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VI - Vor dem Abgrund

Mit letzter Kraft erreichte Eleonore die Burg Camelot. Der Pfeil, der sie getroffen hatte, steckte tief in ihrem Rücken. Sophie erinnerte sich vage an das, was ihre Klassenkameradin und Freundin Sarah ihr über Schusswunden und Stichverletzungen im Oberkörper erzählt hatte. Während sie die Frauen kommandierte, Eleonore so wenig wie möglich zu bewegen, während die sie in ein Zimmer mit viel Licht und einem Kamin brachten und Sophie sich anschließend von den Köchinnen Kräuter in dasselbe Zimmer bringen ließ, versuchte sie sich an alle empfindlichen Organe und Adern zu erinnern, die verletzt sein könnten und die sie beim Entfernen des Pfeils verletzen könnte. Sie eilte hinter den anderen Frauen her und betrat dann den großen Speisesaal. Das spärliche Mondlicht, das durch die hohen Fenster fiel, bildete einen schwachen Kontrast zu dem flackernden Licht der vielen Kerzen, die um Eleonore herumstanden oder von Mägden in der Nähe gehalten wurden. Eleonore lag bäuchlings auf einem Brett, das auf die Tischplatte gelegt worden war und der Pfeil ragte aus ihrer rechten Schulter. Um sie herum standen und saßen über dreißig Frauen, die Sophie alle erwartungsvoll ansahen. Mitten unter diesen Frauen saß Mary und hielt Eleonores Hand.
Schnell ging Sophie alles durch, was ihr an Wissen jetzt nützlich sein könnte und machte sich dann an die Arbeit.

Zwei Stunden später hatte Sophie den Pfeil entfernt, die Wunde gereinigt und Eleonore einen Schlaftrank gegeben. Mit einem erschöpften Seufzen drehte sie sich zu Mary herum, die inzwischen die anderen Frauen hinausgescheucht hatte. Beide Frauen lächelten müde, als sie aufeinander zutraten und sich umarmten.

»Wird sie wieder gesund werden?«, fragte Mary flüsternd.
»Wir müssen die Nacht abwarten«, antwortete Sophie und spürte, wie die andere in ihren Armen erzitterte. »Ihre Chancen stehen gut, aber ich habe das heute zum ersten Mal im Ernstfall gemacht. Wenn sich die Wunde entzündet oder sie morgen ihren Arm nicht bewegen kann, dann müssen wir mit allem rechnen. Ihr Arm könnte kurzzeitig gelähmt sein, sie könnte aber auch im Sterben liegen, das können wir erst morgen sagen.«
Erst als Mary in Sophies Armen bitterlich zu weinen begann, merkte die, dass dies wohl die falschen Worte gewesen waren. Zur Entschuldigung zog Sophie die Brünette fester an sich und strich ihr beruhigend über den Rücken. »Sch, Mary, alles wird gut. Ihre Chancen stehen gut, ich bin nur selbst nervös. Aber ich werde alles tun, um sie am Sterben zu hindern. Hilfst du mir dabei?«

Zugegeben, es war ein eher verzweifelter Versuch, Mary abzulenken, doch es wirkte. Schniefend und mit tränenüberströmtem Gesicht blickte sie in Sophies Augen und antwortete mit beinahe fester Stimme:
»Ja, das werde ich. Ich würde sie mit meinem Leben verteidigen.«
»Ich weiß, Mary, ich weiß«, erwiderte Sophie, »aber hier kannst du mit deinem Leben nicht viel ausrichten. Jetzt musst du dein eigenes Leben schützen, um Eleonore zu beschützen, denn sie wird dich brauchen, was immer die Zukunft bringt.«
»Was soll das bedeuten, Sophie? Wofür wird Eleonore mich brauchen?«
»Das weiß ich nicht. Ich kann nicht hellsehen«, antwortete Sophie gelassen, »aber egal was kommt, ob sie morgen aufsteht, als wäre nichts gewesen oder ob wir noch in drei Wochen mit ihr gegen den Tod kämpfen, sie wird dich brauchen, Mary. Sie wird dich brauchen, wie du sie brauchst. Als Vertraute, als Stellvertreterin und als Frau.«

Mary schaute Sophie mit erschrockenem Gesicht an. »Was meinst du damit?«, fragte sie panisch.
»Ach komm, Mary. Mach mir nichts vor. Ich wusste vom ersten Tag an, dass ihr beide mehr seid als Königin und Leibwächterin. Ich wohne direkt über euch und abgesehen davon, dass ihr nicht immer überhörbar seid, sehe ich auch keinen Grund darin, dass eine Leibwächterin im Bett der Königin schläft. Selbst wenn Eleonore hier eine Leibwächterin im Zimmer bräuchte, müsste die doch an der Tür oder dem Fenster stehen und nicht im Bett der Königin liegen, oder?«
Mary sah sie geschockt an und drehte sich dann zu Eleonore um.
»Hey. Ich verurteile euch nicht«, versuchte Sophie Mary zu beruhigen. »Ich meine, spätestens als ich den Plan mit Eleonores Hochzeit vorgeschlagen habe, habe ich gesehen, wie viel ihr euch bedeutet. Du sagst, du verteidigst sie mit deinem Leben, aber das tust du nicht nur, weil es deine Pflicht ist. Und sie liebt dich mindestens so sehr wie du sie. Deshalb hätte das mit ihr und Richard auch nicht funktioniert. Sie ist eine gute Königin, aber ihr Auftritt heute hat ihr ganzes schauspielerisches Talent gefordert. Spätestens bei der Hochzeit hätte ihr niemand mehr irgendwas abgekauft.«

»Ach was, Sophie. Dein Plan war gut und er hätte ja nicht mal eine Hochzeit gebraucht, wenn wir sie lange genug hätten hinauszögern können.«
»Das hätten wir aber nicht. Ich habe Richard falsch eingeschätzt. Der Kreuzzug ist ihm wichtig und seine Freundschaft mit Frankreich wohl auch, aber England steht doch noch an erster Stelle – zumindest war Eleonore ihm zu gefährlich.«
»Und was tun wir jetzt? Wie können wir vorgehen?«
»Wir könnten Eleonore für tot erklären. Sie hat keine Kinder und daher würden wir nach außen hin ungefährlich und zerbrechlich wirken. Richard könnte ohne Besorgnis auf den Kreuzzug ziehen und wir könnten unsere Sympathiekarte ausspielen, aber wir würden riskieren, dass Richard zuerst versucht, Camelot einzunehmen.«
»Und abgesehen davon meinst du, wir haben eine Sympathiekarte?«
»Sicherlich. Richard hat ein Zeichen gesetzt und damit einige der Lords beeindruckt, aber die Mehrheit schwankt, da bin ich sicher. Solange Eleonore nicht mehr auf dem Plan steht, werden sie sich königstreu zeigen, aber wenn Eleonore wieder auftritt und genug Stärke vorweisen kann...« Sophie machte eine Pause, seufzte und richtete ihren Blick traurig auf die schlafende Königin, bevor sie zu Ende sprach: »Dann haben wir vielleicht eine Chance.«

»Du zweifelst«, bemerkte Mary.
»Nicht an dir und nicht an ihr«, meinte Sophie kurz.
»Woran dann?«
»An der Königinmutter. Ihre Rolle ist noch nicht ausgespielt.«
»Was meinst du?«
»Sie hätte Richard lieber in einer Ehe mit Eleonore gesehen als mit Alix und ihr Einfluss auf Richard gibt mir seltsamerweise Hoffnung.«
»Mir nicht«, meinte Mary stirnrunzelnd. »Egal wie wohlgesonnen sie uns wäre, Richard setzt sich einfach über sie hinweg. Als König kann er das ja.«
»Aber Sie hat seine Urteilsfindung beeinflusst. Er war erleichtert, als sie die Todesstrafe vorgeschlagen hat. Ganz eigenmächtig hätte er wahrscheinlich nicht gehandelt, denn er liebt seine Mutter nicht nur, er ist in gewisser Weise von ihr abhängig.«
»Weil er sich an seinem Vater nicht orientieren kann«, ergänzte Mary und Erkenntnis erfüllte ihren Blick.
»Immerhin haben sie sich auf dem Schlachtfeld gegenübergestanden«, führte Sophie weiter aus und erklärte dann: »Gestern waren nicht wenige Ladys dabei. So gemein das auch klingen mag, aber einige der Lords scheinen mir, als wäre die Meinung ihrer Frau wichtiger als die ihres Königs, was uns einen Vorteil verschafft. Wenn Richard auf einen Kreuzzug zieht und wir das Land in seiner Abwesenheit spalten, dann haben wir gute Karten.«

»Aber die Königinmutter wird hierbleiben. Und sie wird Richard berichten, wenn hier etwas vorfällt«, wandte Mary ein.
»Ja, voraussichtlich wird Eleonore von Camelot gegen Eleonore von Aquitanien antreten müssen und darauf müssen wir uns vorbereiten.«
»Was meinst du mit vorbereiten?«
»Wir müssen die richtigen Verbündeten finden und möglichst eine Pattstellung zwischen Richard und uns herstellen.«
»Pattstellung, um ihn in den Orient aufbrechen zu lassen? Wie willst du das anstellen?«
»Eleonore ist nicht tot. Solange sie regierungsunfähig ist, werde ich an ihrer Stelle die Regierungsgeschäfte übernehmen. Die Ritterinnen von Camelot und von den anderen Burgen im Landesinneren werden abgezogen und die Grenzburgen voll besetzt. Einige Ritterinnen werden mobil in einem Lager nahe dem Fluss Severn stationiert und wir zeigen Richard das alles, wir legen unsere gesamten Truppenbewegungen offen. Er wird einen Hinterhalt vermuten, während er ohnehin kaum Möglichkeiten hat, uns anzugreifen. Bevor er aufbricht, wird er mit uns einen Vertrag aushandeln wollen, hoffentlich wartet er damit nicht zu lange. Der größte Teil seines Heeres steht bereits, daher wird es nicht mehr lange dauern, bis sie aufbrechen und wahrscheinlich werden einige englische Soldaten sowieso in London bleiben, um uns in Schach zu halten.«

»Soweit ähnelt das unserem bisherigen Plan. Aber wen meintest du mit Verbündeten?«, fragte Mary.
»Darüber reden wir, wenn sie hier sind«, meinte Sophie geheimnisvoll.
»Was meinst du damit? Wer wird herkommen?«
»Das würdest du mir nicht glauben, deshalb warten wir, bis sie hier sind.«
»Warum sollte ich dir nicht glauben?«
»Du würdest es nicht tun. Aber wenn sie kommen, müssten wir vielleicht so tun, als wären Männer mehr als Tiere, die vor einen Karren gespannt werden.
Pass gut auf Eleonore auf und ruf mich, sobald sie aufwacht!«
Mit diesen Worten verließ Sophie die große Halle und trat den Weg in ihr eigenes Wohnquartier an.


Eleonore gesundete schnell. Tage nach ihrer Verletzung stand sie bereits wieder auf ihren Beinen, gestützt von Mary und nur einige Wochen später wollte sie ihren Arm unbedingt aus der Schlinge nehmen. Trotzdem blieb sie in der Burg, ließ sich nicht sehen und fügte sich Sophies Plan, der offenbar aufging. Bereits zwei Wochen nach der Krönung hatte König Richard einen Boten geschickt, der der Lady von Camelot ein Angebot unterbreiten sollte. Wenige Tage später trafen sich Sophie und Richard jeweils mit ihrem Gefolge und unterzeichneten einen Vertrag, der beiden Parteien Waffenruhe zusicherte. Nun hieß es abwarten.

In den folgenden Monaten lernte Sophie viel über das Königreich England und die Grafschaft Camelot und über deren Verhältnis. Während die walisischen Stämme die Ritterinnen von Camelot aufgrund ihrer Stärke respektiert und aufgrund ihrer Ehrfurcht vor den keltischen Göttern akzeptiert wurden, entwickelte sich seit 1066 eine ständige Feindschaft zwischen England und Camelot. Camelot, vor der Eroberung eines der fünf angelsächsischen Königreiche, wurde von den französischen Eroberern ausgeschlossen und verteufelt. Hierbei prallten nicht nur Christen auf Kelten, sondern auch ein Patriarchat auf ein Matriarchat und das konnte William der Eroberer nicht dulden. Etwas über einhundert Jahre später hatten die Engländer vier erfolglose Feldzüge gegen Camelot gestartet und sich schließlich ihren französischen Problemen zugewendet.

Durch ihre Herkunft als französische Fürsten und geschickte Heirat waren die englischen Könige zum mächtigsten Vasallen des französischen Königs geworden. Seit sie jedoch mehr als die Hälfte der französischen Ländereien besaßen, wurden sie vom französischen König schikaniert, so gut es eben ging. Philippe hatte das Werk seines Vaters fortgeführt und alles getan, damit Henry, Richards Vater, sich nicht zu mächtig fühlte. Nun aber waren Philippe und Richard, die Könige von Frankreich und England, beste Freunde und bald miteinander verschwägert. Was das für den Landbesitz der englischen Könige in Frankreich bedeutete, war noch nicht klar. Vorerst bedeutete es aber wohl nichts Schlechtes, denn Richard und Philippe zogen Anfang des Jahres 1190 ihre Truppen bei Vézelay zusammen, von wo aus sie nach Süden aufbrechen wollten.

Derweil erfuhr Sophie in Camelot, wie tief verwurzelt das Matriarchat dort war. Die Frauen, die in Queensport lebten, wohnten zumeist mit mehreren Frauen und ihren Töchtern zusammen in einem Haus und die Männer, mit denen sie schliefen, waren wie Prostituierte. Die meisten dieser Männer arbeiteten tagsüber im Hafen oder außerhalb von Queensport auf dem Feld oder an anderen Orten, wo große Kraft gefordert war. Wenn sie jedoch in einer Nacht nicht angefragt wurden, lebten sie in großen Schlafräumen mit dutzenden anderer Männer zusammen. Und so sehr Sophie sich auch umhörte, es erreichte sie kaum eine Klage. Manche Männer beschwerten sich über den schlechten Umgang der Frau, mit der sie letzte Nacht das Bett teilten, doch insgesamt waren die meisten zufrieden mit ihrem Dasein. Die Frauen unterhielten sich über die Männer und darüber, welcher der attraktivste war oder sprachen über ihre Töchter, ihre Ausbildung, den eigenen Beruf oder die neueste Mode. Wie Sophie feststellte, gab es durchaus viele Frauen, die einfache Arbeiten erledigten, die meist nur viel Kraft erforderten, doch viele arbeiteten auch als Architektinnen, Künstlerinnen, Autorinnen oder Modedesignerinnen, sofern man von solchen Berufen im 12. Jahrhundert bereits sprechen konnte. Aber in gewisser Weise fand Sophie den Begriff Modedesignerin treffend, denn seit ihrer Ankunft verbreitete sich unter den Frauen das Hosentragen wie ein Lauffeuer und die Frauen waren durchaus erfinderisch, wie sie ihre Hosen aussehen ließen. Auch die Häuser, die in Queensport neu gebaut wurden, hatten Individualität und Klasse, wie Sophie erkannte. Die Frauen trugen die Kultur, während die Männer nur versorgten. Das taten sie zwar nicht allein, doch kein Mann in der Grafschaft Camelot wäre in irgendeiner Chronik aufgetaucht.

Je länger Sophie diese Gesellschaft beobachtete, desto mehr Mängel fielen ihr daran auf. Im 21. Jahrhundert, war sie als Feministin verschrien gewesen, weil sie sich für Gleichberechtigung einsetzte, doch das hier war keine Gleichberechtigung, das hier war die Herrschaft der Frauen. Und wenn Sophies Rechnung aufging, dann konnte dieses Gesellschaftskonstrukt zu einem Problem werden.

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