Emotional damage
Leise war es im Haus geworden, nur die einzelnen Schluchzer durchdrangen die in das größte Schweigen gehüllte Umgebung und gaben ihr einen Hauch Menschlichkeit, obwohl es nichts als ein Zimmer war. Die Sonne war bereits vollkommen verschwunden, wenig verwunderlich um diese Jahreszeit begann sie schon zur späteren Mittagszeit ihren Rückweg anzutreten, Dunkelheit legte sich zu den Schluchzern, erzeugte ein bedrückendes Schweigen, welches von niemandem bekämpft zu werden schien. Die Quelle der Tränen lag auf dem Bett in der linken Ecke, lustlos auf die wärmende Bettdecke geworden lag das Mädchen dort, das Gesicht durch einen einzigen Tränenfilm befeuchtete und mit leicht geröteten Augen, versucht tapfer, aber eigentlich hatte sie bereits verloren. Was dem Mädchen die salzige Flüssigkeit auf das Kopfkissen tropfen lies? All die Ereignisse der vorangegangenen Stunde, jeder kleine Dialog und jegliche Berührungen brachen nun in ihrem Rückzugsort die Tränen zu fließen, die Traurigkeit zum Vorschein und die so verhassten Emotionen in die Farblosigkeit der nächtlichen Stimmung. Einige Minuten, welche sich wie Stunden anfühlen lag sie da, hasste sich für genau das was sie da tat, weinen, Schwäche zeigen, kampflos aufgeben. Mit einem ergebenen Seufzen schaute sie neben sich, an den Ort wo der Grund all des Leids und doch der Ausweg aus all diesem stand. Ein einziges Bild, eines der wenigen die sie ehrlich zeigten, zwei Mädchen, beide im selben Alter, eine Pech schwarzes und eine weißblondes Haar, die Spitzen dezent lila getönt, beide ein echtes Lächeln auf den Lippen. Es war eine Glückliche Zeit gewesen, aller Zeit, welche von ihnen zusammen verbracht wurde war durch Freude geprägt gewesen. Emotionen, sie brachten nur Leid über die, welche sie befielen, waren wie Krankheiten, nur gab es keine Medikament, Behandlungen oder Kalteumschläge dagegen, wer von ihnen befallen wurde musste über das Leid hinwegkommen, ohne Anleitung ohne Medizin. Langsam spitzte das Mädchen die Lippen nahm das Bild in eine Hand und hauchte dem in einen gläsernen Rahmen sicher verschlossenen Bild einen hauchdünnen Luftkuss zu. Die Bewegung war noch unvollendet, die Lippen noch in Richtung des Fotos gesteckt, als sie ausholte bevor der Rahmen auf dem Boden einen ungefähren Meter des Bettes entfernt aufschlug und zu einem Scherbenhaufen zersprang. Still blieb es nicht; nur Sekunden später ertönte ein Schmerzhafteraufschrei gefolgt von einem Knalle, ausgelöst durch einen gezielten Schlag auf den rechten Unterarm. Bis die Sonne morgen für wenige Stunden am Himmel stehen würde hätte sich vermutlich ein Blauerfleck unter dem dünnen Nachthemdchen gebildet und gebe keine Möglichkeit alles was heute geschehen war zu vergessen. Dabei hatte es doch alles noch so zuversichtlich begonnen... ohne diesen Dämon von Gefühlen...
Ein normaler Tag wie es wohl siebenmal die Woche der Fall war begann wie normal fünf weiterer in der Woche um kurz vor sechs Uhr, allerdings war es wohl der Beste dieser fünf. Ein Freitag, heißt okay seiender Stundenplan und danach zwei Tage um die letzten Tage zu verarbeiten. Das Mädchen wurde nicht schikaniert -zumindest nicht wie jeder andere es definieren würde-, auch wenn es dafür wohl mehr als genug Angriffsfläche bot, nein, die einige Person, welche sie hänselte war sie selbst, oder besser dieser hinterhältige Teil in ihr, welcher bei jeder kleinsten ungewollten Berührung die Schmerzen durch ihre Adern jagte. Durch die Vorhängte drang kein einziger Lichtstrahl, wenig verwunderlich draußen war es stockfinster und erst mit dem anschalten der Deckenlampe erhellte sich das Zimmer schlagartig. Anziehen, Tasche packen, den Eltern etwas davon berichten man hätte gefrühstückt, obwohl die Krümel von einem einzigen Keks kamen, welche das Mädchen nur gegessen hatte um die Illusion eines benutzten Tellers zu erschaffen, Zähneputzen und zur Bushaltestelle aufbrechen um den Bus zur Schule zunehmen. Der selbe Ablauf wie jeden Tag seit dem Schulwechsel nach der vierten Klasse, ohne Veränderung, voller unnötiger Zeit, welche mit eingerechnet war, damit das System auch aufs Neue in allen Situationen passte. An der Bushaltestelle angekommen möglichst weit weg von den Menschen stellen, warten und hoffen, dass man nicht allein gelassen wird. Mit ihrem Eintreffen beginnt dann der schöne Teil des Tages. Es wird gelacht herumgealbert und egal wie dumm die anderen Menschen kucken, diese Zeit lassen sie sich nicht nehmen.
Noch vor dem Lärm der anderen Schüler, welche mit ihnen an der Bushaltestelle aussteigen um den Weg zur Schule einzuschlagen, gingen sie durch die verschneiten Straßen. Hier und da stieg der Rauch von Kaminen aus, durch Ruß und Asche verdunkelten, Schornsteinen heraus und am Weihnachtsmarkt reiten sich die doch geschlossenen Ständige, sodass der Weg durch ihre Mitte genau zu ihrer Schule führte.
"Wir müssen Mal zusammen hier herkommen!" Schlug die etwas kleinere von ihnen vor und schaute hoch in die ruhigen Lebkuchen-Farben Augen mit einzelnen grünlichen Punkten, welche ihr glücklich entgegen schauten. Das dunkle Haar betonte die helle Haut und ließ die langsam blau werdenden Lippen auffallen. "Wir sollten uns beeilen, du bekommst schon blaue Lippen." Drängte die Blondine und ergriff die, wie immer kalte, Hand ihrer besten Freundin, welche schon seit Jahren mehr war als nur das, zumindest von ihrer Seite.
Schnell liefen sie in das warme Gebäude und legten sich quer über die noch leeren Bänke über den Heizungen. Sie waren die Ersten in der Schule, aber nachher in den Pausen würden sich die Schüler auf den beheizten Bänke quätschen, da jeder einen Platz haben wollte. Während sie da so saßen auf den Bänken und in die kalte Jahreszeit hineinluckten, so begannen vom Himmel winzig kleine Eiskristalle zu regten und der Wind ließ die kleinen Schneeflocken mit sich tanzen. Zwar trauten sie sich nicht nach draußen, allerdings saßen sie da, vor den Fenster und beobachteten das Treiben vor dem Gebäude, die strahlenden Gesichter, vor allem der jüngeren Schüler, welche verträumt in den Himmel schauten. Der Schnee hatte etwas fesselndes, etwas mitreisendes mit sich. So mitreisend, dass eine Hand zur anderen fand, sie hielten sich fest. Sie sagten nichts, sahen sich nicht an, sondern beobachteten nur den weißen Schnee. Weiß eine so reine, klare Farbe, welche für das Gute stand. Krankenhäuser waren weiß, Engel waren weiß, Papier war weiß. Weiß das man brauchte wenn es einem schlecht ging. Die in einigen Stunden weinend in ihrem Zimmer sitzende strahlte wie schon so lang nicht mehr, umgeben von einer feierlichen Atmosphäre und dem Beisein ihrer besten Freundin wahr es ihr nicht möglich ihre Innere Freunde nicht nach draußen zu tragen. Auch die schwarz Haarige hatte ein Lächeln auf den Lippen und mit diesem brachten sie vier Stunden Unterricht hinter sich und verloren es auch in der Zeit, welche sie auf den Bus warteten. "Gehen wir jetzt auf den Weihnachtsmarkt?" fragte die Größere und strich sich eine Blonde Strähne aus ihren Augen, welche auf den ihr gegenüberliegenden sahen. "Ich darf nicht." kam es bedrückt von ihrer Freundin, welche etwas tat, was selten in ihrer Freundschaft. Sie breitete die Arme auf, frage noch, bevor sich die Arme um den jeweils anderen Oberkörper schlugen, etwas überfordert standen sie da. Das Lächeln erstarb auf dem einen Gesicht und wurde auf dem anderen nur noch breiter. So standen sie da für Minuten, bis die Blonde zum Bus musste, ihr Blick blieb sehnsüchtig auf dem der Kleineren, welche traurig drein schaute, dabei hatten sie doch einen so schönen Tag, auch wenn sie doch nicht auf den Weihnachtsmarkt konnten, da von einer von ihnen die Mutter nicht wollte, dass sie Bus fuhr. Auf dem Weg zum Bus waren die Gedanken noch in der Umarmung und sie schwor sich, diese Berührung niemals wieder zu vergessen, auch wenn die traurigen Augen immer wieder in den Verstand dringen wollten.
Fragen welche nie beantwortete werden würde und davon so unglaublich viele. Verdrängen half nichts, half nicht in diesem einen Moment, in welchem der Tod zuschlug. In dem er zu sich holte, was noch lange nicht bei ihm seien dürfte. Viel zu jung, mit viel zu vielen offenen Fragen. Einfach Tod und das von selbst. Sie war nicht von ihrer Mutter abgeholt worden, hatte geschrieben sie würde noch etwas auf dem Weihnachtsmarkt herumschauen, aber in Wirklichkeit hatte sie den Pillenhaufen geschluckt, in einer vermeintlich dunklen, verlassenden Gasse. Und auch wenn sie früh gefunden worden war, so war es doch zu spät um ihr Leben noch du retten, egal wie schnell die Maschinen den Mix aus ihrem Körper pumpten. Weinend lag sie immer noch in ihrem Bett, dachte daran es ihr gleich zu tun, aber egal wie sie entscheiden würde, ob es auch für sie ein Ende hätte, sie hätte in ihrem Leben nie zu ihr gesagt ich liebe dich und egal ob ihre Eltern es Feige nannten sich selbst ein Ende zu setzten, für sie war, die kleine, schwarz Haarige eine Heldin, egal ob mit oder ohne dieses Ende. Und die Umarmung würde überwiegen und nicht der traurige Blick vor dem Ende.
Ich brauchte Weiß, denn mir ging es schlecht.
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