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10 - Presserummel

Patrizia klopfte an die Türe des kleinen Bauernhauses. Als sie das Haus betrachtete, vermisste sie die Scheune oder zumindest den Heuboden. Offenbar hatte der Besitzer es zu einem reinen Wohnhaus umbauen dürfen und unnötige Bausubstanz entfernt. Schon wieder beurteilte sie ein Haus und schmunzelte dabei.

Ein schlanker Mann etwa in Patrizias Alter, mit wirrem, schwarzem Kraushaar, öffnete die Türe. "Ja? Wer sind Sie?"

"Hallo, ich bin Patrizia Stettler von der Abteilung Leib und Leben der Kantonspolizei Bern und ermittle im Mordfall Zwygart. Ich hätte da einige Fragen, darf ich reinkommen?"

"Aber sicher. Ich bin Jakob Bucher, man nennt mich hier Köbi. Bitte kommen Sie herein."

Der Innenraum erinnerte nicht mehr an ein altes Gebäude. Alles war weiss gestrichen, hell und modern. Die alten Balken an der Decke waren mit Gipsplatten verdeckt, kleine Spots beleuchteten den Raum. Die Küchenkombination war ebenfalls weiss, glänzend und dort, wo früher einst der Kachelofen gestanden haben musste, gab es eine moderne Kochinsel, es roch nach Geld. Patrizia setzte sich an den Tisch, ihr Notizbuch und den Bleistift legte sie vor sich hin. Bucher blieb vorerst stehen.

"Kann ich Ihnen etwas anbieten? Einen Kaffee, einen Tee?"

"Tee wäre nett, danke." Irgendwie erinnerte sie der Typ an jemanden.

"Wie kann ich Ihnen helfen?" Köbi bereitete den Tee zu, heisses Wasser schien er bereits aufgesetzt zu haben. Mit den Teetassen auf einem Tablett trat er zum Tisch und setzte sich ums Eck gegenüber Patrizia hin.

"Ihr Name ist einige Male aufgetaucht und ich möchte von Ihnen gerne wissen, woher und wie gut Sie Zwygart kannten."

"Ich kannte ihn gut. In der Kantonsschule wurden wir Freunde. Wir waren beide Nerds, damals. Doch während er sich in der Politik verwirklichte und zu einem Naturschützer entwickelte, ging ich den Weg der Computer weiter. Er hat mir geholfen, das Haus hier auf grüne Energie umzubauen."

"Dann war er kürzlich noch hier?"

"Ja, war er. Aber in einem anderen Zusammenhang. Wir haben uns gestritten, weil ich die 5G-Antenne in Bumbach unbedingt haben will und er sich dagegen wehrte. Wer hätte gedacht, dass unser Computergenie jemals zu einem grünen Fundamentalisten würde."

"War der Streit heftig?"

"Sie meinen, ob ich ihn umgebracht habe? Nein, wir waren bloss anderer Meinung."

"Wann war das?"

"Sie fragen mich nach meinem Alibi?"

"Beantworten Sie einfach meine Fragen, dann bin ich schnell wieder weg."

Bucher rutschte näher an Patrizia heran. "Ach, das will ich gar nicht."

Das wurde ihr plötzlich zu bunt, der Kerl war ihr unsympathisch. Sie kannte die Masche und erinnerte sich. "Herr Bucher, bitte beantworten Sie meine Fragen und bleiben Sie auf Distanz. Wir müssen die Unterhaltung andernfalls auf dem Revier fortsetzen."

"Seien Sie nicht so bissig. Zwygart war drei oder vier Tage vor dem Mord hier, danach nicht mehr. Sonst noch etwas?"

"Ihrer beider Namen werden im Zusammenhang mit sehr jungen Mädchen genannt. Können Sie mir etwas dazu sagen?"

Der Mann setzte sich kerzengerade hin. Seine Augen verrieten Verachtung. "Sie sollten jetzt gehen. Wenn Sie weiterhin solche Gerüchte verbreiten, werde ich Sie und Ihre Abteilung verklagen. Meine Anwälte sind gut, müssen Sie wissen."

"Wenn an den Gerüchten irgendwas dran sein sollte, werden Sie die besten Anwälte brauchen, die Sie kriegen können. Mich werden Sie nicht so schnell los, das kann ich Ihnen versprechen. Danke für den Tee; ich finde allein raus."

