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Kapitel 12

„Weil ich", brachte ich gepresst hervor, „sie im Gegensatz zu dir kenne. Ich bin im Orden aufgewachsen. Ihr wisst alles nur aus zweiter Hand."

Tamie verzog den Mund und ihre Augen verengten sich. „Du maßt dir an, den Orden besser kennen zu wollen als wir? Wo warst du denn die letzten zwei Jahre? Hast ein bequemes Leben in deiner Bilderbuch-WG genossen, nachdem deine Eltern deinen Mord an Tilo Weber unter den Teppich gekehrt haben! Da hast du dich doch auch nicht über den Einsatz der Gabe beschwert."

Mir blieb die Luft weg. Das war nicht fair.

„Tamie..." Ricardo warf ihr einen warnenden Blick zu und drehte sich zu mir um. „Wir versuchen nur, einander zu beschützen", sagte er eindringlich und in seinen braunen Augen erkannte ich die Bitte, das Thema vorerst fallen zu lassen.

Meine Hände zitterten, als ich sie in Joshs Pullover vergrub, und mit einem angestrengten Atemzug sah ich aus dem Fenster. Ein dicker Kloß hatte sich in meiner Kehle gebildet, aber ich würde Tamie nicht die Genugtuung verschaffen, vor ihr zu weinen. Stumm legte ich die Stirn an die Fensterscheibe und schloss die Augen, während Ricardo mit einem letzten Blick auf mich das Auto startete, und auf die Autobahn fuhr.

Ich blendete alles aus, die Musik, das Rauschen der Autos, Henriks tadelndes Flüstern, meine unruhigen Schatten, die den Drang verspürten, sich auf Tamies Hinterkopf zu stürzen, und die Frage, wie Josh zu all dem stand. Aber wusste ich das nicht schon? Hatte er mir diese Frage an Silvester nicht längst beantwortet? Ich biss mir schmerzhaft auf die Lippe und drängte ein Schluchzen zurück.

Um mich zu beschützen, würde Josh jederzeit die Gabe gegen Unbegabte einsetzen.

Ich sagte kein Wort mehr, bis wir weit nach Anbruch der Nacht eine einstöckige Hütte im Wald erreichten. Die Bäume standen so eng, dass ich weder einen Blick auf den Mond noch auf die nähere Umgebung erhaschen konnte. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, hätte ich geglaubt, jeden Moment die Villa meiner Eltern hinter einer Biegung zu entdecken.

Mit eingezogenem Kopf schlug ich die Autotür zu und stapfte die Stufen zur Veranda hinauf. Das zweite Auto stand bereits auf der kleinen Lichtung und im Inneren des Hauses brannte flackerndes Licht. Als ich die Tür aufstieß, schlug mir Hitze und der Geruch nach Kaminfeuer entgegen. Ich erkannte die Einrichtung sofort wieder und blieb wie angewurzelt stehen. Das hier war die Holzhütte aus meinem, aus Joshs Traum. Hier hatten sie sich auf den Tanz der Dunkelheit vorbereitet. Hier hatten sie Leonard hingebracht, nachdem sie ihn aus der Ordensschule befreit hatten. Vielleicht waren wir wirklich nicht weit von Kerwald entfernt.

Hinter mir stiefelte Ricardo herein und ich stolperte ihm aus dem Weg, als er Tamies und seine Tasche unsanft auf den groben Teppich fallen ließ.

Jemand zupfte an meinem Ärmel und Henrik nickte in Richtung eines dunklen Flurs. Ich folgte ihm, ohne die fragenden Blicke zu beachten, und ließ mir mein Zimmer zeigen. Das Licht flackerte langsam auf und ich wusste nicht, was schlimmer war: die Tatsache, dass es ein Stockbett gab und ich mir mit einem Nestflüchter das Zimmer teilen musste, oder die Spinnweben im Türrahmen.

"Das ist nur ein Zwischenstopp", erklärte Henrik auf meinen entsetzten Gesichtsausdruck hin und kratzte sich unsicher am Kopf.

Der Rucksack rutschte mir aus den Händen und ich wich ängstlich vor dem Netz zurück, während sich eine Spinne daraus abseilte. „Ich kann da nicht rein", hauchte ich und zog angeekelt die Schultern hoch.

Henrik musterte mich verwirrt, bis er die Spinne entdeckte. Seine Miene hellte sich augenblicklich auf. „Emil!", rief er zu meiner Überraschung und lächelte so verschmitzt, dass seine Grübchen erschienen.

„Was?", fragte Emil genervt und kam aus einem Zimmer am Ende des Flurs herüber. Er blieb mit angehaltenem Atem neben mir stehen, als er erkannte, dass er Henrik in die Falle gegangen war.

„Was ist denn hier los?", mischte sich Oskar ein und grinste dann breit über Emils und meinen Gesichtsausdruck. Ich drückte mich mit roten Wangen gegen die Wand und konnte kaum glauben, dass mich Emils übertriebene Angst vor Spinnen geradezu lähmte.

„Das ist so lächerlich", zischte ich ihm gleichzeitig vorwurfsvoll und wimmernd ins Ohr, doch er zuckte nur zusammen und sagte dünn: „Macht sie weg."

Henrik und Oskar sahen sich an und lachten lauthals los, aber ich fand die Situation ganz und gar nicht lustig. Diese Spinne war riesig und sie baumelte vor meinem Bett.

„Ich geh da nicht rein", stellte ich fest und trat den Rückzug ins Wohnzimmer an. Lieber Tamie als die Spinne.

„Glaubst du, das ist die einzige Spinne hier?", fragte Sarai, die von der zerfledderten Couch aus alles beobachtet hatte, mit einem fiesen Lächeln in der Stimme. Ich schluckte und sah mich unbehaglich um.

„Lasst sie in Ruhe", ging Ricardo dazwischen und funkelte dann Emil an. „Wurdet ihr beim Training unterbrochen? Soll ich das wieder hinbiegen?", bot er an und streckte die Hand nach mir aus.

Aber ich verschränkte abwehrend die Arme und sah hilfesuchend zu Emil hinüber, der mir nach einem Stirnrunzeln einen Wink gab, ihm zu folgen. Henrik entfernte gerade mit einem Wasserglas und einem Stück Papier die Spinne aus meinem Zimmer, doch ich drückte mich ängstlich an der Wand entlang zu dem schmalen, spinnenfreien Raum, aus dem Emil gekommen war. Er warf seine Tasche auf den Boden und bedeutete mir, mich zu setzen, während er die Tür schloss. Dann ging er mit dieser steilen Falte zwischen den Augenbrauen vor mir in die Hocke und studierte mein Gesicht.

„Das ist echt nervtötend", wies ich ihn zurecht, auch wenn er meine schlechte Laune nicht verdient hatte, zumindest nicht er allein.

Seine Mundwinkel hoben sich minimal. „Gewöhn dich dran", erwiderte er kühl und streckte abwartend die Hand aus. Seufzend legte ich mein Handgelenk an seine kalten Fingerspitzen.

„Bereit?", fragte Emil gedehnt und diesmal schien er auf eine ehrliche Antwort zu warten.

Ich verdrehte die Augen und nickte stumm. Dann spürte ich, wie Emils Dunkelheit sich  einer kalte Quelle gleich in meinen Arm ergoss, und gemeinsam tauchten wir ab in mein tosendes Unterbewusstsein.

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