Licht und Dunkelheit 15
Mason schaut mich an, als wäre ich komplett durch gedreht. Doch ich winke schon nach einem Taxi. Einige fahren leer vorbei, nun, dass bin ich schon gewohnt, wir geben echt ein schräges Bild ab. Die dunkle Metal- Braut, das große Mädchen im schicken Designerkleid und der Höllenhund. Obwohl ich finde, das Mason wirklich wunderschön aussieht, aber leider kriegen die Typen bei großen Frauen oft das Laufen. Ich wünsche ihr so sehr einen netten Typen...nun, im Moment steht sie total auf Harry Styles und quetscht sich deshalb in irgendwelche Kleidchen, die Kendall Jenner trägt. Heute ist es der weiße, kurze Zweiteiler von irgendeinem Event, natürlich erzählt Mason mir ständig, wer, wo, wann, was getragen hat. Meistens höre ich aber nicht richtig zu, denn die Kardashians interessieren mich null. In der Hinsicht scheiden sich unsere Geister.
Endlich hält ein Taxi. Meine BFF steigt wortlos ein und ich folge ihr, nachdem Sandor sich dazwischen gequetscht hat. Er stinkt ziemlich aus der Schnauze, aber ich lasse mir nix anmerken. Einen besseren Hund als ihn gibt es nicht!
„Oder findest du die Idee Scheiße?" frage ich nach einer Weile.
„Schon, aber ich will dich nicht alleine gehen lassen." murmelt sie.
„Es wäre total okay, ich möchte dich auch gar nicht da mit reinziehen..." entgegne ich und schaue sie eindringlich an.
Mason sagt:
„Wir machen das zusammen, Süße. Ende der Diskussion!"
Ich lächle und sie nimmt meine Hand.
„Zugegeben, Ben ist schon ein hübscher Kerl..." sagt sie leise, während sie aus dem Fenster schaut.
„Ja." seufze ich. „Du solltest sehen, wenn er lacht."
„Ich weiß, wir haben mal zusammen abgehangen. Er war...ein wirklich netter Typ."
„Hm. Und das mit den Kerzen war doch süß, oder? Oh, Gott, habe ich eben süß gesagt? Mason!"
Sie lacht und der Taxifahrer sagt, dass wir beim Polizeirevier wären. Ich bezahle und wir steigen aus. Mason streicht sich den Minirock glatt, während wir das Revier betreten. Ich lege dem Polizisten am Schalter meinen Ausweis hin und die Vollmacht über alle Angelegenheiten von Jennifer Eastman. Er guckt in seinen Computer.
„Sorry, keine Auskunft an Dritte, steht hier." murmelt er und schaut mich skeptisch an.
„Ich bin ihre amtliche Betreuerin, also per se keine Dritte! Ich stehe Jennifer so nahe wie ihre Familie, also sagen sie mir gefälligst, wo sie jetzt ist!" fahre ich den verpickelten Jungen an.
Hier hilft nur Strenge! Sandor knurrt. Der Polizist schaut Mason an und wird rot.
„Lady, sie müssen bitte ihren Hund rausbringen." sagt er leise.
Mason lächelt ihn an.
„Natürlich. Ich warte draußen, Alice."
Doch der Polizist bleibt zäh. Schon wieder schaffe ich es nicht, jemanden verbal um den Finger zu wickeln und ich bin wirklich frustriert, als ich aus dem Revier stapfe. Mason wartet rauchend vor der Tür.
„Und?"
„Nichts. Ich denke, dass...äh...du weißt schon wer, nicht will, dass ich noch irgendwelche Infos kriege. Keine Ahnung, wieso."
„Hm. Wenn wir bloß an den Computer kommen könnten... der Junge war ziemlich angetan von mir, soll ich ihn vielleicht ablenken?"
„Und was dann? Er hat bestimmt ein Passwort." entgegne ich und seufze.
„Wir bräuchten noch einen Hacker in unserer Crew..." murmelt Mason und tritt ihre Zigarette aus.
Nun, ich kenne einen. Aber der ist gerade sauer auf mich!
„Komm mit!" sage ich energisch und halte das nächste Taxi an. Hole meinen Mac von zuhause und fahre wieder zum Haus. Nun, statt Cocktails mit Sahne zu trinken und abzufeiern sind wir eben heute Nacht auf Spurensuche! Und ehrlich gesagt, macht es mir sogar Spaß!
„Ben?" rufe ich. „Komm bitte raus. Ich habe ein Geschenk für dich."
Nichts. Doch Sandor spitzt die Ohren und wedelt mit dem Schwanz. Wir sind in unserem Raum.
„Weißt du was, Süße? Ich geh mich mit Sandor mal umschauen. Wenn du Hilfe brauchst, rufe mich einfach an." sagt Mason und zwinkert mir zu.
Ja, vielleicht hat sie recht.
Sie hatte recht. Kaum ist sie aus dem Zimmer, steht der heißeste Casper aller Zeiten vor mir und guckt mich ernst an.
„Wenn es sich nicht um dich selbst handelt, will ich es nicht." brummt er.
Ich rolle mit den Augen.
„Glaub mir, das willst du. Es ist das neueste Ding vom Markt, die neueste IOS- Version ist installiert und die Festplatte erweitert. Und ich überlasse ihn dir für alle Ewigkeit! Ähm, wäre schön, wenn ich noch ein paar Fotos auf nen Stick ziehen könnte, bevor du ihn formatierst."
Er starrt auf den Mac in meiner Hand. Dann guckt er mich an und legt den Kopf schief.
„Warum?"
„Weil du ab sofort zur Wer- bringt- Alice'- Klienten- um- Aufklärungs-Crew gehörst!" grinse ich.
„Nein. Vergiss es. Ich will nur meinen Mord rächen, mehr nicht." murmelt er und setzt sich in seine Ecke.
„Wie willst du das anstellen? Willst du den Mörder her locken, obwohl du noch nicht mal weißt, wer er ist?"
Bens traurige Augen schauen mich an. Er seufzt leise und murmelt:
„Der Typ hatte mich komplett überrascht. Ich wußte ja, dass Big P.'s Männer irgendwann kommen und hatte eine Alarmanlage an die Kellertür gebaut, damit ich gewarnt werde, die hat aber nicht angeschlagen. Hab sogar alles mit Kameras ausgestattet. Er muss sie mitgenommen haben... Ich fühlte mich nicht gut an diesem Tag, war total im Entzug. Wollte gerade losziehen, da stand er plötzlich vor mir in der Kellertür, ohne, dass ich etwas gehört hatte..."
Ben seufzt. Ich hocke mich vor ihn und nehme seine Hand.
„Was hat er mit dir angestellt?"
„Er hat mich in den Keller gezerrt und mich mit meinen Handschellen an die Heizung gekettet. Ich trat nach ihm, als er mir die Hose runterreissen wollte..."
Ich schließe die Augen und halte die Luft an.
„Sorry...ich weiß." haucht Ben.
„Ich hab gefragt...Mach weiter, es geht schon..." murmele ich.
„Naja, ich dachte, er wollte mich vögeln. Aber er suchte sich nur eine dicke Vene am Oberschenkel, um mir den Goldenen zu setzen. Kaum war das Zeug in mir drin, gingen meine Lichter aus."
„Und mehr nicht? Ich meine, hast du seine Stimme gehört?"
„Nein, er hat nur dauernd geschnauft wie ein Walross. Und nach Knoblauch gestunken, deshalb war ich sicher, dass es Big P.'s Mann war. Jetzt sind wir auch nicht schlauer, oder?"
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