Moin ^^

Ich möchte in dieses Buch gerne mit einem Thema einsteigen, über das ich schon länger mal schreiben wollte, bei dem ich aber immer das Gefühl hatte, dass es nicht wirklich was in meinem Oneshot Buch zu suchen hat.

Beim Lesen der Überschrift werden sich die meisten von euch wahrscheinlich gefragt haben, was zum Geier Synästhedingsbums sein soll. Aber gibt es unter meinen Lesern vielleicht auch jemanden, dem der Begriff was sagt, oder der selbst Synästhetiker ist? Wenn ja, dann schreibt mir gern mal in die Kommis, ob ihr mir zustimmt, bzw was ihr anders seht / anders ausdrücken würdet ^^

Dann mal los ^^

Wenn man Synästhesie googelt, dann bekommt man als erstes den Wikipediaartikel vorgeschlagen und der sagt Folgendes:

Die Synästhesie bezeichnet hauptsächlich die Kopplung zweier oder mehrerer physisch getrennter Modalitäten der Wahrnehmung. Sie kommt durch Verflechtung von Sinnesmodalitäten zustande. Dies betrifft die Verbindung Farbe und Temperatur, Ton, Musik und Räumlichkeit. Im engeren Sinne ist Synästhesie die Wahrnehmung von Sinnesreizen durch miterregte Verarbeitungszentren eines Sinnesorgans im Gehirn, wenn ein anderes Organ gereizt wird. Menschen, die Wahrnehmungen derart verknüpft erfahren, werden als Synästheten oder Synästhetiker bezeichnet.

Und nachdem man sich das durchgelesen hat, denkt man sich, wie so oft bei Wikipediaartikeln, „Dafuq, was soll das jetzt bedeuten?"

Das erkläre ich euch jetzt, an einem wundervollen Beispiel: An mir ^^

Erst mal erkläre ich euch diesen Wikipedia Eintrag, damit ihr mir auch folgen könnt und dann erzähle ich ein Bisschen aus meinem Leben; wann das Ganze zu interessanten und lustigen Situationen führen kann ^^

Also, Synästhesie bedeutet grob gesagt, dass man einen Sinneseindruck, auf den ersten Blick grundlos, mit einem anderen verknüpft. Zum Beispiel Zahlen mit Farben. Bei mir wäre dann die eins rot, die zwei weiß, die drei gelb, die vier lila und so weiter. Genauso gut kann es sein, dass ein anderer Synästhetiker findet, dass die eins ein Kreis und die sieben ein Quadrat ist. Da sind total verschiedene Verknüpfungen möglich.

Das Ganze kann aber sogar noch über simple Sinneseindrücke hinausgehen und ganze Systeme wie zum Beispiel das Alphabet oder die Woche betreffen. Ich zeige euch mal, wie in meinem Kopf das Alphabet aussieht:

A    B    C    D    E    F    G   H

                                                 I

                                                  J

                                              K

         P      O     N   M     L

    Q

         R

               S       T     U      V      W

                                                      X

                                         Z       Y

Das bedeutet, dass Synästhesie auch bedeuten kann, dass man sowas wie das Alphabet räumlich wahrnimmt.

Dann gibt es noch Leute, die Töne bzw Musik als Farben sehen, die Geschmäcker hören oder gehörtes schmecken, oder die Zeiträume sehen können. Manches davon trifft auch auf mich zu aber nicht alles.

Ich kenne leider nicht alle Formen der Synästhesie, aber es gibt mit Sicherheit noch mehr als die, die ich jetzt aufgezählt hab. Solltet ihr noch eine kennen, sagt Bescheid und ich füge sie mit hinzu ^^

Und dann kommen wir auch schon zu mir:

Ich habe schon mein ganzes Leben lang Synästhesie, allerdings ist mir das erst seit ein paar Jahren bewusst. Ich hab mit meiner Mum und meiner Schwester beim Mittagessen gesessen und meine Mum, die an der Uni arbeitet, hat uns erzählt, dass da ein Aushang war, mit dem sie nach Synästheten für eine Studie gesucht haben. Ich wollte dann wissen, was das ist, meine Mum hat mir das grob erklärt und mein einziger Gedanke dazu war: „Wait what, das bin einfach 1 zu 1 ich!"

Das hab ich meiner Mum dann erzählt und sie war erst mal komplett verwirrt, so wie ich auch. Dann wollte sie wissen, was ich denn so für Symptome habe und ich musste n Stück überlegen, bis ich dann ne ganze Reihe an Sachen aufgezählt hab:

Für mich haben alle Zahlen, die meisten Buchstaben, einige Wochentage, die Monate und vieles Mehr bestimmte Farben. Außerdem kann ich Wochen und Jahre sehen und Bücher hören. Sie hat mir dann nicht ganz geglaubt und eine Zeit lang hat sie mich immer wieder nach bestimmten Zahlen oder Buchstaben gefragt, um heraus zu finden, ob ich auch jedes Mal dasselbe sage und keinen Mist erzähle.

Das war insofern kritisch, als dass bei mir manches auch die Farben ändern kann. Wenn ich zum Beispiel von eins bis zehn zähle, dann ist die zwei orange. Wenn ich mir die Zahl vor meinem inneren Auge vorstelle, ist sie weiß. Und in 20 (bzw. 21, 22, 23 etc) ist sie grau. Genau wie der Montag, der manchmal dunkelblau und manchmal neonorange ist, ändert bei mir also so Manches auch die Farben.

