27. Dezember 2016
Das Weihnachtsfest war spitze gewesen. Sie hatten viel Spaß gehabt, einige Runden Zauberschnippschnapp gespielt und Leo in die Grundregeln des Schachs eingewiesen (woraufhin er Rain natürlich nicht geschlagen hatte, nein, auf keinen Fall). Die Geschenke waren ebenfalls ein großer Erfolg gewesen und so hatten sie auch alle jeweils mindestens eine Stunde damit verbracht, Leo beim Zusammenbauen seines Eisenbahnmodells zuzuschauen, das Grandpa Peter und Granny Jean ihm geschenkt hatten.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag waren die Eltern von Rains Dad zu Besuch, was natürlich noch einmal einen Austausch von Geschenken bedeutet hatte und der damit geendet hatte, dass Leo auf Grandpa Lucius' Schoß über seinem neuen Ausmalbuch eingeschlafen war.
Der siebenundzwanzigste Dezember war ein Montag und Rain freute sich beim Frühstück wahnsinnig darüber, dass ihre Eltern beide nicht arbeiten mussten, denn das bedeutete, dass sie die ganze Woche Zeit haben würden, etwas mit ihnen zu machen. Heute aber stand etwas anderes an: Rain und Leo würden den Tag im Malfoy Manor verbringen und Granny Narzissa hatte Rain bereits gestern zugesteckt, dass ihre Eltern die Zeit nutzen würden, um auf ein Date zu gehen. Die Vorstellung fand Rain irgendwie süß, wenn auch ein bisschen verstörend. Es waren immerhin ihre Eltern, die sich wie frisch verliebte Turteltauben aufführten!
Wie auch immer, Rain würde den Tag mit ihren Großeltern verbringen und einfach versuchen, nicht darüber nachzudenken, was ihre Eltern gerade taten...ew, schimpfte sie auch selbst, denn dieser letzte Gedanke war in eine Richtung gegangen, die sie absolut nicht haben wollte. Vielen Dank.
Schnell kehrte sie gedanklich zu ihrem Honigbrot zurück. Das war wirklich ein großes Manko von Hogwarts: es gab keinen vernünftigen Honig!
Ihr Vater erzählte gerade eine lustige Begebenheit aus einer der letzten Verhandlungen, in denen er gewesen war. Rain lachte bei der Vorstellung eines ausgebildeten Aurors, der in der Verteidigung seines Klienten zwei Zaubersprüche verwechselte, die sie schon in der dritten Klasse gelernt hatten.
"Weißt du eigentlich schon, was du nach Hogwarts machen willst?", fragte ihre Mum. "Auror würde sicher gut zu dir passen."
"Ich glaube, ich würde so ziemlich alles lieber werden, als Auror.", erwiderte Rain. "Zumal ja offenbar gar keine Auroren mehr gebraucht werden, jetzt wo alles friedlich ist und die Abteilung in Ministerium eh abbaut."
Sie sah, dass ihre Eltern einen kurzen Blick tauschten, den Rain nicht ganz zuordnen konnte.
"Und was willst du dann machen?", erkundigte sich ihr Vater interessiert. Rain zuckte mit den Schultern.
"Keine Ahnung, aber ich habe ja auch noch anderthalb Jahre Zeit, mir das zu überlegen."
"Also ich will Lokführer werden!", verkündete Leo aufgeregt. "Oder Lokbauer..."
Rain wuschelte ihm durch die Haare.
"Du wirst ganz bestimmt ein prima Lokführer. Willst du nicht trotzdem erstmal zur Schule gehen?", fragte sie schelmisch. Leo nickte wild.
"Sind alle fertig?", fragte ihre Mum jetzt, die bis eben liebevoll ihre beiden Kinder in der Interaktion miteinander beobachtet hatte. Alle nickten und sie schwang ihren Zauberstab, sodass sich der Tisch selbstständig abdeckte.
"Gehen wir jetzt zu Grandpa und Grandpa?", wollte Leo wissen. Rain grinste, egal wie oft sie ihn korrigierten, er konnte oder wollte sich nicht merken, dass er auch eine Grandma hatte. Statt ihn erneut darauf hinzuweisen nickte sie also einfach und schnappte ihn sich, ihn über ihre Schulter werfend. Er quietschte wie wild und trommelte auf ihren Rücken ein, bis sie ihn im Flur wieder auf den Boden ließ und ihm, bevor er was sagen konnte seine Mütze überstülpte, sodass er nichts mehr sehen konnte.
"Hey!", protestierte Leo und schob sie nach oben, bis er das lachende Gesicht seiner Schwester wieder sehen konnte. Dann grinste er und rannte zu seiner Jacke, die er sich schnell anzog und Rain den Schal reichte. Die hielt ihn fest, bis er sich, laut lachend, hineingedreht hatte. "Jetzt du!"
Rain nickte und schlüpfte in ihre Jacke, reichte Leo das eine Ende des Schals, hielt sich das andere an die Brust und drehte sich, bis der Schal ganz um ihren Hals gewickelt war. Zuletzt kniete sie sich hin, sodass Leo ihr ihre Mütze wie eine Krone aufsetzen konnte.
"Ich bin die Mützenprinzessin!", verkündete sie, sehr zum Amüsement ihres Bruders. "Man reiche mir meine Schuhe!"
"Hol sie dir selber!" Leo grinste und schnappte sich seine eigenen, bevor er sich auf die Treppe setzte. "Schau mal, ich kann jetzt sogar eine Schleife!"
Beeindruckt sah Rain zu, wie er sich seine Schuhe zuband. Jetzt erschienen ihre Eltern auch im Flur.
"Können wir?", fragte ihr Dad. Rain nickte und schlüpfte schnell in ihre Stiefel. "Auf gehts!"
Sind sie nicht niedlich zusammen?
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