Licht und Dunkelheit 14
Doch, Ben tut mir gerade was.
Mein Herz klopft wie verrückt, weil er meine Hand genommen hat und sanft mit dem Daumen über meine Finger streicht. Ich bin wie zerrissen, einerseits schelte ich mich dafür, dass ich nach all seinen Grausamkeiten so empfinde. Doch muss ich auch an den Moment denken, als er in mir war und es irgendwie schön war...
„Ich auch. Immer, ständig, rund um die Uhr..." flüstert Ben rauh.
Mason setzt sich wieder. Zum Glück ist sie hier und passt auf meine Unschuld auf! Ben kichert. Mason sagt:
„Also, ganz schön creepy, das alles. Äh...Casper, wie geht's dir denn so?"
„Jetzt wieder viel besser." antwortet Ben und ich sage:
„Gut, meint er. Nur ein bisschen tot."
Wir lachen alle drei. Dann sage ich:
„Okay, hört zu, ich muss was Dringendes mit euch besprechen."
Beide gucken mich interessiert an. Ich erzähle von meinem Telefonat mit Ryan. Ich spüre, wie Ben sich verkrampft und drücke sanft seine Hand. Mason schüttelt den Kopf und nimmt einen Schluck Whiskey.
„Die arme Jennifer... du denkst tatsächlich, jemand bringt ausgerechnet DEINE Klienten um?" fragt sie dann.
„Ich weiß nicht. War nur so ein Gedanke, ist doch schon merkwürdig...erst du, Ben, dann Jennifer."
„In den Kreisen, die du betreust, ist es aber nicht ungewöhnlich, dass mal jemand abtritt..." wirft Ben ein.
Ich wiederhole für Mason und sie nickt. Doch wir sind beide der Meinung, dass es trotzdem nicht in dieser Häufigkeit vorkommt. Naja, ich hatte bisher gerade mal eine Drogentote in meiner ganzen Laufbahn!
„Also, nun die Frage des Abends..." wende ich mich Ben zu. „Wer hat dich getötet?"
Er schaut mich ernst an. Dann schüttelt er den Kopf.
„Keine Ahnung, der Typ hatte 'ne Maske auf. Ich war so darauf eingeschossen, das irgendwann Big P. 's Männer kommen, dass ich überzeugt war, dass es einer von ihnen war."
Nachdem ich wiederholt habe, sage ich:
„Erzähl von Anfang an, Ben."
Er seufzt.
„Das ist so lange her..." grinst er.
„Ich weiß. Konzentriere dich, ja?"
Ich löse mich von seiner Hand und streiche sanft über seine Wange. Er schließt die Augen, während Mason sagt:
„Äh, das ist jetzt mega- gruselig! Ich sehe sein halbes Gesicht..."
Ich fahre mit der Hand über Bens Hals und lege sie dann auf seine Brust.
„Schicke Jacke!" grinst Mason in seine Richtung.
„Danke. Kann mich so aber nicht konzentrieren!" murrt er und schaut mich tadelnd an.
Ich lächle und nehme seine Hand.
„Oh, jetzt sehe ich, was du die ganze Zeit festhältst! Hatte schon befürchtet, es wäre sein Ding Dong..." grinst Mason und ich funkle sie böse an.
„Das wäre auch keine schlechte Idee." kichert Ben. „Mason, ich mag dich."
„Toll, dann macht doch alleine weiter!" zische ich und lasse seine Hand los. „Mason, er hat mich mental vergewaltigt und du hast vorhin selbst in Frage gestellt, ob's ne gute Idee ist, mich mit ihm einzulassen. Und du Ben solltest dir mehr Mühe geben, wenn du mein Vertrauen gewinnen willst!"
Mason guckt mich an.
„Hey, Süße... Früher fandest du sowas doch auch komisch?" murmelt sie.
„Ja, früher, bevor Ben..."
Tränen schiessen in meine Augen. Verdammt. Verdammt, es geht wieder los! Beide gucken mich mitleidig an.
„Sorry, Liebes!" sagt Mason und umarmt mich.
Ich weine eine Weile und sie tröstet mich.
„Er ist weg, hm? Ich kann ihn nicht mehr sehen..." murmelt sie dann.
Ich nicke und schniefe leise. Wische mir den Rotz weg.
„Weißt du, es ist total verrückt...er hat mir so weh getan, aber ich kann ihn einfach nicht vergessen. Andererseits tut er mir leid, doch es ist mehr als nur Mitleid, was ich für ihn empfinde. Ich bin komplett gaga, Mason!" schluchze ich, obwohl ich weiß, dass Ben jedes Wort mitkriegt. Aber das soll er auch.
Plötzlich ist mein trauriger Geist wieder da, sitzt in seiner Kummerecke, während Mason antwortet:
„Das nennt man doch Stockholm- Syndrom, oder? Das ist ganz normal. Habe ich für dieses Arschloch damals auch empfunden." zischt sie.
Sie meint einen Dealer, der sie auf den Strich geschickt und jahrelang misshandelt und missbraucht hatte. Doch sie hatte es aus eigener Kraft geschafft, ihm zu entfliehen, weil sie gemerkt hat, dass es keine echte Liebe war, sondern nur ein Trugschluss! Also...?
„Das kannst du mit unserer Geschichte nicht vergleichen...ich habe dich doch gehen lassen." sagt Ben und ich sehe, dass er Tränen in den Augen hat. „Ich weiß, ich hätte es gar nicht soweit kommen lassen dürfen. Bitte, vergib mir!" schluchzt er.
Und da ist es wieder, das Bedürfnis, ihn zu halten. Denn ich spüre, dass er es ehrlich meint. Doch auf der anderen Seite ist Mason, die mir gerade gesagt hat, dass mein Gefühl trügt.
Ben schüttelt den Kopf und verschwindet.
„Bitte rede mit mir!" weine ich.
Doch er bleibt fort. Mason und ich beschliessen, zu gehen. Die kalte Pizza liegt mir schwer im Magen und der Whiskey lässt meine Gehirnwindungen Purzelbäume schlagen. Doch die Nachtluft tut gut. Wir stapfen schweigend durch das dunkle Viertel und Sandor hält wachsam Ausschau. Mein geschienter Arm juckt mal wieder und ich rubbele über den Cast. Seufze laut.
„Das alles geht mir voll auf den Zeiger, Mason! Anstatt mich um den Fall zu kümmern, benehme ich mich wie ein Baby. Früher war ich doch auch nicht so empfindlich...weißt du noch, der Schläger, der mir fast die Kniescheibe zertrümmert hatte? Als ich dich aus BP's Kreisen geholt habe? Ich sah aus wie Rocky, und Dean war stinksauer gewesen..."
Mason lacht.
„Oh, ja, wir waren echt am Arsch! Aber das ist nichts im Vergleich zu einer...hm..."
Zwei Typen gehen an uns vorbei und beäugen uns. Starren auf meinen Busen, oder vielleicht auch nur auf Eddie. Nein, dieses Vintage- Maiden Shirt ist mein ganzer Stolz, das gebe ich bestimmt nicht her!
„Ich weiß." seufze ich, als sie außer Reichweite sind. „Aber blöd, dass wir so nicht weiterkommen. Ich hätte zu gerne gewußt, wie Ben getötet wurde."
„Ist er denn der einzige Geist, mit dem du reden kannst?" fragt Mason und ich zucke zusammen.
„Mason! Das ist es! Wir müssen sofort rausfinden, wo Jennifer gestorben ist. Vielleicht haben wir Glück und sie ist noch da!" rufe ich aufgeregt.
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