Mit der Zeit hab ich dann immer mehr Aspekte entdeckt, für die ich immer schon Farben hatte, ohne es wirklich zu realisieren. Meine beste Freundin Julia (authdoor ) ist nämlich auch Synästhetikerin und zusammen haben wir echt viel über uns selbst rausgefunden. Letztens war ich bei ihr und uns ist aufgefallen, dass wir beide den Jahreskreis als eine Form wahrnehmen und haben uns dann bestimmt eine halbe Stunde lang gegenseitig erzählt, wie für uns ein Jahr aussieht. Dabei ist mir dann auch aufgefallen, dass mein Leben an sich überhaupt keine Form hat, was im ersten Moment ein echt verstörender Gedanke ist (zumindest für mich xD).

Auf jeden Fall führt das Ganze auch immer wieder zu recht lustigen Situationen, vor allem seit Julia und ich in eine Klasse gehen. Da kommt es regelmäßig vor, dass die eine zu irgendwas den Kommentar „voll grün" oder „schon ziemlich rosa" abgibt, und man sich dann streitet, ob das tatsächlich die richtige Farbe ist. Die Wahrnehmung von Synästhetikern geht nämlich stark auseinander. Während sie das Geräusch von rauschenden Wellen golden findet, bin ich der festen Überzeugung, dass es ziemlich blau – grau ist. Und obwohl wir wissen, dass es eigentlich sinnlos ist, streiten wir uns dann manchmal darüber – auch um unsere Freunde zu ärgern ^^

Ein bestimmter Spezialist in unserem Freundeskreis, der Juliaaan, regt sich nämlich ganz gern mal darüber auf und den kann man mit Aussagen wie „ist das nicht ein gelber Tag?" sehr gut triggern. (Würd ich natürlich nie tun, ich bin die Nettigkeit in Person!)

Synästhesie kann aber tatsächlich auch nützlich sein. Ich hab das nämlich auch bei Musik und es hat mir sehr beim Gitarre lernen geholfen, jeden Griff mit einer Farbe zu verknüpfen.

Jetzt gerade fällt mir auf, dass die Gitarrengriffe komplett andere Farben haben, als das normale Alphabet. Das G ist bei mir nämlich beispielsweise eigentlich braun, aber der G Griff ist hellgrün...

Jap, man lernt ständig Neues über sich dazu ^^'

Und für alle, die das jetzt gerade gelesen haben und sich dachten „Holymoly, vielleicht hab ich das auch", bastle ich euch hier jetzt noch einen kleinen Selbsttest hin ^^ (Ergebnisse ohne Gewähr, ich entwerfe den nach meinem eigenen Empfinden und es kann durchaus sein, dass ich einen Aspekt vergesse, wenn dem so ist, dann weist mich bitte darauf hin!)

Zählt die Punkte mit, die bei eurer Antwort stehen ^^

a)      Glaubst du selbst, dass du Synästhetiker sein könntest?

-        Ja, ich bin mir recht sicher (3p)

-        Könnte schon sein (2p)

-        Nein, denke nicht (1p)

b)     Haben Buchstaben oder Zahlen für dich Farben?

-        Ja, sie haben Farben (3p)

-        Nein, denke nicht (1p)

-        Nein, aber ich kann Zahlen und Buchstaben riechen / schmecken / hören (3p)

-        Ein paar schon aber nicht alle(2p)

c)      Siehst, schmeckst oder riechst du etwas, wenn du Musik hörst?

-        Nur, wenn ich gleichzeitig esse (1p)

-        Manchmal, kommt aber auf die Musik an (2p)

-        Ja, ständig! (3p)

d)     Haben für dich manche Geräusche Formen?

-        Ja, ich sehe sie sogar vor mir, wenn ich etwas höre und die Augen zu mache (3p)

-        Nicht wirklich (1p)

-        Bei manchen Geräuschen schon (2p)

e)     Du öffnest das Fenster und dir schlägt frische Luft entgegen. Was nimmst du wahr?

-        Naja... frische Luft halt (1p)

-        Oft denke ich bei solchen Sinneseindrücken sofort an etwas Bestimmtes (2p)

-        Ich denke sofort an eine bestimmte Form / habe eine Farbe im Kopf / schmecke etwas (3p)

f)       Was ist deine erste, instinktive Reaktion, wenn ich dir sage: Die eins ist rot, die vier lila, die neun dunkelblau, die zehn weiß, die dreizehn gelb und die siebzehn hellgrün?

-        Hm... könnte schon sein, aber irgendwie passen die Farben auch nicht so zu 100 Prozent (2p)

-        Öhm... wie kommst du drauf? (1p)

-        FALSCH! Das sind die falschen Farben! (3p)

g)      Die letzte Frage und sie hat den Buschstaben g. Was sagst du dazu?

-        Boah endlich keine sinnlosen Fragen mehr (1p)

-        Hm joa, das Quiz war ganz in Ordnung (2p)

-        G hat eine bestimmte Farbe / Form (3p)

Auswertung:

7 – 11 Punkte:

Du hast ziemlich wahrscheinlich keine Synästhesie. Du siehst keine Töne und kannst genau so wenig Farben hören, du hast also (zumindest in diesem Punkt xD) ein normales Gehirn.

12 – 16 Punkte:

Es kann sein, dass du Synästhetiker bist. Manchmal verbindest du Eindrücke auf eine Art miteinander, wie es kein anderer macht. Achte in der nächsten Zeit mal ein Bisschen darauf, dann wird es dir vielleicht klarer ^^

17 – 21 Punkte:

Du hast mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit Synästhesie. Du verbindest Zahlen automatisch mit Farben, Formen oder Geschmäckern und entdeckst auch sonst, ohne dich anstrengen zu müssen, Parallelen zwischen Sinneseindrücken, die andere nicht nachvollziehen können.

Für alle gilt: wenn ihr euch noch eine weitere Meinung einholen wollt, dann googlet einfach einen Synästhesietest, da gibt es im Internet einige.