
Kapitel Sieben
🔹Sky🔹
„Liebe Schüler und Schülerinnen. Zu unser aller Besorgnis, ist gestern Nacht eine unserer Schülerinnen verschwunden. Die Auroren werden in den nächsten Stunden anreisen und den Fall übernehmen. Wir bitten Sie, Ruhe zu bewahren."
Das Raunen steigert sich zu einem wütenden Summen. Untermalt von dem Flüstern, von dem Brodeln und Kochen der ersten, sich langsam formenden Gerüchten. Ich kann die Blicke spüren, die auf mir liegen. Ein Blick, bestätigt, was ich vermute.
Seit dem Raben, bin ich verdächtig. Die Slytherins haben erraten, zu wem ich gehöre. Auf der anderen Seite der Halle, verengt Lucius Malfoy seine Augen zu wütenden Schlitzen. Ich erwidere die Geste. Das Spiel beginnt.
Es geht nur darum, Rubina lange genug sicher zu halten. Das einzige Problem wäre, würden es die anderen auf eine öffentliche Konfrontation hinauslaufen lassen, solange das Geschwader noch nicht da ist. Aber ich denke nicht. Es wäre nicht ihre Art.
Das Spiel hat begonnen. Die Regeln sind nie geschrieben, nie gesprochen worden. Trotzdem sind sie klar. Für jeden von uns. Kaum hat Dumbeldore die Rede beendet, stehe ich auf, stürze mich in die erste Welle von Schülern, die die Halle als großer Pulk verlassen. Sie bieten die nötige Deckung. Den Schutz vor den Blicken.
Die Übersicht zu erlangen ist etwas schwerer, doch der Jahrgang fünf trotzdem schnell gefunden und ich reihe mich ein. Unerkannt. Unbekannt. Ich war immer die Stille. Und wenn sie nun auch mit dem Finger auf mich zeigen, die Maske ist immer noch da. Noch immer kann ich die Stille sein.
Und noch etwas, hat sich geändert. Rubinas Verschwinden, hat dafür gesorgt, dass der Rabe und ich schon beinahe vollständig aus der Gerüchteküche verschwunden sind.
Der Unterricht scheint sich ewig in die Länge zu ziehen. Selbst, wenn Kräuterkunde eines meiner liebsten Fächer ist und auch unsere neue Lehrerin in Verteidigung gegen die dunklen Künste alles andere als schlecht ist, ich habe besseres zu tun.
Trotzdem, heiße ich die Pause willkommen. Ich schalte ab, entspanne mich und lasse meine Gedanken treiben. Es ist ernüchternd. Es ist angenehm.
Aber jeder Moment endet und zum Mittagessen, hat mich der Stress des Lebens abermals fest im Griff. Immer wieder spüre ich die Blicke der Slytherins und schnappe kaum wahrnehmbares Wispern auf. Sie diskutieren. Über mich.
Eine Weile lang, überlege ich, zuzuhören, zu lauschen, aber das Risiko einer Näherung scheint mir zu groß. Und die Karten sind bereits gemischt. Auch wenn mich diese Feststellung nicht davon abhält, das ganze Mittagessen lang, darüber nachzudenken, was alles möglich ist. Was passieren könnte. Manchmal wünsche ich, mein Kopf, könnte aufhören, zu denken. Zu Spiralen und zu Fallen.
Ungesehen, stecke ich ein wenig Essen ein. Ungesehen entwische ich einer Gruppe plappernder Drittklässler. Ungesehen gelange ich zu Alleens Gemälde. Ich bleibe bedeckt. So, wie ich es getan habe, seit ich Hogwarts Mauern betrat. So, wie ich es tun werde, bis ich gehe. Und dann? Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Ich weiß nicht, ob eine andere Maske nötig ist. Oder ob ich endlich ich sein kann. Selbst, wenn ich keine Ahnung habe, wer das ist.
Rubina schreckt auf, als ich den Raum betrete. Zieht den Zauberstab so schnell, man kann der Bewegung kaum folgen. Es tut weh, sie so zu sehen. So erwachsen. Sie sollte Kind sein. Zitternd lässt sie die Hand wieder sinken. Das Buch, welches vor meinem Ankommen anscheinend noch auf ihrem Schoß lag, liegt nun auf den Boden. Die Seite ist umgeknickt.
Ich kann sehen, dass Rubina geweint hat.
Ihre Augen sind rot und etwas angeschwollen, die Spuren der Tränen beginnen in diesem Moment erst zu trocknen. „Ruby? Hey." Ich setze mich vorsichtig vor die Blonde. Ihre Augen sind leicht geweitet. Sie hat geweint. Sie darf nicht weinen. Etwas, was sie ihr beigebracht haben. Ein Leben lang. Weinen ist Schwäche.
Als ich meine Hand nach ihr austrecke, zuckt sie zurück. Trotzdem schlinge ich vorsichtig meine Arme um sie und ziehe sie an mich. „Es ist okay. Du darfst weinen. Es ist okay." Und Rubina weint.
„Was ist passiert?" frage ich, sobald die Tränen versiegt sind, sich ihr Atem beginnt, langsam wieder zu beruhigen. „Was ist los?" „Ich habe Angst." Ihre Stimme ist so leise, es ist kaum wahrzunehmen. Ich höre es trotzdem. „Ich habe Angst, dass sie mich finden."
Und ich weiß so gut, von was sie redet. Wir alle haben Todesangst. Angst vor dem Moment, in dem sie uns finden werden, in dem alles, was wir erschaffen haben, untergehen wird. Wir werden alles tun, um zu vermeiden, dass es geschieht.
„Ich weiß," flüstere ich. „Ich weiß. Aber mit Alleen bist du sicher. Die anderen kommen heute nicht, ich denke nicht, dass sie es noch schaffen werden. Aber morgen. Bald ist alles vorbei." Und ich weiß, ich sage das nicht nur für sie. Ich sage es auch für mich. Denn ich will glauben, dass alles okay wird. Ich will denken, dass es eine Zukunft für uns gibt. Hoffnung.
Ich lausche, wie sich Rubys Atmung langsam beruhigt, spüre, wie ihr Griff sich lockert. Es dauert nur noch einen kleinen Moment, dann hat sie sich vollständig erholt. Ihr Gesicht wird wieder ernst und sie rutscht von meinem Schoß. „Tut mir leid," entschuldigt sie sich. Leise. Höflich. Trainiert.
„Schon okay," erwidere ich. „Das ist okay." Ich sage es, auch wenn ich weiß, für Ruby ist es nicht okay. Ich weiß, was ihr beigebracht wurde, was sie geübt und trainiert hat. Weinen ist schwach. Angst ist schwach. „Es ist okay, Angst zu haben." Ich weiß, dass sie mir nicht glaubt. „Es ist okay." Versichere ich noch einmal. „Komm, ich erzähle dir ein bisschen von uns."
Sie denkt nach. Und nickt. Es ist okay.
Und ich erzähle Ruby, bis es abends ist. Wie machen Hausaufgaben zusammen. Wir lachen. Und während die Stunden in absurder Leichtigkeit verstreichen, beginnen Rubys Schultern, sich zu entspannen, beginnt das Lächeln ihre Augen zu erreichen, beginnt das Leben in ihr zu funkeln.
Es ist faszinierend und fesselnd zu beobachten, wie ein Teil des Steifen, des Bitteren von ihr abfällt. Es ist faszinierend, zu sehen, wie das Kind zurück in sie kehrt. Es ist schön. Es ist befreiend, zeigt, dass es es wert ist. Dass alles es wert ist, was wir versuchen, was wir bauen. Ich schließe die Augen und atme tief durch.
Ist es okay.
Mit dem Vorhaben, mich unauffällig, baldmöglichst wieder in das Treiben der Schüler einzufädeln, renne ich los, sobald ich den kleinen Gang hinter mir gelassen habe. Aber es ist Abend, die Gänge sind leer, Schüler sind schon längst in ihren Räumen, nur manche noch in der Bibliothek.
Für einen, nur einen Moment rede ich mir ein, dass es okay ist. Dass alles gut ist, die, vor denen ich renne, sicher bereits im Kerker. Bis sie es eben nicht sind. Sie stehen plötzlich einfach da. Am Ende des Ganges, die Uniformen grün und schwarz, sprechen sie eindringlich aufeinander ein, stoppen aber sobald ich um die Ecke biege. Einen Moment lang treffen sich mein und Regulus' Blick, verhaken sich. Das sturmgrau zieht mich für einen Moment in seinen Bahn, die Wut die unter der ruhigen Oberfläche schimmert bringt meine Knochen zum Singen.
Ich drehe mich um und renne zurück, als Regulus wütend schreit.
Rückblickend ist es keine schwierige Entscheidung. Die Slytherins oder die Gryffindors. Schlangen oder Löwen. Grün oder Rot. Regulus oder Sirius. Die Entscheidung ist so einfach, aber doch in diesem Moment? In diesem Moment fühlt es sich an, als wäre es Welt.
Trotzdem, schnell ist sie getroffen und dann bleibe ich inmitten des kleinen Kreises der Rumtreiber stehen, ein breites Grinsen, so falsch, dass es schmerzt auf den Lippen. „Hey," tschilpe ich und blicke in die Runde. Sirius hängt schon wieder huckepack auf James' Rücken. Dessen Brille hängt schief. Remus hat die Nase hinter einem Buch vergraben, scheint seine Freunde zu ignorieren zu versuchen. Peter ist wie immer erstaunlich still, steht am Rande, ein Grinsen auf den Lippen.
„Hey," überrascht blickt Remus auf, sagt etwas, bevor es alle Anderen können. „Sky," er schiebt einen Einmerker zwischen die Buchseiten und klappt es zu. Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, wie die Slytherins mir giftige Blicke zuwerfen, dann verschwinden sie um die Ecke. „Hey?" James und Sirius sprechen in unison, ihre Begrüßung klingt mehr nach einer Frage.
„Tut mir leid falls ich störe," ich wende mich an Remus. „Ich wollte mich nur erkundigen ob du ein gutes Buch über die Parallelen von Muggel- und Zauberwelt kennst? Vielleicht sogar von den Vorteilen, die das Ganze bringt?" Remus hat keine Zeit zu antworten, bevor James sich einmischt, Sirius' Augenbraue ist in dem Moment hochgeflogen, als ich zu sprechen begonnen habe.
„Dafür kommst du extra Remus suchen?" fragt James. „Ich dachte du wärst mehr so der Reinblut-Typ?" erkundigt sich Sirius, woraufhin ihm Remus einen tadelnden Blick schickt. „Was?", verteidigt sich Sirius und kramt eine Zigarette aus seiner Hosentasche. Ich verdrehe die Augen und werfe eine missmutigen Blick in Richtung des Glimmstängels. „Nur weil man ein Buch liest ist man keine Fanatikerin," gebe ich beinahe schon patzig zurück, wohlwissend, dass ich ihm eigentlich nichts schuldig bin. „Und nein, ich habe Remus nicht gesucht, er liest nur viel und ich bin ja sowieso gerade über euch gestolpert."
Sirius wirft mir einen missmutigen Blick zu, während er die Zigarette entzündet und einen tiefen Zug nimmt. „Ich habe dich trotzdem im Auge," erklärt er und bläst mir den Rauch ins Gesicht. „Sirius!" empört sich Remus, während er sich mit einem Augenrollen zu mir dreht. „Hab sogar was dabei." Er kramt in seiner Umhängetasche und reicht mir einen dicken Wälzer. Manchmal frage ich mich, wie viel in diese Tasche passt, und lächelt. „Hier."
Es fällt mir nicht leicht, meine Überraschung zu verbergen, aber ich bekomme es hin, jahrelanges Training springt ein, stellt auf Autopilot, übernimmt. „Dankeschön," meine Lippen kräuseln sich zu einem Lächeln. „Ich gebe es dir dann übermorgen ungefähr zurück." Ohne eine Antwort abzuwarten drehe ich mich wieder zu allen Jungs. „Gute Nacht dann."
Im Vorbeigehen drücke ich Sirius' Zigarette mit Daumen- und Zeigefinger aus, es brennt kurz, ich spüre den Schmerz trotzdem kaum. Auf seinen Protest höre ich nicht mehr, meinen Gedanken sind schon längst wieder woanders.
•1676 Wörter•
Hey Guys.
Guess who finally motivate herself to sit down and write again? Right me. Spaß beiseite, tut mir unglaublich leid, dass ich solange einfach nichts mehr geschrieben habe. Ich hatte einfach 0 Motivation mehr, was unter anderem daran liegt, dass ich nach Weihnachten und auch schon ein bisschen davor einfach emotional richtig in ein Loch gefallen bin. (Wer meine Ankündigungen gelesen hat, hat es mitbekommen). Ich hatte keine Motivation mehr für nichts, mir ging es einfach schlecht. Mittlerweile ist es wieder besser, ich sehe einmal in der Woche die Schulpsychologin über Teams und langsam kehrt auch meine Motivation wieder zurück. Also hatten wir hier erst einmal Kapitel Sieben in überarbeiteter Form.
Vielen Dank für alle die diese Story immer so lieb unterstützen, alle die das hier immer lesen, die voten und Kommentare hinterlassen. Rabenkinder ist auf unglaublich vielen Leselisten gelandet und ich bin euch unglaublich dankbar dafür, dass ihr euch das anschaut. Ich hoffe es gefällt euch ^-^
Stay safe everyone and lots of love
Eure Hexe 🐚🌖🏔
❤️🧡💛💚💙💜
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