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24. Januar 2017 (3)


Während sich Claire und Rain in Richtung des Ravenclaw-Gemeinschaftsraumes bewegten, liefen Alex und Natasha gemeinsam in Richtung Treppenhaus. 

Natasha musterte Alex. Sie fragte sich, ob sie gerade neben einem Jungen oder einem Mädchen lief. Sie scholt sich gedanklich, denn genau darum ging es ja - Alex war non-binary, wie Claire vorhin erklärt hatte, sah sich also abseits von männlich und weiblich. Trotzdem konnte Natasha nicht umhin, nach Anzeichen für eines der beiden Geschlechter zu suchen. Sie fand nichts. Stattdessen fand sie etwas anderes und das ließ sie verwundert die Stirn runzeln. Sie sah auf und direkt in Alex' Augen. 

Natasha wurde sich schlagartig bewusst, wie auffällig sie vermutlich gerade gestarrt hatte und sie wurde rot. 

"Tut mir leid, ich wollte nicht...starren.", murmelte sie also. Wie peinlich. Alex lachte nur leise. 

"Du bist nicht die Erste, glaub mir." Natasha traf ein prüfend-neugieriger Blick. "Irgendwas Interessantes entdeckt?"

Natasha wurde, wenn das möglich war, noch ein bisschen röter. 

"Nein...doch...vielleicht." Sie wünschte sich, sie könnte verschwinden. Aber so wie es aussah hatten sie noch ein ganzes Stück gemeinsamen Weges vor sich und sich jetzt zu verabschieden wäre erstens ein riesiger Umweg und zweitens wirklich auffällig und unhöflich. Also schwieg sie. 

Nach einigen Schritten jedoch scholt sie sich selbst. Das hier war eine vermutlich einmalige Gelegenheit. Also holte sie tief Luft und deutete auf Alex' Hals. 

"Glaubst du an Gott?", fragte sie. Die kleine Kreuzkette glitzerte unschuldig im Licht der Fackeln. Alex wirkte überrascht, so als wäre mit vielen Fragen zu rechnen gewesen, aber nicht mit dieser. Trotzdem, ein Nicken. 

"Du auch?" 

Natasha nickte ebenfalls. Alex lächelte leicht und sagte:

"Gibt nicht so viele von uns hier, was?"

Natasha zuckte mit den Schultern, unsicher, was sie darauf antworten sollte. 

"Ich finde es schade. Manchmal hätte ich gern jemanden zum...reden.", gestand sie dann. Alex nickte zustimmend. 

"Geht mir genauso. Man wird schnell als...altmodisch und...konservativ eingestuft, wenn andere merken, dass man glaubt. Ich finde das schade. Ich denke nicht, dass es zu unserer positiven Entwicklung gehört, den Glauben abzulegen. Wir haben viele Dinge, die wir hinter uns lassen sollten: Sexismus, Rassismus, Reinbluttheorien, Vorurteile gegenüber Werwölfen, Homophobie. Aber ich denke nicht, das der Glaube an sich da dazu gehört. Wir müssen nur aufhören, all diese Dinge mit dem Glauben zu rechtfertigen."

Natasha lauschte diesem kleinen Vortrag, den Alex eher für sich als für Natasha zu halten schien. 

"Aber...gehört das nicht irgendwie zusammen?", traute sie sich schließlich zu fragen. "Ich meine, in der Bibel steht doch..." Sie ließ das Ende ihres Satzes in der Luft hängen. "...eine Menge."

Alex nickte und erklärte energisch:

"In der Bibel stehen eine Menge kluger Dinge. Und eine ganze Menge Stuss. Und man kann nicht einfach einen Vers aus dem Kontext reißen und ihn verdrehen, bis er zur eigenen Meinung passt."

Natasha nickte. Das war ihr auch klar. Naja, bis auf die Sache mit dem Stuss, das sah sie ein bisschen anders. 

"Aber Leute, die die Bibel wie du auslegen, suchen sich doch auch die passenden Verse raus und interpretieren sie neu. Ich meine, wo ist da der Unterschied? Wer entscheidet, dass das einmal in Ordnung ist und einmal nicht?", fragte sie jetzt. Sie freute sich sehr über die Gelegenheit ihre Zweifel und Ängste auszudiskutieren. Besonders mit jemandem, der offenbar massiv vom Gegenteil überzeugt war. 

Alex schien es ähnlich zu gehen und wirkte fest davon überzeugt, Natasha von der eigenen Meinung zu überzeugen. 

"Im Dorf, wo ich herkomme, ich bin muggelstämmig, auf jeden Fall gab es im Dorf, wo ich herkomme einen Pfarrer. Es war ein mittelmäßiger Prediger und ein grauenhafter Gitarrenspieler, aber ein wirklich herzensguter und wahnsinnig kluger Mensch. Ich mochte ihn wirklich gerne. Er hat immer gesagt, man könne die Bibel entweder wörtlich nehmen oder ernst. Das habe ich wirklich von ihm mitgenommen."

Natasha dachte darüber nach und kam zu dem Schluss, dass sie nicht wirklich verstand, was Alex meinte. Ihr ratloses Gesicht sprach offenbar Bände, also bemühte sich Alex schnell, zu erklären:

"Die Bibel ist zweitausend Jahre alt. Das ist alles andere als aktuell. Die meisten Probleme sind nur noch schwer in die heutige Zeit übertragbar. Sie ist voller Regeln von denen sich bei 95% alle Christen einig sind, dass wir uns nicht mehr daran halten müssen um gute Menschen zu sein. Wir wissen nicht, was zum Beispiel Jesus zu aktuellen Problemen gesagt hätte, weil sie in der Bibel niemals thematisiert werden!"

Das sah Natasha ein. Sie hatte da so noch nie drüber nachgedacht, aber es ergab Sinn. Trotzdem fand sie nicht, dass es eine Rechtfertigung war, die Bibel jetzt auszulegen, wie man wollte. 

"Ich denke, wir sollten deshalb bei den Dingen bleiben, die zeitlos sind. Die Gebote. Die Goldene Regel - behandle andere stets so, wie du von ihnen behandelt werden willst. Und das Doppelgebot der Liebe."

"'Liebe Gott mit all deiner Kraft und liebe deinen Nächsten wie dich selbst.'", zitierte Natasha. Alex nickte. 

"Also, Natasha, sag mir: liebst du jemanden?"

Natasha sah sie verwundert an. Kurz schossen ihre Gedanken zu Rain - war das so offensichtlich? Dann riss sie sich selbst zusammen. Sie liebte ihre Familie. 

"Natürlich liebe ich jemanden.", meinte sie. Alex nickte zufrieden.

"Und liebst du Gott?"

Jetzt war Natasha gänzlich verwirrt. Niemand hatte sie das bisher gefragt. Man sollte an Gott glauben, ihn ehren und vielleicht sogar fürchten. Er war allmächtig, man sollte zu ihm aufschauen. Aber lieben? 

"Ich glaube an einen Gott als Vater, als jemand, der dir den Rücken stärkt, der immer hinter dir steht, egal was kommt.", erklärte Alex, als Natasha nicht antwortete. "Als jemand, zu dem man kommen kann, der immer da ist, immer zuhört. Als jemand, der mich liebt, egal was kommt. An so einen Gott will ich glauben und es fühlt sich unglaublich gut an, so jemanden an der eigenen Seite zu wissen." Ein prüfender Blick Richtung Natasha. "Und an welchen Gott glaubst du?"

"Ich glaube..." Natasha überlegte. Woran glaubte sie? Woran hatte sie bisher geglaubt? Und woran wollte sie in Zukunft glauben? Und war das ein und dasselbe? "Ich glaube an einen mächtigen Gott. Einen...großen."

"...einen gütigen?", half Alex. Natasha nickte langsam. Gütig klang...gut. "Also, liebst du Gott?"

Natasha nickte erneut. 

"Ja, ich denke schon.", sagte sie. "Ich habe da bis heute nicht drüber nachgedacht, aber ich denke, das tue ich."

"Also.", fasste Alex zusammen, zufrieden nickend. "Du liebst Gott. Und du liebst andere Menschen. Fehlt ja nur noch ein ganz wichtiger Teil."

Und Natasha begriff. 

"Ich.", flüsterte sie betroffen. Sie musste sich selbst lieben. Es war das gleiche, was Arina ihr schon vor einem Monat gesagt hatte. Aber während es damals wie eine Floskel klang, ein unerreichbar hohes Ziel, da hörte es sich jetzt machbar an, ja geradezu einfach. 

Alex blieb stehen und legte die Hände auf Natashas Schultern. 

"Gott baut keine Unfälle und er macht keine Fehler. Du bist kein Zufallsprodukt, du bist genauso, wie Gott dich haben will. Und er liebt dich bedingungslos. Und ich denke, es ist höchste Zeit, dass du das auch tust."

Natasha nickte. 

"Ok.", sagte sie leise. 

"Ok?", fragte Alex und sah sie noch einmal prüfend an. Natasha nickte noch einmal. 

"Ok."

"Prima." Alex richtete sich auf. "Dann jetzt ab in deinen Gemeinschaftsraum, bevor ich als Vertrauensschüler dir Punkte abziehen muss."

Natasha sah sich überrascht um, sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie bis zum Portrait der Fetten Dame gelaufen waren. Schuldbewusst fiel ihr auf, dass Alex anscheinend einen großen Umweg zum eigenen Gemeinschaftraum auf sich genommen hatte, nur um ihr Gespräch nicht zu unterbrechen. Natasha spürte Dankbarkeit in sich aufsteigen. Dieses Gespräch hatte das Potenzial alles zu verändern. Schon jetzt hatte sich die Hälfte ihrer inneren Einstellung umgeschrieben. 

Erleichtert nannte sie dem Portrait das Passwort und betrat den Gemeinschaftsraum. Im Grunde war der Weg für sie und Rain frei, zumindest, wenn es nach Natasha ging. Dieser Gedanke erteilte ihrer Freude einen jähen Dämpfer - denn ihr wurde bewusst, dass sie noch immer keine Ahnung hatte, wie Rain zu der ganzen Sache stand. Es war also vermutlich sinnlos, sich Hoffnungen zu machen, auch wenn Rain etwas anderes behauptet hatte. 

Besser war es also, die Erwartungen niedrig zu halten - schließlich war es utopisch, zu glauben, dass jemand wie Rain ernsthaft Interesse an jemandem wie Natasha haben könnte. 


So, das ist jetzt sehr religiös geworden, ich weiß. Aber das ist ein wichtiger Teil von Natasha und es war klar, dass sie sich damit auf jeden Fall noch auseinandersetzen muss, bevor zwischen ihr und Rain irgendwas passieren kann. 

Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen, vielleicht bekommt ja der ein oder andere von euch doch noch ein besseres Bild von Christen - denn wir sind nicht alle konservativ, auch das wollte ich mit diesem Kapitel zeigen. 

Wer trotzdem das Bedürfnis hat, irgendetwas ausdiskutieren zu müssen, dann tut das gerne in den Kommentaren (bitte bleibt aber respektvoll!) oder schreibt mir direkt, das geht auch. 

Ich möchte an dieser Stelle auch noch meinen Respekt an unseren kürzlich verstorbenen Pfarrer aussprechen, der mir beigebracht hat, was Alex eben Natasha erklärt hat: "Man kann die Bibel entweder wörtlich nehmen oder ernst.". 

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