4. April 2017
Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an das Weihnachtsfest 2008 - für euch gibt es ein paar Easter Eggs. Ich hoffe, ich habe so geschrieben, dass alle anderen nicht vollkommen verwirrt sind.
Es war Dienstag, der 4. April 2017 und das bedeutete für Rain, dass sie heute endlich frei war. Siebzehn Jahre alt, volljährig. Sie durfte Magie benutzen, wann immer sie wollte, durfte sich mittlerweile auch legal apparieren und wenn sie gewollt hätte, hätte sie die Schule verlassen können, so wie es ihre Mutter damals gemacht hatte (nur dass sie nicht so blöd wäre, danach freiwillig wiederzukommen).
Falls sie sich jedoch wirklich dazu entscheiden würde, dann würde ihre Mutter sie vermutlich umbringen und ihr Vater würde sie wiederbeleben, nur damit er sie dann noch einmal umbringen könnte. Und das war ihr einfach zu viel Gesterbe auf einmal. Plus, sie hatte immer noch keine Ahnung, was sie nach ihrem Abschluss eigentlich machen wollte, also hatte die Vollendung der Schule doch noch ein paar Vorteile, namentlich ein Jahr mehr Zeit, sich zu entscheiden und ein Abschluss, mit dem man etwas anderes werden konnte, als Busfahrer des Fahrenden Ritters (nichts gegen Ernie).
An diesem Morgen machte Rain alles, was ihr auch nur im entferntesten möglich war, mit dem Zauberstab, obwohl es beizeiten viel komplizierter war, als mit der Hand und sie das ja theoretisch innerhalb von Hogwarts sowieso durfte. Einfach aus Prinzip.
Sie erinnerte sich noch gut daran, dass Teddy Lupin vor zwei Jahren in den Osterferien Ginny Potter bald wahnsinnig gemacht hatte, weil er überall hin apparierte und alles mit dem Zauberstab erledigt hatte. Harry hatte nur gelacht und gesagt, das seien wahre "Rumtreibergene". Auf jeden Fall hatte Rain beschlossen, Teddys Verhalten im Weasley-Clan als Tradition zu festigen und als sie Teddy davon geschrieben hatte, war er begeistert gewesen und hatte beschlossen, einen Wettbewerb auszurufen, bei dem derjenige einen Preis bekommen würde, der es nach seinem siebzehnten Geburtstag schaffte, die meisten Erwachsenen zur Verzweiflung zu treiben.
Der Wettbewerb würde zwar erst enden, wenn alle eine Chance gehabt hatten, teilzunehmen, aber Rain hatte kein Problem, elf Jahre auf ihren Preis zu warten.
Im Vorfeld hatte sie sich mit allen, die es betraf geeinigt, ihren Geburtstag nach der Schule in ihrem Schlafsaal zu feiern und so verlief der Tag recht normal, bis Rain gegen sechzehn Uhr den Raum betrat. Auf ihrer Schulter hatte sie einen kleinen lebensecht aussehenden Modelldrachen, den sie nach Pflege magischer Geschöpfe von Onkel Charlie bekommen hatte. Das war ein ein bisschen seltsames Geschenk, was nicht hieß, dass Rain ihn nicht unglaublich niedlich fand und 'Hagrid' genannt hatte.
Vicky, Asha und Sophia hatten tatächlich aufgeräumt und ein paar Girlanden aufgehängt und Sophia hatte aus den Küchen sogar einen kleinen Kuchen organisiert. Jetzt kam Vicky herein, im Schlepptau eine Handvoll Nicht-Ravenclaws: Natasha und Grischa, Dominique und Molly, James und Fred. Geburtstage waren im Weasley-Clan immer eine große Sache gewesen und so war es eine Selbstverständlichkeit, dass sich alle in Hogwarts befindlichen Cousins und Cousinen an solchen Tagen versammelten. Wunderte sich Rain ein bisschen, wie James, Fred und Grischa es in den Mädchenschlafsaal geschafft hatten? Aber sicher. Wollte sie das genauer wissen? Auf gar keinen Fall.
