• Browning & Mini • (4) ⚠️
Franco
Fest vergrabe ich mich an Dennis Brust.
Genieße die wohlige Wärme seines noch pochenden Körpers, hervorgerufen von den Intimitäten, die wir gerade geteilt haben.
Ich bin so glücklich, wie seid Monaten nicht mehr und Dennis lässt mich wirklich auf Wolke sieben schweben.
In der Zeit, in der die Formel 1 in Kanada ist, haben wir natürlich weniger zu tun, da die Juniorenklassen nicht mit rüber kommen und die Zeit nutzen Dennis und ich auch ausgiebig.
„Du bist so...",will Dennis anfangen, als es mehrfach an der Tür klingelt.
Zuerst habe ich mich Hoffnungen, dass es aufhört, aber das Klingeln wird immer energischer, sodass Dennis sich erbarmt und von mir herunter klettert.
„Bleibe hier. Ich mache das schon",tupft er mir einen Kuss auf die Stirn und eilt in den Flur, nachdem er sich schnell eine Boxer übergezogen hat.
Währenddessen schließe ich meine Augen.
Lasse die Zärtlichkeiten noch einmal auf mich wirken.
Spüre, wie glücklich ich eigentlich sein kann, denn mit Dennis habe ich wirklich den perfekten Partner für mich gefunden.
Jedoch weiß ich es auch zu schätzen, denn man weiß nie, wie schnell sich das Blatt wenden kann und auf welche Zerreißproben man gestellt werden kann.
Siehe Luke und Gabri...
Seitdem Luke in der Klinik ist, hat man leider noch nichts weiter von ihm gehört und ob das gut oder schlecht ist, kann ich nicht wirklich beurteilen.
Mittlerweile ist auch durch den Paddock gegangen, dass Luke wohl die ganze Saison auslassen muss und es sind tatsächlich viele Leute im Bezug darauf auf mich zugegangen, da sie immer noch den Respekt hatten, Gabri in Ruhe zu lassen.
Dass der Italiener nicht zu Luke darf, hat mich schon platt gemacht und ich weiß auch, dass Gabri ziemlich darunter leidet.
Zwar hat er mir gesagt, dass Luke's Trainer und Arzt ihn updaten würden, aber was daraus geworden ist, habe ich noch gar nicht mitbekommen.
Kurz lasse ich mir alles durch den Kopf gehen, ehe ich schlucke.
Erst jetzt fällt mir auf, wie selten ich Gabri sehe und wie selten ich eigentlich nach ihm geschaut habe.
An der Strecke wirkt er ziemlich gefasst.
Nur sein äußeres Erscheinungsbild deutet darauf hin, wie es in ihm aussehen muss.
Ich weiß nicht, ob es allen anderen auch auffällt, aber jeden Tag, wenn er nicht fahren muss, trägt er Luke's Shirts, Pullis...
Tiefe Augenringe zeichnen sein Gesicht und die Haare stehen oft wirr in alle Richtungen ab.
Dazu die hängenden Schultern...
Dabei läuft es auf der Strecke so gut...
Fest kneife ich die Augen zusammen.
Habe ich mich so von den Erfolgen des Italieners blenden lassen, dass ich direkt davon ausgegangen bin, dass auch mental alles gut bei ihm ist?
„Franco?",kommt Dennis wieder ins Zimmer und wirft sich schnell in Shirt und seine Shorts,"das Duschen müssen wir leider verschieben. Luke's Trainer ist hier und will mit dir sprechen.
Sofort läuten alle Alarmglocken auf.
Ist etwas passiert?
Wird Luke doch nie wieder gesund werden?
Schnell ziehe ich mich ebenfalls an und mache mich auf den Weg ins Wohnzimmer, wo Luke's Trainer sitzt, jedoch ist dessen Miene relativ neutral, was mir ein kleines bisschen Hoffnung gibt.
„Hallo. Warum sind sie hier? Ist etwas mit Luke? Wie geht es ihm? Dürfen sie uns überhaupt etwas sagen...",falle ich direkt mit der Tür ins Haus, während Dennis seine Arme um mich schlingt.
„Komm runter Franco. Panik ist auch nicht der Weg",zieht er mich ganz dicht an seine Brust und damit auch aufs Sofa.
„Franco. Du solltest wirklich erst einmal durchatmen. Luke geht es gut. Naja, den Umständen entsprechend, aber alles geht im die richtige Richtung. Die ärztlichen Maßnahmen schlagen an und wir sind nun so weit, dass sich nichts mehr von dem Shake oder dessen Wirkstoffen in Luke's Körper befinden sollte. Morgen starten wir mit dem Aufbau, welcher hart wird, denn Luke wird wieder Laufen lernen müssen und alles. Zudem kommen Therapien, sowohl körperlicher, als auch mentaler Art dazu, weil es ja doch schon einiges hinterlassen hat und Luke selbst so sensibel auf das Thema reagiert.",fasst der Trainer zusammen, was mich erleichtert aufatmen lässt.
„Und denken sie, dass alles wieder gut wird?",muss ich die Frage einfach stellen.
„Ja. Ich bin sehr zuversichtlich",lächelt er und lässt mich damit auch strahlen, denn Man hat sich doch auch Sorgen gemacht.
„Okay.",kommt mir die Sache dann aber doch ziemlich Spanisch vor,"aber wieso sind sie dann hier? Ich meine, ich bin für gute Nachrichten immer zu haben, aber irgendwas ist doch trotzdem."
„Genau. Wegen der Nachrichten bin ich auch gar nicht primär hier, sondern wegen Gabri.",faltet Luke's Trainer seine Hände, ehe sich sein Blick verfinstert und mir leicht kosmisch wird.
„Was ist mit Gabri?",stemme ich mich aus Dennis Armen hoch.
„Ich hatte gehofft, dass du mir diese Frage beantworten könntest, aber du kannst es auch nicht, oder?",runzelt er seine Stirn fragend, während ich Besorgnis in seinem Gesicht erkennen kann.
„Nein, wenn ich ganz ehrlich bin, dann habe ich ihn nur an der Strecke gesehen.",überlege ich, ehe ich meinen Kopf zu Dennis drehe,"Oder hat du ihn hier mal gesehen?"
„Nein",schüttelt auch mein Freund seinen Kopf.
„Er war auch nicht hier oder so? Immerhin hat er ja einen Schlüssel für Luke's Wohnung. Keine Geräusche von Nebenan?",werden mir weitere Fragen gestellt.
„nichts, nein.",kann wieder nur den Kopf schütteln, während mir nun von Minute zu Minute bewusst wird, wie es Gabriele wohl gehen muss.
Der Freund ist weg, in einer Klinik in einem anderen Land. Er darf keinen direkten Kontakt zu ihm haben und das, obwohl er sich die ganze Zeit davor um ihn gekümmert hat, jede Sekunde seiner freien Zeit bei Luke war und mit ihm alles durchgestanden hat. Zudem hat er eben auch einen großen Verdienst daran, dass Luke's Psyche noch halbwegs stabil war und nur die körperlichen Veränderungen auf diese geschlagen haben. Gabri hat ihm immer gezeigt, was Liebe bedeutet und ich weiß, dass Luke ihm das so gerne zurückgeben würde, obwohl er es nicht kann.
Einmal, als ich auf ihn aufgepasst habe, hat er mir unter Tränen erzählt, wie leid es ihm für Gabri tut, der alles aufgeopfert hat, nur, damit er nicht komplett den Bach herunter geht. Gabri hat gegen etwas angekämpft, was nicht direkt von Luke ausgegangen ist und worauf Luke keine Kontrolle hatte und damit alles andere, was keine Verpflichtung war, komplett hinten angestellt. Luke hatte so eine Angst, dass Gabriele mental daran zerbricht und ihn vielleicht verlassen hätte, was Gott sei Dank nie passiert ist, denn ich würde mir gar nicht ausmalen wollen, wie Luke es dann jetzt gehen würde.
Alleine schon bei dem Gedanken daran fährt mir ein eisiger Schauer über den Rücken.
Luke hat sich solche Gedanken um Gabri gemacht, der wirklich alles für ihn getan hat und hat mir ebenfalls gestanden, dass er gar nicht wüsste, wie er es Gabri jemals zurückgeben könnte. Zu gerne hätte er mehr getan, aber sein Gesundheitszustand hat einfach nicht mehr zugelassen...insgeheim ist ihm das auch auf die Psyche gegangen, was er Gabri aber nicht erzählt hat, denn dann hätte er sich nur noch mehr Sorgen gemacht oder seine eigene Leistung herunter gespielt.
Luke war es aber wichtig, dass Gabris Leistung wirklich gewürdigt wird und ich habe ihm versprochen, dass wir uns da etwas einfallen lassen können, sobald es ihm wieder gut geht und er wieder hier sein kann.
„Habt ihr auch nicht bei den Rennen mit ihm gesprochen? Irgendwie?",fragt er uns weiter aus.
„Ja, aber immer, wenn wir ihn gefragt haben,wie es ihm ginge, meinte er, das alles gut sei.",krame ich in meinen Gedanken, aber Gabri hat nie wirklich etwas durchschauen lassen.
„Vielleicht hat er es aber auch nur so vorgespielt",werfe ich in den Raum,"Die ganze Zeit musste er für Luke stark sein, hat al,es zusammengehalten und hat sich dabei vielleicht auch selbst vergessen. Nicht, dass er sich nun komplett verschleißt"
„Das ist meine Befürchtung.",runzelt der Trainer seine Stirn,"Ich habe ihn einmal gesehen, das war, als die Magen-Op zu Ende ging und man sehen konnte, dass dort alles weg war, was mit dem Shake zutun hatte. Luke hat echt Glück gehabt...Jedoch hatte ich bei Gabri das Gefühl, dass das Gesagte gar niche so richtig bei ihm angekommen ist. Er war eher misstrauisch, als das er sich gefreut hat. Natürlich kann ich das auch verstehen, denn Luke's alter Trainer war ja alles andere als vertrauenswürdig, aber ich würde ihm ja schließlich keine Fake-Informationen mitteilen. Auch damals sah man ihm deutlich an, dass ihn die Sache mitgenommen hat. Mit Luke habe ich da nicht drüber gesprochen, denn das würde ihn nur unter Druck setzen. Er fragt jedes Mal, wenn er dazu in der Lage war, nach seinem Freund und auch im Schlaf hört man immer, wie er nach Gabri fragt, manchmal sogar weint...wenn ich ihm erzählen würde, dass es Gabri nicht gut ginge, dann würde er durch die Decke gehen."
„Und was machen sie dann?",hebe ich meine Augenbrauen, denn das würde mich jetzt mal interessieren.
„Ich erzähle gar nichts. Ich will nicht lügen, denn das würde das Vertrauen noch stärker zerstören und das will ich nicht. Auf jeden Fall habe ich gehofft, dass ihr wisst, wo Gabri ist, denn ich war bei ihm zuhause, wo keiner war und auch keiner seiner Academy-Kollegen ihn gesehen hat. Dann dachte ich, dass er vielleicht bei Luke in der Wohnung sein könnte, weil er ihn vermisst, jedoch ist das wohl auch nicht der Fall. Ich würde ihm gerne die positiven Neuigkeiten übermitteln, aber ich muss heute noch nach Deutschland zurück, weshalb ich euch nun einfach bitte, Gabri das mitzuteilen, was ich euch gerade gesagt habe. Hoffentlich erreicht es ihn dieses Mal.",wischt sich Luke's Trainer übers Gesicht, während meine Sorge immer weiter ansteigt.
Wo ist Gabri?
„Wir haben Augen und Ohren offen",nickt Dennis.
„Ja",schiebe ich hinzu,"Und grüße Luke ganz lieb von uns."
„Das werde ich.",richtet der Trainer nun wieder auf,"Wenn alles gut läuft, dann wird Luke's Arzt ein paar mal hier vorbeikommen und Gabri updaten. Sollte dieser nicht auffindbar sein, dann schicke ich ihn wieder hierher?"
„Das können sie gerne machen",nicke ich schnell, denn wir haben noch die größte Chance, an Gabri heranzukommen.
„Okay, danke Junge für eure Zeit, ich wollte euch auch nicht weiter stören.",richtet er sich nun auf, schüttelt uns beiden die Hand, ehe er wieder verschwindet.
„weißt du was?",wendet sich Dennis nun wieder mir zu,"Ich habe das ganz schlechte Gefühl, dass Gabri nicht so stark ist, wie er immer getan hat. Es muss etwas mit ihm gemacht haben. Ich weiß, ich war nicht von Anfang an dabei, aber ich kann mir vorstellen, dass es der komplette Kontrollverlust ist, dessen Auswirkungen Gabriele unterschätzt hat. Klar, es geht bergauf, aber sonst konnte Gabri immer etwas tun, auch, wenn Luke teilweise in den Händen anderer Leute ist. Nun ist er ganz weg und Gabri kann nichts machen und das letzte Mal, als die beiden sich auf jemanden verlassen haben, ist unfassbar schief gegangen...Ich weiß nicht, aber es ist nur eine Vermutung..."
„Es kann durchaus so sein. Gabri hatte immer alles unter Kontrolle, naja...soweit,wie Kontrolle möglich war und konnte schnell und spontan umdenken, weil er Luke bei sich hatte. Das fällt jetzt weg und das kann natürlich schlimm sein. Dazu die räumliche Trennung. Die Tatsache, dass sie, bis auf ihre Übermittler, keinen Kontakt haben dürfen...Scheiße...",schmiege ich mich an Dennis.
„Jap, Aber das bekommen wir hin",küsst der blonde Norweger meine noch wirren Locken, während ich hoffe, dass das auch so sein wird und es Gabri mental nicht allzu schlecht geht.
••••
Eilig Hechte ich zu Gabriel, der sich gerade auf den Weg zu seinem Team zu machen scheint.
Es sind nicht mehr viele Rennen bist zu Sommerpause und das hier ist meine Chance.
Gabriele habe ich in Österreich und Silverstone nicht sprechen können, aber jetzt komme ich vielleicht über seinen Teamkollegen an ihn ran.
„Gabriel. Warte. Bitte",rufe ich ihm zu, sodass der Brasilianer stehen bleibt.
„Weißt du, wo Gabriele ist? Ich muss ganz dringend zu ihm",bleibe ich bei dem Jüngeren stehen.
„Ich denke nicht, dass das etwas bringt",sehe ich pure Sorge in den Augen des Brasilianers funkeln,"Ich selbst habe mir schon gedacht, dass etwas nicht stimmen kann, denn wenn er überhaupt im Truck ist, liegt er einfach nur auf der Liege, schaut die Wand an und weint. Glaube ich zumindest, denn man hört immer nur ein Schluchzen. Wir haben es alle versucht, das glaube mir, aber er hat und immer nur angemeckert, wenn der Name von Luke auch nur angedeutet wurde. Die meiste Zeit hat er gar nicht reagiert...Ich frage mich sowieso, wie er es auf der Strecke wohl macht. Er scheint regelrecht zu zaubern...das Grinsen vor der Kamera sitzt auch mehr schlecht als recht...Das ganze Team ist verzweifelt, denn er lässt uns nicht an sich heran."
Shit.
Die Richtung hatte ich vermutet.
„Und du denkst, dass ich gar keine Chance habe?",laufe ich neben ihm her.
„Wir können es probieren, aber ich denke nicht",zuckt Gabriel mit den Schultern und bringt mich dann zu seinem Team, ganz nach hinten in den Truck.
Vorsichtig öffne ich die Tür zum Fahrerzimmer und stocke erst einmal, als ich einen Blick hingeworfen habe.
Dort liegt Gabri.
Einen Hoodie von Luke in der Hand, an den er sich klammert, als würde die Welt untergehen, wenn er ihn loslassen würde.
Tränen laufen über seine Wangen und ein unterdrücktes Schluchzen hallt durch die Stille.
Dabei startet er gleich von Pole...
„Gabri",hauche ich leise, was jedoch nur darin resultiert, dass der Italiener schlagartig hochfährt.
„Franco, geh bitte weg...",weint er, doch ich schüttle den Kopf.
„Gabri, es ist doch alles gut, das weißt du sicher auch. Luke macht Fortschritte, ganze große. Er kann sogar schon wieder alleine laufen, du...",will ich auf ihn einreden, doch Gabri ist schneller.
„Ich habe gesagt, dass du gehen sollst. Ich weiß das alles. Bitte. Lass mich in Ruhe...",schnieft Gabri weiter.
„In dem Zustand?",hebe ich meine Augenbrauen und will in den Raum treten.
„Ja, verdammt noch mal. Mir geht es gut.",Erhebt er nun seine Stimme, was mein Zeichen ist, zu gehen.
„Gut, aber wenn es nicht so sein sollte, dann vergesse nicht, dass wir für dich da sind. Jederzeit",hauche ich fest, ehe ich die Tür hinter mir zuschlage.
„Kein Glück?",kommt Gabriel auf mich zu.
„Nein...Aber ich hatte nicht gedacht, dass es so schlimm ist",schüttle ich meinen Kopf, denn Gabriele geht es alles andere als gut, nur will er eben keinen an sich heran lassen...wieso auch immer...
Auf jeden Fall werde ich das im Auge behalten...muss es im Auge behalten...
Wenn mit Gabri jetzt auch noch was sein sollte...
Wieder läuft mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Ich mag es mir gar nicht ausmalen.
••••
Luke
„Nein, das wäre es noch nicht ganz",hält mein Therapeut mich zurück, als ich mich aus dem Stuhl erheben will.
Drei Monate bin ich nun schon hier und ich muss sagen, dass ich mich immer und immer besser fühle.
Zwei Tage, nachdem ich hier eingeliefert wurde, wurde mir zuerst der Magen ausgepumpt, denn erst dann ließ die Übelkeit langsam nach.
Als der Magen dann leer war, musste sich mein Körper zwei Tage ein wenige erholen, bis dann noch eine weitere Magen-Op anstand, denn der Shake hatte wohl doch mehr Spuren hinterlassen, als man vermutet hatte.
Viele der Wirkstoffe haben sich abgesetzt, gerade am Unterbauch, weshalb dieser auch so hart war und das musste alles weg, damit man weitere Analysen starten konnte.
Die OPs verliefen alle gut, wobei ich zuerst ein wenig Angst hatte, als mir gesagt wurde, dass es gute fünf Stunden dauern würde.
Als ich mich dann wieder erholt habe, wurden erneut Teste mit mir gemacht.
Blut abnehmen, Urinproben...die Liste ist endlos gewesen.
In der Auswertungszeit der Teste war ich ans Bett gefesselt, durfte nichts tun, während die Ärzte durchgehend eine Flüssigkeit durch meinen Körper gejagt haben, damit auch mein Blut sich schneller grunderneuert.
Alles aber unter der Vorschrift der Ärzte, also ohne Nebenwirkungen.
Kein Tropfen der Wirkstoffe durfte mehr in meinem Körper sein und auch erst, als alle Proben dessen negativ waren, durfte ich in den Aufbau gehen.
Derweil wurde eben der Plan für mich zusammengestellt, anhand der ersten Teste und welchen, die ich direkt nach dem Flüssigkeitswechsel gemacht habe.
Die Schäden von sehr schneller Gewichtszu-und Abnahme mussten analysiert werden und wie es meinen Körper angegriffen hat.
Besonders um Leber und Nieren haben sich die Ärzte Sorgen gemacht und wenn da irgendwas gewesen wäre, was nicht durch Training und angepasst Ernährung wieder hätte ausgeglichen werden können, dann wäre es für mich vorbei gewesen mit Rennen fahren, aber das war alles zum Glück nicht der Fall.
Ab dann ging es an den Muskelaufbau und daran, meinen Stoffwechsel wieder in Gang zu bekommen, sowie mein Essverhalten wieder zu normalisieren.
Durch das Rumliegen und Erbrechen sind die Muskeln natürlich erschlafft und mein Magen ganz durcheinander.
Das Abnehmen hat sich für mich Gott sei Dank durch all die Operationen und das Rumliegen schon so gut wie erledigt, denn da habe ich auch nur Flüssiges und dann Magenschonendes bekommen.
Seitdem ich mich nun im Aufbau befinde, geht es mir von Tag zu Tag körperlich immer besser, wobei der Anfang natürlich hart war, denn ich musste wieder Laufen lernen und seine Füße und Beine so nicht unter Kontrolle zu haben, war wirklich ein Schock.
Mittlerweile läuft sich alles aber wieder so, wie es sollte, weshalb wir uns nun in mitten des Muskelaufbaus befinden und auch Ausdauersport langsam dazunehmen.
Koordination ist schon durch und da dort auch alles gut läuft, kann ich wirklich optimistisch sein.
Sowohl mein Arzt und Trainer sind glücklich mit meiner Entwicklung, aber seitdem ich mich mehr auf den Aufbau konzentriere und weniger unter Medikamenten und Dauerbeaufsichtigung bin, merke ich, dass etwas anderes ganz und gar nicht stimmt.
Nie wurde mir etwas von Gabri erzählt, nicht einmal, wenn ich gefragt habe.
Das einzige, was kam,war immer nur, dass er mich liebt und mir die Daumen drückt, hofft, dass es mir gut geht.
Jedes Mal und so langsam kommt es mir Spanisch vor.
Als wir meine Koffer gepackt haben, habe ich einige Klamotten von meinem Freund mitgenommen, die ich mittlerweile täglich fest im Arm halte, wenn ich einschlafen will.
Mein Herz vermisst den Italiener mit dem Schlag und ich freue mich so sehr, wenn ich ihn wieder in den Arm nehmen kann und ihm richtig zeigen kann, wie dankbar ich eigentlich für ihn und all das, was er getan hat, bin.
Sobald ich nach den OPs wieder wach war, habe ich meinen Arzt gebeten, mir ein leeres Notizbuch und einen Kuli zu besorgen.
Ab dann habe ich jeden Tag hier etwas aufgeschrieben, was ich Gabri dann geben werde.
Es sind meine Gedanken, wie ich mich gefühlt habe...was alles passiert.
Das Schöne, sowie das Harte.
Alles habe ich mir von der Seele geschrieben und werde es Gabri schenken, damit er sieht, dass unsere Liebe im Endeffekt stärker ist, als alles andere.
Dass wir das hier durchgestanden haben und dass er auch merkt, wie es mir langsam besser ging.
Ich habe das Gefühl, dass Gabri das braucht.
„Wir haben gleich noch eine Doppelsitzung",reißt mein Gegenüber mich wieder aus meinen Gedanken.
„Eine Doppelsitzung",echoe ich, denn das ist mir neu und steht nicht auf dem Plan.
„Ja. Wir haben einen ähnlichen Fall hier. Eine Leichtathletikerin, dessen Trainer das Selbe versucht hat, wie ihr vergangener. Die beiden hatten auch Kontakt...Wir haben lange hier drüber geredet und sind zu dem Entschluss gekommen, dass ein Austausch über das Erlebte von Angesicht zu Angesicht ebenfalls gut wäre. Ob sie das hier tun, oder alleine ist ihnen überlassen.",erklärt er, ehe sich im nächsten Moment die Tür öffnet und eine junge Frau, Mitte zwanzig in den Raum kommt.
Aufmunternd lächle ich sie an und bekomme das gleiche Lächeln zurück.
„Alida Müller",streckt sie mir die Hand hin, die ich schnell ergreife.
„Luke Browning, freut mich sehr",schüttle ich ihre Hand ebenfalls und fühle mich noch erleichterter.
Zu wissen, dass ich nicht der Einzige bin, gibt mir irgendwie Halt.
Zusammen haben wir beschlossen, dass wir vor unserem Therapeuten noch einmal unsere Geschichten durchgehen.
Reden über Ursachen, Symptome und die Folgen, körperlich und auch mental.
Vollkommen geschockt muss ich mir anhören, dass Alida den Shake noch länger genommen hat und sie die Symptome auch erst anders gedeutet hat, weil sie versucht hat, schwanger zu werden und alle Symptome dafür gehalten hat, bis sie negative Tests in der Hand hatte.
Ab dann war es ähnlich, wie bei mir.
Heißhunger, Brechen, Heißhunger, Brechen, nur eben schon viel länger, sodass man ihr tatsächlich eine Niere entfernen musste.
„Wenn es okay wäre, dann würde ich das Gespräch gerne noch unter vier Augen fortsetzen?",dreht sie sich am Ende zu mir.
Schnell nicke ich.
Ich habe ein gutes Gefühl bei ihr.
„Wenn sie das wünschen, dann geht am besten zu Alida aufs Zimmer. Luke ist schon besser auf den Beinen",entlässt er uns schließlich, sodass wir uns zusammen auf den Weg machen.
„So",faltet sie ihre Hände, als wir zusammen auf ihrem Bett sitzen,"Was ist los? Dir steht im Gesicht geschrieben, dass etwas nicht stimmt, nur hat es nichts damit zutun, weshalb du hier bist. Zumindest nicht direkt. Du verschweigst etwas."
Geschockt schaue ich sie an, sprühe Tränen in meinen Augen aufstiegen.
Senke meinen Blick auf die Bettdecke.
„Hey...so meinte ich das nicht. Du musst es auch nicht erzählen, aber ich dachte, dass ich dir da vielleicht besser helfen kann",spüre ich eine Hand auf meiner Schulter.
„Alles gut",wische ich mir über die Augen,"Ich...es geht um meinen Partner...meinen Freund."
Zögerlich mustere ich Alida und ihre Reaktion.
„Du denkst ja wohl nicht, dass ich homophob bin",zwinkert sie mir zu,"Ich bin selbst in einer Beziehung mit einer Frau."
Erleichtert atme ich aus.
„Okay...es tut mir leid, aber..."
„Es muss dir nichts leid tun, okay? Jetzt hau raus, was liegt dir auf dem Herzen?"
Also beginne ich zu erzählen.
Alles.
Von Anfang an.
Was Gabri geleistet hat.
Wie er mir immer gut zugesprochen hat.
Mich gehalten, getröstet hat, jede Träne getrocknet hat.
Mir immer seine Liebe gezeigt hat.
Mir klargemacht hat, dass ich nichts dafür kann und dass ich geliebt werde, egal, wie mein Körper gerade will.
Auch, unter Einfluss schädlicher Mittel.
Dann kommen aber auch meine Zweifel.
Die räumliche Trennung, das Vermissen...
Und schlussendlich mein Bauchgefühl, dass etwas nicht stimmt.
All das platzt wie ein Wasserfall aus mir heraus und Alida hört einfach nur zu.
Lässt mich weinen, lässt mich schwärmen...
„Und dein Trainer oder Arzt sagt nichts?",fragt sie am Ende noch einmal nach.
„Richtig..."murmle ich leise,"Es kommt nichts Genaues, aber vielleicht darf es auch nicht. Nur Gabri hatte die Kontrolle immer. Einmal hat er sie abgegeben und das war, als ich den Shake bekommen habe...Ich weiß nicht, wie gut er damit klarkommt, dass ich jetzt hier bin, obwohl er glücklich darüber ist, dass ich wieder gesund werden kann."
„Das ist schwer...da musst du wohl leider abwarten..."werde ich mitleidig angeschaut,"Aber ich habe eine Idee. Wenn wir mal zusammen Freizeit haben, dann können wir ja mal in die Stadt, das darfst du sicher auch. Vielleicht finden wir da ja was Schönes für unsere Partner, denn meine Freundin hat ähnlich reagiert."
Sofort willige ich ein.
„Gerne"
„Okay",lacht sie,"Aber eine Frage noch. Ist dein Freund Italiener? Denn das Shirt, was du trägst, kann nur ihm gehören, oder?"
Kurz schaue ich an mir herunter.
Tatsächlich trage ich eins von Gabris italienischen Spruch-Shirts.
Irgendwas mit Ananas auf Pizza muss draufstehen, denn man sieht eine Pizza, Ananas und ein großes, Rotes Kreuz.
„Jap",lächele ich nun an mir herunter...
Was freue ich mich, Gabri wiederzusehen.
••••
„So, dann wünsche ich dir einen schönen Tag. Wir sehen uns dann in einer Woche zur Kontrolle",zwinkert mein Arzt mir zu, der mich vor meiner Wohnung in Oxford abgesetzt hat.
Endlich wieder zuhause.
Endlich.
Meine Werte sind alle wieder so gut, dass ich nach Hause darf und mein Trainer und ich sind nun so weit, dass wir mich für die nächste Saison wieder fit machen können.
Jetzt kann das spezifische Training wieder losgehen und ich freue mich sehr.
Trotzdem muss ich über ein halbes Jahr wöchentlich zur Kontrolle, weil eben nicht bekannt ist, ob Langzeitfolgen auftreten können oder ob noch andere Nachwirkungen auftreten.
In der Klink sind sie zwar relativ sicher, dass sowohl bei mir, als auch bei Alida alles wieder okay sein sollte, aber Vorsicht ist da besser als Nachsicht.
Eine Woche wurde mir allerdings „frei" gegeben, damit ich mich wieder einleben kann.
Glücklich schreite ich die gewohnten Treppen hoch.
Endlich.
Gabri weiß auch, dass ich wieder komme, zumindest laut meinem Arzt und noch heute Abend habe ich etwas ganz Großes vor.
Als Alida und ich nämlich zusammen in der Stadt waren, sind wir an einem Schmuckladen vorbei gegangen.
Kurz bin ich stehen geblieben und da lagen sie.
Ringe.
Sie haben mich magisch angezogen und da habe ich sie doch glatt gekauft.
Ich weiß, wir sind noch nicht lange zusammen, aber es fühlt sich richtig an.
Wir haben all das geschafft...
Da kann uns nichts mehr trennen.
Als ich jedoch in meine Wohnung trete, kommt die erste Ernüchterung, denn sie ist verwaist.
Man sieht jedoch, dass Gabri hier war, denn alles ist neu.
Das Bett ist bezogen, die Kissen sind alle anders...Tischdecken...
Fast nichts erinnert mehr daran,wie es aussah, als ich hier weggeholt wurde.
Langsam schiebe ich meinen Koffer in das Schlafzimmer.
Alle Klamotten sind fein sortiert.
Auch seine liegen noch dort.
Seufzend ziehe ich meine Schuhe aus.
Packe meinen Koffer aus, sortiere alles wieder ein, stecke alles in die Waschmaschine...
Als diese läuft, schnappe ich mir meinen Postkastenschlüssel und öffne diesen, was für Tränen in meinen Augen sorgt.
Er ist bis oben voll.
Kleine Zettel liegen darin.
Schnell sammle ich alle ein.
Auf jedem steht etwas und sie sind sogar datiert.
Gabri.
Wenige Augenblicke später finde ich mich auf meinem Sofa wieder.
Lese all die Zettel durch, während ich spüre, dass mein Bauchgefühl recht hatte.
Spätesten nach einem Monat sind die meisten Zettel nur noch wellig und fleckig.
Gabris Handschrift immer zittriger und er selbst wortkarger.
Zuerst hat er alles erzählt.
Wie sein Tag war, dass er mich liebt, mich vermisst, immer an mich denkt...
Am Ende, es war vor einem Monat, stand nur noch Luke darauf und selbst das ist total verwischt.
Scheiße.
Wo ist Gabri?
Wie geht es ihm?
Was ist überhaupt in der Zeit passiert?
Schnell richte ich mich auf und hole mein Handy aus dem Schrank, wo ich es liegen gelassen habe.
Es ist aufgeladen und somit Google ich erst einmal, wie es steht.
Gabri ist vorne in der WM
Laut höre ich mein Herz pochen, während ich für einen Moment nicht mehr als Stolz empfinde.
Er zieht es wirklich durch...
Was mir dann mehr Sorgen bereitet, ist sein Insta, wo nichts, aber auch gar nichts in den letzten vier Monaten passiert ist.
Fest klammere ich mich an mein Handy.
Was ist bloß los?
Ich muss rüber..,vielleicht ist Franco da und weiß was.
Wieder zurück im Wohnzimmer fällt mir auf, dass ich einen Zettel habe fallen lassen.
Schnell hebe ich diesen auf.
Überfliege die verwischten Buchstaben und Zahlen.
Eine Adresse.
Sofort habe ich diese bei Maps eingegeben.
Italien. Südküste. Direkt am Strand.
Da ist Gabri.
Da bin ich mir zu hundert Prozent sicher.
„Luke"
Mein Kopf schellt hoch, nur um in die Grün-braunen Augen von Franco zu schauen, in dessen Armen ich mich sofort wiederfinde.
Normalerweise würde ich mich freuen, doch mein Herz schreit so sehr nach Gabri, dass es fast weh tut.
„Ist er hier?",kommt mein Mund meinen Gedanken allerdings zuvor.
„Erst einmal ist es schön, dass du wieder hier bist. Gesund und munter."
Franco will ablenken, das merke ich sofort.
„Jaja, schön und gut. Alles mit mir ist wieder gut. Die Frage ist: Wo ist mein Freund?"
„Luke...Ich",werde ich mitleidig angeschaut und weiß die Antwort dadurch auch so, was mein Gefühl nur noch schlechter werden lässt.
Was ist verdammt noch mal mit Gabri los?
„Ich habe den hier bekommen",halte ich ihm den Zettel unter die Nase,"Da ist er. Ich weiß es und ich werde jetzt hinfahren."
„Luke, du...Du bist gerade erst wieder hier. Willst du nicht warten? Ist es nicht zu belastend?",schaut Franco mich fest an und ich weiß, dass er sich nur um mein Wohlbefinden sorgt, aber dafür habe ich jetzt keine Zeit.
„Nein. Nichts ist zu belastend, dass es mich davon abhalten würde, nach Gabri zu sehen. Ich konnte es fast das ganze Jahr nicht und jetzt, jetzt wo ich es kann, werde ich keine Zeit verlieren. Ich bin dazu in der Lage. Mache dir keine Sorgen um mich. Wenn wir wieder hier sind, dann reden wir alle in Ruhe miteinander, aber jetzt muss ich für Gabri da sein, so, wie er für mich da gewesen ist.",sprudelt es panisch aus mir heraus.
„Okay, aber Luke...erschrecke dich nicht. Wir haben alles versucht, aber Gabri hat keinen an sich herangelassen. Wir bezweifeln, dass er die guten Nachrichten von deinem Arzt oder Trainer überhaupt verstanden hat. Seid der Sommerpause ist er spurlos verschwunden. Keiner hat ihn seid Spa gesehen.",teilt er mir alles mit, was er weiß."Und Luke."
Fest drehe ich mich zu ihm um,
Weiß ganz genau, was ich jetzt zutun habe, denn auch die Infos werden mich nichts davon abhalten, zu Gabri zu gehen.
Er scheint meine Hilfe zu brauchen und die werde ich ihm nun geben.
„Pass bitte auf dich auf"
„Das werde ich.",Stürme ich ins Schlafzimmer, wo ich meinen Koffer erneut packe.
Hoffe, dass es nicht zu schlimm ist.
Hoffe, dass mein Anker nicht doch im Meer versunken ist.
••••
Wieder muss ich es zugeben...Italien ist wunderschön.
Früher waren wir oft im Land der Pizza, Pasta oder des schiefen Turmes von Pisa...
Auch jetzt verzaubert es mich, wie mein Italiener mich verzaubert hat.
Noch am selben Tag bin ich nach Italien geflogen, stehe nun auf der Terrasse der Adresse, die Gabri mir hinterlassen hat, doch von meinem Freund keine Spur.
Stattdessen fällt mir auf, dass die Terrassentür offen steht und ich so ins Haus kann.
Vielleicht ist er ja dort Drin, wobei das Klingeln gerade nichts gebracht hat, aber man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.
Leider bleibt es still, als ich ins Haus trete, finde jedoch Gabris Handy auf dem Küchentisch.
Ausgeschaltet.
Mist.
Wo ist er?
Bevor ich etwas anderes machen kann, muss ich meinen Freund finden.
Meinen Koffer lasse ich einfach mitten in der Küche stehen und renne nach draußen.
Er muss hier doch wohl in der Umgebung sein.
Kurz gehe ich in mich.
Danke nach.
Wo kann Gabri sein?
Wo zieht es ihn hin?
Italien...Meer...Strand...Strand!
Gabri mochte immer den Strand.
Da muss er sein.
Es muss einfach.
Das ungute Gefühl in mir ist immer und immer schlimmer geworden, sodass ich einfach hoffe, dass ich meinen Freund gut genug kenne und ihn schnell finde.
Die warme, italienische Abendluft pustet mir fröhlich ins Gesicht, als ich das Grundstück in Richtung Meer verlasse und schon nach wenigen Metern kann meine Herz für einen Moment erleichtert aufatmen, ehe es bei einem genaueren Hinsehen meinerseits doppelt so panisch zu klopfen beginnt.
Der Strand befindet sich ganz in der Nähe.
Genauer gesagt unter uns.
Wir sind hier am den Klippen und von diesen Klippen kann man wunderschön nach unten schauen.
Auf einer dieser Klippen sehe ich eine Person sitzen.
Nahe am Klippenrand.
Zu nahe am Klippenrand für meinen Geschmack.
Immer schneller laufend nähere ich mich der Person und als ich nach wenigen weiteren Metern einen dunkelbraunen Lockenkopf ausmachen kann, nehme ich meinen Beine in die Hand und sprinte.
Spüre nach wenigen Metern schon gar nicht mehr, wie ich den Boden berühre, denn mein Fokus liegt auf der Person, die fast herunter zu fallen droht.
Mein Fokus liegt auf Gabri.
Ich habe schlimmes erwartet, aber das es so schlimm ist hätte ich nie erwartet.
„Gabri",schreie ich schon von Weitem, doch der Italiener reagiert nicht, rutscht nur weiter über die Kante.
Verdammter Mist.
Ich lege noch einen Zahn zu und bin gerade sehr froh, dass der Aufbau so gut geklappt hat.
„Gabri",lasse ich mich hinter meinen Freund in das trockene Gras fallen und ziehe Gabri in meine Arme.
Klammere mich an ihm, als würde mein Leben davon abhängen.
Ziehe ihn von der Kante zurück, was den Jüngeren aus seiner Starre reißt.
Heftig Beginnt er sich in meinen Armen zu wehren.
Schlägt heftig um sich.
„Nein. Lass mich los",weint er sofort, doch ich denke gar nicht daran.
Drücke Gabri enger an mich, der nicht zu erkennen scheint, wer ihn gerade gefunden hat...aber erkenne ich die Person, die ich gerade gefunden habe?
Gabri sieht furchtbar blass aus.
Verweint, schlaff,sodass das Wehren auch nicht wirklich lange anhält, ehe er in meinen Armen zusammen sackt.
Auch ist Gabri einfach viel zu knochig...aber in dem Zustand, in dem er ist,wird er wohl nicht ans Essen gedacht haben.
„Shh, alles ist gut Gabri. Ich bin hier. Ich bin's, Luke",streiche ich durch seine Haare, drücke ihn an meinen Brust.
„Das...das kann nicht. Meine Stimmen reden mir das ein. Ich habe Luke im Stich gelassen...",heilt Gabri nur noch weiter, während mir mein Herz in die Hose rutscht.
Nein...jetzt muss ich stark sein.
„Nein, das hast du nicht. Nie. Ich hatte nie das Gefühl, dass du mich alleine gelassen hast. Du hast mich gerettet, genauso, wie ich dich jetzt rette. Du hast mich vor dem Schlimmsten bewahrt, genauso, wie ich dich gerade vor dem Schlimmsten bewahrt habe. Du hast mich wieder auf die Beine gebracht, also werde ich das mit dir jetzt auch tun. Ich verspreche es dir.",kommen mir nun auch die Tränen,allerdings haben die Worte wohl Wirkung gezeigt, denn Gabris Augen finden meine.
Sofort ändert sich etwas in Ihnen.
„Luke...Du...bist echt...du bist hier...Du...Du...alles ist wieder so wie bisher an dir",stammelt er leise, während alles in mir aufatmet.
„So ist es",nehme ich Gabri ganz fest in meine Arme.
Wiege ihn hin und her, während er sich haltsuchend an mich klammert.
Sich die Seele aus dem Leib weint, während ich ihn nur halte.
Vor uns werden die Wellen ruhiger, während die orangene Abendsonne auf uns herunter strahlt.
Der Moment friedlich wird.
Gabri zu weinen aufhört.
Seine Hände auf meine tränennassen Wangen legt
und unsere Lippen endlich wieder vereint.
•••• Zeitsprung Dezember ••••
Gabriele
Als ich aufwache, ist die Bettseite neben mir leer.
Kalt und verwaist.
Fest schlinge ich die Decke um mich.
Luke wird wohl schon wach sein.
Bei dem Gedanken an meinen Freund schleicht sich wieder ein Lächeln auf meine Lippen.
Seitdem er wieder hier ist, hat sich einiges verändert.
Sobald wir wieder hier waren, hat Luke mich mit meiner Zustimmung bei einer Therapeutin angemeldet, was auch bitter nötig war.
Fast hätten all die Selbstzweifel, negativen Gedanken und Stimmen in meinem Kopf gewonnen.
Sie hatten mich soweit.
Ich liebe den Strand,also wollte ich dort auch bei meinem letzten Atemzug sein.
Mein letzter Atemzug stellte sich aber als Luke's Rückkehr aus und mittlerweile sehe ich die Situation eher als ein Anfang, anstatt von einem Ende.
In der Therapie wurde mir klar, dass ich nicht versagt habe, weil ich nicht bei Luke sein konnte. Ich habe realisiert, dass ich wirklich das Schlimmste verhindert habe und nicht versagt habe, weil ich Luke in fremde Hände geben musste. Dazu die räumliche Trennung, ohne Kontakt...Das letzte Mal, als ich Luke in andere Hände gegeben habe, ging alles den Bach runter...das hat mir Angst und Panik gemacht, als ich realisiert habe, dass Luke wirklich weg ist...
