Licht und Dunkelheit 13
Mason ist verwundert, als ich sie bitte, zum Haus zu fahren. Wir holen vorher noch Sandor ab und machen uns auf den Weg. Natürlich flucht sie, als ich sie durch die Büsche scheuche, aber ich hatte sie vorgewarnt, sie wollte sich partout nicht umziehen. Die Hintertür ist immer noch mit dem Stein gesichert, zum Glück. Wir steigen die Treppe zum Foyer hinauf und ich ignoriere den Kellereingang. Sandor ist dieses Mal ruhiger, vielleicht spürt er, dass ich mich ebenfalls entspannt habe.
„Wo ist nun die Pizza? Ich habe noch ein hungriges Mäulchen mehr mit gebracht!" denke ich.
Ein Windzug, Sandor knurrt.
„Warum ist sie hier?" fährt Casper mich an.
„Wo steckt denn dein Secret Lover?" fragt Mason und blickt sich suchend um.
Puh, so viele Fragen auf einmal. Und ich kann nicht denken und gleichzeitig reden.
„Du bist doch ne Frau, ich dachte, ihr könntet das..." brummt mein genervter Geist.
„Komm mit..." sage ich zu Mason und ziehe sie hinter mir her in den ersten Stock.
„Bitte, Ben, ich will sie nicht anlügen. Sie ist meine beste Freundin. Mach irgendwas, damit sie mir glaubt."
„Vergiss es. Sie wird es nicht gut finden, dass du dich mit mir abgibst."
„Oh, das ist ja sooo süß! Ein Candlelight- Dinner!" freut sich Mason und mein Herz macht einen Satz.
Tatsächlich sind überall in „unserem" Raum Kerzen aufgestellt und auf dem Couchtisch liegt die Pizza. Sogar eine Serviette liegt daneben. Ich lächle.
Mason sagt:
„Mensch, kann verstehen, dass du dir ihn geschnappt hast, auch wenn er ein verkorkster Stricher ist."
„Stricher? Will die mich verarschen?" knurrt Ben.
Die Kerzen flackern wild und Sandor fiept ängstlich.
„Huh, was war das?"
Mason blickt sich um. Das Fenster ist geschlossen und die Tür auch.
„Es ist Ben. Ich nenne ihn nur Casper, weil...er eben...ein Geist ist. Du weißt schon."
„Schon besser als Stricher..." mault Ben und setzt sich neben mich auf die Couch. „Nur schade um die Überraschung."
„Nein, es ist wirklich süß. Danke." sage ich laut und Mason guckt mich immer noch fassungslos an.
„Es gibt keine Geister! Das weißt du!" haucht sie.
Plötzlich gehen alle Kerzen auf einmal aus. Dann wieder an. Sandor klemmt den Schwanz ein und verkriecht sich in eine Ecke.
„Nein! Das ist ein Trick! Alice, lass das!" quietscht meine BFF und wird kalkweiß.
„Was soll ich noch tun, Madame?" brummt Ben.
„Keine Ahnung, du bist der Geist." antworte ich laut.
Die Tür wird aufgerissen und niemand steht davor. Dann knallt sie wieder zu. Die Kerzen flackern wieder, eine fällt um und setzt den rauchgelben Vorhang in Brand. Sandor heult laut auf und läuft zur Tür. Plötzlich zieht sich das Feuer in sich zurück und macht ein zischendes Geräusch, fasziniert schaue ich auf das verrückte Schauspiel. Genau wie Mason. Sie ist völlig erstarrt, ich stehe auf und umarme sie sanft.
„Ist er... immer noch wütend?" flüstert sie.
„Nein, er will dich nur überzeugen, dass er da ist. Er wird uns nichts tun. Er hat auch gar Chance, mal nebenbei gesagt."
„Willst du es mal ausprobieren?" haucht Ben mir ins Ohr und ich zucke zusammen.
Bin fast versucht, die magischen Worte zu sagen. Sofort zieht er sich wieder zurück. Die Kerzen flackern wieder auf. Mason seufzt.
„Ich habe Hunger. Und ich brauche jetzt einen Doppelten."
„Um die Ecke ist ein Kiosk. Wir könnten uns was holen und dann zurück kommen."
Auf dem Weg dorthin erzähle ich Mason von meiner Gran und erkläre, dass ich ihre Fähigkeiten wohl geerbt habe. Ich entschuldige mich, dass ich sie angelogen hatte, aber meine Befürchtung bestätigt sich- natürlich versteht Mason nicht, warum ich zu meinem Peiniger zurück gekehrt bin! Nun, ich verstehe es auch nicht. Schließlich sind wir zurück in dem Raum, Ben ist fort, die Kerzen gelöscht. Hm. Und die Pizza ist kalt.
„Kann dein Casper sie nicht mit Mikrowellenstrahlen erhitzen?" kichert Mason.
Es wird ein paar Grad kälter und die Kerzen flammen auf. Sandor fiept.
„Nein, kann er nicht. Ich kann Dochte anzünden, aber keine Dinge, die nicht von vorne herein entzündbar sind." brummt Ben genervt.
„Bitte, sei nicht mehr böse, hm? Verstehst du nicht, dass ich...dieses Geheimnis teilen muss?" murmele ich.
Er knurrt. Uh.
„Vielleicht. Aber warum musste es ausgerechnet heute sein?" entgegnet er.
„Weil die Dinge immer ungefragt kommen, dass weißt du doch wohl am Besten. Nochmal danke für das hier..." lächle ich in Richtung seiner Stimme.
Ich würde ihn gerne sehen. Doch ich glaube, er zeigt sich mit Absicht nicht, weil er noch sauer auf mich ist.
„Ja, ich bin sauer! Ich wollte in Ruhe mit dir quatschen. Die da hat dich doch rund um die Uhr, du hättest tausend Gelegenheiten, ihr alles zu sagen. "
Ich lache.
„Du bist eifersüchtig auf Mason?" denke ich.
Mason futtert bereits die kalte Pizza. Ich schnappe mir schnell ein Stück.
„Bestimmt nicht!" knurrt Casper und ich kichere.
„Hör zu, Mason ist meine BFF. Und wenn du mein bester Freund werden willst, musst du sie akzeptieren."
„Ich will mehr als nur dein bester Freund sein..." raunt er und ich spüre Ben neben mir.
Er berührt meine Hand und ich zucke zusammen. Dann manifestiert er sich und lächelt mich an.
„Weißt du, Alice, ich habe auch mal so ein Erlebnis gehabt..." nuschelt Mason mit vollem Mund.
Sie guckt zu mir. Plötzlich reisst sie die Augen auf und springt auf. Der arme Sandor, der sich gerade hingelegt hatte, springt ebenfalls auf. Mason zeigt auf etwas hinter mir.
„D...da ist er. Ich kann ihn sehen! Ich meine, nicht richtig, da sind Rauchschwaden, die an irgendwas abprallen."
Stimmt, der Rauch der Kerzen hat sich überall ausgebreitet.
„Beruhige dich, er tut mir nichts." sage ich leise.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro