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6. September 2016 (2)


Möglichst systematisch streifte Rain durch die Bibliothek und fragte hier und da einen Gryffindor, ob er diese Natasha gesehen hatte. In den einzelnen Häusern kannte man sich, besonders in benachbarten Jahrgängen und wenn man schon in der fünften oder sechsten Klasse war erst recht. Demnach nahm sie an, dass die Gryffindors wissen würden, von wem sie sprach - sie hatte recht. Allerdings waren die Antworten enttäuschend. Anscheinend hatten Cathy und Asha recht gehabt - Natasha war ein Einzelgänger, und niemand scherte sich darum, wo solche Leute sich gerade befanden.

Schließlich, als sie die Suche beinahe aufgegeben hatte, deutete ein Viert- oder Fünftklässler in Richtung eines etwas abseits stehenden Tisches, an dem ein Mädchen saß.

"Da ist sie.", meinte er und verzog sein Gesicht zu einer mitleidigen Grimasse. Rain runzelte die Stirn und ging ein paar Schritte näher, um das so heiß betuschelte Mädchen zu betrachten, dass sich jetzt von ihrem Platz erhob, ein Buch aus dem Regal nahm und dann mit dem Blick einmal durch den Raum huschte, kurz an Rain hängen blieb, bevor sie sich wieder setzte.

In diesem Moment fragte Rain sich, wie sie ihr vorher nicht hatte auffallen können. Das bemerkenswerteste an ihr waren wohl ihre Haare: Sie trug dunkelbraune Cornrows...oder zumindest glaubte Rain, dass man die so nannte. Es waren viele schmale geflochtene Zöpfe, die sich im Gesamtbild zu einer gigantischen Frisur zusammenschlossen. Seit solche Frisuren, ähnlich wie Dreadlocks seit einigen Jahren im Trend waren, waren sie auch in Hogwarts keine Seltenheit mehr, aber auffallend waren sie trotzdem. Einige, fünf oder sechs, waren jedoch gefärbt. Nicht pink oder grün, wie es viele Jugendliche aus Rebellion taten (zumindest hoffte Rain, dass sie es aus Rebellion taten, sie konnte sich nämlich nicht wirklich vorstellen, dass jemand sich die Haare grün färben würde, weil er es tatsächlich schön fand), nein, Natashas Zöpfchen waren weiß, blütenweiß, so weiß, dass es nur Magie sein konnte - eine weitere Sache, die in Hogwarts nichts ungewöhnliches war. Rain grinste beinahe bei diesem Gedanken. Dann wandte sie sich wieder Natasha zu.

Denn viel interessanter noch als ihre unglaubliche Frisur war ihr Verhalten. Sie saß nach vorn gebeugt am Tisch und schrieb. Mit der rechten Hand hielt sie ihre Schreibfeder und arbeitete scheinbar an einem Aufsatz, mit der linken führte sie einen Bleistift über ein Notizbuch und füllte die kleinen Seiten rasend schnell mit ungleichmäßigen, kyrillischen Buchstaben. Einen kurzen Moment noch zögerte Rain, dann schloss sie ihre Finger fest um den weichen Leineneinband ihres Romans und schob den Bleistift hinter ihr Ohr, bevor sie einen Schritt machte, und noch einen und noch einen, bis sie direkt vor Natashas Tisch stand. Die sah auf.

"Hi." Rain schluckte. "Du bist Natasha, oder?"

"Jap." Natasha zog erwartungsvoll die Stirn kraus. "Und du?"

"Ähm...Rain." Rain räusperte sich und zupfte an ihrem Zopf herum. Aus einem Impuls heraus streckte sie Natasha die Hand entgegen. "Privjet." Sie verzog ihre Lippen zu einem etwas schiefen und sehr peinlichen Grinsen. Natasha stand auf und nahm die Hand. Ihr Gesicht sah jedoch nachdenklich aus. "Ist irgendwas?"

"Ich überlege noch, ob du dich über mich lustig machst oder höflich sein willst.", erklärte Natasha. 

"Höflich.", erklärte Rain rasch. "Ich wollte dich auf keinen Fall irgendwie..." Sie runzelte die Stirn, weil ihr kein passendes Wort einfiel. "Ich wollte freundlich sein.", meinte sie schließlich.

"Na gut."

Die beiden Mädchen standen sich gegenüber und musterten einander. Rain wusste nicht genau, was Natasha an ihr so lange ansah, denn sie sah sich selbst als ein Mädchen im genauen Durchschnitt. Aber es war ihr ganz recht, denn jetzt konnte sie sich Natasha noch einmal genauer betrachten.
Ihre Haut war Alabasterfarben und ihre Augen hatten einen Bernsteinton, der Rain faszinierte ohne dass sie wusste, warum.

Als Rain jedoch ein zweites Mal hinsah, fiel ihr auf, was sie bisher nicht bemerkt hatte: Natasha war nicht hübsch. Sie hatte Segelohren und ihre Nase war zu groß. Ihr Körper war gedrungen und wirkte wie eine groteske Mischung aus breiten, männlichen Schultern und einer fülligen, kurvigen weiblichen Taille.

"Willst du was bestimmtes?", fragte Natasha nach einigen Augenblicken des gegenseitigen Anstarrens und durch ihren leichten Akzent klang es unfreundlicher als es gemeint war.

"Ähm, ja." Eilig zog Rain ihr Buch hervor. "Ich wollte dich um Hilfe bitten."

Neugierig sah Natasha zu, wie Rain durch den Roman blätterte und beugte sich ein wenig nach vorn, um amüsiert die ein oder andere Bleistiftnotiz zu erkennen. Schließlich hatte Rain die richtige Seite gefunden und drehte das Buch, sodass Natasha das lesen konnte, was sie mit ihrem Finger markierte.

"Ich verstehe diesen Satz nicht. Kannst du mir erklären, worum es geht? Wie ich es drehe und wende passen die Wörter nicht zusammen." Rain ließ sich auf einen Stuhl sinken und sah Natasha an, die sich den Absatz durchlas und dann ebenfalls wieder Platz nahm.

"Das ist eine Metapher.", erklärte sie. "Oder nein, eher eine Anspielung. Es geht um die Politik, man versteht es nicht, wenn man keine Ahnung von der damaligen russischen Politik hat."

Sie begann, zu erklären, was mit dem Satz gemeint war und nach und nach erschloss sich Rain nicht nur dieser eine Abschnitt, sondern auch viele weitere vorherige Dinge, deren Sinn ihr nicht recht hatte einleuchten wollen. Gespannt lauschte Rain den Ausführungen von gleichermaßen Natashas rauchiger Stimme und einer größer werdenden Sammlung eilig gekritzelter kyrillischer Buchstaben auf einem Stück Papier.

Irgendwann begann Rain, Fragen zu stellen und trat damit eine angeregte Diskussion los, die später zu anderen Themen abschweifte, bis die beiden Mädchen sich gegenübersaßen und über Gott und die Welt redeten, vergessend, dass sie noch Aufsätze zu schreiben hatten, bis Madame Pince begann, die Lichter der Bibliothek zu löschen.

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