Im Nachhinein fragte sich Rain manchmal, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, dass dieser erste Kuss in aller Öffentlichkeit passierte. Sie kam allerdings immer zu dem Schluss, dass selbst wenn sie in diesem Moment nicht die beste Entscheidung ihres Lebens getroffen hatte, es ganz sicher auch nicht die schlechteste gewesen war.

In dem Moment, als es passierte, hatte sie alle diese Gedanken auf jeden Fall sicher nicht. Ein Gedanke, der ihr kam, neben den offensichtlichen (Oh Merlin, wir küssen uns! - Ich habe sie wirklich geküsst! - Sie küsst zurück! - Mache ich das richtig? - Es fühlt sich richtig an. - Heiliger Zauberstab aus Phönixfeder, kann Natasha küssen!) war: Hatten die Bücher also doch recht.

Nun war es nicht so, dass Rain noch nie jemanden geküsst hatte. Aber bisher war es immer irgendwie glibschig, relativ feucht und nach einigen Momenten sehr langweilig gewesen. Sie hatte schon ernsthaft begonnen, zu zweifeln, ob die Bücher vielleicht falsche Versprechungen gemacht hatten. Aber in diesem Moment wusste sie, das hier, diesen Moment, würde sie für immer in Erinnerung behalten.

Natasha und Rain lösten sich voneinander, ein wenig außer Atem. Sie sahen sich kurz in die Augen, suchten nach der Bestätigung der anderen, dass das hier gerade eine Sache war, die für sie beide ok war.

"Küssen sich die beiden gerade?", hörte Rain Ashas überraschte Stimme hinter sich. Da keine Antwort kam, vermutete sie, dass irgendwer genickt hatte.

"Huh.", machte Cathy. "Wann ist das passiert?"

"Die beiden daten sich schon seit ein paar Wochen.", erwiderte Vicky beiläufig.

"Hatte ich gar nicht mitbekommen.", wunderte sich Cathy.

"War auch nicht viel dran mitzubekommen.", meinte Vicky. "Bisher."

Es war kurz still.

"Ok, gehen wir essen?", fragte Asha dann. Rain hörte zustimmendes Murmeln von den beiden anderen und die drei drückten sich an Rain und Natasha vorbei Richtung Treppe. 

Eine wirklich winzige Szene. Ich nenne sie mit ihren knapp 300 Wörtern nicht einmal Kapitel, sondern "Zwischenspiel". Ich hatte es eigentlich am Ende des letzten Kapitels, aber da hat es mir die Stimmung kaputt gemacht. Aber am Anfang des nächsten Kapitels passt es auch nicht. Und ich wollte jetzt nicht noch auf Zwang ein ganzes Restkapitel scheiben, in dem ja doch nichts passiert. Ganz weglassen fand ich aber auch schade. Also ein Zwischenspiel. Das nächste Kapitel hat dann wieder die gewohnten 1300 Wörter.