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Herr der Ringe / Der Hobbit (7 200 Wörter)

~ einige Monate zuvor ~

Schallendes Gelächter zog durch den dichten Wald. Es war bereits spät in der Nacht, genauer gesagt, fast schon wieder Morgen.
"Hey, was ist aus unserer Idee geworden in den Grünwald zu reisen?", rief meine Freundin Írima plötzlich dazwischen und hängte ein unkontrolliertes Lachen daran, was mehr dem vielen Wein, als der Aussage zu verschulden war.
"Das war bloß ein Witz, Írima", seufzte der dritte im Bunde und verdrehte leicht die Augen, wobei weiterhin ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen glänzte.
"Ich sehe es nicht mehr ein, dass wir die ganze Zeit die Geschichten über diesen ach so perfekten Prinzen anhören müssen, ihn aber selbst nicht sehen dürfen", regte die blonde Elbin sich weiter auf und nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas.
"Dann hör auf immer nach ihnen zu fragen", lachte ich belustigt und tat es ihr gleich. "Wärst du nicht so auf diesen Prinzen fixiert, wüsstest du vielleicht auch, dass dunkle Kreaturen in diesem Wald Einzug gefunden haben. Wir sollten uns so fern wie möglich halten", brummte unser Freund und griff nach der Flasche, um sich nachzufüllen.
"Die Waldelben bewachen die Wege, damit sie ihren Wein bekommen. Ihr König könnte doch kein Jahr ohne unseren guten Tropfen auskommen", grinste Írima verschmitzt und sah uns abwechselnd an. Forodren war vollends darauf konzentriert, nicht auszupatzen und lehnte sich dabei so weit vor, dass seine rotbraunen Haare kurz im Weinstrahl hingen.
"Na, gut, wie ernst meinst du das jetzt wirklich, Írima?", seufzte ich und lehnte meinen Kopf schwerfällig gegen den Stamm hinter mir.
"Sehr ernst. Forodren, wir müssen Silivren mit diesem Prinzen verkuppeln!", rief sie enthusiastisch und zeigte auf mich. Ich hob überrascht meine Brauen und setzte mich schnell wieder gerade auf. "Warte, warte, wann ist das denn passiert? Ich dachte du wolltest etwas von ihm?", widersprach ich schnell, doch meine Freundin war offenbar nicht mehr von ihrer Idee abzubringen.
"Von uns dreien hast du noch am ehesten eine Chance. Ich meine, schau dich an, du siehst aus wie eine Prinzessin...", sie riss die Augen auf und sog mit einem freudigen Quitschen Luft ein. "Ich habs! Wir verkleiden dich als Prinzessin. Dann muss er sich mit dir unterhalten und mit deinem Aussehen, wird es nicht lang dauern, bis ihr etwas am Laufen habt!", erklärte sie überglücklich und hob ihr Glas in die Luft, als ob sie Anstoßen wollen würde.
"Also wären wir dann königliche Wachen?", fragte Forodren und schlürfte etwas von seinem Wein, während er ins Nichts starrte. Ich sah verzweifelt zwischen den beiden hin und her. Der Wein vernebelte meine Sinne so sehr, dass ich mir nicht mehr sicher war, wie ich sie von dieser Idee abbringen konnte.
"Ja, wir nehmen uns noch ein paar andere mit und tun so, als ob wir diese Waldelben mal besuchen würden. Du besorgst dir irgendwie ein hübsches Kleid und Forodren und ich uns solche Rüstungen, wie die königlichen Wachen sie tragen!", fuhr Írima begeistert fort, wobei ihre grauen Augen, wie die eines kleinen Kindes, leuchteten.
Ein sehr lang gezogenes "Ja" von Forodren war ihre Antwort. "Das wird niemals funktionieren", murmelte ich, doch hatte in Wahrheit bereits vergessen, worum es ging und das Interesse an dem Gespräch verloren. Lieber schwenkte ich den Wein in meinem Glas herum und beobachtete belustigt, wie er ölige Spuren an den Glaswänden hinterließ.
"Dann ist es beschlossen", erklärte Írima feierlich, hob abermals ihren Wein in die Luft, als ob sie anstoßen wollen würde, doch trank bereits daraus, bevor Forodren oder ich reagieren konnten.
"Hm?", brummte ich bloß und sah auf. Die letzte Minute lag so weit zurück, als hätte eine lange Nacht guten Schlafs dazwischen gelegen.

~Jetzt~

Ich lag gedankenverloren im hohen Gras. Meine Hände auf meinem Bauch gefalten, mein Kopf auf einem dicken Grasbüschel.
Mit einem verächtlichen Schnauben drehte ich mich zur Seite und setzte mich mühsam auf. Wie waren wir bloß auf diese wahnsinnige Idee gekommen?
"Da bist du ja! Was denkst du dir bloß? Du musst auf das Kleid aufpassen! Es ist immerhin das einzige, das wir haben", beschwerte Írima sich, welche sich wütend näherte. Der Morgen brach gerade an.
"Wir werden damit doch sowieso niemals durchkommen", brummte ich missmutig und stand schnell auf, bevor meine Freundin mich noch aufziehen konnte.
"Warum nicht? Prinzessin Valacirca war noch nie im Grünwald und jede Beschreibung, die auf sie zutrifft, tut es auch auf dich", wiederholte Írima zum unzähligsten Mal ihre Argumente. Ich war mir sicher, dass sie damit versuchte es sich selbst einzureden, doch das würde sie sich niemals eingestehen.
"Warum sollte sie ohne König Gwîntaur reisen, gerade, wenn es das erste Mal ist. Und warum sollte sie unangekündigt auftauchen?", murmelte ich unverständlich und ging an ihr vorbei zu unserem Lager, in welchem ein Feuer brannte. Wir befanden uns bereits am Waldrand, doch hatten uns nicht getraut, die Nacht zwischen den Bäumen zu verbringen. Nicht nur Forodren hatte die Gerüchte über den einst so wunderschönen Wald gehört.
Wir hatten uns einige Freunde mehr mitgenommen, die genauso gerne mal das Waldlandreich besuchen wollen würden. Ich hatte keine Ahnung, wie Írima es geschafft hatte, allen klarzumachen, dass ich die Prinzessin spielen würde, doch bis jetzt hatte sich keiner gewehrt. Wenn das aufflog, würden wir ungeheuren Ärger bekommen, doch darüber wollte wohl niemand nachdenken. Wie konnte man das auch, wenn man die ganze Reise über betrunken war?
Ich schnaubte abwertend und schüttelte den Kopf. Sie hatten wirklich viel Wein vernichtet die letzten Tage über. So viel, dass ich schon Angst hatte, dass keiner mehr für König Thranduil über sein würde. Er stellte das Gastgeschenk dar.

"Da ist auch schon unsere Prinzessin, wo warst du denn?", empfing Forodren mich und musterte mein Kleid, ob es auch ja nicht dreckig geworden war.
Ich verdrehte die Augen. "Ein wenig nachdenken", murmelte ich zurück und ging an ihm vorbei zu den zwei Karren, die von Pferden gezogen wurden und den wertvollen Wein beinhalteten.
"Sie musste sich erst richtig in ihre Rolle hineinversetzen", grinste ein anderer Elb, welchen ich nur flüchtig kannte. Ich ignorierte den Kommentar und ging auf die ersten Bäume zu. Die anderen hatten offensichtlich nur auf mich gewartet, um die Reise fortzusetzen.
"Pass auf, ab jetzt ist sie deine Prinzessin", lachte sein Freund und folgte mir schnell. Ich merkte, wie mir langsam so wirklich die Auswirkungen unserer dummen Idee bewusst wurden. Ich hatte, anders als die anderen, diese Nacht keinen Tropfen Wein angerührt, da ich wusste, dass ich heute nüchtern sein musste. Damit war ich vermutlich die einzige, die sah, was das für eine gefährliche Aktion war. Ich gab mich gerade fälschlicherweise als die Prinzessin unseres Königreiches aus, und die anderen unterstützten dies! Das konnte uns ohne Umwege den Kopf kosten!
Doch nun war es zu spät, um umzukehren, ich erblickte bereits eine Bewegung im schwammigen Dunkelgrün, das von einem grauen Schleier durchzogen war.
"Ah, eine neue Ladung Wein aus Dorwinion, wir heißen euch herzlich willkommen!", wurden wir von der Grenzpatroullie freudig begrüßt, die sich nun zeigte. Erst jetzt blieben ihre Blicke auch an mir hängen.
"Ich wage zu hoffen, dass der Wein nicht das Kostbarste an unserem Trupp ist", lächelte ich und neigte kurz den Kopf, wobei ich meine Worte sorgfältig wählte. Diese ruhige, melodische Art zu reden, regte mich jetzt schon auf, doch das war mir schon vorher klargewesen.
Die Waldelben verneigten sich schnell und sammelten sich vor mir.
"Natürlich nicht. Ihr müsst Prinzessin Valacirca sein, Eurer Besuch ist eine große Ehre", antwortete der Anführer der Patrouille und traute sich kaum, mir in die Augen zu sehen. Wie viel Kleidung doch ausmachte. Ich bezweifelte, dass er die Beschreibungen der Prinzessin Dorwinions gehört hatte. Er musste bloß an meinem gold-grünen Kleid erkennen, dass ich hohen Standes war.
"Das bin ich. Ich hoffe mein Besuch kommt nicht ungelegen. Ich wollte das Waldlandreich schon seit langer Zeit kennenlernen", lächelte ich etwas zurückhaltend und ließ meinen Blick durch die Bäume wandern.
"Keinesfalls, ich würde Euch mit dem größten Vernügen zum großen Palast führen. Dort wird König Thranduil Euch sicher gebührend willkommen heißen", antwortete der Braunhaarige und warf zwei seiner Leute einen Blick zu, welche sich tonlos, nach einer knappen Verbeugung, davonmachten. Sie meldeten wohl unsere Ankunft.
Ich neigte zustimmend den Kopf, worauf der Elb sich umdrehte und den Weg, auf dem wir den Wald betreten hatten, folgte.
Mit ungutem Bauchgefühl, setzte auch ich mich wieder in Bewegung. Írima schlüpfte schnell neben mich und sah mich vielversprechend an. Ich reagierte nicht und konzentrierte mich auf meine Rolle. Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Der Weg verlief recht still. Die Waldelben hielten einen gesunden Abstand und unterhielten sich leise untereinander. Auch meine Wachen waren wieder in ihre Gespräche vertieft. Ich zog es vor, meinen Gedanken zu folgen. Sie waren nicht sonderlich aufbauend, doch mich abzulenken, war auch keine Lösung. Ich musste mir eine gute Erklärung einfallen lassen, warum sich die Prinzessin Dorwinions so spontan zu dieser weiten Reise entschlossen hatte, ohne ihre Eltern und ohne eine Vorwarnung. Ich hatte mich selbst eingeladen.

Es schien viel zu wenig Zeit verstrichen, als der Wald sich auch schon wieder etwas lichtete und der riesige Palast in Sicht kam.
Er war wirklich zutiefst beeindruckend. Ich wollte meinen Blick schon gar nicht mehr abwenden, doch von einer Prinzessin erwartete man sich mehr Kontrolle, also zwang ich mich, wieder auf das große Tor vor uns zu sehen. Es war über eine kurze Brücke erreichbar. Die schweren Eisentüren standen weit offen. Einige Wachen empfingen uns.
Mein Herz tat einen Satz, als tatsächlich König Thranduil hochpersönlich in der Eingangshalle stand. Um ihn herum seine königlichen Wachen und einige andere Elben, die offenbar ebenfalls Adlige waren. Sein Sohn war auf den ersten Blick nicht zu erkennen, doch ich musste zugeben, dass ich auch nicht wirklich wusste, wie er aussah.
"Prinzessin Valacirca, eine unerwartete Freude", begrüßte der König mich und kam mir einige Schritte entgegen. Ich neigte mit einem höflichen Lächeln, den Kopf. "Ganz meinerseits, König Thranduil. Ich muss mich für mein unangekündigtes Erscheinen entschuldigen", antwortete ich und faltete meine Hände hinter meinem Rücken, sodass ich kerzengerade stand. Er überragte mich zwar immer noch um einiges, doch dagegen ließ sich nicht mehr viel tun.
"Ganz im Gegenteil, ich freue mich Euch hier begrüßen zu dürfen. Ihr seid hier natürlich immer willkommen, egal wie spontan. Ich nehme an Ihr seid erschöpft von der langen Reise?" Ich lächelte geschmeichelt und senkte den Blick etwas unsicher, als er unsere Erschöpfung erwähnte. Ich hätte tatsächlich nichts gegen ein weiches Bett und einen guten langen Schlaf.
"Dann lasst uns Euren Besuch mit einem großen Essen feiern. Danach dürft Ihr Euch natürlich erst einmal von dem weiten Weg erholen", sprach der blonde Elb und wandte sich bereits ab. Ich behielt meine fröhliche Fassade krampfhaft aufrecht und folgte ihm. Ein Festessen mit allen möglichen wichtigen Elben, die es in diesem Reich gab, dem König und vermutlich auch noch dem Prinzen, konnte ich gerade wirklich nicht gebrauchen. Eben hatte ich mich noch auf das Bett gefreut, das er angedeutet hatte.

