Wie ich eine Fehde beendet habe - und zum ersten Mal für mich einstand
Ich bin, was ich so schön einen Hamoniemenschen nenne. Ich kann Streit nicht ertragen, brauche ein harmonisches Umfeld, was mich dazu veranlasst in Konfliktsituationen eher klein bei zu geben, um den Prozess hin zur Harmonie zu beschleunigen.
Im letzten Jahr hat sich aber ein Konflikt hinter meinem Rücken ergeben, der alles irgendwie verkompliziert hat. Es wurde sehr schlecht über mich gesprochen, es wurden Dinge über mich verbreitet und Freunde gegen mich aufgehetzt, aus Eifersucht und alten Rachegegefühlen von Streits, die schon lange geklärt waren. Ich habe aus Zufall davon erfahren und mich fortan in der Gruppe sehr schwer getan. Da wir gemeinsam Theaterspielen, konnte ich den betreffenden Personen aber auch nicht aus dem Weg gehen, worunter das Gruppenklima, aber nicht zuletzt meine Psyche litt. Offiziell wusste ich ja gar nichts davon.
Natürlich hätte ich es ansprechen können, die Personen zur Rede stellen. Aber ich da stand mir der Harmoniemensch in mir im Weg. Denn so hätte ich einen stillen Konflikt, der anstrengend war, aber eben leise, explodieren lassen. Vielleicht wäre es schneller auch wieder abgekühlt und hätte sich kein ganzes Jahr gezogen, aber dazu hätte ich Streiten müssen und für mich einstehen, und darin war ich nicht allzu gut.
Inzwischen habe ich aber auch Teiler der nächsten Stufe erreicht, die nach dem Harmoniemenschen kommt. Im Prinzip ist es einfach: Der Harmoniemensch beschützt mein kleines schwaches Ich, das zu oft verletzt wurde, indem er Konflikten aus dem Weg geht. Aber wenn der Harmoniemensch zu viel hat einstecken müssen, kommt irgendwann die Fighting Bitch zum Vorschein, die den Harmoniemenschen und mein Ich beschützt, indem sie eigentlich genau das Gegenteil als der Harmoniemensch macht: Sie kämpft für mich. Als meine Fighting Bitch sich langsam in mir gebildet hat, habe ich neue Stärke und Mut gefunden, diesen Streit zu beenden und angefangen, Konflikte zu lösen, indem ich sie ausdiskutieren. Das war auch etwa zu der Zeit, in der ich zum ersten mal mit meiner Ex ein offenes Gespräch führen konnte, ohne dabei einzuknicken.
Aber die Fighting Bitch ist nicht das Ziel. Das Ziel ist der König (oder die Königin... wie auch immer). Der König weiß, was es sich lohnt, zu kämpfen, und wann man einem Konflikt aus dem Weg geht und kann außerdem einen Konflikt auch ruhig lösen. Er ist eine Mischung aus Fighting Bitch und Harmoniemensch und damit das Ziel.
Und ich bin sehr stolz, dass ich zum erste mal meinen König zum Vorsvhein bringen konnte, als ich diese Fehde beendet habe. Ich habe in einem ruhigen Moment, in dem die Hauptperson der gegnerischen Seite und ich allein waren, um ein Gespräch gebeten und darauf geachtet, respektvoll meine Seite darzustellen, und genau zugehört, was sie gesagt hat. Wir konnten die Sache besprechen und den Weg für eine bessere Zukunft ebnen - ganz ohne Geschrei oder Anfeindungen. Und ich bin sehr erleichtert. Dad Thema hing mir schwer auf der Seele, und ich bin froh, dass ich meine Fighting Bitch für einen Moment habe zum Schweigen bringen können.
Dennoch. Alles in einem bin ich eher Harmoniemensch, das ist etwas, das mich auch ein Stück weit ausmacht. Trotzdem bin ich stolz darauf, sagen zu können, dass ich einen König entwickelt habe, der funktioniert und mich weiterbringt.
Und ich habe eine Fehde beendet.
Das war ne gute Woche.
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