Draussen stiess Patrizia Luft aus und fluchte. Der Kerl hatte tatsächlich versucht, sie anzumachen - nichts hatte sich geändert seit damals. Zudem hat seine Körperhaltung bestätigt, dass an der Sache mit den Mädchen etwas nicht stimmen konnte. Patrizia nahm sich vor, mit den Kollegen der Sitte zu sprechen und sie auf Bucher anzusetzen. Sie setzte sich in ihren Wagen und wollte wegfahren. Etwas weiter entfernt sah sie plötzlich Lea Locher stehen, mit ihrem Fahrrad.

Patrizia stieg nochmals aus und ging auf das Mädchen zu. "Hallo Lea. Was tust du denn hier?"

"Stehen. Und du?"

"Fragen und mit dir quatschen."

"Sorry, keine Zeit für Smalltalk." Lea wollte losfahren, doch Patrizia hielt sie am Arm fest.

"Du bleibst schön brav hier, junge Dame. Setz dich auf den Stein da, wir reden."

"Fass mich nicht an! Ich kann dich verklagen, ich kenne meine Rechte."

"Gut, wie du meinst. Aber bedenke: Du bist noch keine achtzehn und alle deine Klagen müssen von deinem Vater unterschrieben werden. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass er dazu die eine oder andere Frage hätte."

Lea gab sich geschlagen und setzte sich auf den Stein. "Was willst du von mir?"

"Ich habe dein Fahrrad neulich an diesem Zaun stehen sehen, damals, als du ins Training wolltest."

Lea senkte den Kopf. "Hast du es schon Vater gesagt?"

"Nein, ich wollte zuerst mit dir reden. Von Frau zu Frau. Nun treffe ich dich wieder hier. Was läuft da, mit dem Köbi?"

"Da läuft gar nichts. Er hilft mir in Informatik. Da blicke ich nicht durch und er kann es mir erklären." Lea schaute Patrizia direkt an, ihr Blick verriet Ehrlichkeit.

"Und warum lügst du deine Eltern an? Nachhilfe ist doch nichts Schlimmes."

"Hah, du kennst meine Familie schlecht. Wenn Vater erfährt, dass ich zu Köbi gehe, allein, dann bringt er den armen Kerl um."

"Und Köbi ist dir nie zu nahe gekommen?"

"Nein. Es gab da schon Berührungen, aber die waren wohl eher zufällig, wenn er mir am Computer etwas zeigen wollte."

"Lea, bitte sei vorsichtig, ja? Hier ist meine Karte. Wenn der Kerl dich noch einmal berührt, ohne dass du das willst, dann rufe mich an. Es ist egal, ob du ihn magst oder nicht. Er ist zu alt und hat dich nicht zu berühren. Basta."

"Du magst ihn nicht und traust ihm nicht."

"Glaube mir, wenn du in meinem Alter bist, wirst du mich verstehen. Auf der Welt gibt es zu viele Typen wie den Köbi Bucher. Nein, ich mag ihn nicht."

"Was ist nun mit meinem Vater?"

"Was soll mit ihm sein?"

"Wirst du es ihm sagen?"

"Warum sollte ich? Wir Frauen haben einen Deal, oder? Das funktioniert in der Regel besser, wenn die Männer nichts davon wissen." Patrizia zwinkerte Lea zu.

"Danke. Wegen beidem und so. Du bist in Ordnung, denke ich. Tschüss." Lea schwang sich auf ihr Fahrrad und fuhr los. Patrizia schmunzelte und holte ihr Auto. Ihr Entschluss, die Sitte zu informieren stand fest.

***

Ueli Suter sass wie üblich am Computer, als seine Partnerin eintraf. "Hallo Patrizia. Na? Erfolgreich?"

"Ja und nein. Dieser Bucher hat Dreck am Stecken, da bin ich überzeugt. Ich werde ihn bestimmt bei der Sitte melden."

"Wenn du dich da bloss nicht verrennst. Du bist mir etwas zu fixiert auf den Kerl. Ich denke, der ist harmlos."

"Soso, er wollte mich anmachen und Lea berührt er bei der Nachhilfe. Das nenne ich nicht harmlos. Männer!"

Suter wirkte nachdenklich. "Meinst du, er könnte unser Täter sein?"

"Ich weiss es nicht - noch nicht. Ich erstelle vorerst einmal das mögliche Profil. Gibt es einen Flipchart hier? Ich mag es Oldschool."

"Im Sitzungszimmer steht sowas, ja. Buntstifte gibt es auch dazu, glaube ich."

