Au revoir Beauxbatons!
,,Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei... Monsieur Girard, halten Sie bitte ihren Kopf gerade! Achten Sie auf Ihre Haltung! Und sehen Sie zu, dass Sie Mademoiselle Bernard nicht auf die Füße treten... Eins-zwei-drei, eins-zwei-drei..."
Professor Dubois klopfte mit ihrem Gehstock im Takt auf den Parkettboden, während der sechste Jahrgang der Beauxbatons Akademie gerade seine wöchentliche Unterrichtsstunde im Schreit-Tanz hatte. Eine alte Form des Paartanzes, die an der Beauxbatons jedoch traditionell noch immer unterrichtet wurde. Unter den tanzenden Schülern, die alle gezwungen versuchten ihre aufrechte Haltung möglichst gut zu bewahren, um sich das Gemecker der Lehrerin zu ersparen, befand sich auch Melody. Auch sie hielt ihren Kopf gerade nach vorne gerichtet und versuchte gemeinsam mit ihrem Tanzpartner die Anweisungen von Professor Dubois zu befolgen...
Melody selbst hielt wenig, von den Tanzstunden an der Beauxbatons. Sie waren so öde und verstaubt. Außerdem zu nichts zu gebrauchen... Aber leider legte die Schule großen Wert auf sowas. Deswegen musste sie es wohl oder übel über sich ergehen lassen.
,,Sieh mal, Mel... Etienne macht einen Gesichtsausdruck, als hätte er Verstopfung..." murmelte ihr Tanzpartner und gleichzeitig auch bester Freund André ihr seitlich zu.
Mel ließ ihre Augen unauffällig durch den Tanzsaal schweifen, bis ihr Blick an einem großen, hageren, glatt-gekämmten jungen Burschen hängen blieb... Der tatsächlich einen Gesichtsausdruck machte, als hätte er Verstopfung. Sie versuchte krampfhaft ein Grinsen zu unterdrücken und kniff die Augen zusammen, um nicht lachen zu müssen.
,,Die Arme Odile... Da hat sie ausgerechnet ihn abgekriegt..." zischte sie André mitleidig zu.
,,Ich wette mit dir um eine Galleone, dass er sich schon wieder nicht die Zähne geputzt hat." flüsterte André. Mel warf ihm skeptisch einen seitlichen Blick zu.
,,Ich wette nicht mit dir über etwas, wovon ich mit Sicherheit weiß, dass es der Fall ist!" schnaubte sie.
,,Monsieur Forestier, Mademoiselle Moreau! Verlegen Sie ihre Gespräche bitte auf nach den Unterricht!" wurden sie plötzlich von Professor Dubois angefahren. Die beiden schreckten augenblicklich zusammen und ihre beiden Köpfe schnellten automatisch wieder nach vorne, wobei Mels blauer Hut, der zu ihrer Uniform gehörte, ein wenig verrutschte. Beide mussten sich zusammenreißen, um sich noch immer ein Lachen zu verkneifen.
Als die Stunde zu Ende war, waren die beiden die ersten, die aus dem Saal stürmten. Sie liefen die Marmor gepflasterten Gänge entlang - oder schritten eher im schnellen Tempo, denn laufen war verboten - und bogen nach links in den großen Pausenhof ein. Dieser lag etwas tiefer, als der Rest des Schlosses, weswegen einige Treppen nach unten zum Gras führten. Der Innenhof war geschmückt mit prachtvollen Marmorsäulen und einem großen Pavillon im Zentrum. Rund herum waren Bänke aufgestellt, als Sitzmöglichkeiten für die Schüler. Allerdings blieben Mel und André auf den Treppen und setzten sich nebeneinander hin. Mel kramte in ihrer Umhängetasche.
,,Hier!" sagte sie und warf ihrem besten Freund einen roten Apfel zu.
,,Den hab' ich vom Frühstück mitgehen lassen."
André fing den Apfel gekonnt aus der Luft auf und biss hinein. Mel nahm sich selbst noch einen zweiten Apfel aus ihrer Tasche und begann diesen zu Essen.
,,Ein Stück Kuchen wäre mir lieber gewesen." scherzte André, woraufhin Mel die Augen verdrehte und ihm spielerisch gegen den Arm boxte.
,,Okay, dann nimm dir doch das nächste Mal deinen beschissenen Kuchen selbst mit." schnaubte sie, woraufhin André grinste.
,,War doch nur ein Scherz... Du weißt ja, wie sehr ich es schätze, dass du so auf meine Gesundheit achtest." meinte er spaßhalber und nahm noch einen Bissen von seinem Apfel. Mel schmunzelte.
,,Genau, denn ohne mich würdest du nur in deinem Zimmer rumhängen und den ganzen Tag nur Schokolade essen." sagte sie und zuckte mit den Schultern.
,,Ach ja? Blödsinn, ich geh' sogar freiwillig mit dir morgens joggen!"
,,Ja, einmal in der Woche!"
,,Das ist für normale Menschen auch voll in Ordnung! Es wollen nicht alle wie du professionelle Sportler werden und gehen jeden Tag laufen oder trainieren!" protestierte André. Wieder zuckte Mel mit den Schultern. Wo er Recht hatte, hatte er irgendwie Recht. Mel trainierte tatsächlich viel. Sie ging jeden Morgen joggen und übte so oft sie konnte draußen am Gelände ihre Flug- und Wurftechnik. Die Beauxbatons bot leider außerhalb des Unterrichts kaum irgendwelche Förderungen an, die irgendetwas mit Sport zutun hatten. Es gab gerade mal so etwas wie den Schulchor oder einen Buchklub... Doch mit Quidditch hatte die Schule so gut wie gar nichts zutun. Allerdings ließ sich Mel dadurch nicht von ihrem Training abbringen. Ihr Ziel war es nämlich nach der Schule professionell Quidditch zu spielen... genau wie ihr Vater!
,,Schon komisch, wenn man darüber nachdenkt, dass in einer Woche schon unser sechstes Jahr vorbei ist." murmelte André vor sich hin. Melodys Magen verkrampfte sich, als ihr einfiel, dass sie ja noch mit ihm reden wollte.
,,Du... André?" begann sie zögernd, was allein ihn schon stutzig machte.
,,Spuck's aus, was ist los?" fragte er sofort. Mel zog verwirrt die Stirn in Falten.
,,Ich kenne diesen Tonfall!" meinte er. ,,Da ist irgendwas im Busch!"
Melody seufzte. Er hatte ja Recht... Schon wieder...
,,Also, hör zu." meinte sie seufzend.
,,Mein Vater wird die Quiberon Quafflepunchers verlassen."
,,Was?" fragte André überrascht nach und riss die Augen auf.
,,Wieso das denn? Er ist doch schon ewig bei denen!"
,,Ja, genau das ist der Punkt!" brummte Mel.
,,Sie haben ihm die meisten ihrer Erfolge zu verdanken! Und dank ihm sind sie jetzt unter den Top fünf Mannschaften in Europa. Aber trotzdem machen sie ihn nicht zum Kapitän."
Mel biss sich verzwickt auf die Unterlippe, als sie auf den Punkt kam.
,,Also... Vor ein paar Monaten wurde meinem Dad eine Position als Jäger bei den Appleby Arrows angeboten. Und gleichzeitig auch die Stelle als neuer Kapitän der Mannschaft."
,,Was, wirklich? Wahnsinn, das ist ja irre!" platzte es freudig aus André heraus.
,,Die Sache ist die..." begann Mel, was André ein ungutes Gefühl verpasste, da ihr Gesichtsausdruck alles andere als Freude versprühte.
,,Die Appleby Arrows sind eine englische Mannschaft. Deswegen werde ich mit meinen Eltern nach England ziehen müssen..." murmelte sie leise.
Andrés Gesichtsausdruck war sofort wie eingefroren.
,,Du ziehst weg?!" fragte er völlig schockiert. Mel nickte traurig.
,,Aber... du gehst doch hier in Frankreich zur Schule!"
,,Ich werde nach Hogwarts wechseln, eine Zauberschule in Schottland." seufzte sie. André blickte sie mit seinen großen, braunen Augen entrüstet an.
,,Und warum kannst du nicht weiter hier zur Schule gehen?" fragte André verständnislos.
,,Ich meine... Ist ja nicht so als wäre das hier nicht sowieso ein Internat. Außerdem gibt's hier total viele Schüler, die nicht aus Frankreich kommen."
,,Aber mein Papa sagt, dass ich in England ohnehin viel bessere Chancen habe!" versuchte Mel ihm klar zu machen.
,,Hör zu... Die Arrows haben ein Nachwuchsprogramm für das ich mich nach meinem Schulabschluss bewerben kann... Außerdem hab ich hier so gut wie niemanden, der mit mir trainiert! Im Ernst, ich spiele Quidditch mit mir selbst! Vielleicht sind die in Hogwarts ja anders drauf und die Schule dort ist nicht gegen alle möglichen Arten von Spaß... Hier wird mein Besen jedenfalls früher oder später verstauben!"
,,Du kannst mich doch hier nicht alleine lassen! Dann häng' ich ja den ganzen Tag nur in meinem Zimmer rum und esse Schokolade!" meinte André verzweifelt.
,,Ich finde das ja auch mies. Aber das ist für meinen Dad eine Riesen Chance! Und für mich vielleicht auch... Die will ich uns auf keinen Fall vermasseln!" erklärte Mel. André senkte betrübt den Kopf und starrte auf seine Fingernägel.
,,Hey, lass den Kopf nicht so hängen!" meinte Mel und legte ihrem besten Freund eine Hand auf die Schulter.
,,Ich ziehe erst am Ende der Sommerferien um. Bis dahin, können wir uns jeden Tag sehen!"
André hob geknickt den Kopf und starrte seine beste Freundin seufzend an.
,,Versprich mir, dass du mir jede Woche schreibst!" verlangte er. Mel schmunzelte und boxte ihm wieder spielerisch gegen die Schulter, was auch ihn wieder leicht lächeln ließ.
,,Ist abgemacht!"
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