie wischte sich peinlich berührt eine Träne von der Wange und starrte stur auf die steinerne Decke.
,,Val...?" murmelte Mel schließlich fragend.
,,Du hättest es mir einfach sagen sollen!" sagte Valerie, doch ihr Unterton wirkte deutlich ruhiger und viel weniger wütend.
,,Aber so hast du den gleiche Scheiß abgezogen wie Sirius am Schulanfang!"
,,Valerie... Ich kann dir gar nicht sagen wie leid es mir tut..." hauchte Melody kopfschüttelnd und spürte, wie sich ihr ebenfalls Tränen in die Augen schlichen. Ihr ganzer Körper war wie versteinert. Doch Valerie mied weiterhin ihren Blick und gab ihr keine Antwort.
,,Ich kann absolut verstehen, warum du wütend auf mich bist... Wenn du willst halte ich mich von dir fern! Ich werde nie wieder ein Wort mit dir reden, wenn du das willst! Ich will es einfach nur nicht schlimmer machen..." sagte Mel leise.
Doch Valerie stieß nur ein sarkastisches Lachen aus.
,,Wenn ich will?" fragte sie ungläubig.
,,Glaubst du allen ernstes, dass ich das wirklich will?"
Mel zuckte ahnungslos mit den Armen und lächelte verzweifelt.
,,Keine Ahnung... Ich bin nicht gut in sowas." krächzte sie, während ihr die Stimme abbrach. Sie wusste einfach nicht was sie noch sagen sollte. Sie hatte nicht den leisesten Schimmer wie sie ansatzweise irgendetwas wieder gutmachen konnte.
,,Möchtest du dich denn von mir fern halten?" fragte Valerie schulterzuckend.
Mel brachte kein Wort heraus. Sie schüttelte lediglich leise weinend den Kopf. Valerie blickte zu Boden. Die beiden schwiegen sich an. Schon wieder. Mel wurde innerlich still von ihrem schlechten Gewissen aufgefressen und Valerie tippte nervös mit ihren Zehen am Parkett herum während sie es immer noch anstarrte.
,,Louis ist also K.O. gegangen?" fragte Valerie schließlich vorsichtig und schielte wieder zu Mel hinüber. Diese wischte sich mit ihrem Ärmel flink die Tränen von den Wangen und nickte eindringlich.
,,Wie schlimm?" fragte Valerie mit böser Vorahnung.
,,Ziemlich schlimm..." schniefte Mel.
,,So schlimm, dass er nicht mehr spielen kann. Sie... haben ihn direkt in den Krankenflügel gebracht."
Valerie nickte verständnisvoll. Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe.
,,Und das Spiel wurde angehalten?" fragte sie weiter.
,,Für zwanzig Minuten, ja." antwortete Mel.
,,Und wenn wir danach nicht mit einem neuen Hüter aufs Feld gehen, werden wir disqualifiziert."
Wieder nickte Valerie. Mels wartete nervös eine Antwort von ihr ab. Ihre Augen huschten nach links zu dem Wecker auf Sarahs Nachtkästchen. Noch fünf Minuten! Die Zeit wurde knapp!
Plötzlich stieß Valerie ein Seufzen aus und ging mit ein paar Schritten zu ihrem Kleiderschrank hinüber. Mels Augen weiteten sich ungläubig als sie plötzlich sah, wie sie die Türen öffnete und ein blaues Trikot herauszog.
,,Ich brauche einen Besen!" sagte sie, während sie begann sich schnell umzuziehen. Mel nickte schnell.
,,Ja! Du kannst den von Louis haben!" stammelte sie hektisch, immer noch fassungslos von der Tatsache, dass Valerie tatsächlich spielen würde. Valerie band ihre langen, schwarzen Haare zu einem Zopf zusammen.
,,Na dann! Auf gehts!" sagte sie entschlossen und klatschte in die Hände. Mel stieß ein erleichtertes Seufzen aus.
,,Danke, Val!" seufzte sie erleichtert. Beinahe wäre ihr eine weitere Ladung Tränen in die Augen geschossen. Ein Lächeln schlich sich auf Valeries Gesicht.
,,Ich kann mein Team doch nicht hängen lassen..." murmelte sie, während sie sich ihre Stulpen anzog. Überglücklich begann Mel zu grinsen.
,,Zeit?" fragte Valerie, während sie sich ihre Handschuhe überstreifte.
,,Drei Minuten!" sagte Mel mit einem weiteren Blick auf den Wecker.
,,Gut, dann los! Keine Zeit zu verlieren!" sagte Valerie, bereit für den Abflug.
,,Alles klar!" sagte Mel, schnappte sich ihren Besen und hastete zum Fenster. Doch ehe sie auf dem Sims sprang um loszufliegen, stockte sie noch einmal.
Sie ließ den Besen zu Boden fallen und drehte sich noch einmal zu Valerie um. Ohne weiter darüber nachzudenken, zog sie ihre Freundin in eine feste Umarmung. Etwas überrumpelt zuckte zusammen. Doch nach wenigen Sekunden legte auch sie die Arme um Mel. Ein warmes Gefühl breitete sich in ihr aus. Als würde ihr ein Stein vom Herzen fallen.
,,Ich hab' dich lieb..." murmelte Mel leise.
,,Ich hab' dich auch lieb." antwortete Valerie lächelnd. Doch kurz darauf löste sie sich auch schon aus der Umarmung und packte Mel eindringlich an den Schultern.
,,Aber jetzt schnell! Wir haben ein Spiel zu gewinnen! Treten wir den Gryffindors gewaltig in ihre Allerwertesten!"
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