1 - Schauriger Fund
Der weisse Range-Rover bog vorsichtig bei der alten Holzbrücke links ab, zog den überlangen, voll beladenen Anhänger um die enge Kurve und danach Richtung Schluchteingang. Kurz vor der Felswand stoppte das Gespann im Gras. Zwei junge Männer in Neoprenanzügen kletterten aus dem Geländewagen. Sie streckten sich und betrachten den Himmel. Karl Schaffner, er wurde von allen bloss Kari genannt, schaute nachdenklich auf die hohen Felsen.
"Was meinst du?", erkundigte er sich bei seinem Partner Jim, "Gibt das einen tollen Ritt heute? Die Emme führt noch viel Wasser wegen des gestrigen Gewitters, wir werden aufpassen müssen."
"Klar, keine Sorge. Die Gruppe besteht aus erfahrenen Kajakfahrern. Die haben alle schon weit gefährlichere Stellen gemeistert. Aber aufpassen werden wir auf jeden Fall, das ist klar. Du führst uns; da habe ich keine Bedenken."
Der sorglose Jim war der jüngere der beiden Guides, die regelmässig Touristen durch das Räbloch führten. Er war gross gewachsen, kräftig und hatte lange, blonde Locken und war wohl auch seines Aussehens wegen ein Frauenschwarm. Sein Freund Kari war der Bärtige mit den kurzen, wilden Locken. Sein schwarzer Vollbart liess ihn älter erscheinen als der zweiunddreissig jährige, bärenstarke Bauernsohn war.
Die beiden Freunde begannen damit, die Kajaks neben die Uferböschung zu legen. Die Emme war mächtig, aber sie floss bereits wieder klar, was die Fahrt möglich machte. Bei braunem Wasser wären die erfahrenen Sportler niemals gestartet.
Kurz danach lagen die sieben Boote perfekt ausgerichtet bereit, gelbe und rote Schalen mit Paddeln, dazu Spritdecken, Schwimmwesten und Helme. An einer Art Kleiderhaken auf dem offenen Anhänger baumelten die fünf Neoprenanzüge für die Gäste.
"Wer wird den Wagen holen? Sandra?"
"Ja, das war so abgemacht. Sie wird im Gästebus mitfahren und den Wagen wieder nach Eggiwil bringen."
Jim blickte zur Schlucht. "Früher, als wir noch Kinder waren, sagten uns die Grosseltern immer, hier wohne der Teufel. Wir hatten Angst vor der Schlucht."
Kari lachte laut. "Das war bei mir genau gleich. Ich ging nie näher als bis zu der Holzbrücke dort. Wir nannten die Schlucht "Tor zur Hölle". Man sagte immer, man könne da nicht durchschwimmen."
"Schon verrückt. Und heute führen wir Touristen durch. Manchmal total unerfahrene Städter. - Aber nur bei wenig Wasser."
Der dunkelblaue Gästebus bog auf den Parkplatz ein und stoppte hinter dem Anhänger. Die Schiebetür glitt nach hinten, fünf lachende, mit Adrenalin vollgepumpte Touristen sprangen ins Freie. Das muntere Stimmengewirr zeugte von der Nervosität, die sie verspürten.
Vorne in der Kabine sassen zwei Frauen, Michaela, eine zierliche Brünette und Sandra, eine grossgewachsene Frau mit kurzem, schwarzem Haar. Sie stieg aus, Michaela am Lenkrad öffnete bloss das Fenster.
"Hallo zusammen. Hat alles geklappt?" Sandra zündete sich eine Zigarette an.
"Ja, alles perfekt. Wir haben nichts vergessen. Sobald die Kunden ihre Pyjamas haben, kannst du den Rover übernehmen. Schaffst du es, den hier zu wenden oder soll ich dir dabei helfen?"
Sandra strafte Kari mit einem tödlichen Blick. "Jüngling, ich habe schon Anhängerzüge geparkt, wo du nicht mal mit deinem Bike hinfahren würdest. Also sei bloss anständig, hörst du?"
Er lachte schelmisch: "Du bist bloss zwei Monate älter als ich, vergiss das nicht. Aber danke für den Jüngling."
Unterdessen versuchten die Touristen, sich in ihre Neoprenanzüge zu zwängen, was bei trockenen Anzügen nicht einfach war. Sandra beobachtete die Truppe und grinste rauchend. Jim stellte sich neben sie.
"Macht immer wieder Spass, oder?"
"Ich fühle mich wie Campingplatz-Kino, ja. Sag, ist es wirklich sicher heute? Die Emme ist noch ganz schön hoch."
"Seit wann hast du so etwas wie Angst? Du bist doch die Extremste von uns allen."
"Worauf du einen lassen kannst! Aber nicht mit Touristen. Sind sie der Sache gewachsen?"
"Ja, sind sie. Da sind Halbprofis dabei. Die wissen, was sie tun. Genau deshalb haben sie sich alle kurzfristig für heute eingetragen, weil es heute noch Spass macht. Morgen ist die Emme wieder ein kleines Rinnsal. Der Teufel pisst nicht jeden Tag in die Schlucht."
"Seid vorsichtig, es könnte Schwemmgut verklemmt haben."
"Ja, wir passen auf, Mami. Schliesslich kennen wir die heiklen Stellen und werden da langsamer machen."
"Wenn ihr könnt. Okay, ich muss los. Macht's gut, wir sehen uns auf der anderen Seite."
Die Touristen standen bereit. Sie hatten sich ihre Kajaks bereits ausgesucht und warteten auf Instruktionen. Kari stellte sich vor die Gruppe.
"Leute, hört mir zu. Ich weiss, ihr seid erfahrene Paddler und ich muss euch keine Vorträge halten. Doch dieser Fluss ist anders. Heute seid ihr auf der Emme. Mit normalen Touristen würde ich bei diesem Wasserstand nicht fahren, aber ihr habt Erfahrung und seid gut trainiert. Doch wenn irgendwo im Hinterland ein Gewitter niedergeht, von dem wir nichts mitkriegen, kann das Wasser in Minuten zur Todesfalle werden. Wir werden mit grossen Abständen unterwegs sein. Niemand überholt mich und Jim macht das Schlusslicht. Wenn ihr euch an sämtliche Sicherheitsregeln haltet, die ihr kennt, dann werdet ihr einen unvergesslichen Ritt geniessen können. Es gibt in der Schlucht einige wenige Orte, wo wir vielleicht anhalten können, um Fotos zu machen - sofern es der Wasserpegel erlaubt. Seid ihr bereit?"
Die kleine Gruppe jubelte, alle freuten sich auf das bevorstehende Abenteuer. Einer nach dem anderen kletterte in sein Kajak, befestigte die Spritzdecke und stiess sich vom Ufer ab. Die Emme riss die Boote sofort mit sich, die Piloten mussten bereits vor der Schlucht ungewohnt viel paddeln und steuern. Im Hintergrund wendete der Range-Rover professionell, hupte dreimal und fuhr danach mit dem leeren Hänger in Richtung Holzbücke davon, immer dem Minibus folgend.
Jim kletterte als letzter in sein Kajak und stiess sich ab. Das Boot schaukelte wild und er benötigte schon auf den ersten hundert Metern viel Kraft, in ruhigeres Wasser zu gelangen.
Die spektakuläre Einfahrt in die Schlucht war wie immer ein Moment, der Gänsehaut auslöste. Ebenes Land mit einer eher flachen Grasböschung wechselte abrupt mit unglaublich hohen Felsen, zwischen denen das Wasser in einem engen Kanal durchschoss. Jim nannte diesen engen Felsspalt insgeheim "Vagina" - aber nie vor seinen Kolleginnen. Aus dem prallen Sonnenschein kommend, landete man innert einer Sekunde in der ewigen Dämmerung der Nacht.
Die Felswand war mit grünem Moos bewachsen, das feucht-faulig roch, das Wasser gurgelte und blubberte, den Himmel konnte man bloss als feinen, blauen Streifen erahnen, oberhalb der grauen Felswände.
Jim passierte die enge Stelle ohne Probleme, das Wasser hatte eine unglaubliche Kraft und forderte seine volle Aufmerksamkeit. Jim sah die Boote vor sich hin und her schaukeln, sah die Paddelbewegungen der Sportler und hörte die vereinzelten Jubelschreie. Auch er hatte Spass am heutigen Abenteuer.
Plötzlich erkannte er Schwemmholz, das gefährlich tief in die Schlucht ragte. Er paddelte sein Kajak um die Stelle herum, spürte aber dennoch, wie ein Ast seinen Helm streifte. Ohne Helm, wäre ich jetzt bewusstlos, schwirrten die Gedanken durch seinen Kopf.
Die Schlucht wurde breiter, das Wasser floss etwas ruhiger und die Boote schlossen näher auf. Im vordersten Kajak machte Kari Handzeichen, dass sie sich links halten sollen, um einen Halt einzulegen. An einer steilen Kiesbank konnten die Boote anlegen. Kari paddelte auf den Kies, kletterte aus dem Boot und zog es aus dem Wasser. Danach half er den anderen.
"Was für eine Fahrt! Danke, dass wir das machen dürfen!" Alle Teilnehmer, drei Männer und zwei Frauen, waren sich einig - das war ein einmaliges Erlebnis.
Kari zeigte auf eine weitere schmale Stelle, die vor ihnen lag. "Nach dem grossen Unwetter vor einigen Jahren war hier alles mit Schwemmholz zugesperrt, über zehn Meter hoch. Es gab kein Durchkommen mehr. Mit speziellen Maschinen und Kranen hat man danach alles Schwemmholz aus der Schlucht nach oben abtransportieren müssen. Es grenzt an ein Wunder, dass wir heute wieder durchfahren können."
Die Touristen staunten, machten Fotos und betrachteten die steilen Felswände.
"Was liegt dort oben? Sieht aus, als habe einer der Arbeiter seine Kleidung liegen lassen." Die Frau zeigte auf einen wenige Meter vorstehenden Felssporn in der Wand. Deutlich sahen sie eine Art Hemd und etwas, das wie eine Hose aussah.
"Da sind noch Schuhe dran, an der Hose", sagte ein Teilnehmer, der ein Fernglas mit dabeihatte. "Das ist keine Ausrüstung! Dort oben liegt ein Mensch!"
"Das kann nicht sein", zweifelte Kari die Aussage an, "Jim, hast du deine Drohne für die Fotos mit dabei?"
Sein Freund war bereits daran, das Fluggerät auszupacken und die Helmkamera daran zu befestigen. Nach wenigen Minuten steuerte er das Gerät in steilem Flug nach oben, auf dem Handy beobachtete Kari das Bild.
"Etwas weiter links - gut so - geh noch etwas runter ... gopfertami! Da liegt tatsächlich einer! Der muss abgestürzt sein! Kannst du näher heranfliegen?"
Der Körper lag rücklings auf dem Felsvorsprung, das linke Bein hing über den Felsen hinaus, baumelte in der Luft. Die Arme waren seltsam verdreht, der Kopf konnte kaum mehr als solcher erkannt werden. Die neugierigen Blicke wandten sich sofort ab, als die Kamera den Kopf scharfstellte.
"Oh mein Gott, das ist ja grauenhaft!"
"Wir müssen die Rega alarmieren!" Einer der Touristen wählte bereits die Notfallnummer. Er reichte das Handy an Kari weiter.
"Hallo? Ja, ich bin Karl Schaffner, von der Raftig-Event aus Eggiwil. Wir sind mit einer Touristengruppe im Räbloch und haben in der Nähe der Naturbrücke einen Menschen entdeckt. Ich glaube, er ist tot! - Ja, ist gut. Vielen Dank." Kari reichte das Telefon dem Teilnehmer zurück.
"Wir müssen auf den Heli warten. Die Polizei wird auch kommen. Sie versuchen, mit einem Schlauchboot zu uns zu stossen. Tut mir leid, Leute. Wir dürfen vorerst nicht weiterfahren."
Jim landete seine Drohne wieder auf dem Kies. "Die Aufnahmen werde ich der Polizei geben. Was für ein Horror!"
Während der nächsten halben Stunde sagte kaum jemand ein Wort. Sie rätselten über den Grund, weshalb der Mann dort oben liege, zu mehr Gesprächen war niemand in der Lage. Auch ihre mitgebrachten Lunchpakete liessen sie in den Taschen liegen.
Inzwischen war es bereits Mittag. Sie hörten den Hubschrauber heranfliegen und endeckten den roten Rumpf am blauen Himmel über der Schlucht. Die Flugmaschine blieb knapp über dem oberen Rand stehen, ein Sanitäter seilte sich mit der Winde in die Schlucht ab.
Beim Körper blieb der Sanitäter einige Minuten schwebend. Er sprach etwas in sein Funkgerät. Dann liess er sich bis nach unten abseilen und stand kurze Zeit später bei der Gruppe.
"Guten Tag. Mein Name ist Dr. Lukas Kramer von der Rettungsflugwache. Haben Sie uns gerufen?"
Kari bestätigte und erzählte dem Sanitäter alles, was sie bisher gemacht hatten. Sie mussten sich anschreien, um gegen das Wasser und den Lärm der Rotoren anzukommen.
"Okay! Sie haben sehr gut reagiert, vielen Dank. Der Mann da oben ist tot. Ihre Aufnahmen wird die Polizei brauchen. Die Polizisten können bei diesem Wasserstand nicht in die Schlucht fahren. Sie werden am Ausgang auf Sie warten, damit man Ihre Zeugenaussage aufnehmen kann. Wir werden unterdessen den Leichnam bergen. Gleich nach der Schlucht, bei der Auswasserungsanlage, werden Sie von der Polizei empfangen. Bitte seien Sie vorsichtig und fahren Sie möglichst sicher bis dahin. Viel Glück und danke, dass Sie so schnell reagiert haben."
Dr. Kramer liess sich wieder hochheben, schwebte wie ein Engel zum Verstorbenen. Dort verweilte er erneut, beurteilte den Ort, seilte sich ab und blieb auf dem Felsvorsprung stehen. Das Seil wurde hochgezogen; ein zweiter Mann befestigte eine Trage daran und liess sich ebenfalls abseilen. Die beiden Retter hievten den Leichnam vorsichtig auf die Trage und sicherten ihn mit Gurten. Einer schwebte mit nach oben, Dr. Kramer wartete auf seinen Lift. Als wenig später auch er den Rand des Abgrundes erreicht hatten, schwenkte der Heli mit der seitlich befestigten Trage nach rechts weg und verschwand aus dem Blickfeld.
"Ihr habt den Arzt gehört. Wir werden nun geordnet weiter durch die Schlucht fahren. Geht es euch allen soweit gut?"
Die Teilnehmer bestätigten. Sie schoben ihre Kajaks zum Wasser, kletterten hinein, befestigten die Spritzdecken und legten ab, einer nach dem andern. Kari paddelte wieder ganz vorne, Jim legte als letzter ab.
Die Fahrt durch die Schlucht war atemberaubend, das Licht perfekt. Es wäre ein sensationeller Ausflug geworden, hätte die Leiche sich nicht zur Gruppe gesellt. Nach der Schlucht wurde das Gelände wieder flach, die Teilnehmer konnten ihre Anlegestelle von weitem sehen. Auf dem Parkplatz standen neben dem Range-Rover und dem Bus noch zwei Polizeifahrzeuge, die ihre blauen Blitzer anhatten. Die Szene erinnerte Jim an eine Art Party für den Zieleinlauf, obwohl die Musik und der Speaker fehlten.
Die Gruppe wasserte aus, Sandra und Michaela halfen ihnen dabei. Niemand sagte ein Wort. Eines der Polizeifahrzeuge war ein Minibus, der im Innern eine Art Minivernehmungsraum hatte. Einer nach dem andern wurden sie gebeten, ihre Zeugenaussage abzugeben.
Jim kletterte in den Minivan. "Hi. Mein Name ist Jim Dorer. Ich bin einer der zwei Gruppenleiter, zusammen mit Kari Schaffner."
Eine Polizistin in Uniform, auf ihrer wohlproportionierten Brust zeigte das Namensschild bloss "Bircher" an, hatte das Aufnahmegerät vorher eingestellt und führte Jim nun durch die Fragen. Jim beantwortete alles so, wie er es erlebt hatte und zeigte am Schluss seine Helmkamera.
