Auswahlspiele
Melody saß im Garderobenzelt neben dem Quidditch Feld von Hogwarts und band sich ihre Schnürsenkel. Ihr Haar hatte sie wie immer zu einem strengen, mittelhohen Zopf gebunden. Sie trug ein rosarotes Quiberon Quafflepunchers-Trikot. Sie hatte noch so eines, weil sie noch nicht dazu gekommen war, sich ein Appleby Arrows-Trikot zu kaufen.
Heute war der große Tag! Das Auswahlspiel für die Ravenclaw Hausmannschaft! Mel war furchtbar aufgeregt... allerdings vor Vorfreude. Nervös war sie überhaupt nicht. Sie hatte ein gutes Gefühl.
Außerdem schien sich außer ihr nur ein weiterer Schüler für die Mannschaft beworben zu haben. Sein Name war Louis Dixon, ein Ravenclaw Viertklässler. Er saß auf der Bank gegenüber von ihr und starrte sie die ganze Zeit an.
,,Viel Glück!" sagte er und lächelte sie freundlich an. Mel lächelte schief zurück.
,,Danke, dir auch. Aber ich werd' keines brauchen." antwortete sie und nahm ihren Besen zur Hand. Sie stand auf um zum Quidditch Feld zu gehen. Kaum war sie aufgestanden, sprang auch Louis hektisch auf die Beine und hastete ihr hinterher.
,,Ich meine nur... Ich weiß, es gibt nur einen Platz in der Mannschaft und einer von uns wird es werden. Aber ich will nicht, dass irgendwie dicke Luft zwischen uns herrscht, oder so." brabbelte er weiter, während er Mel hinterher lief. Diese ging nämlich schnurstracks über das Quidditch Feld auf die Ravenclaw Mannschaft zu, die bereits fertig umgezogen mit den Besen in den Händen auf dem Platz standen.
,,Alles klar..." murmelte Mel nur geistesabwesend. Sie konzentrierte sich gerade einzig und allein darauf ein gutes Spiel abzuliefern um in die Mannschaft zu kommen. Es war nur eine Position als Jägerin frei... und die war für sie reserviert!
,,Ich probiere es jetzt schon zum dritten mal. Aber ich hab's noch nie geschafft... Mir ist eigentlich egal, welche Position ich spiele, ich will einfach nur ins Team!" erzählte Louis enthusiastisch.
,,Aber denk jetzt auf keinen Fall, dass ich Mitleid will. Möge der Bessere gewinnen! Nicht, dass du mich jetzt absichtlich gewinnen lässt..." fügte er noch schnell hinzu. Mel blickte ihn seitlich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
,,Hatte ich nicht vor..."
,,Guten Morgen!" wurden sie von Eric Thompson, dem Kapitän der Ravenclaws begrüßt, der bereits einen Quaffle in der Hand hielt. Hinter ihm hatte sich der Rest der Mannschaft versammelt.
Da wären einmal die beiden Treiber Stuart Attenborough und Darwin Ericson. Der eine war ein großer, schlaksiger Lulatsch mit so dünnen Nudelärmchen, dass Mel sich wunderte, wie er überhaupt einen Schläger halten konnte, ohne dass dieser zerbrach. Er hatte nicht sehr dichtes, blondes Haar und ziemlich viele Pickel im Gesicht.
Darwin Ericson hingegen war ein stämmiger Kerl. Er war ungefähr 1,70 Meter groß, hatte schwarze Haare und wirkte eher wie ein Typ der seine Wochenende lieber damit verbrachte Kuchen zu essen, als am Quidditch Feld. Aber er schien zumindest Kraft in den Armen zu haben.
Der Hüter, Jacob Stein hatte kurzes, blondes, fettiges Haar. Ansonsten wirkte er allerdings recht normal. Wie ein Hüter eben.
