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Ramira

Ramira war eine lebensfrohe junge Frau gewesen. Sie war begabt, beliebt und hatte zudem eine strahlende Zukunft vor sich. Nach außen hin wirkte sie anfangs noch wie ein Fels in der Brandung - ein Rettungsanker für jene, die sich nicht selbst zu helfen wussten. Manchmal wirkte sie auf außenstehende Menschen wie eine kluge, ja fast allwissende Frau. Sie hatte es geliebt Anderen ihre Meinung zu sagen. Keine beschönigten Floskeln, die jeder nur allzu gern hören wollte. Ramira sagte geradeheraus, was sie dachte - ohne Rücksicht auf die Gefühle ihrer Gesprächspartner. Dabei wirkte sie jedoch seltsamerweise nie verletzend. Wenn Ramira den Mund auf machte und ihre Gedanken schonungslos mitteilte, fühlte man sich geehrt. Denn obwohl sie es so gerne tat, redete Ramira nicht mehr viel.

Früher war man froh gewesen, wenn sie für wenige Sekunden den Mund gehalten hatte um kurz nach Luft zu schnappen - so ein großes Mitteilungsvermögen hatte sie besessen. Doch mit den Jahren wurde sie immer ruhiger. Erst blieb es unbemerkt. Ihre Freunde glaubten schlichtweg sie hätte schon alles erzählt und nichts Neues mehr zu berichten. Ihnen gefiel die ruhigere Ramira sogar, die nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihren Senf dazu gab.

Ramira hatte zu diesem Zeitpunkt längst bemerkt, dass dies keine richtigen Freunde waren. Immer wieder kamen sie an und forderten kleinere Gefallen von ihr - wie zum Beispiel ihre Hausaufgaben abzuschreiben. Besonders die Lateinstunden waren eine Qual für sie. Sie stand unter immensem Druck, da sie wusste, dass keiner ihrer sogenannten Freunde auch nur ansatzweise dem Unterrichtsgeschehen folgte. Übersetzungen fertigte sie gezwungenermaßen sehr gründlich an. Der Grund dafür war die Gewissheit, dass um Punkt sechs Uhr abends Conny anrief und sie aufforderte ihr eben jene zu schicken. Für Prüfungen lernte sie wochenlang - und das nicht für sich. Es war ein ungeschriebenes Gesetz gewesen, dass die gesamte Freundesgruppe bei ihr abschrieb. Ramira hatte sich nie beschwert. Vielmehr war sie froh gewesen nicht komplett allein zu sein.

Es waren Jahre vergangen, in denen sie die Schule abschloss und begann zu studieren. Ihre Freunde von damals hatten sich von ihr abgewandt. Sie brauchten sie nun nicht mehr und noch viel weniger brauchte sie diese Gruppe von ignoranten, manipulativen Personen. Während des Studiums hatte sie allmählich ihre Lebensfreude wiedergefunden. Sie fand neue Freunde und sogar die Liebe. Das glich einem dieser kitschigen Romane für junge Menschen, die noch ihr ganzes Leben vor sich hatten und nichts von dessen Grausamkeiten wussten. Ramira wusste davon und sowohl ihre neuen Freundinnen als auch ihr Freund würden diese bald vor Augen geführt bekommen.

Es war die Zeit, in der aus der ruhigen Ramira die schweigsame Ramira wurde, die sich alles gefallen ließ und nicht, wie es früher einmal der Fall gewesen war, Menschen half, denen Unrecht getan wurde. Wieso hätte sie es auch tun sollen? Ihr half doch auch niemand. Immerhin bekam sie es nicht mit. Und so wurde aus der schweigsamen Ramira die verschlossene und unbeteiligte Ramira, die sich so gut wie möglich zurückzog.

Deshalb wusste auch niemand, warum sie am neunundzwanzigsten März das erste Mal seit Tagen ihre Wohnung verließ. Was sie jedoch wussten war, dass sie den dreißigsten März des selben Jahres nie erlebt hatte.

Er erinnerte sich noch genau an den Anruf ihrer Cousine Lisa. ,,Ramira hatte einen Autounfall", hatte sie ihm schluchzend berichtet. Er erinnerte sich noch genau an ihre nächsten Worte. Ein Engel habe ihre Ramira in den Himmel getragen. Er erinnerte sich noch genau an die Sekunden nach dem Überbringen der Nachricht. Zuallererst hatte er seine Augen weit aufgerissen. Ihm war abwechselnd heiß und kalt geworden. Dann hatte er Lisas Anruf beendet und anschließend Ramiras Handynummer gewählt. Dass es sinnlos war, wusste er. Doch er musste es tun. Er musste die altbekannten Worte 》Ihr Gesprächspartner ist zur Zeit leider nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es später erneut oder hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton《hören um zu realisieren, dass das, was Lisa soeben angedeutet hatte, der Wahrheit entsprach.

Nach einer kurzen, für ihn unerträglichen Zeitspanne, hielt er es nicht mehr aus. Er musste etwas tun. Und so entschied er sich kurzerhand das Schicksal seines treuesten Begleiters mit einem Wurf gegen die Wand zu besiegeln - so wie Ramiras Schicksal durch ein Auto besiegelt worden war. Der Todestag seines, Handys war demnach ebenfalls der neunundzwanzigste März.
Als er dann den ersten Schock überwunden hatte, rannte er los.

Schon beim Betreten seiner Wohnung fiel ihm der Karton auf, der auf dem Küchentisch drapiert worden war. Er musste von Ramira stammen. Von wem auch sonst? Kein anderer hatte von ihm einen Zweitschlüssel bekommen. Langsam setzte er einen Schritt nach dem anderen auf den Boden. Er wusste nicht was ihn erwarten würde. Er wusste nur, er fürchtete sich davor. Mit seinen langsamen Schritten bezweckte er die Zeit anzuhalten oder sie zumindest ein wenig zu verlangsamen. Doch es half nichts. Viel zu schnell stand er letztendlich vor dem Karton und auch viel zu hastig hatte er nach dem schwarzen Buch, welches darauf plaziert war, gegriffen. Er schämte sich ein wenig dafür so eilig zugegriffen zu haben. Allerdings konnte er nicht anders. Die Neugierde hatte gesiegt. Als er dann Ramiras Handschrift erkannte, war es entgültig um ihn geschehen und die Angst schlug ihre eisigen Klauen in seinen Rücken. Dennoch begann er zu lesen.

Liebster Finn,
wenn du diese Zeilen liest, wirst du bereits erfahren haben, welche Dummheit ich nun wieder angestellt habe. Ich möchte, dass du weißt, dass ich das alles geplant habe und auch nicht bereue. Sei also nicht wütend auf den Fahrer, der mich endlich erlöst hat. Wenn du auf jemanden sauer sein willst, dann bin ich wohl diese Person. Schon seit einer langen Zeit denke ich darüber nach meinem Leben ein Ende zu bereiten - länger als du vielleicht glauben magst - und nun konnte ich mich entgültig damit anfreunden von einen Tag auf den anderen aus dieser grausamen Welt zu scheiden. Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Allerdings bin ich der Meinung, dass es die richtige war. Für mich. Ich bin mir sicher, dass du anderer Meinung sein wirst und ich verlange auch nicht, dass du mich verstehst. Lediglich um Vergebung bitte ich dich. Der Gedanke daran, dass du mich aufgrund meiner Tat verurteilen könntest, tut mir im tief im Herzen weh. Er verfolgt mich bis in meine schlimmsten Alpträume. Aber die Entscheidung liegt bei dir - so wie die Entscheidung über das Ende meines Lebens bei mir lag.

Du musst wissen, dass ich nicht immer so schüchtern und unscheinbar war. Vor vielen Jahren war ich wohl die größte Quasselstrippe der Stadt. Doch ich umgab mich mit den falschen Menschen, die mich nur ausnutzten. Das begriff ich recht schnell. Sicherlich wird sich dir die Frage stellen warum ich überhaupt bei ihnen geblieben bin. Ehrlich gesagt frage ich mich das jetzt auch. Ich vermute stark, dass es an meiner Angst lag allein zu sein. Doch mit der Zeit habe ich begonnen mich mit der Einsamkeit und der Stille, die sie mit sich bringt, abzufinden.
Tatsächlich wollte ich mich schon nach dem Absolvieren des Abiturs ins Jenseits befördern. Die Begegnungen mit Mollie, Linda und vor allem dir haben mich dazu gebracht diesen Gedanken zu verwerfen.

So weit, so gut. Aber diese Geschichte hat kein Happy End. Das wissen wir beide genau.

Einer der vielen Gründe, der mich schließlich dazu gebracht hat einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen, war der Prüfungsstress der letzten Wochen. Der und die sich häufenden Panikattacken brachten mich fast täglich an den Rand eines Abgrundes und mir wurde von Tag zu Tag immer klarer, dass ich so etwas nie wieder fühlen wollte. Der Abgrund wirkte mit fortschreitender Zeit immer freundlicher, immer einladender und nun habe ich wohl den letzten Schritt gewagt - über den Rand hinaus. Es tut mir leid. Deine Reaktion kann ich mir nur vorstellen. Erleben werde ich sie natürlich nicht.

Wie anfangs schon erwähnt hoffe ich, dass du mir verzeihen kannst oder mir zumindest teilweise vergibst. Verständnis erwarte ich nicht. Warscheinlich kann man als Selbstmörder auch kein Verständnis von nahestehenden Personen und Angehörigen verlangen. Ich persönlich denke es steht mir nicht zu aus dem Totenreich weiterhin Einfluss auf das Leben anderer zu nehmen. Wie man so schön sagt: aus den Augen, aus dem Sinn. Auch das kann ich von dir nicht fordern. Selbst wenn es nicht gegen sämtliche meiner Überzeugungen verstoßen würde, wüsste ich, dass du mich nicht vergessen wollen würdest. Jedenfalls nicht sofort.

Es fällt mir unfassbar schwer diese Zeilen zu verfassen. Abschiede habe ich schon immer gehasst und nun ist es ein Abschied von mir. Nun ja - meiner körperlichen Existenz. Meine Seele wird in den Himmel steigen und von dort aus die ganze Welt überblicken. Vielleicht werde ich auf diese Weise auch die schönen Seiten dieser erkennen. Vielleicht wird sie un einem positiven Licht erstrahlen, in dem ich sie noch nie gesehen habe. Doch so, wie ich unsere Welt kennengelernt habe, bezweifle ich dies. Ich würde zwar gerne daran glauben aber meine Vernunft lässt es einfach nicht zu. Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Das weiß ich. Was ich nicht weiß ist, wann wir beide uns wiedersehen werden. Ich freue mich schon auf den Tag - auch, wenn das heißt, dass du auch das Grauen dieser Welt erkannt haben musst und dich das Leben ebenfalls verjagt hat.

Ich will dir nicht mehr von meiner Lebenszeit rauben. Das habe ich schon zu Genüge getan. Ich will dir nur sagen, dass ich dich geliebt habe und dass auch der Ort, an dem ich sein werde, daran nichts ändern kann. Behalte mich noch eine Weile in deinen Erinnerungen und vergiss mich dann. Ich bin die vergossenen Tränen nicht wert.

Ramira Zakaria

Er starrte das Buch mit tränenüberströmtem Gesicht an, blätterte auf die nächste Seite in der Hoffnung dort noch mehr von ihr zu lesen. Doch vergebens. Die restlichen Seiten waren leer. Sein Blick huschte zu dem großen Karton. Als er ihn öffnete wurde ihm bange.

Falls du versuchen willst mich zu verstehen, stand in feinster Handschrift auf einem Papierstreifen, den er nun beiseite schob um den restlichen Inhalt zu sehen. Was dort zu Tage kam, erstaunte ihn. Er hatte mit einem weiteren Brief oder vielleicht sogar einer DVD gerechnet. Stattdessen stapelten sich unzählige Tagebücher, Fotoalben und schwarze Notizbücher in der braunen Kiste. Schnell schnappte er sich eines der schwarzen Bücher und begann es behutsam durchzublättern. Dabei wurde ihm klar wie ernst ihr die Sache gewesen war. Es war keine Entscheidung aus der Laune heraus gewesen. Sie hatte alles sorgfältig geplant. Sogar detaillierte Zeitpläne hatte sie erstellt, um sich auch sicher zu sein, dass sie niemand störte.

Wie in Trance erhob sich Finn von dem Stuhl, auf welchen er sich während des Lesens niedergelassen hatte, und bewegte sich auf die Tür zu. Doch dann drehte er sich um, schnappte sich einen Zettel und schrieb darauf eine Nachricht ehe er sich auf die Straße wagte.

Macht euch nicht die Mühe nach mir zu suchen. Ich werde Ramira nun für eine lange Zeit besuchen. Länger als je zuvor. Wir werden uns irgendwann wiedersehen - bei Ramira.

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Nun habe ich es endlich geschafft diese Kurzgeschichte abzutippen und ich bin ehrlich gesagt recht stolz auf sie. Ich würde mich selbstverständlich über Kommentare freuen.

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