Patrizia schwirrte ab und Suter schüttelte den Kopf. Wenig später rollte sie einen wackligen Ständer mit einigen Blatt Papier ins Büro.

"Das Ding habt ihr lange nicht benutzt." Sie probierte in einer Ecke alle Stifte aus, warf einen nach dem anderen in den Mülleimer und fand schliesslich zwei, die funktionierten - blau und orange.

Mit dem blauen Stift schrieb sie Reto und Klara in die Mitte des Blattes und umrandete die Namen. Anschliessend setzte sie bei Klara noch einen orangen Rahmen dazu, verbunden mit einer Linie zu Reto. Denise, Lea und ein Oval mit drei Punkten folgten in orange ebenfalls rund um Reto herum. Bei Lea setzte sie zudem ein Fragezeichen.

"Wer ist Denise?", fragte Suter.

"Die Lehrerin. Sie erhoffte sich mehr von Zwygart, doch er starb zu früh."

"Bist du noch objektiv? Du scheinst wütend zu sein."

"Ich bin wütend, ja. Ich bin es leid, dass die Kerle dieser Welt sich bei uns Frauen holen können, was sie wollen und nichts passiert. Gilt nicht gegen dich, Chef."

Suter erkannte, dass er darauf besser nichts sagen sollte. Er widmete sich wieder seinem Computer und liess Patrizia gewähren. Sie zeichnete noch einige Linien, neue Kreise und Ovale, schrieb Namen und Motive hinzu. Dann trat sie einige Schritte zurück und betrachtete ihr Werk.

"Willst du es mir erklären?", fragte er schliesslich sanft.

"Entschuldige meinen Ausbruch. Die Sache mit Lea hat mich stärker getroffen, als ich es für möglich gehalten hätte. Also: Unser Täter ist mit grosser Wahrscheinlichkeit männlich, in Retos Alter und hat eine Verbindung zur Kantonsschule in Burgdorf. Ich vermute, es geht dabei um eine alte Beziehungsgeschichte, die nie aufgearbeitet wurde. Eventuell spielt auch Eifersucht mit. Dafür sprechen einerseits die Wut und andererseits das abgetrennte Gesicht. Es wirkt für mich wie ein "Gesichtsverlust" - kannst du mir folgen?"

"Aber warum schlägt er Reto den Schädel ein, währenddessen er Klara sorgfältig das Gesicht entfernt?"

"Das könnte darauf hinweisen, dass der Täter Reto als Hauptschuldigen ansieht, Klara hingegen könnte eine Mittäterin oder ein ehemaliges Opfer sein."

"Die einzige Verbindung bleibt demnach die Kantonsschule. Dort sollten wir einmal nachfragen."

"Was hast du aus dem Spital? Ich weiss, dass du noch beim Chirurgen warst."

"Oh, die Wände haben Ohren. Ja, ich war beim Chirurgen. Ein schleimiger Typ, hält sich für einen Gott in Weiss. Da gibt es Unstimmigkeiten, in diesem Spital. Wir sollten die Rollen tauschen und einigen Menschen nochmals auf den Zahn fühlen."

"Das ist eine gute Idee. Kümmerst du dich um Köbi und die Lehrerin. Ich schaue dann morgen nochmals im Spital vorbei."

"Wieso morgen?"

"Für heute ist Schluss, Chef. Rebecca und ich wurden zur Saison-Schluss-Party des Kajak-Unternehmens eingeladen. Um vier geht's los, beim Auswasserungsplatz. Ich werde dort hingehen und viele junge Menschen kennenlernen." Sie setzte mit einem Klick den Deckel auf den Filzstift.

"Ich mache schon die Kamera bereit, um deinen Auftritt morgen früh nicht zu verpassen."

Patrizia warf ihm den Filzstift an den Kopf.

***

Zeljka Kosic traf im Hotel Kemmeriboden ein. Sie hatte sich für die nächsten Tage ein Zimmer gebucht. Nachdem sie das Zimmer bezogen hatte, begab sie sich in den grossen Dachraum, den sie als zeitweiliges Büro nutzen durfte. Sie hatte einen Laptop, ein mobiles WLAN sowie einen Drucker mitgebracht und installierte ihren Arbeitsplatz.

Danach setzte sie sich auf die Terrasse, nur mit ihrem Handy und einem Schreibblock. Zuoberst schrieb sie "K. Bucher" und "T. Locher mit Töchtern" hin. In die Mitte des Blattes schrieb sie "Klara", unten links setzte sie "R. Zwygart" und unten rechts "Faceling" hin. Sie zeichnete eine Verbindungslinie zwischen Zwygart und Klara, danach eine zweite zwischen Klara und Bucher. Sie wusste, dass sie erst mit Bucher wird reden müssen. Nach einigen Minuten des Nachdenkens setzte sie einen weiteren Namen auf das Blatt. Zeljka lächelte zufrieden.

"Es ist absolut unmöglich, dass du einfach abgestürzt bist, Klara. Ich habe dich klettern sehen, damals, bei den Schweizermeisterschaften. Du stürzt nicht ab, es sei denn, du willst es. Ich werde herausfinden, was hier faul ist." Sie packte ihre Sachen in den Rucksack und wanderte los.

Zuerst folgte sie ein kurzes Stück der Strasse, vorbei an einigen kleinen Hütten. Beim Skulpturenweg bog sie links von er Strasse ab. Bei jeder Skulptur aus Holz oder aus Eisen blieb sie kurz stehen, betrachtete sie und fragte sich, wer wohl auf die Idee komme, einen Wanderweg mit mysteriösen Kunstwesen zu schmücken. In Gedanken zog sie einige Parallelen zum Täter, verwarf die Idee jedoch gleich wieder. Die Skulpturen waren Fabelwesen und hatten nichts Brutales an sich.

Nach einer halbstündigen Wanderung traf Zeljka bei den Bauernhäusern des Weilers ein. Sie klopfte bei Bucher an und wurde eingelassen.

"Wer sind Sie?"

"Ich bin Zeljka Kosic von der Boulevardzeitung. Ich möchte Sie zum Unfall befragen und wenn ich darf in einem längeren Nachruf über die beliebte Sportlerin zitieren. Ich schreibe einen Bericht über das Leben und Wirken von Klara Gruber."

"Freut mich. Nenne mich Köbi. Ich bin Grubers Nachbar und kannte Klara gut."

Zeljka schmunzelte über die Berechenbarkeit der meisten Menschen. Gib ihnen einen Funken Fame, dann geben sie dir alles, was du willst. "Sehr gut, dann bin ich hier ja richtig. Wie hast du Klara im Alltag erlebt?"

Zeljka stellte immer erst einige banale, wenig aussagekräftige Fragen, um die Interviewpartner locker zu machen. Erst nach und nach stellte sie die heiklen Fragen, wenn ihr Gegenüber Vertrauen gewonnen hatte.

"Meinst du, Sepp könnte seine Frau getötet haben, um an das Erbe heranzukommen?"

"Nein, das glaube ich nicht. Sicher, Klaras Familie hat Geld. Aber die beiden wollten sich von mir einen Kredit leihen, um ihren Traum vom Bed and Breakfast zu ermöglichen. Sie wollten eigenständig sein. Und sowieso, sie hatten so gut wie nie Streit. Aber vielleicht weiss die Lehrerin da noch mehr. Sie war eine gute Freundin von Klara. Denise Kalberer heisst sie."

"Wie hast du so viel Geld gemacht, wenn ich fragen darf?"

"Mit dem Handel von Kryptowährungen und mit Beratung von Neueinsteigern im Trading-Geschäft. Das ist sehr lukrativ."

"Wie man sieht." Zeljka blickte sich um. Alles solide Schreinerarbeit, keine Stangenware und selbst die Küchengeräte ausschliesslich aus dem High-End Bereich - hier wurde nicht gespart. "Ist das Internet gut hier?"

"Das wird es, wenn die 5G-Antenne einst stehen wird. Bisher ist es eher durchschnittlich. Es reichte aber aus, dass wir manchmal spielen konnten, Klara, Denise und ich."

"Du hast mit ihnen gespielt? Inwiefern? Wie darf ich das verstehen?"

Köbi zögerte einen Moment, dann lachte er. "Nicht, was du vielleicht jetzt denkst, nein. Onlinegames. Wir sind in den Backrooms rumgerannt und haben uns gegenseitig vor den Bösewichten gerettet. Rockgirl, Bookworm und ich, High-Ender."

Zeljka rollte kurz mit den Augen, der Name war ihr zu doof, zu flach.

"Dabei haben wir immer wieder diesen Typen, den Voltaman, getroffen. Ich glaube, der stand auf Klara. Er lud sie mehrmals in den privaten Chatroom ein."