~

Írima hatte sich die Rolle einer Adeligen, die eine gute Freundin der Prinzessin war, ausgesucht, Forodren die eines angesehenen Offiziers. Damit war sichergestellt, dass ich mindestens einen meiner Freunde jederzeit bei mir hatte.
So wie jetzt gerade, bei dem Essen. Ich hatte natürlich den Ehrensitz direkt zur Rechten des Königs, welcher am Tischende saß. Mir gegenüber ein erfahrener Krieger, der den Mund nur für sein Essen öffnete. Er schien nicht viel für mich über zu haben, obwohl ich nicht sagen konnte, warum. Bis jetzt hatte ich mich sehr vorbildlich verhalten, wie ich fand, doch vielleicht war es einfach nur der Fakt, dass ich eine Prinzessin und keine Königin war.

Glücklicherweise musste ich mich nur hin und wieder an den Gesprächen beteiligen. Thranduil hatte schnell erkannt, dass ich nicht seinetwegen hier war und hatte vom gewöhnlichen Smaltalk zu zwangfreieren Themen gewechselt.
Ich hatte mir die Namen der Anwesenden nicht gemerkt, nur der ein oder andere war hängen geblieben, bei denen ich mir auch nicht sicher war, ob ich sie richtig zuordnen konnte. Legolas war zumindest nicht unter ihnen gewesen. Über ihn hatte bis jetzt auch noch keiner ein Wort verloren. Es überraschte mich ein wenig, dass auch Írima sich zurückgehalten hatte.
Forodren machte es offenbar Spaß sich als Offizier auszugeben. Er war schnell mit einigen Kriegern in ein Gespräch verwickelt, bei dem seine Augen glücklich leuchteten.
Meine Freundin war beeindruckend ruhig und lenkte einige Male die Aufmerksamkeit von mir ab, wenn sie merkte, dass es mir zu viel wurde. Mir stieg der viele Wein der letzten Wochen zu Kopf, wenngleich ich vergangene Nacht nichts getrunken hatte.

"Ich denke wir sollten unsere Gäste nicht länger festhalten. Prinzessin Valacirca hat vorhin bereits gesagt, dass sie müde ist, ich nehme an den anderen ihrer Reisegefährten wird es nicht anders ergehen", beendete Thranduil endlich das schier ewige Essen und erhob sich. Ich lächelte erfreut und tat es ihm gleich.
"Ich danke Euch, König Thranduil, für diesen Empfang. Möge die Freundschaft zwischen unseren Völkern noch viele weitere tausend Jahre bestehen", antwortete ich feierlich und hob mein Glas ein letztes Mal. Der Wein war glücklicherweise keiner aus meinem Heimatreich.
Die anderen in der Runde erwiderten und tranken einen großen Schluck.

Mein Zimmer war mehr eine ganze Wohnung, als nur ein kleiner Ort zum Schlafen. Mein Gepäck, das in Kisten verstaut war und weit nicht so viel fasste, als dass diese Anzahl angemessen gewesen wäre, stand bereits im Wohnzimmer. Hätte ich mein ganzes Hab und Gut mitgenommen, wäre es nicht genug gewesen, um all diesen Platz zu füllen. Írima hatte mir eingeredet, dass es sich als Prinzessin gehörte so viel zu besitzen.

Ich seufzte schwer und öffnete die erste der Holzkisten. In ihr befanden sich einige weitere Kleidungsstücke, doch keines war einer Prinzessin würdig. Ich war selbst nicht so sicher, warum ich sie mitgenommen hatte. Vielleicht, damit die Kiste nicht federleicht war?
Nach kurzem Überlegen schloss ich den Deckel wieder und trat an die Terassentür, die auf einen riesigen Balkon führte.
War all das wirklich normal, wenn man Prinzessin war?
Ich schüttelte den Kopf und trat vorsichtig nach draußen. Vielleicht würde das alles durch ein Wunder doch kein so schlechtes Ende haben. Es müsste zwar ein wirklich großes Wunder sein, doch ich sollte die Hoffnung nicht aufgeben.
Einige Minuten stand ich still da und starrte in die Sterne. Der Mond schien so hell, dass man die dichten Regenwolken erkannte, die sich langsam aber sicher näherten. Vielleicht hatten wir gerade am richtigen Abend Zuflucht im großen Palast gefunden?

