Graue Augen
,,Joshua Hughes hat den Schnatz gefangen! Das hebt den Spielstand auf 260 zu 70! SIEG FÜR DIE APPLEBY ARROWS!!!"
Ein ohrenbetäubender Applaus kam von den Zuschauerinnen und Zuschauern des Stadions. Mel konnte es gar nicht glauben. Sie schwebte auf ihrem Besen inmitten des Quidditchfeldes und realisierte kaum, was gerade passiert war. Der erste, der sie aus ihren Gedanken riss, war Jones, der stolz seine Arme um sie schlug.
,,Ja!!" schrie er voller Elan. Auch der Rest des Teams näherte sich den beiden und jubelte nicht minder enthusiastisch. Sie hatten es geschafft. Selbst nachdem ihre Konkurrenten mit unfairen Mitteln gespielt hatten, hatten sie gewonnen.
Von den Quiberon Quaffelpunchers hingegen war wenig Begeisterung zu vernehmen. Tja...
Karma, Bitches!
,,Ach, du meine Güte... Mädchen, du bist eine Miniatur deines Vaters!" keuchte einer der Treiber ungläubig und klopfte Mel anerkennend an die Schulter. Mel bekam ihr Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.
,,Apropos, Vater..." kam es plötzlich von Jones, der Mel an der Schulter antippte und in Richtung der Spieler-Logen zeigte. Neugierig drehte sich Mel um und erblickte ihre Mutter, die neben der jubelnden Valerie in der Loge saß. Doch noch jemand saß neben ihr. Ein großer, blassgesichtiger Mann, mit einem breiten Verband um den Kopf und einem ungläubigen Lächeln im Gesicht.
,,Papa!!" rief Mel voller Freude und zischte auf die Loge zu. Sie sprang sofort von ihrem Besen ab und schwang ihre Beine über das Geländer. Hektisch stolperte sie ihrem Vater in die Arme, der etwas nach hinten torkelte, sich jedoch an seiner Tochter festhalten konnte. Er schlang sofort seine Arme um sie.
,,Vorsicht, Melody!" lachte Mels Mutter, da ihr Vater noch sehr geschwächt von seiner Verletzung war.
,,Papa, geht es dir gut? Bist du stark verletzt?" fragte Mel sofort besorgt.
,,Ich bin okay..." versicherte ihr Vater ihr.
,,Ich hätte eigentlich noch liegen bleiben müssen... Aber als ich gehört habe, dass du spielst, konnte ich nicht anders! Ich musste zusehen!"
,,Papa, hast du mich gesehen? Hast du zugesehen?" fragte Mel voller Hoffnung. Sie blickte erwartungsvoll hinauf zu ihrem Vater und bildete sich ein, eine Träne in seinem linken Augenwinkel glitzern sehen zu können. Er brachte kein Wort heraus... er nickte lediglich.
,,Bist du stolz auf mich?" fragte Mel weiter hoffnungsvoll nach.
,,Melody..." begann ihr Vater und beugte sich zu ihr hinunter.
,,Stolz beschreibt es nicht einmal annährend!"
,,Ach, mein Schatz!" seufzte Mels Mutter plötzlich, der tatsächlich Freudentränen die Wangen hinunter liefen.
,,Du warst einfach unglaublich!"
Mel drückte auch ihre Mutter einmal ganz fest.
,,Haben das alle gesehen?!" schrie ihr Vater plötzlich hinaus zu seinen Mannschaftskollegen, die vor der Loge auf ihren Besen schwebten.
,,Das ist meine Tochter!!!"
Lauter Beifall ertönte von Mels Mitspielern. Lachend drehte sie sich noch einmal zu allen um. Plötzlich spürte sie, wie eine Hand nach ihrem Handgelenk griff. Sie konnte gar nicht so schnell schauen, da wurde sie auch schon ruckartig an ihrem Handgelenk gezogen und landete in Valeries Armen.
,,Ich werd verrückt! Du warst der Oberhammer! Du warst geiler als alles, was ich bis jetzt gesehen hab!" kreischte sie fast schon. Mel hätte beinahe begonnen mitzukreischen.
Als sich der größte Trubel innerhalb Mels Familie und der Mannschaft gelegt hatte, stürmten Mel und Valerie gemeinsam mit Valeries Vater und Mels Mutter aus dem Stadion. Kaum hatten die beiden einen Fuß hinaus gesetzt, wurde Mel fast von einer Horde Jungs überrannt. Ihrer Jungs!!
Kaum hatten die fünf Mel und Valerie bemerkt, brachen sie auch schon in tosenden Applaus aus. Mel blinzelte ein paar Mal verwirrt als sie sah dass Darwins T-Shirt zerrissen war... Doch sie war zu aufgeladen, um das jetzt zu hinterfragen.
,,Was, bei Merlins gezwirbelten Arschhaaren, ist da gerade passiert?!" schrie Stuart so laut, dass Mel Angst hatte taub zu werden. Doch in diesem Moment dachte sie gar nicht darüber nach. Im nächsten Augenblick spürte sie nur noch, wie zwei Personen sie an den Beinen packten und sie gemeinsam auf ihre Schultern hoben.
,,Das ist unsere Kapitänin!! Kapiert?!" brüllten die Arwins so laut sie konnten. Die beiden waren übrigens diejenigen, die Mel auf ihren Schultern trugen.
,,Bist du eigentlich verrückt? Als ob du uns nicht erzählt hast, dass dein Dad der verdammte French Falcon ist, geht's noch?!" wurde sie von Jacob angefahren, allerdings keinesfalls auf eine böse Art und Weise. Mel brachte kein Wort heraus. Sie zuckte nur lachend mit den Schultern.
,,Du hast gespielt, wie Merlin höchst persönlich!!" schrie Stuart.
,,Konnte Merlin überhaupt Quidditch spielen?" fragte Auggie skeptisch nach.
,,Ist doch egal!!" meinte Stuart voller Eifer.
,,Wenn Merlin es gekonnt hätte, wäre er ein Pups gewesen gegen das, was Mel heute abgeliefert hat!!!"
,,Du warst wie ein Schatten, überall und nirgends! Es ging so boom – zack – bam! Und du hast sie alle platt gemacht! Platt wie Valeries Oberweite!!!" schrie Marwin aufgeregt. Valerie stieß ihm daraufhin säuerlich ihren Ellbogen in die Seite.
,,Halt die Klappe, du bist nur frustriert, weil du größere Brüste hast als ich!" zischte sie dem etwas pummeligen Marwin zu, dessen Kopf sofort hochrot anlief. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Schmunzeln aus... Natürlich hatte Valerie seine Aussage nicht ernst genommen, er war eben Marwin...
,,Du warst so abgefahren, ich hab sogar geheult! Ich heule immer noch!" kam es von Auggie, der sich eine letzte Träne aus dem Augenwinkel wischte. Mel lachte beherzt auf.
Die Worte ihrer Ravenclaws-Mannschaftskollegen prasselten noch weiterhin auf sie ein. Doch plötzlich hob sie ihren Blick und ihre Augen trafen auf ein anderes Paar, welches sie scheinbar wie ein Magnet angezogen hatten.
Sie blickte zu einem großen, breitschultrigen Jungen hinüber, dessen schulterlanges schwarzes Haar ungekemmt um sein Gesicht wehte. Er stand einige Meter von Mel und den Ravenclaws entfernt und starrte sie lediglich ungläubig an. Mel konnte seinen Blick nicht deuten. Etwas undefinierbares lag darin. Etwas, das förmlich „Was zum Arsch ist da gerade passiert, das ist doch wohl nicht dein verdammter Ernst, ich glaub ich hab das geträumt!" zu schreien schien. Sirius' überforderter Gesichtsausdruck brachte Mel zum Lachen.
Hinter ihm standen übrigens die restlichen drei Rumtreiber, die ihre Blicke ebenfalls nicht von Mel abwenden konnten. Doch ihre Gesichtsausdrücke waren anders. Ihre Münder standen ihnen offen und James Potter blickte drein wie ein kleiner Junge, der sich gerade in die Hose gemacht hatte und sich davor fürchtete das seiner Mutter zu beichten.
Immer mehr Leute schienen nun zu bemerken, dass Mel sich in der Menge vor dem Stadion befand. Ein Raunen ging herum als sie das Mädchen erblickten. Es dauerte auch nicht mehr lange, da hatte sich eine riesige Menschentraube um Mel und die Ravenclaws gebildet. Auf einen Schlag begann es plötzlich Blitzlichter um die Ravenclaws herum zu hageln. Immer mehr Menschen versammelten sich um sie herum. Fotografen, Journalisten... alle rissen sich darum, einen Blick auf Mel zu erhaschen.
,,Miss Moreau, wie kommt es, dass Sie für ihren Vater eingesprungen sind?"
,,Haben Sie sich auf dieses Spiel heute vorbereitet?"
,,Miss Moreau, in welchem Bezug stehen Sie zu ihrem Vater?"
Tausende Fragen prasselten auf sie ein. Die Ravenclaws schlugen die Hände vor ihre Augen, um von den Blitzlichtern nicht geblendet zu werden. Selbst Mel kniff überfordert ihre Augen zusammen. Sie versuchte irgendwie nacheinander auf alle Fragen zu antworten, doch sie wusste nicht einmal, in welche Richtungen sie eigentlich blicken musste.
Sie spähte ein letztes Mal durch eine Lücke zwischen den vielen Reportern hindurch und erblickte noch ein letztes Mal Sirius' graue Augen, die sie immer noch fixiert hatten. Trotz der gefühlt tausenden Fotografen die auf sie einredeten, schlich sich ein Grinsen auf Mels Gesicht. Sie zwinkerte Sirius freundschaftlich zu, ehe ihr die Sicht von einer überdimensional großen Kamera versperrt wurde.
Und daraufhin war das graue Augenpaar verschwunden...
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