Der Brief
Draco:
Ich war gerade dabei Pansy in meinem Schlafsaal auf meinen Schoß zu ziehen um sie hart und fordernd zu küssen, als eine Eule lautstark ans Fester klopfte.
Ich verdrehte genervt die Augen. Wer wagte es mich jetzt zu stören? Klar, ich machte mir nichts aus Pansy, aber gelegentlich war es doch mal ganz praktisch, wenn man ein wenig Ablenkung hatte.
Eigentlich hatte ich nicht vor aufzustehen, doch als ich aus dem Augenwinkel die Eule meines Vaters erkannte löste ich mich von Pansy. Na ja, sie wäre ein netter Zeitvertreib gewesen. Aber jetzt musste sie warten.
Ich stand also auf und lief zum Fenster um die Eule einzulassen. Pansy stöhnte enttäuscht, doch mit einer unwirschen Handbewegung brachte ich sie zum verstummen. Pansys beleidigtes Geplapper wollte ich jetzt nun wirklich nicht ertragen.
Vorsichtig nahm ich den Brief von dem Bein der Eule und streichelte ihr geistesabwesend über den Schnabel. Der Brief war nicht schwer, mein Vater hatte mir wahrscheinlich nicht viel zu sagen.
Draco,
Wie ich hörte hast du schon eifrig mit deinem Auftrag begonnen. Aber bist du noch bei Sinnen? Ein Halsband mit einem schwarzmagischen Fluch?! Es hätte Dumbledore nie erreicht und lenkt nur Aufmerksamkeit auf dich. Was, wenn die Schülerin gestorben wäre? Dem Dunklen Lord wäre es nicht recht, wenn du auffliegst. Streng dich mehr an, sonst werden wir alle sterben.
Keine freundliche Anrede? Keine aufmunternden Worte? Noch nicht mal ein Gruß am Ende? Ich wusste, dass mein Vater eiskalt war, aber er hatte wenigstens versucht die Fassade eines liebenden, sich kümmernden Vaters für den Rest der Welt aufrecht zu erhalten.
Doch Zuhause im Malfoy Manor hatte diese Fassade große Risse bekommen. Wie oft hatte mein Vater mich geschlagen, wenn Granger mal wieder eine bessere Note hatte, Potter den Schnatz vor mit gefangen hatte. Bei dem Gedanken daran spürte ich fast schon die Hand, die auf meiner Wange landete und einen roten Abdruck hinterließ oder den Gürtel, der auf meinem Rücken blutige Striemen hinterließ.
Meine Mutter hatte sich einmal vor mich gestellt, doch mein Vater hatte auch sie geschlagen. Die Schreie meiner Mutter waren erfüllt gewesen von Schmerz, aber nicht nur körperlichen, sondern vor allem, weil sie meinen Vater wirklich geliebt hatte. Er hatte auf ihr Gesicht gezielt und ihr Herz getroffen. Danach war meine Mutter nicht mehr die selbe. Er hatte sie gebrochen. Mein verfluchter, jähzorniger Vater hatte meine so wunderbare, stolze Mutter gebrochen und sich nicht mal entschuldigt.
Heiße, bittere Tränen brannten in meinen Augen und ich starrte immer noch auf den Brief vor mir. Plötzlich war ich wütend. Einfach nur wütend auf meinen Vater. Die Wut verdrängte meine Tränen und ich wandte mich wieder zu Pansy um.
Sie zuckte unter meinem mörderischen Blick zusammen und hastete geduckt und verängstigt aus meinem Schlafsaal. Raus, ich musste hier raus. Der Schlafsaal schien immer enger und wärmer zu werden.
Ich atmete keuchend aus und versuchte mich zu beruhigen. Doch so wirklich funktionierte es nicht. Wenn ich mich beruhigen wollte, musste ich hier raus. Also rauschte ich aus meinem Schlafsaal und dem Gemeinschaftsraum, in dem ich alle Fragen und Blicke ignorierte und rannte schließlich durch die Korridore.
Die Schüler wichen mir aus, sobald sie mein wütendes Gesicht sahen. Besser für sie, dachte ich, immer noch vor Wut bebend. Auf den Ländereien angekommen atmete ich erleichtert auf.
Die kalte Luft kühlte meinen Zorn merklich ab, aber nun kehrten meine Gedanken wieder zurück. Wieso war ich so ausgerastet? Ich war es gewohnt von meinem Vater kalt und abschätzig behandelt zu werden. Und ja, meine Mutter tat mir leid, aber normalerweise reagierte ich anders. Distanziert und überlegen. Nicht so heißblütig. Das war eher etwas für Potter.
Doch was war wenn ich so würde wie er, mein Vater? Was wenn der Jähzorn jetzt auch seine grausamen Finger unerbittlich nach mir ausstreckte, mich zu einem unberechenbaren Monster machte? Nein, so durfte ich erst gar nicht denken. Ich würde nicht so werden wie mein Vater. Niemals. Ich hatte mich unter Kontrolle. Das sagte ich mir so oft bis ich es fast schon selbst glaubte, doch die Angst ließ mich nicht los. Sie blieb und legte mein Herz in Ketten, lähmte mich.
Wie mein Vater mit mir umging, gefiel mir nicht. Ich würde irgendetwas unternehmen müssen, was meinen Auftrag nicht gefährdete. Ich konnte nicht zulassen, dass der Dunkle Lord meiner Mutter etwas antat. Nein, dass könnte ich nicht. Sofort sah ich Bilder vor meinem inneren Auge aufblitzen. Meine Mutter, zu Tode gefoltert, lag in der Halle im Malfoy Manor. Ihre blauen Augen starrten ins Leere und ein Rinnsal Blut war auf ihrer Wange getrocknet. Sie sah aus wie ein Engel. Ein gefallener Engel.
Ich schüttelte meinen Kopf um die Bilder zu vertreiben, aber die Trauer, die sie in mir hervorgerufen hatten, blieb. Es erschreckte mich, dass mir diese Vorstellung so nahe ging -mir wurden Gefühle immer als etwas schlechtes dargestellt- aber es tat auch gut zu wissen, dass ich emotional noch nicht genauso tot war, wie mein Vater, der Dunkle Lord und all seine Todesser.
Ich lenkte meine Gedanken wieder zurück zu meinem Plan, der jedoch noch nicht sehr weit ausgereift war. Irgendetwas musste es doch geben... mir viel jedoch nichts ein, also beschloss ich diesen Plan im Hinterkopf zu behalten und ihn bei sich bietender Gelegenheit wahrzunehmen. Erstmal zählte jetzt der Auftrag des Dunklen Lords. Wie zur Hölle sollte ich das schaffen?
Dumbledore war schließlich der einzige Zauberer vor dem sich der Dunkle Lord je gefürchtet hatte und das nicht ohne Grund. Wie sollte ich, Draco Malfoy, schaffen, was nicht mal er zu tun vermochte? Resigniert stützte ich meinen Kopf auf meine Hand.
Aber ich würde es versuchen, ich würde mit allen verfügbaren Mitteln kämpfen und ich würde ihn nicht enttäuschen. Das nahm ich mir vor, denn ich wollte nicht sterben.
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