Sie notierte fleissig alle Namen auf ihren Block und nahm sich gleichzeitig vor, mit der Lehrerin zu sprechen. "Danke, Köbi. Du hast mir schon sehr geholfen. Ich werde eventuell nochmals vorbeischauen, wenn ich darf."

"Jederzeit. Ich habe gerne Besuch von hübschen Frauen." Er lächelte.

"Das hast du jetzt nicht wirklich gesagt, oder? Köbi, lass mich dich kurz über Anmachsprüche aufklären: Mit billigen Floskeln wie dieser vertreibst du jede Frau. Das mag bei Schafen wirken, aber Frauen werden dich dafür in die unterste Schublade stecken und den Schlüssel wegwerfen. Vergiss dein ganzes Geld - es wirkt nicht auf uns."

Er stotterte eine Entschuldigung, sie lachte ihn aus.

Draussen beschloss sie, für den Rückweg die Strasse zu nehmen und allenfalls einen Wagen anzuhalten, sofern einer vorbeifahren würde.

Zeljka war schon auf halber Strecke, als sie einen Motor herannahen hörte. Sie drehte sich um und wollte den Daumen ausstrecken, doch der schwarze Geländewagen schoss geradewegs auf sie zu. Mit einem reflexartigen Hechtsprung rettete sich Zeljka über die Leitplanke und rollte einige Meter ins Bachbett der Emme. Sie fluchte in allen Sprachen, die ihr spontan über die Zunge rollten. Wütend und noch immer zeternd sass sie im Wasser und kontrollierte ihre Notizen.

"So ein Idiot! Besoffener Schafföhner! Molkesäufer! Dich werde ich Druckerschwärze fressen lassen!"

Zeljka rappelte sich hoch und kletterte wieder auf die Strasse. Noch immer durchnässt und mit Blasen an den Füssen erreichte sie schliesslich das Hotel.

Dort legte sie sich zuerst für eine Stunde in die Sauna und in den Hottub, der sich ausserhalb des Gebäudes, in einem Bottich aus Holz befand. Wellness kann so schön sein, dachte sie sich dabei.

Zeljka erkundigte sich an der Rezeption nach der Telefonnummer der Schule, dann wählte sie.

"Schule Bumbach, Kalberer."

"Guten Tag Frau Kalberer. Hier ist Zeljka Kosic. Ich arbeite an einem Artikel ..."

"Ich weiss, wer Sie sind. Was wollen Sie von mir?"

"Bloss reden."

"Worüber? Damit Sie wieder solchen Mist schreiben können wie neulich?"

"Nein, Frau Kalberer. Ich kannte Klara. Ich möchte eine ehrliche und positive Reportage über ihr Wirken schreiben. Dazu hat Köbi Bucher mich an Sie verwiesen."

"Sie haben mit Köbi gesprochen?"

"Ja. Ich wohne im Kemmeriboden-Bad."

"Geben Sie mir einige Minuten. Erreiche ich Sie unter dieser Nummer?"

"Ja."

"Bis dann, Zeljka Kosic." Denise unterbrach die Verbindung.

***

"Ich werde dich lehren, meinen nächsten Gast zu belästigen, dämliche Zeitungstante! Du sollst mich kennenlernen, genau wie das naive Käserküken! Der reiche Schönling gehört mir allein, hörst du? Sein Best-Friend und seine hübsche Bäuerin warten schon auf ihn."

Das Schleifpapier wurde fachgerecht über die Kanten gezogen, um sie zu brechen. Als der Kunstharzblock mit der eingegossenen Gesichtsmaske fertig war, wurde er sorgfältig gereinigt und anschliessend poliert. Danach durfte er seinen Platz im Regal einnehmen.

Eine kleine Spotlampe warf warmes Licht auf das Gesicht, das wie ein Kunstwerk im Regal stand. Daneben standen noch zwei Fächer leer, drei waren nun gefüllt. Alle fünf waren stilvoll mit Namensschildern versehen. Die Szene erinnerte an ein Pannini-Sammelalbum, in welchem noch einige Bilder fehlten. Das Fach mit der Beschriftung "Reto" war mit einer Collage aus vielen Fotos bestückt. Darauf konnte man den Politiker in verschiedenen Situationen aus seinem Leben sehen, jeweils mit einer kleinen Jahrzahl darunter, in sauberer Handschrift. Daneben stand eine weisse Rose in einer kleinen, gläsernen Vase.

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