Der Rat
Die Wikinger zogen vollbepackt mit wertvollen Sachen und Sklaven ins Lager zurück. Das Vieh trieben sie vor sich her, weg von dem brennenden Dorf. Die Frauen klagten leise und drückten ihre Kinder an sich, wärend sich die Männer die noch lebten sich wehrten, oder mit gesenkten Köpfen hinterher schlichen. Raven saß auf einen Rappen, den sie in einem Stall gefunden hatte und zog auf einer Liege ihren verletzten Engländer mit sich.
“Ich verstehe nicht, wieso du ihn mitgenommen hast”, Ivi sah zu ihr hoch und rückte den Sack Getreide auf ihren Schultern zurecht.
“Wenn ich ehrlich sein darf, ich weiß auch nicht warum ich ihn verteidigt habe”, gab Raven zu und sah Ivi an. Die blauen Augen des Mädchens mussterten sie von oben bis unten, dennoch sagte sie nichts.
Raven hatte Ivi nicht ausstehen können, als sie das erste Mal zur Ausbildung kam. Die Braunhaarige hatte eine Ausstrahlung gehabt, die ihr nicht gefiel. Als sie das erste Mal im Team arbeiten mussten, erwies es sich als erstes als schwierig, jedoch stellte sich heraus, dass man sich auf sie verlassen konnte. Man konnte ihr vertrauen und man konnte sich sicher sein, dass sie die Rückendeckung behielt, wenn sie es versprach.
“Was soll ich nun mit ihm machen?”, fragte Raven nach einiger Zeit. Ivi sah wieder hoch und begann zu grinsen.
“Bei allen Göttern. Hättest du dir das nicht vorher überlegen sollen?” Raven erwiederte den Blick überrascht und begann dann zu lachen.
“Gut ich denke du hast Recht. Könntest du mir helfen?”, bittend sah sie hinunter. Ivi schnaubte leise, bevor sie antwortete.
“Nur wenn du mir den Sack Getreide abnimmst.” So hieften die Beiden den Sack auf den Rücken des Pferdes und spazierten ins Lager.
“Na wenn das mal nicht der Glückspilz ist, der von der großen Raven verschont wurde”, Daniel legte den Sack mit Rüben ab und umrundete Ravens Gefangenen.
“Was willst du Daniel”, Raven sah ihn genervt an. Er wand sich ihr breit grinsend zu.
Seine dunklen braun- grünen Augen blitzten amüsiert als er erwiederte: “Na deinen Gefangenen begutachten. Er sieht gut aus. Hast du ihn deswegen mitgenommen?” Er wich ihren Tritt aus und lachte.
“Schon gut. Ich sag schon nichts mehr. Also. Warum hast du ihn mitgenommen?”, seine Augen wurden ernst.
“Bei Odin ich weiß es nicht. Ich hatte das Gefühl, dass er nicht sterben sollte”, sie seufzte leise und klopfte nachdenklich das Pferd ab.
“Na dann wird es noch interresant werden. Björn ist nähmlich nicht erfreut, dass du ihm vor der ganzen Schar wiedersprochen hast.” Das wusste sie. Aber rückgängig konnte sie es auch nicht mehr machen. Und wenn sie den Christen jetzt tötete, nahm man sie nicht mehr ernst und sie konnte den Respekt von den anderen Frischlinge vergessen.
“Wie auch immer. Was denkst du, Daniel?”, hoffnungsvoll sah sie ihn an.
“Was ich denke?”
“Ja.”
“Ich denke, dass du gute Freunde brauchst um das durchzustehen.” Nachdenklich neigte sie den Kopf zur Seite.
“Du hast uns”, aufmunternd sah Ivi sie an.
“Uns?”, sprach Daniel, Ravens Frage aus.
“Ja uns. Dich und mich.” Erstaund hob er eine Augenbraue, erwiederte aber nichts. Raven sah das Mädchen dankbar an und begann ihren Engländer von der Liege los zubinden. Ivi half ihr, ihn ins Zelt zu bringen.
“Na toll. Nun darfst du auch noch seine Verletzungen verbinden. Soll ich dir dabei auch helfen?”, mit den Armen in die Hüfte gestemmt, blickte sie auf den Verletzten nieder.
“Ich wäre dir dankbar dafür.” Ivi nickte kaum merklich und verschwand. Raven wand sich dem Engländer zu und begann die Wunden zu begutachten. Die Wunde an der Flanke hatte aufgehört zu bluten und war nicht so tief wie sie gedacht hatte. Was ihr eher Sorgen bereitete war die Wunde am Bein. Ihre Axt hatte das Fleisch unsauber aufgerissen, was bedeutete es würde dauern, bis es zuwuchs. Während sie überlegte wie sie die Wunden am besten versorgen sollte, wurde der Zelteingang aufgerissen. Erschrocken fuhr sie zusammen und blinzelte gegen das Licht.
“Ragnar?!”, leichte Panik schwang in ihrer Stimme mit und sie konnte sehen, dass Ragnar diese gehört hatte. Er trat ein und schloss das Zelt wieder.
“Erzähl, Raven. Wieso genau dieser Christ?” Er setzte sich auf den Boden und sah sie an. Sie erwiederte kurz seinen Blick und senkte dann den Kopf. Stille erfüllte das Zelt. Schließlich seufzte Ragnar und stand plötzlich genau vor ihr. Sie zuckte zurück und starrte ihn an.
“Was auch immer du vor hast, Raven. Bedenke, dass du die gesamten Krieger im Dorf auf dich aufmerksam gemacht hast. Nicht nur mit deiner Strategie, sondern auch mit der Aktion mit Björn. Mein Sohn ist stolz. Zu stolz um sich so etwas normalerweiße gefallen zu lassen. Ich habe mit ihm gesprochen, also dürftest du keine Probleme mehr haben. Ein kleiner Fehler, Raven. Ein kleiner Fehler und es ist alles verloren, was du dir aufgebaut hast. Ich beobachte dich seit dem Beginn deiner Ausbildung und weiß, dass die Götter etwas Großes mit dir vorhaben. Aber du bist gerade dabei, dein Schicksal zu manipulieren. Ein Fehler und es ist alles aus”. Er verlies das Zelt.
Es war ein Versprechen. Sie lies sich auf den Boden sinken und betrachtete ihre zitternde Hände.
“Alles in Ordnung, Raven?”, Ivis Stimme riss sie aus ihrer Starre und sie sprang auf.
“Ja alles in Ordnung.”
“Hab ich es richtig gesehen? War Ragnar gerade hier?”, erst jetzt bemerkte sie, dass Daniel hinter Ivi stand. Raven nickte und wartete auf die Reaktion der beiden. Ivi drehte sich zu ihm um und sah ihn an. Er erwiederte den Blick und wand sich wieder Raven zu.
“Was hat er gesagt?”
“Dass ich aufpassen muss, was ich mache. Er meinte es würde nur ein kleiner Fehler genügen.” Schweigen trat ein.
“Du, dein Christ hat sich bewegt”, unterbrach Daniel das Schweigen. Raven blickte dem Verletzten an. Er bedeckte seine Augen mit seinem Arm und stöhnte leise auf.
“Du kannst dich nicht einmal mit ihm unterhalten”, stellte Ivi fest und Raven zischte verärgert. Auf das hatte sie nicht aufgedacht.
“Ragnar könnte dir sicher helfen.”
“Denkst du er hilft mir nachdem ich Björn so behandelt habe?”
“Na immerhin ist er gekommen und hat dich gewarnt oder? Er ist unser Jarl, also wieso sollte er dir nicht helfen. Als Jarl.”
“Da könnte Daniel recht haben”, murmelte Ivi und runzelte nachdenklich ihre Stirn.
“Gut ich werde mit ihm reden. Könntet ihr ihn halten? Ich denke ich muss die Wunde ausbrennen.”
Daniel und Ivi knieten sich neben den Verletzten. Ivi drückte die Schultern zu Boden, während Daniel die Beine hielt. Die Klinge des Messer, welches Raven in die Glut gelegt hatte, färbte sich rot. Vorsichtig nahm sie es aus der Glut und kniete sich neben den Engländer. Sie vergewisserte sich bei Ivi und Daniel, ob sie ihn festhielten, bevor sie das Messer gegen das Fleisch drückte.
Der Engländer bäumte sich auf und schrie. Der Gestank nach verbrannten Fleisch erfüllte das Zelt und mit den Schreien des Engländers, drängte etwas in Raven sie dazu, aufzuhören, doch sie zwang sich weiterzumachen. Als die Wunde schön ausgebrannt war, lies sie das Messer mit zitternden Händen fallen. Der Engländer lag bewusstlos am Boden.
“Ich denke die Wunde an seiner Flanke musst du nicht ausbrennen. Die wird so verheilen, wenn du mit Umschlägen behandelst”, Ivis Stimme schien von weit weg zu kommen. Raven schüttelte ihren Kopf um zu klare Gedanken zu kommen.
“Ich denke auch. Danke fürs helfen, aber den Rest schaffe ich alleine auch. Ihr könnt gehen”, sie lächelte Daniel und Ivi dankbar an.
“Bist du dir sicher? Du siehst so bleich aus”, Daniel trat einen Schritt auf sie zu.
“Mir geht es gut. Also geht schon”, unsicher erwiederte sie seinen Blick. Nach kurzen Zögern nickte Daniel schließlich und verlies mit Ivi das Zelt. Raven holte tief Luft um sich zu beruhigen. Noch nie hatte sie etwas so fertig gemacht. Und Wundenausbrennen hatte sie oft genug beobachtet und ein, zwei Mal selbst gemacht.
Vermutlich war es, weil sie ihm die Wunden selbst zugefügt hatte. Nachdem sie die Wunde an seiner Flanke verbunden hatte, wand sie sich selbst zu. Der Engländer hatte sie trotz ihres Schildes einige Male erwischt, doch es war ihr nicht aufgefallen. Ihr Arm mit dem sie die Axt hielt, wies einige Schnitte auf. Wenn auch nicht tief. Schnell hatte sie diese versorgt. Als sie damit fertig war, legte sie sich auf ihr Bett und rollte sich zusammen.
Das Bett hatte ihr Vater ihr gemacht und darauf bestanden, dass sie es mitnahm. Normale Krieger und schon gar nicht Neulinge besaßen ein Bett wenn sie auf Raubzug gingen. Björn war ihr Mentor auf dem Schlachtfeld und nun hatte sie ihn verärgert. Bei der nächsten Schlacht würde er sie vermutlich nicht mehr vom Pferd wegziehen. Und wenn sie tot war, würde auch der Engländer sterben und ihr Trotz war sinnlos gewesen. Mit diesen Gedanken schlief sie ein.
Unruhig drehte sie sich im Bett herum und schlug schließlich die Augen auf. Raven hörte leise Schritte um ihr Zelt schleichen. Sofort versteifte sie sich und lauschte angestrengt. Als sie hörte, dass ihr Zelteingang geöffnet wurde, tastete sie vorsichtig nach ihren Dolch und hielt die Luft an.
Schweres Schnaufen und der Gestank von Alkohol erfüllten das Zelt. Langsam drehte sie sich um. Vor dem Lager ihres Engländers stand eine Gestalt. Raven kniff die Augen zusammen und sah, dass die Gestalt ein Messer in der Hand hielt.
Sie schnappte sich den Becher der auf dem Tisch und warf ihn auf die Gestalt. Der Becher zerschellte am Kopf und die Gestalt stolperte. Die Schildmaid sprang vom Bett auf und stellte sich schützend vor den Engländer. Die Gestalt richtete sich auf und überragte Raven um einen Kopf.
“Arnulf. Verschinde aus meinem Zelt”, knurrte sie und stellte sich kampfbereit hin.
“Er ist ein Christ”, schon schoss er vor und es gelang ihr gerade noch aus zuweichen.
“Verschwinde!” Die Dunkelheit machte es ihr schwer, das Messer zu sehen. Trotz, dass er betrunken war, war er schnell und seine Angriffe sauber. Sie blieb auf Verteidigung und versuchte ihn so vom Engländer weg zu locken. Sein Messer streifte ihre Wange und sie spürte Blut auf ihrer Haut.
Ungeschickt stolperte Raven über die Felle, versuchte sich am Tisch fest zu halten. Der Tisch fiel um und der Krug zertepperte am Boden. Sie rutschte rückwerts und wich ihm aus. Er stieg auf ihre Hose und hielt sie so fest. Angst stieg in Raven auf und sie trat nach ihm. Er zischte auf und wich zurück. So war es ihr möglich auf zustehen. Arnulf hob den Kopf und funkelte sie an.
“Verschwinde!”, wiederholte Raven mit zitternde Stimme. Den Dolch hatte sie verloren und das Messer war auf dem Tisch gelegen. Arnulf lies sein Messer kreisen und kam wieder auf sie zu.
“Bei allen Göttern!”, Arnulf wirbelte herum und wurde niedergeschlagen. Über ihm ragte jemand auf. Raven kniff ihre Augen zusammen.
“Daniel?”, fragte sie vorsichtig. Der große Wikinger nickte. Sie entspannte sich und setzte sich aufs Bett.
“War er wegen dem Christen da?”
“Geht es dir gut?”, Ivi erschien im Zelteingang.
“Ja. Wie seid ihr hier her gekommen?”
“Wir waren auf dem Weg zum Feuer.” Raven schaffte es nicht, sich ein Grinsen zu verkneifen. Den Rest, den er nicht erwähnte, konnte sie sich ohne Probleme dazudenken.
“Du bist verletzt”, erschrocken betrachtete Ivi den Schnitt auf der Wange.
“Ist nur ein Kratzer. Könntet ihr mir helfen Anulf aus dem Zelt zu schaffen?” Daniel hob den bewusstlosen Wikinger hoch und schleifte ihn aus dem Zelt.
“Danke”, lachte Raven und verbarg ihre Hände hinter ihren Rücken.
“Sollen wir hier bleiben? Nicht, dass noch einmal so einer kommt”, schlug Daniel vor. Raven schüttelte dankbar ihren Kopf und scheute die Beiden aus dem Zelt.
“Danke und viel Spaß bei den Feuern. Und trinkt nicht zu viel”, rief sie den Beiden nach und machte sich wieder auf ins Zelt. Ungläubig starrte sie auf die Verwüstung. Der Tisch lag mit allem was darauf gewesen war am Boden. Tonscherben vom Krug und dem Becher lagen versteut im Zelt herum. Seufzend lies sie sich auf den Boden nieder und betrachtete ihre Hände.
Beide Handflächen waren aufgeschnitten und bluteten. Wann sie nach dem Messer von Anulf gegriffen hatte, wusste sie nicht. Raven stand, als sie sich beruhigt hatte, auf und suchte nach Verbände. Nachdem sie ihre Hände verbunden hatte und den Schnitt an ihrer Wange versorgt hatte, setzte sie sich aufs Bett und wachte über ihr Zelt.
In der Stille der Nacht dachte sie an Ivi und Daniel. Die Beiden würden gerade an den Feuern sitzen mit den anderen aus dem Dorf, Met trinken, essen und feiern. Ihr Bauch begann zu knurren, bei dem Gedanken an das gebratene Fleisch, dass es immer gab und an den süßen Honigwein, der so wunderbar berauschte.
Sie seufzte leise, stand auf und kniete sich neben den Engländer. Sei Atem ging ruhig und normal. Als er die Augen aufschlug und sie anstarrte zuckte sie erschrocken zurück.
Stumm starrte er sie an, ohne sich zu bewegen oder eine Regung im Gesicht. Sie erwiederte seinen Blick und suchte in seinen Augen nach Regungen, die er hinter seiner Maske verbarg.
Raven sah Unsicherheit und einen Funken Angst. Als sie Dankbarkeit entdeckte hielt sie erstaunt den Atem an. Hatte er mitbekommen, dass Anulf im Zelt gewesen war? Sie hatte gedacht er wäre immer noch bewusstlos.
Er wand den Blick ab und sie stand auf, um sich wieder auf ihr Bett zu setzen.
Als der Morgen graute, wagte sie es, sich hinzulegen und zu schlafen. Es war nur ein kurzer Schlaf, da die Wikinger weiter ins Land ziehen wollten, um zu sehen, was es noch zu rauben gab. Raven zog sich um, kleidete sich in ihre Rüstung und überlegte, wie sie ihre Hände verbergen konnte.
“Geht es dir gut?”, als Daniel eintrat und den Zelteingang aufriss, schreckte sie zusammen.
“Na toll du hast sie erschreckt”, hörte Raven, Ivi hinter Daniel schimpfen hören.
“Ja mir geht es gut. Was macht ihr hier?”, sie versteckte ihre Hände hinter ihrem Rücken und sah die beiden an.
“Dich abholen”, antwortete Ivi gut gelaunt. Daniel wollte etwas sagen, hielt inne und musterte Raven mit zusammengekniffenen Augen.
“Was ist mit deinen Händen los?”, er kam auf sie zu und versuchte ihre Hände zu sehen. Raven wich ihm aus, vergas dabei aber auf Ivi, die schließlich ihre Hände hielt und sie anstarrte. In ihren Augen begann Wut zu flackern.
“Ich dachte es wäre nur ein Kratzer. Aber er war wirklich darauf aus, euch beide um zu bringen. Komm, wir sagen es Ragnar.”
“Ivi, ich will nicht, dass jemand davon erfährt. Also erzähl es keinen. Und du bitte auch nicht, Daniel.” Daniel lehnte sich an den Mittelpfosten ihres Zeltes und sah sie durchdringlich an.
“Gut. Ich denke ich weiß warum es dir so wichtig ist. Also gehen wir einfach. Ragnar hat eine Versammlung einberufen und möchte, dass du kommst. Ist es für dich okay, Ivi, wenn du hier bleibst und den Engländer bewachst”, er wand sich an die Schildmaid neben ihm. Ivi nickte und setzte sich auf das Bett von Raven.
“Ich werde auf deinen Christen aufpassen. Und werde vermutlich sehen wie es seinen Wunden geht wenn es dir nichts ausmacht.”
“Danke Ivi. Du hast was gut bei mir”, dankbar sah Raven, Ivi an.
“Mit einen Becher Met bin ich zufrieden. Das weißt du doch. Also geht, bevor Ragnar noch länger warten muss”, Ivi scheute die Beiden aus dem Zelt.
“Wie willst du deine Hände erklären, wenn jemand fragt?”, fragte Daniel, während er mit ihr durch das Lager ging.
“Ich habe gestern gekämpft. Da kann es schon vorkommen, dass man sich an den Händen verletzt.”
“Wenn man seine Waffe verliert. So viel wie ich weiß, ist dir das noch nie passiert.” Raven schnaubte leise. Natürlich hatte er recht. Er hatte meistens Recht, wie sie herausgefunden hatte. Aber zugeben oder nachgeben wollte sie auf keinen Fall.
“Es wird schon keiner Fragen”, gab sie schließlich zurück.
“Mich interrestiert es, was Ragnar von uns will”, Daniel sah sie von der Seite an.
“Raven hat gestern einen Angriff ausgeführt. Natürlich will er sie dabei haben”, erschrocken sprang Raven zur Seite und krachte gegen Daniel, welcher sie gerade noch fest halte, bevor die hin fiel.
“Ich wollte dich nicht erschrecken”, Björn grinste sie breit an. Raven richtete sich auf und nickte Daniel dankend zu. Skeptisch musterte sie Björn. Hatte Ragnars Gespräch wirklich so viel Wirkung gezeigt, dass er ihr alles verziehen hatte? Als sie einen kleinen Funken des verletzten Stolzes in den eisblauen Augen sah, wusste sie das es nicht so war.
“Schon gut”, Raven lächelte ihn an, “was ist das für eine Versammlung?”
“Ich weiß es nicht. Aber ich denke, dass es wegen dem Angriff, von den Engländern gestern ist”, erkärte Björn und hielt ihr den Zelteingang auf. Raven schlüpfte hinein und war froh, Daniel hinter sich zu wissen.
Am Tischkopf saß Ragnar, aufrecht und stolz wie immer. Seine eisblauen Augen fixierten sie als sie eintrat. Nebem ihm saßen Lagertha und Rollo, sein Bruder. Raven grüßte sie und die anderen Krieger die im Zelt saßen und setzte sich auf den Stuhl der ihr angeboten wurde. Sie drehte sich um und sah Daniel hinter ihren Sessel stehen, welcher ihr aufmunternd zunickte.
“Gut dann sind wir jetzt vollzählig. Ist euch gestern etwas aufgefallen?”, wand er sich sofort an Raven. Überrascht machte sie den Mund auf und schloss ihn wieder. Angestrengt dachte sie nach.
“Nunja. Es waren zwei Wachen vor dem Tor. Das Dorf war nicht wirklich geschützt. Es schien als hätten sie mehr Angst vor wilden Tieren, als vor Angreifern”, antwortete sie schließlich.