"Valacirca?", rief jemand hinter mir. Ich fuhr schnell herum und trat zurück in meine Wohnung. Írima stand mit dem breitesten Lächeln im Flur und hüpfte unruhig vor sich hin.
"Wo bleibst du denn? Die anderen haben sich schon versammelt!", beschwerte sich sich aufgeregt und fing sofort an meinen Schmuck wieder zu richten.
Ich runzelte verwirrt meine Brauen. "Wer weiß wie lange wir noch hierbleiben können! Der Wein wartet sehnsüchtig auf uns, und jetzt los!" Schon wurde ich zur Tür geschoben.
Ich wollte widersprechen, doch wusste, dass es bei ihr keinen Sinn haben würde. Als wir auf den Gang traten, nahm Írima mich bei der Hand und zog unablässig daran, bis ich hinter ihr herstolperte.
Sobald wir den ersten Elben begegneten, fing sie sich wieder und ließ mich los, wobei sie mir einen strengen Blick zuwarf.
Ich richtete schnell mein Kleid und trat vor sie. Immerhin sollte ich als Prinzessin führen, auch wenn ich nicht wirklich wusste, wohin ich sollte.
"Mein Herr! Mein Herr!", hörte ich plötzlich vor uns, worauf ich interessiert stehenblieb und horchte. Wir waren ganz in der Nähe der Eingangshalle.
"Ich habe keine Zeit. Das wird warten müssen", wurde die erste Stimme bestimmt zurückgewiesen. Auch, wenn ich ihn noch nie gehört hatte, war mir sofort klar, wer die zweite Person war. Seine Worte drangen mir bis ins Mark.
Es dauerte keine Sekunde, bis der Elb auch schon um die Ecke bog und sofort in der Bewegung inne hielt, als er mich erblickte. Er hatte lange blonde Haare, von denen keines aus der Reihe zu tanzen schien, jedes fiel schnurgerade auf die grüne Uniform, die jeden Zweifel über seine Herkunft, beseitigte. Seine Augen waren von einem strahlenden Blau, das mir bis in die Seele zu blicken schien. Aufmerksam musterten sie mich von oben bis unten. Auch wenn die Stille zwischen uns nicht länger als zwei Sekunden andauerte, schien sie wie eine Ewigkeit. Er war ein wenig größer als ich und sicher um einiges älter, seiner Ausstrahlung nach zu urteilen. Einige kleine Reste des Waldes hingen noch an seiner Kleidung.
"Vielleicht habe ich doch Zeit, die Neuigkeiten zu hören", lächelte der Prinz, dessen Blick sich endlich an meinen Augen zur Ruhe begeben hatte.
Die Wache hinter ihm kam keuchend zum Stehen und richtete sich stramm auf.
"Prinzessin Valacirca aus Dorwinion ist vor wenigen Stunden hier angekommen, mein Herr", erklärte sie und starrte an uns vorbei.
Ich lächelte nun ebenfalls und neigte respektvoll den Kopf, wobei ich nur für einen Moment unseren Blickkontakt unterbrach. Jede Geschichte, die ich über ihn gehört hatte, war um Welten untertrieben.
"Freut mich Eure Bekanntschaft zu machen. Ich bin Prinz Legolas", stellte er sich ruhig vor und faltete seine Hände hinter dem Rücken. Ich war sofort etwas überfordert. Warum wusste ich mit einem König besser umzugehen, als mit einem Prinzen? Oder verunsicherte mich seine Erscheinung so sehr? Ich war es wohl einfach nicht gewohnt mit Hochgeborenen in Kontakt zu treten.
Trotzdem behielt ich die Fassung und trat einen Schritt auf ihn zu. Er warf der Wache neben sich einen kurzen Blick zu, welche sich darauf schnell verbeugte und davoneilte.
"Das ist Írima, eine gute Freundin von mir", stellte ich meine Begleiterin vor und warf ihr einen Blick zu. Der Prinz schenkte auch ihr ein kurzes Lächeln und setzte zu einer Begrüßung an, die sie sofort unterbrach: "Wollt Ihr mit uns kommen?" Ich undrückte den Drang ihr einen bösen Blick zuzuwerfen und atemete kaum merklich durch. Warum hatte sie sich vorhin so gut benommen und nun das?
Doch Legolas schien das mit mehr Humor zu nehmen. Er entspannte sich ein wenig und sah wieder zu mir, um meine Reaktion abzuschätzen.
"Wohin seid ihr denn auf dem Weg, wenn ich fragen darf?", antwortete er formell und blickte zurück zu Írima.
"Unser Gastgeschenk auskosten natürlich", erwiderte diese stolz und hob ihr Kinn ein wenig an. Legolas zögerte einen Moment. "Írima, er hat im Moment sicherlich Besseres zu tun. Du hast doch gehört, er hat anscheinend nicht einmal Zeit die Prinzessin eines befreundeten Königreichs richtig zu begrüßen", nahm ich ihm seine Antwort ab und sah ihn zum Ende hin verschmitzt an. Er verstand den Wink und wandte mit einem Lächeln den Blick ab. "Ich werde mich mit Freuden dazugesellen, sobald ich meinem Vater Bericht erstattet habe", erklärte er ruhig und sah Írima mit einer solchen Bestimmtheit an, dass ich mich niemals getraut hätte zu widersprechen.
"Das ist bloß eine höfliche Ausrede", bluffte meine Freundin zurück und verschränkte ihre Arme. Legolas hob etwas überrascht die Brauen. Ich wäre an seiner Stelle wohl ebenso verwirrt.
"Und wenn es eine ist, macht es ihn nur zu einem pflichtbewussteren Prinzen. Komm schon, Írima. Verzeiht", versuchte ich die Situation noch zu retten und warf unserem Gegenüber ein entschuldigendes Lächeln zu. Dieser nickte und antwortete nicht mehr, bis ich meine Freundin an ihm vorbeigezogen hatte.
"Was ist in dich gefahren?", zischte ich wütend, sobald wir außer Hörweite waren. Die Elbin schnaubte verächtlich und weigerte sich, mich anzusehen.
"Wie schnell willst du hier rausgeworfen werden? Wenn du so weitermachst, wird es nicht mehr lange dauern", knurrte ich und packte sie am Arm.
"Er ist der Grund, wegen dem wir überhaupt hier sind. Wenn er keinen Humor hat, können wir doch sowieso wieder abreisen", brummte sie endlich. "Es war unsere erste Begegnung. Deine Aufgabe wäre es gewesen schweigend neben mir zu stehen und einen guten Eindruck machen", erwiderte ich nicht gerade viel ruhiger. "Wir werden ja noch sehen, ob er doch noch dazukommt", murmelte sie stur. Ich verdrehte genervt die Augen. "Davon abgesehen sollte ich nicht an meinem ersten Abend hier einen besseren Eindruck machen, als mich gleich mit meinem eigenen Gastgeschenk zu betrinken." Darauf grinste Írima bloß geheimnisvoll.
Ich wollte sie gerade fragen, was es damit auf sich hatte, als sie mich bereits nach links in ein kleines Treppenhaus zog. "Ich weiß. Wir haben etwas von dem Wein vor den Waldelben versteckt. Keine Sorge, es ist an alles gedacht", erklärte sie und sah sich sorgsam um, bevor sie mich durch einige dunkle, enge Gänge führte. Wenn wir wirklich so alleine waren, wie sollte Legolas uns dann finden?

Als wir in den alten Weinkeller, der offenbar lange nicht mehr genutzt wurde, traten, empfingen uns einige ausgelassene Rufe. Es hatte sich tatsächlich die ganze Truppe versammelt. Sie alle saßen auf dem Boden, Schemeln oder in den leeren Regalen.
"Wenn das hier auffliegt, haben wir ein Problem", murmelte ich so leise, dass mich niemand verstand - oder verstehen wollte - und gesellte mich zu ihnen. Sogleich wurde mir ein Glas Wein gereicht. Es war zwar einer der unsrigen, doch keiner, der eine solch starke halluzene und einschläfernde Wirkung besaß.
Ich nahm den ersten Schluck und versuchte mich ein wenig zu entspannen. Alle Alarmglocken in meinem Kopf läuteten, doch ich ignorierte sie. Abermals fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat, doch meine Freunde lenkten mich sofort von solch rationalen Gedanken ab.