"Es tut mir leid, aber diese Kamera müssen wir mitnehmen."
"Das ist doch klar. Sie sehen darauf, dass wir nicht oben waren und der Mann noch so da lag, wie wir ihn entdeckt haben. - Wissen Sie schon, was passiert ist?"
Die Polizistin bedankte sich und schaltete das Aufnahmegerät aus. "Ich kann Ihnen keine genaue Auskunft geben, leider. Wir haben den Leichnam noch nicht gesehen. Der Hubschrauber ist zum Spital Langnau geflogen, von dort wird die Leiche in die Gerichtsmedizin gefahren. Bis der Untersuchungsbericht vorliegt, dauert es sicher einige Stunden."
"Armer Kerl! Der hat sich bestimmt im Gewitter verirrt, ist mit seinen schicken Schuhen ausgerutscht und abgestürzt. Wäre er nicht zufällig auf der kleinen Felsnase aufgeknallt, hätte ihn die Emme mitgerissen und er wäre im nächsten Stauwehrrechen wieder aufgetaucht."
"Danke noch einmal für Ihre Aussage. Hier ist die Quittung für Ihre Kamera. Wenn wir die Fotos gesichert haben, werden Sie das Gerät wieder zugeschickt erhalten. Sollten wir weitere Fragen haben, werden wir uns bei Ihnen melden." Polizistin Bircher lächelte Jim an.
"Es tut mir leid, dass Ihre Fahrt heute durch uns gestört wurde. Ich wollte auch schon immer einmal durch das Räbloch fahren, fand jedoch bisher nie den Mut dazu. Nehmen Sie auch Anfängerinnen mit?"
"Ja, das machen wir. Aber nicht bei diesem Wasserstand. Das ist zu gefährlich - und ich möchte Sie nicht aus einem Stauwehrrechen fischen müssen."
Die beiden lächelten sich kurz an, dann reichten sie sich die Hand. "Dann werden wir uns wiedersehen, Herr Dorer."
"Auf Wiedersehen, Frau Bircher."
Jim kletterte aus dem Bus und fiel Sandra beinah in die Arme. "Nicht so stürmisch, Surfer! Na, wie war es mit der hübschen Polizistin?"
"Du mal wieder! Dass du in solch einem Moment an sowas denken kannst! Musstest du auch aussagen?"
"Ja, obwohl ich nichts dazu sagen konnte. Ich war ja nicht in der Schlucht, sondern hier mit dem Anhänger unterwegs."
"Ja, das stimmt. Da hast du sicher mehr Glück als wir."
"Ach was, ihr habt doch nichts getan. Ihr habt den Kerl gefunden. War es sehr schlimm?"
"Noch nie in meinem Leben habe ich etwas Derartiges gesehen. Es war der blanke Horror. Der arme Kerl hat sich seinen kompletten Kopf an der Felswand zertrümmert. Er muss mehrfach aufgeschlagen sein, so wie der aussah. Aber wir dürfen nicht mit der Presse reden. Die Polizei hat es uns verboten. Wir müssen dichthalten, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind und die Polizei eine offizielle Pressemitteilung macht."
"Die Wanderer werden auch immer unvorsichtiger. Manchmal gehen sie rückwärts auf die Schlucht zu, filmen sich für ihren Blog und setzen sich möglichst cool in Szene. Sie kennen keine Gefahr."
"Das war kein Wanderer, Sandra. Der trug Schuhe wie ein Banker."
Kari verabschiedete die Touristen, entschuldigte sich noch einmal für das, was geschehen war. Sandra half beim Beladen des Anhängers während Michaela die Touristen nach Schangnau und somit zu ihren Autos zurückfuhr.
Die Polizeifahrzeuge wendeten und verliessen den Parkplatz. Alles hatte wieder seine Ordnung, als wäre nichts geschehen. Vom blauen Himmel schien die Sonne, hinter ihnen rauschte die Emme und erzählte blubbernd und zischend ihre eigene Variante der Geschehnisse. Am Räbloch, dem Tor zur Hölle.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro