Robb Stark ~ Lost Dreams
Er war der Erbe von Winterfell. Eddard Starks Erstgeborner.
Sie nannten ihn den jungen Wolf. Lord Von Winterfell. König des Nordens.
Und du warst niemand. Er kannte deinen Namen nicht. Du hattest nur einige einfache Dienste auf Winterfell erledigt, die seine Aufmerksamkeit nicht wert waren.
Dennoch hatte dich die Art, wie er lächelte und der Klang seiner Stimme dazu gebracht, zu denken, ihn zu lieben wäre nicht ein gänzlich verlorener Traum.
Doch dann war der Krieg gekommen und hatte alle Träume, gleich wie hoffnungslos sie auch waren, zerplatzen lassen, als wären sie es nichts weiter als Seifenblasen. Mit einem Mal war alles anders. Lady Catlyn folgte ihrem Hohen Gemahl nach Süden. Robb ging fort, als man Eddard Stark den Kopf abschlug. Bran residierte an seiner Stelle. Bis zu diesem Punkt war in deiner kleinen Welt noch alles halbwegs in Ordnung gewesen. Bran mochte dich und manchmal erzähltest du ihm Geschichten von Aegon dem Eroberer oder Aemon, der der Drachenritter genannt wurde. Aber irgendwann hattest du bemerkt, dass dir etwas fehlte. Ein Teil deines Herzens. Tiefe Sehnsucht riet dir nach Süden zu ziehen, auch wenn der junge Lord dich nicht gehen lassen wollte.
In einer mondhellen Nacht nahmst du deine Sachen, einige Vorräte und eines von Winterfells besten Pferden und rittest den Königsweg hinunter hinter Robb's Armee her.
Du erreichtest Maidengraben, als der neugekrönte König es eben verlassen hatte. An diesem Tag begannen deine Träume düster zu werden. Sie nahmen dir dein Pferd, denn der Kastellan war der Meinung, du hättest es gestohlen. Da es zutraf widersprachst du nicht und hofftest, dass Robb bald zurückkehren würde. Mittlerweile, hattest du begriffen, dass er es war, der dir fehlte. Obwohl er deinen Namen nicht kannte, hatte er doch manchmal mit dir gesprochen und geschmunzelt, wenn du stotternd geantwortet hattest. Du wolltest, dass er endlich wusste wer du warst. Also wartetest du. Wartetest und träumtest und hofftest. Du warst eben nur ein junges Mädchen, und vom Krieg, der durch die sieben Königslande zog, wusstest du nicht viel.
Doch plötzlich kamen die Eisenmänner und nahmen die Festung ein. Sie kamen von Norden, den Winterfell war gefallen und Theon Graufreud nannte sich nun Prinz. Aus unerklärlichen Gründen gelang dir glücklicherweise die Flucht. Doch dieses Mal warst du zu Fuß und ohne jegliche Nahrung oder Orientierung. Drei Tage lang irrtest du umher, bis du zu einem Gasthaus kamst, dass von den Kämpfen verschont worden war. Dort erbarmte sich die Wirtin, sie hieß Hilda, deiner und nahm dich eine Nacht lang auf. Am nächsten Tag wurdest du wieder rausgeworfen. Mit frischer Kleidung und einen Bündel voller warmen Brot und harten Käse. Auch Neuigkeiten hattest du erfahren. Neuigkeiten, die dein Herz schwer werden ließen. Er hatte geheiratet. Der König, von dem du jede Nacht träumtest, liebte eine Andere. Eine Westerling. Eine Untergebene der Lennisters. Eine Frau aus dem Westen. Die Reisenden und fahrenden Ritter erzählten sich, sie habe ihm ihre Jungfräulichkeit geschenkt, und um die Ehre ihres Hauses nicht zu beschmutzen hatte der junge Wolf sie zu seiner Königin gekrönt.
Trotz all dem gingst du weiter. Du wolltest Schnellwasser erreichen und ihm über deine Gefühle in Kenntnis setzen, auch wenn du wusstest, dass es dir das Herz brechen würde. Offensichtlich warst du naiv genug zu glauben, er wäre so gerührt von deiner weiten Reise und deinem erlittenen Herzschmerz, dass er plötzlich einer einfachen Magd sein Herz schenken würde.
Es war unsinnig. Du warst nur eine von vielen die sich ihn sein Bett träumten. Er war jung und begehrlich und trug eine Krone aus eisernen Schwertern. Die Krone des Nordens.
Er war unerreichbar.
Ein kleiner Teil von dir wusste das. Und du ignoriertest ihn.
Der Tag, an dem du schließlich die Zwillinge erreichtest, war ebenso regnerisch wie der davor. Es regnete schon lange und es schien niemals aufzuhören. Als du die beiden Türme sahst, die auf den Wappen der Freys abgebildet waren, machten dein Herz kleine Freudensprünge und deine müden Füßen liefen ein wenig schneller. Der Wachmann am Tor, vermutlich einer von Lord Walders vielen Söhnen oder Enkeln, wollte dich zuerst nicht durchlassen, doch du erzähltest ihm einfach, du wärst eine Magd und deine Dienste wären angefordert worden. Offenbar würde am nächsten Abend ein großes Fest stattfinden, denn er ließ dich ohne ein weiters mürrisches Wort zu verlieren ein.
Nach einem lauwarmen Bad sahst du gleich viel besser aus. Dein Haar war nicht mehr fettig und der Dreck der langen Reise war von deiner Haut geschruppt. In den richtigen Kleid hättest du bestimmt wie eine echte Lady ausgesehen. Aber du warst nur eine niedere Dienerin und deine Aufgabe war es, auf der Hochzeit Wein einzuschenken. Edmure Tully hatte sich mit Lady Roselin verlobt und Lord Walder wollte ein prächtiges Fest.
Nur schien prächtig seiner Ansicht nach etwas anderes zu bedeuten.
Auch an diesem Tag setzte der Regen nicht aus. Du liefst von Tisch zu Tisch und schenktest Wein nach. Auf die Gesichter der Leute achtetest du wenig, ebenso auf die Wappen die sie auf die Brust gestickt trugen. Als sich plötzlich eine Hand auf deine Schulter legte, wäre dein Herz beinahe stehen geblieben.
„Y/N? Wie bist du auf die Zwillinge gekommen?"
Lady Catlyn wirkte wirklich entsetzt, während sie dein Gesicht gründlich musterte. Du warst so überrascht sie zu sehen, dass du keine Worte fandest.
„Mylady", brachtest du schließlich hervor. „Wie schön zu sehen, dass Ihr wohlauf seid. Ich schenke Wein aus."
„Wie kann das sein?"
„Ich bin dem Heer nachgeritten. Als ich hier ankam hat man mich angestellt."
Warum du Winterfell überhaupt erst verlassen hattest, verschwiegst du. Deine Herrin hätte sicher nicht gern von deinen lächerlichen Gefühlen gewusst. Zu deiner Verwunderung bat sie dich, neben ihr Platz zu nehmen. Sie fragte dich nach Bran und Rickon, die für tot gehalten wurden, doch du konntest ihr nur von den glücklicheren Tagen erzählen, an denen du den Tisch in der großen Halle für das Abendessen ihrer Söhne gedeckt hattest.
Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Nachdem das Brautpaar gebettet worden war, zogen Freys Soldaten ihre Waffen. Einer von ihnen packte dich.
„Wenn du schnell genug läufst könnte ich dich gehen lassen. Du müsstest später nur wieder zurückkommen", säuselte er in dein Ohr.
Du schlucktest dein Wimmern hinunter und starrtest zu Robb. Eure Blicke trafen sich und für einen Moment warst du zu überwältigt von der tiefen Traurigkeit in seinen Augen, um zu spüren, wie eine eiserne Klinge deine Kehle durchtrennte.
Das letzte Geräusch, dass du von dir gabst war ein ersticktes Gurgeln und das Letzte, das du in deinem verlorenen Leben sahst war Robb Stark, gekrönt mit der Krone des Nordens und Augen, so traurig wie die Unendlichkeit.
Alles, das du in deinem Leben begehrt hattest war so nahe und doch viel weiter entfernt denn je.
Als du ausatmetest konntest du Lady Catlyn schreien hören. Für einen kurzen Moment wagtest du zu hoffen, dass Robb und du euch in einer der sieben Höllen wiedersehen würdet. Dann ertrank die Welt in Dunkelheit und deine Gedanken verloren jegliche Bedeutung.
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