Es war offensichtlich, dass man mich abfüllen wollte. Irgendwann merkte ich gar nicht mehr, wie sich mein Glas wie von selber immer aufzufüllen schien. Írima hatte sicherlich auch viel damit zu tun.
Schließlich fand ich mich in Gedanken schwelgend und abwesend ins Nichts starrend. Die blauen Augen waren in meinem Kopf hängengeblieben. Sein Gesicht erschien vor mir, sobald ich meine Lider schloss.
"Komm schon, such ihn", grinste meine Freundin neben mir und stieß mich grob in die Schulter. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie ihre Kraft nicht mehr einschätzen konnte.
Ich zuckte stark zusammen und musste mich erst wieder fangen, bevor mir klar wurde, wo ich mich befand.
Mit gläsernen Augen und einem unfassbar Breiten Lächeln zog Írima mich ungeschickt auf die Beine.
"Nein, nein, das sollte, kann ich nicht", lallte ich unkontrolliert und hob widerwillig eine Hand, die sofort wieder kraftlos hinabsank, ohne etwas erreicht zu haben.
"Doch, doch, vielleicht ist er sowieso gerade auf der Suche nach dir", lachte sie bloß und schob mich vor die Tür. Ich konnte mich kaum auf meinen eigenen Beinen halten und versuchte immer noch mich zu wehren.
"Stell dir mal vor, wie du gerade in seinen Armen liegen könntest", grinste meine Freundin, worauf sich ein verträumtes Lächeln auf meine Lippen stahl und ich den Blick abwenden musste.
"In seinen starken, großen Armen, denen eines Prinzens. Er würde dich sicher vor allem beschützen können", schwärmte sie weiter. Das Funkeln in ihren Augen verriet, dass sie sehr genau wusste, was sie da tat. Ich dagegen konnte nicht groß über ihre Worte nachdenken. Der Gedanke an seinen Körper, seine Hände, wie sie mich berührten, hatte sich in meinen Kopf gebrannt.
"Na, siehst du? Und jetzt los", grinste Írima und stieß mich in den dunklen Gang. Ich taumelte einige Schritte und stützte mich an der Wand ab. Als ich nochmal einen Blick zurückwarf, hatte die Elbin die Tür bereits wieder geschlossen und war verschwunden.
Ich atmete tief durch und schwankte den Weg weiter.
Die Stille und frische Luft ließen mein Gehirn wieder für einige Sekunden klarer denken. Ich merkte, wie unfassbar betrunken ich sein musste.
Trotzdem erklomm ich die Stiegen, die wir vorhin hinuntergekommen waren. Zurück in den stickigen Raum voller Leuten und Wein wollte ich sicherlich nicht mehr.

Ich fand mich in weiteren Kellerräumen wieder, welche allerdings um einiges bewohnter aussahen.
Da gerade niemand hier war, trat ich näher und entdeckte ganz hinten in der Ecke einen kleinen Wasserfall, der die Trinkwasserversorgung darstellte und mittels Magie geschaffen wurde.
Ich schnappte mir eines der Weingläser und ließ das kristallklare Wasser hineinplätschern. Als ich einen Schluck nahm, brannte das eiskalte Nass für eine Sekunde in meinem Hals, doch dann kehrte ein wenig Klarheit zurück in meinen Kopf.
"Ich hatte schon nach euch gesucht", kam es plötzlich von hinter mir. Ich erstarrte überrascht und drehte mich, mit dem Glas an den Lippen, langsam um.
Ich vergaß fast die letzten Tropfen in meinem Mund zu schlucken, als es tatsächlich der Prinz war. Er musste vermutet haben, dass es uns in die Keller gezogen hatte.
Er lachte amüsiert. "Alles in Ordnung?", fragte er und musterte mich. Ich war immer noch wie erstarrt, doch konnte mich endlich zwingen das Glas von meinen Lippen zu nehmen. Natürlich hatte ich noch weniger Kontrolle über mich, wenn ich betrunken war! Was hatte ich bloß gedacht?
"Was tust du denn hier, ohne deine Freunde?", fragte er immer noch belustigt und führte meine Hand mit sanften Bewegungen nach unten. Als seine Haut die meine berührte, spürte ich, wie der rationale Teil, der sich gerade einen Teil der Kontrolle zurückerobert hatte, wieder verdrängt wurde.
"Eigentlich hatte ich nach dir gesucht", hörte ich mich plötzlich sagen. Geschockt über meine eigenen Worte, riss ich meine auf und wandte den Blick ab. Was war in mich gefahren?
Legolas lachte wieder und entspannte sich. "Na, dann, du hast mich gefunden", stellte er belustigt fest und sah mir fest in die Augen. Ich konnte nicht sagen, ob ich die Intensität seines Blickes mochte oder nicht.
"Eigentlich war es eher andersherum", murmelte ich leise und atmete tief durch, um mich ein wenig zu beruhigen. "Ich brauche frische Luft", ergänzte ich, bevor er antworten konnte, und sah mich suchend um.
Legolas sah mich bloß mit einem breiten Lächeln an und schien meinen Zustand zu genießen.
Ich ignorierte ihn und steuerte auf eine Treppe zu, die nach oben führte.
"Warte, warte", lachte der Prinz sofort und zog mich bestimmt am Arm zurück. Ich hatte so wenig Gleichgewicht, dass ich gegen seinen Oberkörper fiel, wobei ich nicht mit Sicherheit sagen konnte, ob das nicht auch gewollt war.
Er drückte mich wieder ein wenig von sich weg und legte seine Hände an meine beiden Oberarme, sodass ich gerade stehen konnte.
"Dort oben sind Leute. Ich nehme nicht an, dass du willst, dass sie dich in diesem Zustand sehen", lächelte er und nickte auf meine Brust. Ich runzelte verwirrt die Stirn und warf einen Blick nach unten.
Geschockt taumelte ich einige Schritte zurück, als ich den großen Weinfleck sah. Sofort wurde meinem Körper alle Wärme von dem Adrenalin entzogen. Das war mein einziges Kleid! Was sollte ich denn nun tun? Warum hatte Írima nicht besser auf mich aufgepasst?
"Hey, schon gut, wir werden dich schon irgendwie zu deinem Zimmer bekommen", lachte Legolas amüsiert und kam wieder näher. Ich schüttelte still den Kopf und suchte verzweifelt nach einer Lösung, doch mein Kopf war zu vernebelt.
"Das...", ich brach ab und musste ebenfalls lachen über meine eigene Dummheit. Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir durch die Haare. "Tut mir leid", schnaubte ich und nahm noch einige Schlücke von meinem Wasser.
Ich zwang mich zu ein wenig Ernsthaftigkeit. Legolas' verwirrter Blick half nicht unbedingt dabei. "Ist dieser Weg frei?", fragte ich und deutete auf einen anderen Stiegenaufgang. Der Prinz zögerte kurz, doch nickte schließlich.
Ich leerte das Glas, stellte es auf einen der Tische und ging dann auf die Treppen zu. Bevor ich auf die erste stieg, hielt ich nochmal an.
"Das war eine echt dumme Idee, tut mir leid", murmelte ich und sah nochmal zurück. Plötzlich traf es mich wie ein Schlag. Ich starrte abwesend an ihm vorbei. Für diese Aktion würde ich früher oder später mein Leben verlieren. Zu Anfangs war das alles ganz lustig gewesen, doch diese Lüge würde nicht ewig verdeckt bleiben. Früher oder später würde sich die echte Prinzessin Dorwinions in den Grünwald aufmachen, oder andersherum. Es war nur eine Frage der Zeit. Und selbst, wenn ich meinen Kopf behalten würde, musste ich fliehen, weit, weit weg. Das hier war kein Spiel.
"Valacirca?", holte Legolas mich zurück in die Wirklichkeit. Ich schnaubte belustigt und sah zu ihm. Mir gefiel das Gefühl, eine Prinzessin zu sein, doch das änderte nichts daran, dass ich es nicht war.
"Es ist nichts. Ich werde mich umziehen gehen", lächelte ich bitter und wandte mich wieder ab.

Während ich in den Gängen herumirrte, zog ich meinen Mantel so eng wie möglich. Er verdeckte zum Großteil den Fleck, doch hätte jemand genauer hingeschaut, so wäre er immer noch zu erkennen gewesen.
Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich wieder in bekannte Gebiete kam. Ich konnte es selbst kaum fassen, als ich mich vor meiner Tür wiederfand. Vielleicht hatte das Wasser tatsächlich ein wenig geholfen.
Ich seufzte schwer und trat ein. Am Liebsten wäre ich sofort abgehauen und niemals zurückgekehrt. Thranduil würde bei seinem nächsten Treffen mit meinem König das alles erwähnen, das konnte man ihm auch nicht verübeln. Ich durfte niemals nach Dorwinion zurückkehren. Wie betrunken waren wir in der Nacht gewesen, als wir das alles geplant hatten? Und warum hatte niemand dieses Vorhaben hinterfragt, auf der Reise hierher. Die anderen redeten sich wohl einfach darauf aus, dass sie nichts davon wussten. Alle würden die Schuld auf mich schieben.

Ich merkte, wie ich ein wenig anfing zu hyperventilieren. Der Wein stieg mir wieder zu Kopf und die Wände schienen sich zu drehen.
Panisch riss ich die Tür zu meinem Balkon auf und stolperte nach draußen. Der Sturm peitschte mir meine Haare ins Gesicht und warf mich förmlich zu Boden. Die Tür hinter mir fiel mit einem lauten Schlag ins Schloss. Der Regen brannte auf meiner Haut.
Ich verbarg mein Gesicht in meinen Händen und verharrte einige Sekunden in dieser Position, bis ich mich endlich wieder aufrichtete und an das Geländer taumelte, an welchem ich meine Hände festkrallte. Das Metall war eiskalt und schnitt sich in meine Finger.
Am Liebsten hätte ich laut geschrien, meinen Frust rausgelassen, doch ich war zu erschöpft. Die Müdigkeit der langen Reise hierher, steckte noch in meinen Knochen und der viele Wein verstärkte dieses Gefühl bloß.
Einige Minuten stand ich im Sturm und starrte einfach ins Schwarz. Nur schemenhaft waren die Bäume zu erkennen, welche sich unter der Wucht des Windes bogen.
Die Nässe hatte schnell mein Kleid durchdrungen. Mir war eiskalt. Ich zitterte, doch die frische Luft tat gut. Mein Kopf klärte sich wieder auf. Hatte Írima von den Auswirkungen unserer Idee gewusst? Nahm sie meinen Tod so einfach in Kauf? Ihr würde doch niemand glauben, dass sie nicht von dieser Idee gewusst hatte und Beihilfe war genauso schlimm.
Das schwache Licht, welches hinter mir aus meinem Zimmer drang, wurde von einem Schatten abgeschwächt. Ich warf träge einen Blick über meine Schulter und erkannte eine Person in meinem Wohnzimmer.
Als ihr Blick auf mich fiel, trat sie näher zur Tür und entpuppte sich mal wieder als Legolas. Er sah mich entgeistert für einige Sekunden an und öffnete dann die Terassentür.
"Ich wusste doch, dass etwas nicht stimmt. Was tust du hier draußen?", rief er gegen den Sturm und trat neben mich, wobei er seine Schritte um Welten mehr unter Kontrolle hatte, als ich vorhin.
Ich wollte antworten, doch ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Also wandte ich wieder den Blick ab und schluckte schwer.
"Valacirca", fing Legolas wieder an und legte eine Hand an meine Schulter. "Nenn mich nicht so", erwiderte ich verbissen und drehte mich aus seinem Griff heraus. Er hob überrascht die Brauen und sah mich verwirrt an. "Du solltest wieder reingehen, mir geht es gut", fügte ich bitter hinzu und weigerte mich weiterhin ihn anzusehen. Es tat mir zwar im Herzen weh, ihn so abzuweisen, doch andererseits musste ich zugeben, dass alles, was mich so an ihm anzog, sein Aussehen war. Ich kannte ihn nicht.
"Du bist vollkommen durchnässt. Ich werde reingehen, wenn du es tust", antwortete er ruhig und lehnte sich neben mir an das Geländer. Ich verdrehte die Augen und reagierte nicht. "Wie soll ich dich denn sonst nennen, Prinzessin?", wechselte er das Thema und lächelte belustigt. Mir lagen die Worte schon auf der Zunge, doch ich brachte es nicht übers Herz, sie zu sagen. Zu groß war das Verlangen nur einmal in seinen Armen zu liegen. Sobald er wusste, wer ich wirklich war, würde er mich in hohem Bogen aus dem Waldlandreich werfen oder einfach gleich umbringen, in Dorwinion würde mich schließlich auch nichts anderes erwarten.
"Du kannst dir ja einen Namen überlegen während wir reingehen", fuhr der Elb fort und legte entschlossen seinen Arm um mich, während er mich Richtung Tür schob. Ich wehrte mich nicht mehr groß, da meine Gedanken nur um mein Geheimnis kreisten.
Sobald wir nach drinnen traten, stellte Legolas mich zu dem Sofa am Kamin, zündete mit zwei Hölzern und einem kurzen Zauberspruch das Feuer an, und holte mir ein großes Handtuch, das er mir um die Schultern legte. Er selbst war auch nicht trocken geblieben, doch es reichte seinen Mantel auszuziehen.
"Ich meine es ernst, mir geht es gut", murmelte ich und zog das Handtuch enger um die Schultern. Legolas lächelte, ließ sich auf das Sofa fallen und deutete neben sich. Wie gerne hätte ich mich in diesem Moment an seinen warmen, starken Körper gekuschelt. Doch ich war zu sehr ausgenüchert, als dass ich diesem Trieb so einfach nachgab.
"Warum tust du das alles?", seufzte ich leise und legte den Kopf leicht schief. Er zögerte kurz und wandte den Blick nachdenklich ab. "Dein Vater würde es wohl nicht gerne sehen, wenn ein Sturm dich mitten in der Nacht von einem unserer Balkone reißen würde. Aber davon abgesehen will ich vermutlich auch einfach noch etwas mehr Zeit mit dir verbringen." Ich war etwas überrascht von dieser Ehrlichkeit, doch sie gefiel mir. Er beeindruckte mich langsam immer mehr.
"Und warum das?", fragte ich belustigt und war gespannt was er mit dieser Frage anstellen würde.
"Nur so ein Gefühl", lächelte er, ohne zu zögern und breitete seinen Arm ein wenig aus. Ich schüttelte verschmitzt den Kopf, doch trat näher. Es war selten jemand so direkt zu mir gewesen. Generell hielten sich die meisten Elben von mir fern. Mein Vater hatte den Ruf nicht gerade zimperlich zu sein, wenn es seine Töchter betraf. Ich hatte zwei ältere Schwestern. Die eine hatte sich in einen Elben verliebt, als sie noch recht jung gewesen war. Dieser hatte wohl nicht die hohen Standards meines Vaters erfüllt, womit ihnen eine Heirat verboten wurde. Inzwischen war sie in einer unglücklichen Ehe gefangen.
Die andere hatte ihren Spaß mit den verschiedensten Elben, doch wusste, dass sie sich nicht tiefer auf sie einlassen durfte. Mein Vater hatte sie lange und oft dafür bestraft, hatte ihr vieles genommen.
Nun war ich die letzte. Natürlich hatte ich im Laufe der Jahre mich auch ausprobiert, doch mein Vater handelte auf den leisesten Verdacht, weshalb sich inzwischen mir kaum noch jemand näherte.

