• AP und POW •
Wunsch von Gifthexe
Uhrzeit: 21.48
„Komm schon, dass meinst du doch jetzt nicht ernst?"
Pato POV:
Gott sei Dank ist wieder ein Tag hier rum.
So schön der Mai auch ist, ein wenig nervig ist es schon, dass wir fast jeden Tag Training haben.
Naja, immerhin haben wir jetzt Dienstag, Mittwoch, Donnerstag nichts zutun, bevor es dann am Freitag noch einmal ins Training geht und dann...dann ist es schon da, das Indy 500. mit Startplatz fünf liege ich gar nicht so schlecht und Ovale sind sowieso eine meiner Stärken, also sollte ich mir nichts so krasse Sorgen machen.
Entspannt lehne ich in meinem Bus an der Tür, sodass ich einen guten Ausblick auf das Gelände habe.
Noch ist es still.
Noch. Um zehn wird der Platz meistens noch ein wenig voller, wenn Josef und Scott zum Beispiel wieder etwas anzetteln, wie das Tennis spielen gestern.
Wie die beiden sich extra die Mühe gemacht haben, ein Flutlicht herzubestellen...da will ich gar nicht wissen, was sie sich noch alles einfallen lassen.
Seufzend wende ich meinen Blick zur Wanduhr.
21.48 und wirklich müde bin ich noch nicht.
Vielleicht sollte ich auch einmal rausgehen, um zu schauen, wer noch alles Langeweile hat. Felix ist auf jeden Fall noch da, oder Alex, obwohl...wenn der nicht bei James sitzt...naja, wieso nicht erstmal den Schweden nerven?
Schnell greife ich nach meinem Handy, welches, wie immer, auf meiner Küchenzeile liegt und will schon aus dem Bus hüpfen, da riskiere ich noch einmal einen Blick aus der Frontscheibe.
Hätte ich wohl lieber lassen sollen.
Ich kann nicht verhindern, dass sich mein Herz schmerzhaft zusammen zieht.
Am Bus, genau gegenüber von meinem, stehen Colton und Alex...Alex. Bei dem Gedanken an den Spanier kann ich gar nicht anders, als zu lächeln, obwohl ich es nicht machen sollte.
Schon einige Zeit bin ich in den Spanier verliebt, jedoch kam mir mein langjähriger guter Freund zuvor und die beiden sind nun schon seit einer geraumen Zeit in einer Beziehung.
Jedes Mal zerbricht mein Herz ein kleines bisschen mehr, wenn ich die beiden zusammen sehe, wie glücklich die beiden miteinander sind...so auch jetzt.
Mit deutlich schlechterer Laune trete ich nun wirklich aus dem Bus heraus, nur um verwundert die Augenbrauen hochzuziehen.
Die beiden gegenüber unterhalten sich deutlich lauter, als ich es gedacht hatte und wie es sich anhört verläuft das Gespräch nicht gerade friedlich.
Von der kühlen Mai-Luft umhüllt bringe ich mich in eine gute Position zum Lauschen.
Ja, sowas macht man eigentlich nicht, aber ich wäre nicht Pato, wenn ich nicht neugierig wäre und es geht zum Teil um Alex, also muss es einfach sein.
„Was erzählst du mir denn da? Ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen Colton."
Schluckend muss ich feststellen, dass Alex Stimme nicht mehr ganz so fest klingt, wie sie es normalerweise sein sollte.
Was geht da bitte vor sich?
Ein wenig trete ich aus meiner Deckung, die ich hinter meinem Bus gefunden habe, heraus, damit ich einen besseren Blick auf die beiden haben kann.
Colton lehnt mit verschränkten Armen an dem Bus, während Alex mir praktisch seinen Rücken zudreht, sodass ich seinen Gesichtsausdruck nicht entziffern kann. Der Amerikaner schaut dabei eher gleichgültig, fast schon genervt.
Belausche ich da etwa ein Streitgespräch?
Gespannt, was als Nächstes passieren könnte, lehne ich mich noch ein wenig weiter nach vorne.
„Weißt du was, also ganz ehrlich..? Wenn du es eh schon gesehen hast, dann brauche ich es auch gar nicht mehr leugnen. Ja, ja verdummt nochmal, ich habe dich betrogen. Und eigentlich wollte ich schon viel früher mit dir Schluss machen, weil es einfach...doch nicht meins ist, mit Männern, verstehst du?",ist auch Colton laut und deutlich zu hören.
Die beiden sollten mal etwas leiser sein, denn sonst redet morgen jeder über die beiden und dass wollen die beiden ja auch nicht, denn die Situation ist für beide gerade extrem doof.
„Aber dann musst du mich doch nicht betrügen!",beginnt Alex Stimme zu zittern,"Du hättest es mir einfach ruhig erklären können."
Alex so zu hören zerbricht mir wirklich das Herz.
Ich kann das nicht mehr.
Es ist vielleicht nicht meine schlauste Idee, Aber Ich handle einfach instinktiv.
Ehe ich mich versehe, tragen mich meine Beine zu den beiden. Mit geschocktes Blick mustert Colton mich, was auch Alex zum Umdrehen animiert und Alex...im Gegensatz zu seinem nun Ex-Freund stehen ihm Tränen in den Augen, währenddessen Colton eher gleichgültig dreinschaut.
Dieser Blick...als ich Colton so stehen sehe, baut sich eine unbeschreiblich große Wut in mir auf.
„Komm schon Herta, das meinst du doch jetzt nicht ernst",mische ich mich einfach so ins Gespräch ein, ohne auch nur irgendwie ein kleines bisschen Rücksicht auf ihre Privatsphäre zu nehmen.
Naja, bei der Gesprächslautstärke ist diese sowieso nicht mehr gegeben.
„Alex hat gerade die Pole geholt und dann kommst du und tust ihm sowas an. Das hat er nicht verdient.",brause ich auf.
„Pato, lass es gut sein",spricht Alex zu mir, in zitterndem Spanisch, sodass Colton es nicht verstehen kann.
„Nein, ich lass hier gar nichts gut sein",antworte ich ihm ebenfalls in unserer Muttersprache, ehe ich mich wieder dem Amerikaner zuwende:"Schön und gut, wenn du gemerkt hast, dass Männer nichts für dich sind, ist ja auch nichts schlimmes dabei, aber Alex dann auch noch zu betrügen und das so schlecht zu verstecken, dass er es auch noch sieht. Es gibt erwachsenere Wege sowas zu regeln".
Dem habe ich es jetzt erstmal gegeben.
Perplex starrt der Jüngste im Bunde mich an, ehe er schnaubt:"Whatever, Alex, es ist aus, tut mir wirklich leid, aber es gibt doch nie einen guten Zeitpunkt um Schluss zu machen, oder?"
Das sollen seine letzten Worte sein?
Immerhin hat er sich entschuldigt, aber sonst...
Ohne auch nur irgendwas anderes zu sagen, dreht der Amerikaner sich um und verlässt seinen jetzt Ex-Freund und auch den ganzen Platz.
Immer noch furios starre ich ihm hinterher.
Was ist er denn eigentlich für ein Arsch.
„P..Pa..Pato, da, dass hättest du nicht tun müssen"
Blitzschnell drehe ich mich wieder in Richtung Alex, welchem nun endgültig die Tränen über die Wangen laufen.
Wenn all die Anblicke von Alex und Colton mir mein Herz zerbrochen haben...dieser schafft es nun endgültig.
„Oh doch Alex.",wechsle ich wieder ins Spanische,"Das musste sein. Es war einfach unfair. Ich kann meinen Mund in solchen Situationen einfach nicht halten. Ich mag keine Ungerechtigkeiten."
Besorgt betrachte ich den Chip Ganassi Piloten, welchem immer mehr Tränen über die Wangen laufen.
„Ich...ich sollte gehen. Mein Bus ist nur am anderen Ende",stammelt Alex und will sich direkt auf den Weg machen, jedoch kommt das gar nicht in die Tüte.
„Das halte ich für keine Gute Idee. In deinem Zustand solltest du nicht alleine sein Alex. Mein Bus ist direkt gegenüber, also nur, wenn du es wirklich willst...",will ich ihn auch nicht dazu drängen, aber anbieten kann ich es doch wohl, oder?
„Jungs, alles okay hier? Ich habe nicht ganz so leise Worte gehört."
Im nächsten Augenblick merke ich, wie Alex sich hinter mir zu verstecken scheint, als sich zwei Gestalten, welche ich als Rossi und James identifizieren kann, auf uns zu bewegen.
„Mehr oder weniger",meine ich, als die beiden bei uns angekommen sind.
Der Kanadier und der Amerikaner mustern uns beide kritisch.
„Sicher? Alex sieht nicht gerade gut aus?"merkt sein Namensvetter an.
Ach was Rossi, ich glaube, dass haben alle mitbekommen.
„Ich kümmere mich schon, alles gut",setzt mein Beschützer-Instinkt ein.
Genau in dem Moment merke ich auch, wie Alex sich an meinen linken Arm klammert, versucht Halt zu suchen.
Sofort wird mein Gesicht feuerrot.
„Alex, du hast Pato gehört. Wir werden nicht gebraucht. Außerdem warten Scott und Josef auf uns",erinnert James ihn freundlicher Weise.
„Okay",nickt dieser und macht sich mit seinem besten Kumpel auf den Weg zu Josefs Bus, wo die beiden wahrscheinlich wegen BusBros hin müssen.
Das kann uns aber auch egal sein.
„Dann bringen wir dich wohl in meinen Bus oder was meinst du?",versuche ich die Stimmung ein wenig weniger miserabel zu machen, doch mehr als ein zustimmendes Nicken bekomme ich als Antwort nicht, weshalb ich mich einfach mit dem Spanier im Schlepptau zurück auf den Weg zu meinem Bus mache.
Kaum ist dieser aufgeschlossen, hastet Alex auch schon hinein und lässt nun endgültig alle Dämme brechen.
Erschöpft lässt er sich auf mein Sofa fallen und rollt sich dadrauf ein.
Und ich? Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich machen soll.
Darf ich ihm näher kommen, oder will er lieber seinen Abstand?
„Brauchst du irgendwas?",flüstere ich leise, denn ich will auch nicht untätig herumstehen.
„Mir, mir ist kalt",murmelt der Ältere eher abwesend, doch für mich reicht es als Antwort.
Schnell mache ich Mich auf den Weg in meinen Schlafbereich, wo ich meine Bettdecke hole und sie über Alex lege, sobald ich wieder da bin.
„Noch einen Tee? Oder Kakao?"
„Tee wäre lieb",schnieft Alex leise, während er sich in die Decke einrollt.
Okay, dann mache ich mich mal schnell ans Werk.
Ich glaube, ich habe noch nie so schnell einen Tee fertig gemacht, wie in diesem Moment.
„So hier. Gute-Nacht-Tee. Bringt dich vielleicht ein wenig runter",halte ich ihm eine Tasse hin, warte jedoch, bis er sich aufrichtet, um sie mir abzunehmen.
„Du kannst dich auch ruhig hinsetzen Pato."
Den Satz habe ich mir gerade nicht eingebildet oder?
„Es ist immer noch dein Bus. Ich bin hier nur Gast", werde ich aus verheulten, roten Augen gemustert.
Bedacht, nicht zu kleckern, lasse ich mich neben ihm nieder, versuche jedoch ein wenig Abstand zu halten.
So gern ich ihn einfach in den Arm nehmen will, so ungern will ich ihn bedrängen, gerade, weil er gerade frisch getrennt ist.
„Ich bin nicht krank, nur..nur frisch getrennt"
Was will er mir damit denn jetzt sagen?
„Ach komm schon Pato. Ich könnte ein wenig Nähe gebrauchen"
Okay, dass war sehr offensichtlich, aber auch logisch, denn das erste, was ich in dieser Situation haben wollen würde, ist Nähe.
Vorsicht schlinge ich beide Arme um den Körper des Polesetters, ziehe ihn an meine Brust, welche sofort nass wird.
„Shh, alles ist okay. Lass es ruhig raus. Ich bin für dich da."
Es scheint, als hätte Alex genau diese Nähe gebraucht, um einmal richtig alles rauszuheulen, denn als er sich das nächste Mal von meiner Brust löst, wirkt er irgendwie anders, befreiter?
„Tut mir leid Pato, dein Shirt...",murmelt Alex, als er sich kurz aufrichtet, um seine Tasse zu greifen, welche er zuvor auf einem kleinen Tisch neben meinem Sofa, abgestellt hat.
„Ach, halb so wild. Hauptsache, du fühlst dich nicht mehr ganz so elend.",winke ich schnell ab, denn ich will wirklich nur, dass es Alex besser geht.
„Das, das hat wirklich geholfen, danke",murmelt Alex, ehe wir wieder zu schweigen beginnen.
„Ich fühl mich so benutzt, weißt du. Als wäre ich für Colton nur ein Testobjekt gewesen. Als hätte er mich gar nicht wirklich gemocht. Ich meine, so groß kann die Liebe ja nicht gewesen sein, denn sonst hätte er mich ja nicht betrogen. War ich einfach nicht gut genug oder wie?", durchbricht der Spanier nach wenigen Minuten jedoch auch wieder die Stille.
Was labert er denn da?
„Nein Alex",drehe ich ihn im meinen Armen, sodass er mich anschauen muss,"Er hat es dann einfach realisiert. Das ist nicht der Punkt. Das Betrügen ist einfach nur unter aller Sau gewesen, sowas macht man nicht. Ich hätte ein erwachseneres Verhalten von ihm erwartet, wenn ich ehrlich bin. Das ist das. Und ich kann verstehen, dass du dich damit elend fühlen musst, aber Alex, ich verspreche es dir, eines Tages wirst du jemanden finden, der dich genauso stark und leidenschaftlich liebt, wie du ihn liebst, der dich genauso behandelt, wie es sich gehört und du es verdient hast. Zweifle nicht daran, bitte."
Bei meinen Worten schleicht sich doch ein kleines Lächeln auf die traurig nach unten hängenden Lippen des Spaniers, während für den Bruchteil einer Sekunden ein kleines, schwaches Funkeln in seinen braunen Augen auftaucht.
„Daran zweifle ich nicht, nicht mehr",haucht er leise, schaut mir dabei genau in die Augen, was mein Herz höher schlagen lässt.
Als ich keine Antwort mehr darauf gebe, bettet er seinen Kopf einfach wieder auf meiner Brust, genau auf meinem Herzen.
Vermutlich merkte er, wie schnell es immer noch klopft, doch ihm scheint es nichts auszumachen.
„Es wird alles gut werden Alex.",meine ich noch einmal leise.
„Danke, dass du für mich da bist Pato. Danke, dass du mir beim Start in einen neuen Lebensabschnitt zur Seite stehst."
Beim Start in einen neuen Lebensabschnitt...
Kurz lodert eine Flamme der Hoffnung in meiner Brust auf.
Vielleicht schaffe ich es ja auch, eine signifikante Rolle in diesem zu spielen.
Vielleicht...
Aber das ist jetzt erstmal nicht wichtig.
Alex soll es wieder gut gehen.
Und ich werde für ihn da sein
Die ganze Zeit
Und wenn er es so will, auch gern für immer.
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(Beendet: 23.5.23)
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Heute Mal wieder ein Ausflug nach Amerika 🤭
Ich hoffe, dass es euch gefallen hat und wünsche euch einen schönen Freitag🤍
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