Lügen
Eine Lüge ist eine Aussage, bei der der Mensch, der sie ausspricht, weiß, dass sie nicht stimmt. Sie wird mit der Absicht gesagt, damit andere einen anderen Eindruck von der Person kriegen, als sie eigentlich ist. Meist benutzt man sie, um besser vor Personen da stehen zu können. Manchmal benutzt man sie auch, um anderen etwas Böses anzutun. Aber am meisten benutzt man es, um etwas zu vertuschen.
In diesem Fall wusste ich nicht, ob es eher dazu dient, jemandem zu Schaden oder für sein eigenes Wohl zu nutzen oder etwas zu vertuschen, denn es war irgendwie alles drei.
Es tat so stark im Herzen weh, wie er vor mir stand, mit seinen Fingern spielte und das verdächtige Glitzern in den Augen. Der ertappte Gesichtsausdruck, welcher in meinem Gehirn für die Ewigkeit gespeichert wurde und Tränen in meine Augen trieb. Dieser Schmerz fühlte sich an, als würde ein Teil in meinem Herzen zusammenbrechen, so wie meine Beine es in diesem Moment taten, während meine Sicht wegen der salzigen Tränen ganz verschwommen wurde.
Vor meinem Blickfeld tauchte ein blonder Haarschopf auf, den ich am liebsten nie wieder sehen würde und eine besorgte Stimme fragte:
"Yuna, ist alles okay mit dir?"
Diese Worte versetzten mir einen festen Tritt in meinen Magen. Wie durch eine Trance spürte ich wie eine warme Hand sich auf meine Schulter legte. Sofort versuchte ich sie abzuschütteln und mich aufzurichten. Es funktionierte nur teilweise.
"Lass mich und verschwinde. Pack deine Sachen und lass mich alleine", schrie ich ihn an und meine Stimme brach am Ende.
"Wie konntest du nur", flüsterte ich müde hinterher und schloss gequält meine Augen.
Ich konnte nicht mit ansehen, wie er vor mir stand und mich dreist anlog.
Nichts ahnend war ich wie jeden Abend von der Arbeit nach Hause gekommen, doch dieses Mal war es anders als die anderen, fast schon langweiligen Abende, bei denen ich mit einem Kuss begrüßt wurde und dann nichts ahnend das Abendessen gekocht hatte. Jeden Tag hatte ich die zerzausten Haare und die geröteten Wangen nicht wahrgenommen, als er mir sagte das er geduscht hatte, während er sein Hemd zuknöpfte und dann fröhlich fragte was es zum Essen gäbe.
All die Monate, vielleicht sogar Jahre, hatte ich ihm blind vertraut und er hatte es nicht wahrgenommen, wie er mein Vertrauen ausnutzte.
Er hatte jedoch nicht gerechnet, dass ich heute früher nach Hause kam.
Doch was noch mehr weh tat, war die Lüge, die er mir auftischte.
Er hatte etwas Sport gemacht.
"Baby, was ist den los mit dir?", fragte er.
"Nenn mich nicht so! Denkst du ich bin blöd genug um dir deine dumme Ausrede zu glauben?", schrie ich ihn an, während mir die Tränen über die Wangen flossen.
"Bist du wirklich so dumm, zu denken, ich hätte nicht kapiert was du während meiner Abwesenheit machst, Jonas?"
Ich sah wie sich sein Gesichtsausdruck veränderte und er mich aus panischen Augen ansah.
"Wie schon gesagt, ich habe etwas Sport gemacht", er räusperte sich nervös und zupfte an einem Zipfel seines weißen Hemdes. Das Hemd, dass ich ihm von meinem Geld gekauft hatte, das ich jeden Abend verdiente, während er sich vergnügte. Allerdings sah er die verschmierten roten Kussmunde, die neben seinem Kragen auf seinem Hals oder auf seiner Wange prangten.
"Genau unzwar etwas Sport mit einer anderen Frau", spottete ich.
"Wo ist sie?"
Ich stand abrupt auf, sodass sich schwarze Punkte vor meinen Augen bildeten, doch ich ignorierte sie einfach. Stattdessen hastete ich in unser Schlafzimmer und guckte zuerst im Schrank, hinter der Tür. Mittlerweile war Jonas mir gefolgt und hatte sich ziemlich auffällig vor das Bett gestellt. Ihm war die Situation sichtlich unangenehm, denn er kratzte sich unbeholfen am Nacken.
"Ah komm schon, Baby. Du hast dich geirrt", sagte er.
"Nenn mich nicht so", versuchte ich so ruhig wie möglich zu sagen. Stieß ihn dann etwas zur Seite um an ihm vorbei zu kommen und unter das Bett zu gucken, wo ich sie letzten endlich sah.
Eine rothaarige Schönheit lag dort, nur im Bh und falsch angezogener Hose. Als sie mich bemerkte, stieg ihr die Röte in ihr Gesicht und ihre vollen Lippen verzogen sich reuevoll. Man merkte, dass es ihr Leid tat, deshalb sagte ich nichts, sondern richtete mich nur auf.
"Ich sollte wohl gehen", murmelte sie, dann rollte sie sich geschickt unter dem Bett hervor und stand auf. Kurz richtete sie ihre lange Lockenmähne, die beeindrucken lang und gesund aussah und zog sich ihr T-Shirt über den Kopf, schlüpfte richtig herum in ihre Hose, dann schenkte sie mir noch einen letzten Blick in dem eine Entschuldigung mitschwang, dann schnappte sie sich ihre Schuhe und huschte barfuß davon. Kurzdarauf hörte man die Haustür klappern.
"Yuna, bitte lass es mich erklären!", Jonas packte mich am Arm und zog mich wieder zurück, als ich wortlos aus dem Schlafzimmer rauschen wollte.
"Was willst du mir erklären, huh?"
"Also...ähm...es ist so, dass...wie soll ich anfangen...ich wollte es nicht", stotterte er unbeholfen.
"Ich verschwinde von hier, Jonas. Vergnüge dich mit so vielen Frauen, wie du willst, mir ist es egal", fuhr ich ihn an und entriss meinen Arm, bevor ich zum Schrank hastete und überstürzt meinen Koffer vom obersten Schrankbrett riss. Es polterte laut, als er auf dem Boden fiel und dadurch eine Delle auf dem Deckel entstand, aber ich ignorierte es und begann meine ganzen Sachen unordentlich reinzustopfen. Jonas stand nur da und guckte mir zu wie ich versuchte den überfüllten Koffer zu schließen und ich dann anschließend über den Flur nach draußen aus dem Haus zerrte. Dann stürmte ich wieder an ihm vorbei und packte noch eine andere Tasche mit anderen Sachen wie Ladekabel, Zahnbürste und noch ein paar persönliche Sachen wie Fotos von meiner Familie.
"Yuna, jetzt übertreib doch nicht! Ich verspreche dir, dass es nicht mehr vorkommen wird", flehte er dann, als ich mir die Schuhe anzog. Ich tat so, als hätte ich ihn nicht gehört, sondern knallte die Haustür hinter mir zu, die gleich wieder aufging.
"In spätestens zwei Wochen kommst du sowieso angekrochen", rief er mir hinterher. Zur Antwort schob ich den Verlobungsring vom Finger, den er mir angesteckt hatte, als er vor drei Monaten vor mir auf die Knie ging und mich fragte, ob ich seine Frau werden möchte, und schmiss ich ohne darüber nachzudenken in den nächstbesten Busch.
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