"Also, erzähl", verlangte Legolas, welcher seinen Arm auf der Sofalehne abgelegt hatte und mich aufmerksam ansah. Seine Augen glänzten wie zwei Vollmonde. Die Haut schimmerte in dem weiß-silber, wie es in Könighäusern oft der Fall war. Seine Lippen waren schmal, doch irgendwas schien mich dennoch wie magisch anzuziehen.
Schnell wandte ich den Blick ab und lachte nervös.
"Ich wollte bloß etwas ausnüchtern", erwiderte ich schließlich und bewegte mein Bein schleichend langsam nach vorne, sodass es kaum merklich das seine berührte.
"Danach hat es nicht unbedingt ausgesehen", lächelte Legolas sanft und strich mit seinem Fingerrücken leicht über meine Wange, um einen Tropfen wegzustreichen. Ich zuckte ganz leicht zusammen von der Berührung, doch ließ es zu. Mein Gewissen meldete sich plötzlich von tief aus meinem Herzen. Das hier war falsch. Er verhielt sich mir gegenüber doch nur so, weil er dachte, dass auch ich königlicher Abstammung war!
"Es geht um meine Freundin, sie... ist ein wenig kompliziert", fing ich unsicher an, worauf er leicht lächelte und seine Hand wieder neben mir ablegte. Ich versuchte mir eine gute Ausrede zu überlegen und fuhr mir durch die langen Haare, um sie etwas zum Trocken aufzulockern. Legolas' Blick musterte mich wieder mit dieser einnehmenden Intensität. Es half nichts, er hatte einfach eine zu starke Anziehungskraft. Ich schob mein Gewissen und meine Zweifel beiseite und konzentrierte mich auf den Augenblick.
"Dein Vater weiß nicht, dass du hier bist, oder?", fragte der Prinz plötzlich, als ob er die Antwort bereits kannte. Ich zögerte kurz überrascht, doch schnaubte dann amüsiert. "So offensichtlich?", antwortete ich mit einer Leichtigkeit, die ich selbst nicht von mir erwartet hatte.
"Ich bin auch oft abgehaut", lachte Legolas und wandte kurz in Gedanken den Blick ab. "Wollte deswegen niemand darüber reden, wo du warst, als wir hier angekommen sind?", grinste ich belustigt und entspannte mich ein wenig.
Er lächelte und schüttelte den Kopf. "Nein, ich war auf einer Erkundungsmission, von der keiner so wirklich wusste, wie lange sie dauern würde", erklärte er und legte in der Bewegung, als er sich wieder zu mir drehte, seine Hand, die nicht neben mir lag, unauffällig auf mein Bein, das das seine leicht berührte. Mir fuhr es wie ein heißer Blitz durch den ganzen Körper. Ich hatte lange nicht mehr ein solches Gefühl verspürt. Zuhause waren immer nur Elben unter meinem Stand an mir interessiert gewesen, und diese hatten immer einen respektvollen Umgang gehabt. Fast schon so, als ob sie etwas Angst vor mir gehabt hätten. Es gefiel mir, dass davon bei ihm nichts zu merken war. Eigentlich war jetzt ich diejenige, die weit unter dem Stand des anderen war.
"Alleine?", fragte ich einfach, da mir nichts Besseres einfiel. "Mit ein paar Freunden", antwortete er genauso knapp und strich langsam mit seinen Fingerkuppen über mein Knie.
Auf einen fragenden Blick meinerseits, lächelte er wissend und beantwortete die tonlose Frage: "Erfahrene Krieger, die mein Vater ausgewählt hat." Ich nickte schnell und konnte seinem Blick nicht länger standhalten. "Hättest du es lieber, wenn König Gwîntaur nichts von deinem Besuch hier erfährt?", wechselte er wieder das Thema. "Ich denke König Thranduil wird das bei ihrem nächsten Treffen sowieso erwähnen", seufzte ich und musste wieder über die fatalen Auswirkungen dieses Besuches denken.
Legolas runzelte leicht die Stirn. "So ein gutes Verhältnis haben die beiden nicht. Seit den Verträgen über den Handel zwischen unseren Reichen hatten sie nicht mehr viel Kontakt?", erwiderte er etwas verwirrt. Ich konnte nicht verhindern, dass ich überrascht aufsah. Das änderte dennoch nicht sehr viel. Früher oder später würden sie wieder reden.
"Trotzdem, auf irgendeinem Weg wird die Nachricht sicherlich zu ihm gelingen", antwortete ich etwas niedergeschlagen.
"Wäre das so schlimm?", erwiderte der Elb und fuhr mit seinen Fingern langsam meinen Oberschenkel hinauf. Ein Lächeln schlich sich wieder auf meine Lippen und die Sorgen und Zweifel verschwanden.
"Vielleicht nicht", flüsterte ich leise und beugte mich vor, was offenbar als Zeichen genügte, denn schon schob sich die Hand, die eben noch auf der Sofalehne gelegen hatte, in meinen Nacken.
Seine Lippen waren um einiges wärmer als die meinen, als sie sich aufeinander legten. Sein Atem striff an meiner Wange entlang. Seine Finger krallten sich leicht in meinen Nacken, als er sich in den Kuss vertiefte. Die Hand, die gerade noch auf meinem Oberschenkel gelegen hatte, wanderte zu meiner Taille und übte dort etwas Druck aus, was ich als Zeichen nahm, näherzurücken.
Seine Nähe war noch viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte unsere Umgebung komplett vergessen. Alles, was zählte, war nur noch er und die leisen Bewegungen seiner Hände, die über meinen Körper wanderten.
Ich dachte nicht groß darüber nach und setzte mich auf seinen Schoß, was sicherlich seine Hose nass werden ließ, durch meine immer noch nasse Kleidung, doch ihn schien das genauso wenig zu interessieren.
Er wollte gerade das Handtuch von meinen Schultern streifen, als ein lautes Klopfen durch die kleine Wohnung hallte.
Wir trennten uns und lachten leise über die perfekt getimete Unterbrechung. "Erwartest du Besuch?", hauchte Legolas leise, wobei wir immer noch so nah waren, dass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte.
"Nicht, dass ich wüsste", erwiderte ich belustigt und kletterte von ihm hinunter auf den Boden. Bevor ich zur Tür gehen konnte, zog er mich nochmal bestimmt an meinem Handgelenk zurück und verwickelte mich abermals in einen innigen Kuss, bevor ihn diesmal er abbrach und mich gehen ließ. Ich grinste und wandte mich schnell ab, um zur Tür zu gehen. Vielleicht war es doch nicht die schlechteste Idee gewesen hierher zu kommen.
Noch während ich die Vor- und Nachteile abwog, öffnete ich die Tür und sah mich einer Wache gegenüber.
"Verzeiht die späte Störung, Prinzessin Valacirca. Ist Prinz Legolas hier?", begrüßte er mich und verbeugte sich knapp. Ich lächelte belustigt und drehte mich um. Dass sie so selbstverständlich in meinem Zimmer nach ihm suchten.
Legolas hatte die Stimme aus dem Wohnzimmer heraus, offenbar gehört, denn schon trat er heraus und neben mich.
Ohne weitere Worte, händigte der Elb ihm einen Umschlag aus und verabschiedete sich mit einer weiteren Verbeugung.
Da Legolas schon dabei war, die Nachricht zu öffnen und lesen, schloss ich die Tür wieder und wiederstand meiner Neugier, ebenfalls einen Blick auf die Zeilen zu werfen.
Als er fertig war, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. Todernst hob er seinen Blick wieder zu mir. Mir lief es kalt den Rücken runter.
"Wie lautet dein wahrer Name?", knurrte er grimmig. Ich schluckte schwer und senkte den Blick zu Boden. "Silivren", brachte ich hervor und biss mir auf die Lippe. "Mir ist bewusst, dass Dorwinionelben viel trinken, aber das ist schon etwas übertrieben, findest du nicht?", antwortete er weniger wütend, als ich erwartet hatte.
Ich schnaubte belustigt und nickte. "Dein Vater und du haben es uns immerhin abgekauft", murmelte ich und sah ihm wieder die Augen. Was brachte es mir reumütig zu sein, wenn es das Urteil nicht änderte?
Legolas hob seine Brauen und sah mich etwas überrascht an. Er versuchte offenbar es zu verstecken, doch auch auf seinen Lippen deutete sich ein Lächeln an. War es möglich, dass er es mir doch nicht so übel nahm?
"Denkst du wirklich, dass es so schlau ist, jetzt auch noch den König und Prinzen eines fremden Reiches zu verärgern?", fragte er amüsiert.
"Ich werde sowieso sterben, ob hier oder in Dorwinion, macht keinen großen Unterschied", erwiderte ich schulterzuckend. Legolas wandte kurz nachdenklich den Blick ab. "Wenn du so begierig darauf bist, zu sterben." Ich sah wieder zu Boden und zog mein Handtuch enger um meinen Körper. "Es tut mir leid", murmelte ich leise. Er schaubte belustigt. "Bei mir brauchst du dich nicht zu entschuldigen." Ich wusste nicht mehr, was ich antworten sollte und starrte einfach zu Boden, während der Prinz mich nachdenklich musterte.
Lange Sekunden verstrichen, in denen keiner ein Wort sprach.
Schließlich seufzte er schwer und verdrehte genervt die Augen. "Du bist wirklich verrückt", stöhnte er dazu und ging an mir vorbei ins Wohnzimmer. Ich sah überrascht auf und folgte schnell. Mit offenem Mund verfolgte ich, wie er den Umschlag in das Kaminfeuer warf und dann wieder auf mich zukam.
"Warte hier", befahl er, als er bereits wieder an mir vorbei in den Flur zurückkehrte. "Wohin gehst du?", fragte ich schnell, bevor er die Räumlichkeiten verlassen konnte.
"Dir etwas zum Anziehen holen. Mit dem komplett durchnässten und mit Wein befleckten Kleid kannst du nicht mehr lang durch die Gegend laufen, wenn du eine Prinzessin spielen willst", erklärte er und öffnete bereits die Tür. Perplex stand ich wie erfroren da und starrte auf die geschlossene Tür vor mir, durch die er gerade verschwunden war.

(Ja, ich lebe noch :) keine Sorge, es wird hin und wieder mal etwas kommen und es ist noch seeehr viel in Arbeit, komme nur nicht immer dazu weiterzuarbeiten...
Danke an alle, die dieses Buch dennoch noch nicht aus ihrer Bibliothek geworfen haben ^^)

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