Versöhnung & noch mehr Rache
Hermine:
Am nächste Morgen wachte ich durch ein Klopfen am Fenster auf. Es dämmerte draußen gerade und der Himmel bot ein beeindruckendes Farbenspiel aus Rot, Gelb und Orange. Ich hatte leichte Kopfschmerzen und war noch ziemlich müde. Ich hatte die halbe Nacht lang wach gelegen in Gedanken an Malfoy.
Ich richtete meinen Blick wieder auf das Fenster und sah, dass sich auf dem Fenstersims eine wunderschöne, braune Eule niedergelassen hatte. Sie klopfte erneut mit einer Kralle an das Fenster, weshalb ich es rasch öffnete. Die Eule schuhute leise, sodass ich ihr sanft über das Gefieder strich. Ich hatte das vage Gefühl die Eule zu kennen, doch mir fiel beim besten Willen nicht ein woher.
Also knotete ich seufzend den Brief vom Bein der Eule und öffnete ihn. Sobald ich die erste Zeile gelesen hatte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Es war eine der Schuleulen. Um genau zu sein die, die ich vor einer Woche zu meinen Eltern geschickt hatte, um ihnen zu sagen, dass es mir gut ging.
Liebe Hermine,
wir haben uns sehr über deinen Brief gefreut und sind froh, dass du so glücklich bist.
Eigentlich wollten wir dich fragen, ob du an Weihnachten im Fuchsbau bist oder vielleicht mal bei uns vorbei schauen möchtest.
Bis bald,
Mum & Dad
Gute Frage. Ich hatte mir noch keine Gedanken dazu gemacht, wo ich die Ferien verbringen würde. Den Anfang natürlich in Hogwarts, weil hier ja Ginnys und mein grandioser Plan in die Tat umgesetzt werden würde.
Danach würde Ginny mich vermutlich trotz allem zu sich einladen. Aber ich konnte mir wirklich schöneres vorstellen, als ständig nur Ron und Harry aus dem Weg zu gehen.
Hätte Harry mich nicht auch ignoriert, wäre ich vermutlich gekommen. Harry und ich hätten uns zusammen über Ron lustig gemacht und alle hätten sich nach kurzer Zeit wieder vertragen.
Aber so war das Leben nunmal nicht. Harry war, aus welchen Gründen auch immer, auf Rons Seite, er schien mich kaum noch zu bemerken. Die einzige, die mir in letzter Zeit noch Halt gab war Ginny. Ich überlegte kurz und kritzelte dann auf ein neues Stück Pergament folgende Zeilen:
Hi Mum, hi Dad,
ich bin eigentlich die ganze Zeit über bei Ron im Fuchsbau. Vielleicht können wir uns ja trotzdem irgendwann mal sehen.
Hab euch lieb,
Hermine
Ich wusste, dass ich gelogen hatte. Ich würde ganz sicher nicht in den Fuchsbau reisen. Stattdessen würde ich in Hogwarts bleiben. Es war ohnehin ganz praktisch, in den Ferien war die Bibliothek leerer - nicht, dass sie sonst besonders voll wäre - und somit konnte ich mich besser konzentrieren.
Ja, ich hätte das auch einfach meinen Eltern schreiben können, aber ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen wegen mir und Ron machten. Meine Mum wusste, dass ich Ron mehr mochte, als es unter besten Freunden üblich war und ich wollte nicht, dass sie mich die ganzen Ferien lang tröstete. Ich wollte ihr Weihnachten nicht versauen.
Seufzend band ich den Brief an das Bein der Eule und strich ihr ein letztes Mal über das Gefieder, bevor sich die Eule anmutig in die Luft erhob. Ich blickte ihr solange nach wie sie in meinem Sichtfeld war und drehte mich dann um, um Ginny zu suchen.
Im Gemeinschaftsraum war sie nicht zu sehen, weshalb ich aus dem Portraitloch kletterte und sie suchen ging. Ich wusste nicht genau, ob sie schon wach war, aber da Ginny ein Frühaufsteher war, würde sie wahrscheinlich auch schon auf den Beinen sein.
Zuerst machte ich mich auf den Weg zur Großen Halle. Vielleicht hatte ich ja Glück und sie frühstückte noch. Ich wollte ihr unbedingt vom gestrigen Nachsitzen erzählen und sie fragen, was sie davon hielt. Ginny konnte sowas besser als ich beurteilen, was Jungs anging hatte sie einfach mehr... Erfahrung.
Ich war fast angekommen und lief gerade durch einen leeren Korridor, als ich eilige Schritte hinter mir hörte. Doch ich ignorierte diese und ging einfach weiter.
Wenn die Person zu mir wollte, könnte sie mich auch einfach rufen, dachte ich stur. Als hätte sie meine Gedanken gehört, rief eine Stimme hinter mir plötzlich: "Hermine!" Widerwillig blieb ich stehen und drehte mich um.