Die beiden Jäger Marwin Durain und Augustus Chatton waren beide sehr... Naja. Marwin war ein Fünftklässler der alle fünf Minuten seine Brille zurecht schob und generell etwas mehr auf den Rippen hatte. Augustus hingegen war ein Sechstklässler, dessen Haare ihm so tief ins Gesicht hangen, dass er aussah, als könnte er nichts sehen. Einen dritten Jäger gab es nicht... Noch nicht.
Den Part des Suchers übernahm Thompson selbst. Louis stellte sich sofort kerzengerade hin und hielt seinen Rennbesen fest in der rechten Hand. Mel hingegen blieb einfach ruhig.
,,Also, es ist eigentlich ganz einfach..." meinte Thompson und zeigte nach oben zu den drei Ringen auf der einen Hälfte des Spielfeldes.
,,Ihr spielt beide gegen den Rest der Mannschaft, so lange, bis ihr ein Tor schießt. Nachdem ihr beide dran wart, entscheide ich wer in die Mannschaft kommt." erklärte er.
Mel runzelte skeptisch die Stirn. Sie sollten alleine gegen den Rest der Mannschaft spielen? Schön und gut, aber gerade als Jäger war es doch wichtig, dass man im Team spielen konnte und nicht auf sich allein gestellt. Jedoch hinterfragte sie das einfach nicht.
,,Dixon! Du fängst an!" sagte Thompson und warf ihm den Quaffle zu.
Erschrocken zuckte Louis zusammen und versuchte den Quaffle aufzufangen. Doch dieser flutschte ihm aus den Fingern und landete im Gras. Schnurstracks beugte er sich hinunter und hob ihn peinlich berührt wieder auf.
,,Los... Aufgeht's!" sagte Thompson und nickte in Richtung Spielfeld. Der Rest der Mannschaft stieg auf ihre Besen und flog gemeinsam nach oben.
Louis schluckte nervös und stieg ebenfalls auf seinen Besen. Etwas wackelig hob er vom Boden ab und stieg immer weiter in die Höhe. Mel beobachtete das ganze von unten. Er hatte zitternd den Quaffel unter seinen rechten Arm geklemmt und flog nach oben zum Rest der Mannschaft.
Thompson war unten auf dem Boden geblieben und wollte von dort alles im Auge behalten. Ebenfalls etwas seltsam, wie Mel fand. Von oben, hätte er doch alles viel besser im Blick. Aber gut... es war ja immerhin seine Sache.
Mit einem Pfiff von Thompson ging das Spiel los. Louis raste mit seinem Besen auf die Mannschaft zu und versuchte allen auszuweichen. Eine etwas holprige Angelegenheit. Die beiden Ravenclaw Jäger Marwin und Augustus zischten sofort auf ihn zu. Erschrocken von der Geschwindigkeit, mit der die beiden auf ihn zurasten, zuckte Louis zusammen, wobei ihm der Quaffel auch schon aus der Hand rutschte und in Richtung Boden fiel. Einer der Treiber konnte ihn noch auffangen.
Melody seufzte... Das Spiel war nicht einmal fünf Sekunden gegangen, und Louis hatte den Quaffel bereits verloren. Schön wäre es gewesen, wenn das ein Ausnahmefall gewesen wäre. Aber so war es nicht. Die nächste viertel Stunde verlief ungefähr genau so, wie die ersten fünf Sekunden verlaufen waren. Louis strengte sich wahnsinnig an, doch er kam nicht einmal in die Nähe des Tores. Die meiste Zeit machte er sich sogar selbst einen Strich durch die Rechnung. Es waren nicht einmal die Jäger, die es ihm schwierig machten, sondern Louis war es, der irgendwie Schwierigkeiten damit hatte seine Geschwindigkeit oder seine Wurfkraft einzuschätzen.
Der Hüter schien das ganze ziemlich locker zu nehmen. Er saß auf dem Besen und bohrte in seiner Nase herum... Aber streng gesehen, konnte Mel ihm das auch nicht verübeln. Obwohl er sich immer noch anders die Zeit vertreiben hätte können, als in der Nase herumzubohren.
Die Treiber hatten wohl denn unnötigsten Job im ganzen Spiel. Denn Überraschung... Es gab keine Klatscher. Thompson hatte sie nicht aus der Kiste gelassen. Also saßen Darwin und Stuart einfach nur auf ihren Besen, hielten ihre Schläger in der Hand (warum auch immer sie die mitgenommen hatten) und sahen Louis dabei zu, wie er sich abplagte.
,,Okay! Das reicht langsam!" rief Thompson schließlich nach oben. Louis, der gerade zu einem weiteren Wurf angesetzt hatte, blickte sich erschrocken nach unten um.
,,Was? Schon?" fragte er verzweifelt. Thompson winkte ihn ohne Weiteres zu sich. Enttäuscht flog Louis wieder zu Boden und stieg mit hängendem Kopf von seinem Besen ab. Er war wohl nicht zufrieden mit seiner Leistung. Beinahe konnte er einem Leid tun.
,,Also gut. Du bist dran, Morow." seufzte Thompson und nickte nach oben.
,,Ähm... Ich heiße Moreau. Französisch ausgesprochen." besserte sie ihn noch kurz bevor sie auf ihren Besen stieg aus.
,,Jetzt mach schon, Morow!" murmelte Thompson nur genervt und verdrehte die Augen. Mel schnaubte nur kurz und stieß sich schließlich vom Boden ab, um zum Rest der Mannschaft nach oben zu fliegen. Dort wurde ihr der Quaffel von einem der Jäger zugeworfen.
Sie fixierte alle fünf Spieler ganz genau, vor allem die beiden Jäger hatte sie fest im Griff. Diese schienen allerdings nach der Partie mit Louis noch ziemlich entspannt. Schwerer Fehler...
Kaum war der Pfiff von Thompson auch schon ertönt, preschte Melody wie ein Pfeil durch die Luft. Sie Hielt den Quaffel unter ihrem linken Arm fest und bückte sich so tief, dass sie flach auf ihrem Besenstiel lag. Wie eine Kugel schoss sie auf die Mannschaft zu.
,,Aaahh!!" schrie Augustus laut, als er Melody auf sich zufliegen sah und wich ihr augenblicklich aus. Überrascht von der Geschwindigkeit, die sie hatte, versuchte er nicht einmal ihr den Quaffel abzunehmen. Anders als Marwin. Dieser hatte sogar den Mut, dass er entschlossen auf sie zuflog. Doch Mel warf sich ohne zu zögern in die Kurve und wich ihm elegant aus. Nun steuerte sie immer noch mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit auf den Hüter zu, der sie mit ängstlich aufgerissenen Augen anstarrte.
Trotzdem hatte er sie stur fixiert und machte sich bereit den Quaffel komme was wolle abzuwehren. Er sah wie Melody auf den rechten Ring zusteuerte. Siegessicher flog er blitzschnell auf den rechten Ring zu, doch genau in dem Moment warf Mel den Quaffel. Allerdings jedoch nicht in den rechten Ring... Dass sie auf ihn zugesteuert war, war ein Ablenkungsmanöver gewesen. Der Quaffel flog geradewegs auf den mittleren Ring zu. Leider war dort keiner, der ihn verteidigte. Somit flog er sauber hindurch. Tor!
Nicht einmal zwanzig Sekunden hatte Melody gebraucht, um ein Tor zu schießen. Schnaufend blickte sie nach unten zu Thompson und erwartete gespannt dessen Antwort. Louis stand mit offenem Mund neben ihm... Sogar aus der Entfernung konnte sie seine Unterlippe zittern sehen.
,,Sehr gut, Morow!" rief Thompson ihr von unten zu.
,,Du bist drin!"
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