Lügen
Hermine:
Glücklich löste ich mich von Harry. Endlich, endlich hatte ich meinen besten Freund wieder.
Mit Ginny war es wunderbar gewesen, aber ich hatte Harry einfach vermisst. Er grinste mich fröhlich an: "Ich bin so froh, dass wir wieder Freunde sind, Mine." Ich nickte begeistert und umarmte ihn dann nochmal.
Plötzlich sah Harry mich erschrocken an. Bereute er die Versöhnung. War er gerade 'aufgewacht' und hatte bemerkt, dass er doch nicht mehr mit mir befreundet sein will?
"Was ist?",fragte ich besorgt. "Ich komme zu spät zum Quidditchtraining. Muss los. Man sieht sich", rief er mir zu während er sich umdrehte und los rannte.
Erleichtert schüttelte ich den Kopf. Jungs und Quidditch. Ich beschloss mir das Training nicht anzusehen. Harry und ich waren jetzt zwar wieder befreundet, aber ich wollte mir eine kreischende Lavender , die Ron anhimmelte nun wirklich nicht antun.
Stattdessen setzte ich mich in die Große Halle um erst einmal zu frühstücken. Der Gryffindortisch war nicht ganz so voll wie sonst und so konnte ich mir relativ frei einen Platz aussuchen.
Letztendlich setzte ich mich neben Seamus, der alleine am einen Ende des Tisches saß. "Warum bist du nicht beim Quidditchtraining? Du hast dir das sonst doch immer angeguckt ", fragte ich, während ich mir eine Birne nahm.
Er sah mich bitter an und antwortete dann abweisend: "Ich war schon seit ein, zwei Wochen nicht mehr da, aber du kriegst sowas ja nicht mehr mit, weil du viel zu sehr in deiner eigenen Welt der Trauer gefangen bist." Zum Ende hin wurde er immer schroffer.
Dann raufte er sich verzweifelt die Haare und murmelte: "Tut mir leid, Hermine. Das hätte ich nicht sagen sollen." Ich sah ihn besorgt an. Was ist los mit ihm? "Kein Problem, wirklich nicht", versuchte ich ihn zu beruhigen.
"Es ist nur so", fing er an seine harsche Reaktion zu entschuldigen, "dass ich schon seit langem in... ein Mädchen verliebt bin und Dean wusste das. Leider liebt er das gleiche Mädchen. Und er und sie, sie sind jetzt zusammen. Ich... ertrage es einfach nicht mit Dean zu reden. Jedes mal, wenn ich ihn sehe, sehe ich nicht meinen besten Freund, sondern den Jungen, der mir 'Mein Mädchen' weggenommen hat. Ich - und außerdem ist er in der Quidditch Mannschaft und nicht ich." Er starrte auf den Tisch. Als er wieder aufblickte, glitzerten Tränen in seinen Augen.
"Es ist Ginny, oder?" , fragte ich sanft und strich ihm mit meiner rechten Hand über den Rücken. Er nickte nur. "Das tut mir leid", erwiderte ich aufrichtig. Wieder nickte er nur.
"Weißt du, es klingt vielleicht blöd, aber ich kann dich verstehen. Nachdem Ron und Lavender-", ich stockte kurz, "- sich im Gemeinschaftsraum geküsst haben, hat Harry mich total ignoriert. Doch ihm ist es gar nicht so bewusst gewesen. Für ihn war es einfach, na ja, bequemer mit Ron befreundet zu sein. Harry und ich haben uns heute wieder vertragen, aber das hätten wir schon viel früher tun können, hätten wir miteinander gesprochen. Verstehst du, was ich dir sagen will? Rede mit Dean. Ihr könnt eure Freundschaft nicht einfach so wegwerfen."
Seamus schaute mich dankbar an und zog mich dann in eine freundschaftliche Umarmung. Während wir uns im Arm hielten flüsterte er mir ein "Danke, Hermine!" ins Ohr. Ich lächelte ihn aufmunternd an.
Ron:
Unsere ganze Mannschaft stand auf dem Quidditchfeld und klatschte sich ab. Das Training heute war reibungslos verlaufen und wir alle waren in Topform. Besonders Harry war heute außergewöhnlich motiviert gewesen.
Grimmig verengte ich meine Augen und legte meine Stirn in Falten. Ich wusste genau woran das lag. An seiner Versöhnung mit Hermine und ihrer wunderbaren Umarmung am Ende. Wenn ich nichts tat, dann wären die beiden wahrscheinlich schneller ein Paar, als ich "Quidditch" sagen könnte, überlegte ich eifersüchtig.
Glücklicherweise hatte ich mir ja einen Plan überlegt, wie Harry Hermine auf keinen Fall mehr haben wollen würde. Schadenfreude breitete sich in mir aus, wurde jedoch von Vorfreude abgelöst.
Hermine, du wirst mir gehören. Und zwar nur mir!
Zulange hatte ich schon auf sie gewartet und deshalb würde ich auch nicht zulassen, dass Harry sie mir wegnahm. Zeit für die Umsetzung meines Plans. "Harry ,kommst du mal kurz?", rief ich ihm über das halbe Feld zu.
Harry wandte sich von Dean ab, mit dem er sich gerade über seine hervorragende Wurftechnik unterhalten hatte. "Klar. Worum geht's?", fragte er, während er mir in eine abgelegene Ecke der Umkleide folgte.
Ich sah ihn ernst an und sagte dann : "Okay, eine kleine Warnung vorweg. Es wird dir nicht gefallen, was du jetzt gleich hörst, aber ich kann es dir einfach nicht verheimlichen." "Ist Lavender schwanger?", lachte Harry, verstummte aber, als er mein Gesicht sah. "Sorry, Kumpel, was ist?"
Ich seufzte einmal laut und fing an zu erzählen : "Es geht um Hermine. Hör mir bitte bis zum Ende zu, ja? Also. . . ich habe letztens ein Gespräch zwischen Hermine und Malfoy mitgehört. Ich wollte eigentlich nicht zu hören, aber dachte, dass ich besser da bleiben und ihr, falls nötig, helfen sollte. Malfoy hat gefragt, ob sie neue Informationen zu unseren, also deinen und meinen, Plänen hat. Hermine hat daraufhin geantwortet, dass sie sich mit dir und mir gestritten hat und deshalb auch keine Ahnung von unseren Plänen hat. Ich konnte auch kaum glauben, was sie da gesagt hat, aber dann kam das wirklich Schlimme. Malfoy hat ihr gesagt, dass er dann auch nicht mit ihr..." Ich schluckte theatralisch und, wie ich hoffte, betroffenen, dann fuhr ich fort: "Dass er dann auch nicht mit ihr schlafen würde."
Harry blickte mich mit vor Schock geweiteten Augen an. Er stotterte entsetzt: "Also hat Hermine einen- eimen Deal mit M- Malfoy, dass sie ihm Informationen über unsere - unsere Pläne gibt und er als Belohnung- Bezahlung mit ihr. . . schläft?"
Mir tat Harry schon leid, wie er mich so entsetzt ansah, nicht glauben wollte, dass seine liebe Hermine so etwas tun würde, aber insgeheim wusste er doch, dass ich ihn, den wunderbaren Helden Harry Potter, niemals anlügen würde. Tja, aber genau das hatte ich getan. Ich musste ihm diese Lüge auftischen, denn ich musste ihn davon abhalten Hermine zu lieben und sie mir weg zunehmen.
Hermine:
Seamus und ich hatten uns noch eine Zeit lang unterhalten und es hatte echt Spaß gemacht. Wir hatten uns super verstanden und konnten kurzzeitig unsere eigenen Probleme vergessen, wenn wir zusammen lachten.
Irgendwann waren wir dann beide fertig mit essen und machten uns auf den Weg zum Quidditchfeld. Ich hatte Seamus versprochen ihn zu begleiten, damit er nicht doch noch einen Rückzieher machte.
Doch weit mussten wir nicht laufen, denn schon in der Eingangshalle kam uns die gesamte Mannschaft entgegen. Sie unterhielten sich fröhlich. Anscheinend war das Training gut verlaufen.
Harry und Ron liefen am Ende des Teams und sahen beide bedrückt aus. Vielleicht hatte Ron sich von Lavender getrennt und Harry spielte seine Trauer nur. Ich kicherte vergnügt und rannte auf Harry zu.
Mich kümmerte es gerade nicht, dass uns Unmengen an Menschen zusahen oder, dass Ron direkt neben Harry stand. Nein, ich war gerade einfach nur glücklich, dass ich wieder mit Harry befreundet war. So glücklich, dass ich wie ein kleines Kind durch die Halle hüpfen könnte.
Bei Harry angekommen schlang ich meine Arme um seinen Hals und zog ihn in eine feste Umarmung. Ich erwartete, dass er die Umarmung erwiderte und dann leise über meine Ungestümheit lachte.
Doch stattdessen schob er mich angewidert von sich. Ich realisierte noch gar nicht wirklich, was er da gerade getan hatte, doch so langsam sickerte die Erkenntnis in meinen Verstand und ließ eine dumpfe Mischung aus Verwirrung und Schmerz zurück. Warum tut Harry das? Was ist beim Quidditchtraining passiert? Ich blickte Harry mit tränenverschleierten Augen an. "Was ist los?", fragte ich mit brüchiger Stimme. Er wich meinem verzweifelten, ungläubigen Blick aus und zischte so leise, dass nur ich es hörte: "Verräter!"
Dann ging er ohne mich eines weiteren Blicks zu würdigen mit Ron davon. Ich rief ein letztes mal mit tränenerstickter Stimme: "Harry, warum?" Dann fiel ich in der Mitte der Eingangshalle auf die Knie und ließ meinen Tränen freien Lauf. Mein Herz? Das hatten Ron und Harry mitgenommen.
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