"Was willst du, Harry?", fragte ich schroff.
"Mit dir reden. Ich... ich weiß, dass ich mich scheiße dir gegenüber verhalten habe. Ich habe dich vollkommen ignoriert und... ach, verdammt, Mine. Es tut mir so leid. Ich hätte das niemals machen sollen, aber es war so... ich weiß nicht, unkompliziert mit Ron. Und du, ich bin nicht gut im Trösten. Ich wusste nicht, wie ich mit dir umgehen sollte und deshalb habe ich mich davor gedrückt. Kannst du mir verzeihen?", Harrys Stimme zitterte leicht und seine grünen Augen sahen mich verzweifelt an.
Ich schluckte einmal. Es war wirklich sehr süß von Harry und ich brauchte ihn. Ich brauchte meinen besten Freund einfach wieder. "Ja, Harry. Ich kann dir verzeihen, aber versprich mir bitte, dass du mich nie wieder so behandelst, ja? Das würde ich nicht aushalten."
Harry blickte mich erleichtert an und zog mich dann in eine feste Umarmung. Es tat so gut wieder mit Harry befreundet zu sein, dass ich Ron für einen Moment vergaß.
Ron:
Wo zum Teufel ist Harry?, fragte ich mich, während ich mein drittes Brötchen verschlang. "Weißt du wo Harry ist, Ginny? Er meinte, er kommt sofort, aber er ist noch nicht da...", erklärte ich mit vollem Mund.
Ginny verdrehte die Augen. Sie mochte es nicht, wenn ich mit vollem Mund sprach, aber wen kümmerte das? "Keine Ahnung", antwortete sie und zuckte mit den Schultern. "Ich gehe ihn suchen, nicht, dass er zu spät zum Quidditchtraining kommt", beschloss ich und stand auf.
"Won-Won! Wo willst du hin?", quietschte Lavender empört. "Harry suchen", erklärte ich kurz angebunden. Beleidigt schob Lavender ihre Unterlippe vor: "Was ist mit einem Kuss?!"
Also beugte ich mich zu ihr runter, legte meine Arme um ihren Hals und meine Lippen auf ihre. Lavender seufzte zufrieden auf und fuhr mit ihren Fingern durch meine Haare.
Bevor der Kuss zu leidenschaftlich werden konnte, räusperte sich Ginny laut, tippte mir auf die Schulter und sagte genervt: "Wolltest du nicht Harry suchen?" Ich löste mich von meiner Freundin und nickte Ginny zu. Lavender schenkte ich ein anzügliches Grinsen. Dann lief ich aus der Großen Halle.
Ich befürchtete, dass ich das ganze Schloss durchkämmen musste, um Harry zu finden, weshalb ich beschloss die Karte der Rumtreiber aus Harrys Koffer zu holen. Das würde das ganze erleichtern.
Doch wie ich feststellte war dies nicht nötig, denn als ich einen Korridor betrat, sah ich Harry und Hermine in einer leidenschaftlichen Umarmung so eng beieinander stehend, dass kein Blatt Papier mehr zwischen sie gepasst hätte.
Bei diesem Anblick zerbrach etwas in mir. Ja, ich hatte eine Freundin, aber trotzdem war meine größte Angst, dass Harry und Hermine ein Paar werden würden. Es war wie ein Wirklichkeit gewordener Alptraum.
Irgendetwas musste ich tun, damit sie nicht zusammen kommen würden. Ich dachte angestrengt nach, während in meinem inneren die Gefühle Achterbahn fuhren: Wut auf Hermine und Harry, Trauer weil Hermine Harry mir vorzog und Eifersucht, weil ich nicht derjenige war, den sie so umarmte.
Fuck, Ron, du hast eine Freundin. Schon vergessen?!
Ich könnte natürlich auch einfach mit Lavender Schluss machen, dann wäre ich frei für Mine. Ich musste ihr etwas bedeuten, immerhin hatte sie extrem gelitten, nachdem Lavender und ich zusammen gekommen waren. Oder- war das nur gewesen, weil Harry sie dann auch ignoriert hatte?
Verdammt, das war eindeutig zu kompliziert für mich.
Was mir aber klar geworden war: Wenn ich mich von Lavender trennte, damit Hermine und ich ein Paar werden könnten, obwohl das Risiko bestand, dass sie auf Harry stand, wäre es viel zu wahrscheinlich, dass ich hinterher ganz ohne Freundin dastehen würde. Und das wollte ich nicht, immerhin konnte Lavender echt gut küssen.
Ich grübelte, was ich tun könnte, als mir die rettende Idee kam. Ja, das würde ich tun. Harry würde Hermine keines Blickes mehr würdigen und ich hätte freie Bahn.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro