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Felix holte sich ein Blumentopf und setzte sich an den Tisch, um auf Changbin zu warten. Als er wieder da war, fing er an den Blumentopf mit Erde zu befüllen. Mit Felix gebrochenem Finger war seine Hilfe nicht gerade groß, aber er gab sein bestes. „Und jetzt die Blumensamen."
„Changbin? Wie schaffst du es eigentlich nicht komplett verrückt zu werden wegen Seugnmin?" Konzentriert pflanzte sein neuer Freund die Veilchensamen und begutachtete anschließend sein Werk. „Die Kunst darin ist ihn zu ignorieren. Klar ist das unmöglich, wenn er meinen Geist kontrolliert, aber wenn er es nicht tut, dann behandle ich ihn wie Luft. Seungmin weiß, dass ich die Beschwörung nicht auflösen kann, allerdings weiß er auch, dass er meine Seele nicht bekommen wird. Für mich ist er nur ein lästiger Schatten, der mir überall hin folgt. Am Anfang war es schwer ihn zu ignorieren, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran."
Er klang so zuversichtlich, als würde es wirklich machbar mit seinem Dämonen zu leben. Changbin stand auf und stellte den Topf zu den anderen Töpfen der anderen Patienten. Er sah dabei so friedlich aus. Als ob er keinen Dämonen immer an seiner Seite hatte, der im Moment die beiden von einem Ast im Baum beobachtete. Felix fragte sich, ob das auch mit Hyunjin möglich wäre. Einfach nur mit ihm zusammenzuleben. Allerdings war Angst so schwer zu ignorieren und Hyunjin wusste, mit was er sein Leben zur Hölle machen konnte. „Wollen wir nochmal einen Topf bepflanzen?", riss Changbin ihn aus seinen Gedanken raus. Besser war es nicht so viel an Hyunjin zu denken. Wenn er sich an Changbins Ignoranz gegenüber Seungmin ein Beispiel nehmen will, musste er auch anfangen so zu denken. „Gerne."
Die beiden verbrachten die Freizeitstunde noch zusammen und lernten sich besser kennen. Changbin erwies sich als netter Junge, mit dem über alles mögliche reden konnte. Felix erzählte auch von ihm, erzähle auch vom Unfall und von seiner PTSD. „Wenn du mit jemanden reden willst, dann kannst du immer zu mir kommen. Ich werde dir zuhören." Das nahm Felix zu Herzen. Er fühlte sich verstanden. Mit Changbin an seiner Seite würde sein Aufenthalt hier nicht so schlimm sein.
Mit etwas mehr Hoffnung in seiner Seele humpelte Felix mit seinen Krücken zurück zu seinem Zimmer, da die Nachtruhe anbrach. Es war jetzt nicht mehr gestattet nach draußen zu gehen. Sein Mitbewohner schlief bereits. Ein Pfleger sah noch mal nach dem Rechten, bevor er ihnen eine Gute Nacht wünschte. Felix setzte sich auf sein Bett hin. Der heutige Tag war ziemlich ereignisreich gewesen. Er hatte Changbin und Seungmin kennen gelernt, hatte ein bisschen Gartenarbeit gemacht und sehr lange mit ihm geredet. Felix war müde geworden. Er suchte seine Schlafklamotten zusammen, als er unsanft an seine Schulter gepackt wurde. Genau dort, wo Hyunjin ihm Wunden in die Haut geschlagen hatte. „Es ist bemerkenswert, dass du Changbins Worte so zu Herzen nimmst, aber sie werden dir nicht helfen. Malphas kann Changbin zu einem zerstörerischen Verhalten bringen, aber ich kann dir Todesangst bereiten. Es ist töricht von dir zu denken, du kannst mich einfach so ignorieren, wie Changbin es mit Malphas macht."
Hyunjin packte Felix an der Kehle und drückte ihn hart an die Wand über seinen Bett. Durch den Druck in der Luftröhre, röchelte Felix. Schwarze Strähnen fielen ihm in die Stirn, während seine Augen geweitet auf Hyunjin starren. „Ich kann dir helfen, Felix. Ich kann dir deine Angst vor dem Regen nehmen. Sogar deine psychische Krankheit kann ich dir nehmen. Dir wird es besser gehen. Ohne Angst mehr. Keine Alpträume mehr, kein Einnässen mehr, keine Panikattacken, keine Angstzustände mehr. Wäre das nicht schön? Dafür musst du mir nur deine Seele geben. Nur deine lächerlich, kleine, unbedeutende Seele. Ist das kein fairer Tausch?", raunte Hyunjin. Der Blick seiner roten Augen so intensiv, dass Felix sich wie nackt fühlte. Hyunjins krallenbesetzte Hand drückte ein bisschen fester zu. Felix versuchte nach Atem zu ringen.
„Nein."
Der Dämon zog ihn von der Wand weg, um ihn mit gewaltiger Kraft dagegen zu schmeißen. Schmerz breitete sich rasend schnell aus. Felix fiel auf die Matratze. Sein Rücken pochte wie seine Kehle wo Hyunjin ihm die Luft zugedrückt hatte. Felix krallte sich in seine Decke, um nicht aufzuwimmern. Seit einer Weile hatte Hyunjin ihm nicht mehr weh getan und er hatte sich fast schon daran gewohnt, aber es war naiv von ihm so zu denken. Wie dumm war er zu denken, er würde mit Hyunjin irgendwie auskommen? Hyunjin war immer noch erbost und war mit seiner Tortur nicht fertig. Er krümmte seine krallenbesetzte Hand und rammte sie in Felix Rücken, wo sein Opfer von pochende Schmerzen vom Aufprall spürte. Felix jaulte vor Schmerzen auf. Hyunjins spitze Krallen rissen Wunden in sein Rücken und brachte ihn zum Bluten. „Dieses Mal bin ich noch milde zu dir. Das nächste Mal wirst du es bereuen, wenn du wieder Nein sagst." Hyunjin löste sich in schwarzen Rauch auf.
Felix lag gekrümmt und mit blutendem Rücken im Bett. Er spürte sein warmes Blut aus den Rücken fließen. Sein Wimmern hatte sein Mitbewohner geweckt. Schockiert sah er, dass in Felix Bett eine Menge an Blut vorhanden war. „Felix? Was ist passiert? Ich rufe die Pfleger!" Mit tränengefüllten Augen sah er seinen Mitbewohner an. Wenn er sie holte, dann würden sie ihn für verrückt erklären. „Bitte...bitte nicht....hol niemanden.... es...es ist okay....", wimmerte er. Felix Mitbewohner trat näher zu ihm, sah Felix aufgeschlitztes Shirt mit den Wunden, aus den ununterbrochen Blut raustrat. Es hatte sich schon eine kleine Pfütze gebildet, in der Felix lag. „Scheiße....", flüsterte sein Mitbewohner und drückte schon den Notfallknopf an Felix Bett. Wenn irgendwas war, dann hätten die Patienten die Möglichkeit die Pfleger zu rufen.
Wenig später trat eine Pflegerin ins Zimmer und sah die Sauerei in Felix Bett. Sie legte die Hand vor dem Mund und stürmte raus, um Verstärkung zu holen. Weitere Pfleger und ein Arzt kam rein. Er wurde sofort ins Krankenzimmer gebracht, wo man die Wunden versorgte und teilweise auch zunähen mussten. Felix würde man über Nacht hier behalten, um ihn zu beobachten. Außerdem holte man Dr. Kim, da man davon ausging, dass Felix eine schizophrenen Schub erlebte und sich selber schlimm verletzt hatte. Felix erklärte ihm, dass Hyunjin wieder da war. Dr. Kim reichte ihm eine Tablette. „Das ist Clozapin, ein Antipsychotika. Die wird die Wahnvorstellungen nehmen."
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