In der Therapie wurde mir dann klar, dass es so gut gelaufen ist, wie es nur möglich war, nur meine Gedanken den Teufel an die Wand gemalt haben.
Was mir auch wirklich geholfen hat, ist das kleine Buch,was Luke mir vor der ersten Therapie-Stunde in die Hand gedrückt hat, weil er meinte, dass ich das brauchen würde...Recht hatte er, denn so konnte ich alles besser nachvollziehen.
Es hat mir gezeigt, dass alles so richtig war, wie es ist und das hat sich bis heute gehalten.
Luke geht es gut.
Keine Rückfalle, keine Schwankungen und für die nächste Saison sieht es mehr als gut aus...
So geht Luke in seine erste und ich in meine zweite Saison.
Die WM-Führung habe ich abgeben müssen, weil ich nach der Sommerpause nicht fahren durfte...naja...mein Körper und meine Psyche hatten Vorrang.
„Na. Guten Morgen Dornröschen."
Bevor ich reagieren kann, spüre ich,wie Luke sich auf mir niederlässt und mich warm küsst.
„Ich habe doch noch keine Zähne geputzt",grinse ich ihn an, als er mich wieder freigibt.
„Ist doch egal. Ich habe Frühstück gemacht und Alida hatte mich noch angerufen.",erklärt er mir, ehe er sich zu mir ins Bett legt, mich liebevoll anblickt.
„Oh,wie geht es ihren? Hast du gegrüßt?",erkundige ich mich sofort, denn die Deutsche und ihre Freundin Klara sind echt gute Freunde von uns geworden.
„Alles ist gut und natürlich, ganz liebe Grüße zurück",lächelt er mich an,"Ich habe gerade gesehen, dass wir heute vor einem Jahr Eislaufen waren? Lust, das zu wiederholen?"
Sofort schlägt es mir flau auf den Magen, doch Luke's Hände schlingen sich um meinen Hals, stoppen mich, bevor ich angefangen habe.
„Ich weiß, was du sagen willst. Ich weiß, was heute vor einem Jahr passiert ist, aber sollten wir es nicht gerade deshalb tun?"
Luke's Augen funkeln willensstark und bitten mich förmlich, ja zu sagen.
Kurz lasse ich mir die Sache durch den Kopf gehen, aber Luke's bittender Blick ist Grund genug zu nicken.
So finden wir uns später auf der Eisfläche wieder.
Haben den Spaß unseres Lebens.
Drehen uns im Kreis, fallen fast auf die Knie, aber halten uns immer wieder auf den Beinen und zum ersten Mal fühle ich mich wieder befreit und glücklich.
Merke, wieso Luke unbedingt wieder hierher wollte.
Nachdem wir wieder zuhause waren, haben wir eine lange, gemeinsame Dusche genossen, ehe wir uns in den Armen des jeweils anderen auf dem Sofa wiederfinden.
Luke hält mich fest bei sich, während ich mich an seine Seite gekuschelt habe.
Eine Weile liegen wir einfach nur da, genießen die friedliche Stille, bevor Luke sich leise räuspert.
„Gabri...Ich habe dir nie gesagt, wie dankbar ich eigentlich bin. Du hast so viel auf dich genommen. Hast so sehr gelitten und das nur, weil du mich liebst und ich weiß, dass du das alles gerne auf dich genommen hast, aber es hat dich auch kaputt gemacht und das tat so sehr weh. Ich habe das Gefühl, dass ich das nie wieder gut machen kann und trotzdem will ich dir nun etwas geben, was vielleicht an das, was ich dir geben würde, herankommt.",haucht er leise und richtet sich auf, greift hinter das Sofakissen, während mit Tränen in die Augen steigen.
Die Schatulle alleine ist wunderschön und der Ring, der mir einen Moment später entgegen strahlt, ist es nur noch mehr.
Er passt perfekt zu Luke und mir.
„Gabriele Mini. Wir sind noch nicht lange zusammen und doch bin ich überzeugt, dass das „Wir" für die Ewigkeit bestimmt ist. Deshalb will ich dich nun fragen, ob du mein Mann werden wisst. Willst du mich heiraten Gabri?"
Hektisch fahre ich mir über das Gesicht, nicke energisch, da ich meiner Stimme nicht traue.
Zitternd hebe ich meine Hand, sodass Luke mir den Ring anstecken kann.
Er passt perfekt.
„Ich liebe dich",Hauche ich leise und lege meine Lippen liebevoll auf seine.
Küsse Luke, wie ich ihn noch nie geküsst habe.
Spüre die Liebe, wie ich sie noch nie gespürt habe.
Sie erreicht mein komplettes Herz.
Breitet sich in meinem ganzen Körper aus.
„Komm",nimmt Luke meine Hand in seine, drückt sie fest,"Ich glaube, dass das Bett besser für das ist, was ich nun vorhabe."
Sofort breche ich in Tränen aus, während ich mich hochziehen lasse.
Nicht zögere, wie Luke es vor einem Jahr getan hat, sondern bin voller Vorfreude auf das, was ab nun kommen wird.
Luke hebt mich sofort auf seine Hüften, küsst mich besinnungslos.
Trägt mich nicht nur ins Schlafzimmer, sondern in eine neue, voller Liebe strahlende Zukunft, die nun auf uns wartet.
Die gut sein wird.
Die uns beide erfüllen wird und die, und das ist am Wichtigsten,
Von Liebe geprägt sein wird.
••••
Beendet am 16.7.24
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Und das wärs dann auch mit Teil 4 🤍
Wenn ihr noch weitere Thematiken geklärt haben wollt oder etwas anderes in den Zeitsprüngen lesen wollt oder ich mir noch was ausdenken soll, dann sagtest gerne, denn die Motivation zu den beiden ist immer noch nicht weg, wenn ich ehrlich bin 🤭
Sonst hoffe ich sehr, dass es euch gefallen hat und wünsche euch einen schönen Freitag🤍
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