"Geschenke!", krähte James begeistert, sobald alle sich um den Kamin versammelt und den kleinen Drachen bewundert hatten und jeder ein Stück Kuchen und eine Tasse heißen Kakao in der Hand hielten. Rain lachte und nickte.
"Na gut, dann her mit der Ausbeute."
Alle kramten in ihren Taschen herum und Vicky zog ein Tuch (Rain nahm an, dass sie einen von Sophias Hijabs entwendet hatte) von einem kleinen Stapel aus Geschenken und Briefumschlägen, die vermutlich von Zuhause gekommen waren. In der Mitte des Kreises, in dem sie saßen, hatte sich jetzt ein kleiner Haufen gebildet, den Rain freudig mit den Augen scannte.
"Das da ist von uns.", erklärte Fred und deutete auf ein kleines Päckchen. Rain griff danach. Es war wirklich klein, passte in eine Hand, war rund, flach und mit mehr Klebeband als Papier eingepackt. Sie musste grinsen, denn das war auch ihre Methode beim Einpacken von Geschenken. Sie riss es auf, darauf fiel ein kleiner Anstecker. Sie hob ihn auf.
"Wir können ja noch nicht nach Hogsmeade.", erklärte James. "Also haben wir beschlossen, dass du Ehrenmitglied werden darfst."
Rain musterte den Anstecker. Rumtreiber 3. Generation stand darauf. Sie musste grinsen.
"Ihr produziert jetzt Merch?", fragte sie amüsiert. Die beiden nickten begeistert.
"Wir haben sogar Sponsoren!", erklärte er.
"Onkel George und Onkel Ron?", fragte Vicky belustigt. Die beiden nickten, von einem Ohr zum anderen grinsend.
"Für jedes dritte Mal Nachsitzen bekommen wir Nachschub.", erklärte Fred. Alle anwesenden Weasleys lachten.
"Ich wette, Tante Ginny und Tante Angelina freuen sich.", meinte Dominique, sah aber nicht so aus, als würden die beiden ihr wirklich leid tun.
"An Weihnachten hat Tante Ginny Onkel Ron gedroht, ihn in einen Kaminvorleger zu verwandeln, wenn sie noch einen Brief von Professor McGonagall bekommt.", erzählte Molly grinsend.
Rain griff nach einem weiteren Geschenk, welches dem von James und Fred wirklich ähnlich sah, nur dass es bedeutend schöner eingepackt war.
"Von wem ist das?", fragte sie. Alle zuckten mit den Schultern.
"Das haben mir Claire und Alex letzte Woche für dich mitgegeben.", erklärte Natasha. Rain musste lächeln. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass die beiden mitbekommen hatten, dass sie Geburtstag hatte. Offenbar hatte Natasha es ihnen erzählt.
Rain öffnete es und es war tatsächlich ebenfalls ein Anstecker. Er hatte die Form einer wehenden Fahne und war bunt gestreift. Um ihn herum war eine kleine Notiz gewickelt.
Liebe Rain,
wir wünschen dir alles Liebe zum Geburtstag. Die Regenbogenflagge steht bei den Muggeln für unsere Gemeinschaft. Lass dich nicht unterkriegen, du bist prima so, wie du bist.
Alex und Claire
Mit einem Lächeln faltete Rain die Nachricht zusammen und befestigte den Anstecker über ihrem Ravenclaw-Abzeichen auf ihrem Pullover, dort, wo sonst ein Vertrauensschülerabzeichen wäre.
Als sie fertig war, wandte sie sich an Natasha.
"Welches ist von dir?"
Natasha deutete auf ein kleines Päckchen, was aus zwei Geschenken bestand. Das untere war ziemlich sicher ein Buch und das obere war undefinierbar und hatte etwa die Größe einer Ananas. Sie griff danach und beschloss, zuerst das obere zu öffnen. Darin war ein Glas Honig.
"Oh, Honig!", rief sie begeistert und sie sah die anderen Grinsen.
"Du jammerst jeden Morgen beim Frühstück, dass es keinen Honig gibt.", erklärte Natasha und Rain drückte ihr spontan einen Kuss auf die Lippen.
Mit roten Ohren öffnete sie dann auch noch das zweite. In ihren Schoß fiel tatsächlich ein Buch. Es war recht schmal und nicht gerade neu.
"A.A. Milne: Winnie the Pooh.", las sie vor. Sie wusste, dass es ein Muggelklassiker war und sie wusste auch, dass Natasha es kannte und liebte. Und es passte natürlich perfekt zum Honig. Sie nahm sich vor, es gleich morgen in Geschichte der Zauberei anzufangen - da hatte sie ohnehin Zeit.
Sie öffnete auch die restlichen Geschenke der Anwesenden, von Vicky und Sophia bekam sie den blauen Blazer, der ihr letztens so gut gefallen hatte. Rain musste grinsen, als sie daran zurück dachte, warum sie ihn so gemocht hatte. Aber er war natürlich auch schön zum Anziehen und von daher beschloss sie, diese Geschichte für einen netten Abend in der Zukunft aufzuheben.
Von Grischa und Asha bekam sie jeweils ein Buch, von Asha eines über untergegangene magische Kulturen und von Grischa eines über die russische Zaubererwelt. Er scherzte, dass sie gut daran täte, es zu lesen, bevor sie Russland besuchte, da seine und Natashas Eltern wohl gern über Politik diskutierten. Rain nahm zwar nicht an, dass ihr Russisch im Alltag tauglich genug war, um solche Diskussionen zu führen, aber sie fand es dennoch spannend zu wissen, wie andere Zauberergemeinschaften sich organisierten. Und außerdem, hatte Natasha ihr versprochen, sprachen ihre Eltern auch etwas Englisch. Kommunikation würde also möglich sein.
Dominique und Molly hatten ihr ein Prüfungsstress-Paket zusammengestellt, welches hauptsächlich aus Süßigkeiten aus dem Honigtopf und einigen Entspannungsbädern mit magischen Kräutern bestand. Trotzdem bedankte sich Rain herzlich bei ihnen, denn Schokolade konnte man nie genug haben.
Schließlich öffnete sie auch noch die Geschenke, die aus London gekommen waren. Und es lohnte sich wirklich, Teil einer großen Familie zu sein, denn alle hatten eine Kleinigkeit geschickt - schließlich wurde man nicht alle Tage siebzehn.
Onkel Percy und seine Frau Audrey hatten eine Karte geschrieben und ein paar Galleonen dazugelegt, als Start ins Erwachsenenleben sozusagen.
Onkel Bill und Tante Fleur schickten ebenfalls eine Karte mit Glückwünschen und dazu gab es ein schmales Buch mit 101 Zaubersprüchen für Zwischendurch.
Onkel George und Onkel Ron hatten sich offenbar zusammengetan und beschlossen ihr einen gigantischen Gutschein für Weasleys Zauberhafte Zauberscherze zu schenken, damit "dein letztes Schuljahr richtig Bombe wird". Tante Angelina und Tante Astoria hatten noch eine separate Karte geschrieben und auch sie steuerten ein paar Galleonen bei, damit Rain sich auch noch einen etwas sinnvolleren Wunsch erfüllen konnte.
Von Onkel Harry und Tante Ginny bekam sie einen kleinen Koffer, der mit dem Zauberspruch des Nimmervollen Beutels belegt worden war und der begeisterte Rain tatsächlich. Sie kannte die Handtasche ihrer Mutter und hatte sich immer gewünscht, etwas ähnliches zu haben. Außerdem sah der Koffer aus, wie eine alte, lederne Aktentasche und allein das war schon Grund genug, ihn zu lieben.
Zuletzt blieb also nur noch das Paket von ihren Eltern. Darin waren einige Bilder, die Leo ihr gemalt hatte und zwei kleine, sorgfältig eingepackte Geschenke, an eines war ein Brief angeheftet. Rain nahm zuerst das ohne Brief. Ihre Mutter hatte ihr erklärt, dass man Karten immer erst lesen sollte, nachdem man das Geschenk geöffnet hatte, weil manche Menschen da hineinschrieben, was im Geschenk war. Und da ihr Vater zu diesen Menschen gehörte, hatte Rain recht schnell gelernt, diesen Rat ernst zu nehmen.
Vorsichtig öffnete sie das kleine Paket. Es war eine kunstvoll verzierte Schmuckschatulle und darin eine wunderschöne silberne Taschenuhr mit den Initialen RMG eingraviert. Rain Mary Granger. Oder Rain Malfoy-Granger, fiel Rain auf. Obwohl die den Namen ihres Vaters ja nicht offiziell trug, sah sie sich dennoch als Teil der Familie Malfoy, auch wenn sie sich natürlich bewusst war, dass das kein zwangsläufig gutes Erbe war, was sie damit antrat.
Die Uhr wurde herumgereicht und von allen bestaunt. Rain hörte ein "Ich will auch siebzehn werden." von irgendwo, aber sie fokussierte sich auf das letzte Päckchen und den beiliegenden Brief.
Das Päckchen war ähnlich groß, wie das in dem die Uhr gewesen war, es schien ebenfalls eine Schachtel zu sein, allerdings fühlte es sich eher wie eine Pappschachtel an. Vorsichtig löste Rain die Schleife und entfaltete das Papier. Darin war tatsächlich eine Pappschachtel mit einem durchsichtigen Deckel.
In der Schachtel lag eine dunkelrote Krawatte.
Rain blinzelte. Was war das denn bitte? Sie öffnete den beiliegenden Brief und ihr Herz klopfte. Ihre Eltern hatten sich seit dem Telefonat nicht bei ihr gemeldet, was ja zugegeben auch etwas schwierig war. Aber sie hätten wenigstens schreiben können. Mit zittrigen Händen entfaltete sie das Papier und begann zu lesen, was dort in der Handschrift ihres Vaters geschrieben stand:
Liebe Rain,
alles Gute zum 17. Geburtstag. Ich kann es kaum fassen, wie schnell du groß geworden bist. Gerade noch hast du auf meinem Schoß gesessen und mit mir herumgealbert und jetzt bist du erwachsen und triffst deine eigenen Entscheidungen. Und die sind manchmal sehr überraschend für uns. Ich hoffe also, du verzeihst uns unsere Reaktion vor zwei Wochen und ihr beide kommt wie geplant nächste Woche nach Hause. Deine Mutter und ich (und Leo), sind sehr gespannt, Natasha kennen zu lernen.
Wie von der Tradition vorgesehen bekommst du von uns eine Uhr, sie ist ein Familienerbstück der Malfoys. Sicher würden sich viele von ihnen im Grabe herumdrehen, wenn sie wüssten, dass du sie heute bekommst, aber das ist doch ein Grund mehr, das sie dir gehören soll. Wir Malfoys legen die Vorurteile ab. Alle Vorurteile.
Dein zweites Geschenk ist ebenfalls ein Familienerbstück, allerdings von Seiten deiner Mutter. Dort wurde es seit über zweihundert Jahren vom Vater an die Tochter weitergegeben, die es ihrem auserwählten Ehemann als Brautgeschenk übergab. Deine Mutter schenkte sie mir vor neun Jahren und heute wirst du volljährig und bekommst sie, bis du sie eines Tages weitergibst.
Ich hoffe, du hast einen wundervollen Tag,
wir sehen uns nächste Woche und dann stoßen wir auf dich an. Wir freuen uns auf dich und haben dich sehr lieb,
Dad und Mum und LEO
PS: Solltest du dich entschließen, die Krawatte irgendwann einer Frau zu schenken, dann bin ich mir sicher, dass sie ihr ausgezeichnet stehen wird.
So...was sagt ihr? Gelungener Geburtstag? Und wie gefällt euch Dracos Idee eines Friedensangebots?
Wer von euch erinnert sich überhaupt noch an die Krawatte? Ich hoffe, wenigstens ein paar von euch.
Morgen gibt es dann das Treffen mit den Eltern - wie wird sich Natasha vor den Grangers schlagen?
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