“Und genau das ist der Punkt. Genau mit diesen Fehler haben sie sich verraten.” Verwirrtes Gemurmel kam auf. Nur Floki kicherte leise.
“Du weißt, was ich meine. Nicht, mein Freund”, fragte Ragnar, Floki. Der Schiffsbauer nickte begeistert, schien aber nicht vor zu haben, es den anderen zu verraten. Als Ragnar bemerkte, dass keiner zu verstehen schien, was er meinte, löste er das Rätsel auf.
“Es ist ganz einfach. Kein so kleines englisches Dorf schafft es, so viele Reiter los zu schicken.” Ragner verstummte wieder und musterte jeden aufmerksam. Er wollte herausfinden, ob die anderen seine Gedankengänge verstanden.
“Die Christen, die das Dorf verteidigt haben, waren keine Krieger, so wie die Reiter am Strand”, sagte Daniel. Sofort fixierten Ragnars Augen den jungen Wikinger.
“Genau. Und wer bist du, wenn ich fragen darf?”
“Das ist Daniel. Er hat mich begleitet”, antwortete Raven schnell. Ragnar blickte sie an und nickte bedächtig.
“Das heißt es muss eine größere Stadt in der Nähe sein”, schlussfolgerte Rollo. Ragnar nickte zustimmend.
“Aber nicht in Richtung Norden”, mischte sich Raven ein. Der Anführer der Wikinger begann zu grinsen.
“Wir haben einen Schlaukopf hier. Wie ist sie darauf gekommen?”, er wand sich an die anderen Krieger im Zelt.
“Wenn die Stadt im Norden wäre, hätten wir das Dorf leer vorgefunden. Es hat die Dorfbewohner keiner gewarnt, dass wir hier sind. Kein Christ bleibt in seinem Haus und wartet, bis wir kommen. Sie fliehen immer alle”, meinte Björn.
“Richtig, mein Sohn. Und deshalb werden wir nach Süden ziehen. Die Reiter haben uns eine große Stadt versprochen ohne, dass sie es wussten. Eine große Stadt mit vielen Schätzen”, Ragnar grinste hinterhältig als im Zelt Jubel ausbrach. Er lies seinen Männern die Freude, bevor er wieder um Ruhe bat.
“Wir haben eine große Armee. Die größte Wikingerarmee, die bis heute in England gelandet ist. Ich werde die Armee aufteilen. Lagertha, deinen Teil rühre ich natürlich nicht an. Rollo, du bekommst einen Teil. Björn, du ebenfalls. Du musst lernen deine Männer in den Kampf zu führen. Und den dritten Teil”, er verstummte und blickte in die Runde. Sein eisblauer Blick blieb an Raven hängen und er grinste.
“Die Frischlinge stehen unter Ravens Kommando.”
“Ragnar, die ist doch zum ersten Mal dabei!”
“Du kannst doch nicht die Frischlinge unter einen Frischling stellen der sie kommandiert! Die brauchen jemanden der weiß was er tut!” Im Zelt wurde es laut und einige der Nordmänner sprangen sogar auf um sich gegenseitig anzuschreien. Raven wollte den Kopf einziehen und aus dem Zelt fliehen, doch etwas in ihr, sagte ihr, sie müsse hier bleiben.
Als Daniel seine Hand beruhigend auf ihre Schulter legte, schaffte sie es, sich auf zu richten. Sie beobachtete wie Lagertha sich zu Ragnar beugte, um ihm etwas zu sagen. Der Wikinger schüttelte den Kopf und erwiederte etwas, bevor er aufstand und seinen Krug auf den Tisch krachen lies. Sofort verstummten die Krieger und sahen ihren Anführer an.
“Bei allen Göttern. Haltet jetzt euren Mund und setzt euch. Ihr tut ja fast so, als hätte ich euch Raven als Kommandant gegeben”, in seiner Stimme lag ein leises Knurren, welches die Männer davon abhielt, etwas zu erwiedern.
“Gut. Wenn ihr das jetzt verstanden habt, könnt ihr gehen. Wir brechen zu Mittag auf”, mit diesen Worten verlies er das Zelt, gefolgt von Lagertha, Rollo und Björn.
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Puh, das Kapitel ist länger als ich gedacht habe...
Danke fürs Lesen und bis zum nächsten Mal.
Lomnia
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