029
Den ganzen Tag haben wir eingekuschelt im Bett gelegen und nicht viel geredet. Obwohl wir beide wissen, dass Redebedarf da ist, genießen wir lieber einfach die Nähe des anderen, anstatt es kompliziert zu machen. Denn ich weiß genauso wie er, dass es das wird. Außer mir weiß niemand von seiner Sexualität (auch wenn ein Großteil seiner Freunde es vermutet) und ich fürchte auch, dass er noch nicht bereit ist, sich vor der ganzen Uni zu outen. Doch genau darüber müssen wir reden, denn es ist Sonntagabend und wir haben morgen 2 Vorlesungen zusammen.
"Louis?" Ich hebe überrascht den Kopf, denn ich dachte, er würde schlafen. "Ja?" flüstere ich und lege ihm die Locken aus der Stirn. Er liegt (weil ich darauf bestanden habe) mit dem Kopf auf meiner Brust und versucht dabei, so wenig Gewicht auf mich zu verlagern, wie irgendwie möglich. Ich höre ihn deutlich schlucken, bevor er leise "...Sch-Schon gut." murmelt. Von oben beobachte ich grinsend, wie er seinen Kopf wieder etwas tiefer in meine Brust gräbt und nervös an meinem Oberteil rumzuppelt. "Worüber zerbrichst du dir dein hübsches Köpfchen, Curly?" frage ich und streichle ihm über das eben erwähnte Haupt. "N-Nichts, alles gut..." Er tätschelt mir beruhigend die Brust, doch ich weiß genau, dass das nicht stimmt. "Hazza... rede mit mir, bitte." Ich wühle meine Finger in seine dichte Mähne und wispere "Was geht hier drin vor, hmn?"
Leise höre ich ihn seufzen. "Angst." gibt er dann kleinlaut zu, weshalb ich mich etwas aufrichte und ihn sofort in meine Arme ziehe. "Was macht dir Angst, Love?" frage ich, obwohl ich vermute, die Antwort schon zu kennen. Das kleine, traurige Häufchen in meinen Armen atmet zittrig ein und hebt vorsichtig den Kopf, allerdings nur so weit, dass ich sein Gesicht sehen kann. Er blickt mit hängenden Schultern vor meine Brust, malt Kreise auf den Stoff meines Hoodies. Die Nase hochziehend murmelt er mit gebrochener Stimme vor sich hin. "Angst davor, dass wieder alle reden, lachen, mich beleidigen. Angst, alles falsch zu machen. Und vor allem..." er senkt den Kopf und sieht auf seine Hände. "...vor allem davor, dich zu enttäuschen."
Ich hatte also Recht.
"Hey, Sunshine..." ich höre ihn bei diesem Spitznamen leise nervös kichern. "Sieh mich an." Ganz sanft hebe ich seinen Kopf mit zwei Fingern an, sodass ich seine unsicheren Augen glänzen sehen kann. Ich schenke ihm ein liebevolles Lächeln, lege kurz zart meine Lippen auf seine Stirn und sehe ihm dann erneut tief in die Augen. "Du enttäuscht mich nicht, Harry, glaub mir." Er lässt den Blick über meine Brust wandern und schnieft leise. "Ich weiß, wie neu und ungewohnt das alles für dich ist und ich gebe dir die Zeit, die du brauchst, bis du dich sicher genug fühlst, auch vor anderen Leuten zu zeigen, dass... du mich sehr magst." Überrascht sieht er zu mir hoch, was mich etwas schmunzeln lässt. "Du musst dich nicht outen, damit ich glücklich bin. Du allein entscheidest wann das passiert und wenn es soweit ist, stehe ich natürlich hinter dir. Und bis dahin ist es okay, wenn niemand sonst von... von uns erfährt."
Uns.
Mir springt das Herz fast aus der Brust, als mir bewusst wird, dass es tatsächlich irgendwas gibt, dass man ein 'Wir' nennen könnte. Etwas ungläubig blinzelt er mich an. "B-Bist du sicher? Ich will nicht, dass du denkst, ich wollte dich verleugnen, a-aber ich weiß nicht, ob ich d-das schon kann, ich-... Alle würden uns ansehen und-" Leise höre ich ihn schniefen. "Shhh, Hazza... Ja, es ist wirklich okay für mich, versprochen. Ich mache nichts, was dir unangenehm vor anderen wäre. Solange ich weiß, dass nur ich es schaffe, dass deine Wangen so niedlich rosa anlaufen, wenn ich dich ansehe, reicht mir diese Gewissheit." Ich streichle mit meinem Daumen über die eben erwähnte glühende Haut in seinem Gesicht und sorge so dafür, dass er sich etwas verlegen an meiner Brust vergräbt. "Außerdem versuche ich seit Wochen zu verstecken, dass ich dich anschmachte, also bin ich recht geübt darin." füge ich lachend hinzu, was auch ihn leise schmunzeln lässt.
"Seit Wochen?" fragt er dann und sieht mich etwas schüchtern an. Ich nicke. "Du hast mich direkt im ersten Moment, als ich dich gesehen habe, komplett umgehauen, Harry. Wie du mich so schüchtern mit deinen Kulleraugen angesehen hast, als ich dir hochhelfen wollte... ich wollte ehrlich gesagt nichts lieber, als dich packen, mir über die Schulter werfen und mit dir die große weite Welt erkunden. Und als ich dich dann besser kennenlernen durfte, ist mir irgendwann aufgefallen, dass es hoffnungslos ist, zu dementieren, wie gut ich dich finde... auch wenn ich das lange versucht habe." Etwas unsicher sieht er mich an. "Du hast versucht, es dir auszureden?" Ich sehe, wie die Angst in seine Augen zurückkehrt. "Ja, aber auch nur, weil ich nicht wusste, dass du mich auch... auf diese Art irgendwie gern hast." Über die Formulierung schmunzelnd zuppelt er erneut an meinem Hoodie herum. "Ich hatte einfach Angst, dass ich zu starke Gefühle für dich entwickeln könnte, die du nicht erwiderst und dann... hätte es vermutlich ziemlich wehgetan." Er nickt langsam. "Mir auch..."
Kurz frage ich mich, wie er das meint, bis mir das Gespräch im Bad des Verbindungshauses wieder einfällt. Bevor ich etwas dazu sagen kann, setzt er erneut an. "Es war so ein schreckliches Gefühl damals..." murmelt er. "Ich wusste, dass sie Gefühle für mich hatte, aber ich konnte ihr nicht geben, was sie wollte..." Er vergräbt sein Gesicht an meiner Brust, doch ich weiß natürlich trotzdem, dass ihm die Tränen durchs Gesicht laufen. "Ich hab gemerkt, dass es sie traurig macht, dass ich nicht auf ihre Flirtversuche eingehe, aber... ich war so lange zu feige, ihr zu sagen, warum ich das nicht kann und dann-" er schluckt schwer. "...wurde mir die Chance genommen..." Vorsichtig streichle ich ihm über den Rücken, sodass er sich nach kurzer Zeit wieder beruhigen kann.
"Gefühle sind manchmal echt doof..." murmle ich, als es eine Weile still ist. "Alles wäre so viel einfacher, wenn man sich aussuchen könnte, für wen man sie entwickelt." Brummend stimmt er mir zu. "Dann hättest du dir sicher auch jemanden ausgesucht, der weniger scheiße ist..." murmelt er, mehr zu sich selbst, doch ich habe ihn genau verstanden. Ich richte mich mit ihm ein Stückchen mehr auf und hebe seinen Kopf an, sodass er mich ansehen muss. "Bitte sag sowas nicht, Love. Du bist nicht 'scheiße' oder sonst irgendwas in diese Richtung. Du bist ein wunderschöner Mensch und ich würde mich immer, wirklich immer wieder für dich entscheiden, hörst du?" Ich sehe ihn schlucken und seine Augen werden verdächtig feucht. "Mit allem, was dazu gehört, erinnerst du dich?" Er blinzelt leicht, weshalb ihm eine Träne über die Wange kullert, die ich mit meinen Lippen auffange, bevor ich auch auf seinem restlichen Gesicht Küsschen verteile.
Als ich nicht damit aufhöre, beginnt er zu kichern und windet sich hin und her, doch ich greife nach seinem Kopf, damit er mir nicht entkommen kann. "L-Lou-Loueeeh, lass das, das-... hihihi, das kitzelt, hör-hör auf damit!" Doch ich denke nicht mal daran, denn das hier ist genau das, was ich will.
Ihn glücklich quiekend in meinen Armen zu haben.
Erst als er seine Hände aus dem Stoff meines Pullis befreit und sie mir stattdessen an die Wangen legt, schafft er es meine Küsschenattacke zu unterbinden. Stattdessen drückt er seine Lippen auf meine und lässt mich dadurch leise aufseufzen. Das Herz im meiner Brust, dass genauso wie seins durch die kleine Rangelei etwas schneller geworden ist, findet dadurch einen etwas ruhigeren Takt, der sich Harrys anzupassen scheint. Vorsichtig legt er mir die Hand an den Rücken, sodass er mich behutsam wieder in die Kissen legen kann, ohne den Kuss zu unterbrechen. Er bleibt so unschuldig, aber liebevoll wie er begonnen hat und endet mit einem leichten Aneinanderstupsen unserer Nasen, bevor er mit glühenden Wangen seinen Kopf in meiner Halsbeuge bettet.
"Es ist okay, wenn du Liam davon erzählst... und Niall. Ich meine... im Grunde wissen sie ja sowieso schon von... von uns... irgendwie..." murmelt er gegen meine Haut. Ich schmunzle leise. "Ja... sie haben zumindest von Anfang an eine sehr starke Vermutung, wenn man das so nennen kann." Er nickt kichernd. "Und die Tatsache, dass du 2 Wochen lang an meinem Bett gesessen hast, hat es auch nicht weniger offensichtlich gemacht." Ich höre ihn leise seufzen, als er seine Arme etwas fester um mich schlingt. Obwohl das natürlich nicht meine Absicht war, höre ich ihn plötzlich leise schluchzen, bevor er "Ich hatte so schreckliche Angst u-um dich, ich-... als der Arzt meinte, er müsste dich sofort operieren, weil du sonst v-vielleicht nicht... nicht durchkomm-" Er zieht zittrig die Nase hoch, weshalb ich ihm ein Küsschen auf die Haare drücke. "Hey, Hazza... es ist doch alles gut, mir geht's gut, okay? Ich bin hier. Nicht weinen..."
Er klammert sich noch fester an mich, weshalb mir ein leise Zischen entfährt. Sofort löst er sein Klammern, sieht auf und stammelt "Oh, i-ich... es tut mir Leid, ich hab vergessen, d-dass du..." Ich unterbreche ihn, indem ich meine Lippen kurz auf seine drücke. Als ich mich löse schenkt er mir ein liebevolles Lächeln, bevor er seinen Kopf wieder zaghaft auf mir ablegt. Seine Hand legt er vorsichtig auf meine, zwar überdurchschnittlich schnell abheilende, aber trotzdem noch schmerzende Rippe. "Du bist hier..." murmelt er gedankenverloren. "Ja, ich bin hier. Hier bei dir. Wenn auch nicht ganz in einem Stück, aber wenn du noch ein bisschen deine Hand auf die kaputte Stelle legst, heilt die bestimmt doppelt so schnell." Er hebt den Kopf, platziert ein Küsschen an die Stelle, an dem mein Brustkorb nicht ganz intakt ist und legt dann seine Hand wieder darauf. "Ich mach dich wieder ganz..." flüstert er und gibt mir dann ein weiteres Küsschen auf die Brust, bevor er sich wieder hinlegt und kurz darauf, genauso wie ich, tief und fest einschläft.
Die ganze Woche über sehen wir uns leider viel zu selten. Außer in vereinzelten Vorlesungen, die wir zusammen haben, schaffen wir es nicht, uns Zeit für uns zu nehmen, weshalb ich mich extrem auf den heutigen Abend freue. Obwohl wir erst später Zeit zu zweit haben, bin ich einfach froh, ihn wieder zu sehen. Dadurch, dass Liam die ganze Woche bei Danielle geschlafen hat, sehe ich ihn ebenfalls erst jetzt für einen längeren Zeitraum als 10 Minuten wieder, da er maximal zum Klamottenwechseln nach Hause gekommen ist. Das hat allerdings zur Folge, dass ich, in der halben Stunde, bevor die anderen hier zum Vortrinken auftauchen, direkt ins Kreuzverhör genommen werde.
"Okay, ich weiß, ich bin selbst Schuld, dass ich nicht up to date bin, aber trotzdem... ich will jetzt sofort wissen, was der aktuelle Stand zwischen dir und Harry ist!" Er sitzt mir gegenüber und drückt mir eine Flasche Bier in die Hand. Ich laufe etwas rot an und zucke mit den Schultern. "Weiß nicht, ich habe ihm versprochen, ihm die Zeit zu geben, die er braucht..." Er legt mit fragendem Blick den Kopf schief. "Die er wofür braucht?" Er blinzelt mich ungeduldig an. "Jetzt sag mir bitte nicht, ihr habt immer noch nicht darüber geredet, dass ihr hoffnungslos ineinander verknallt seid?" seufzt er. Ich beginne zu grinsen. "Naja, doch schon... also..." Er gibt ein so hohes Quieken von sich, dass ich in dieser Form nie von Liam erwartet hätte. "Das heißt, Ihr seid zusammen?" Er umklammert seine Flasche, als wäre er ein aufgeregtes Teenagermädchen, dass gerade den neusten Gossip erfährt. "Ich weiß nicht..." druckse ich herum. "Boah Louis, du machst mich wahnsinnig, jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen, Himmelherrgott!"
Ich lache leise auf, bevor ich mich ergebe. Ich erzähle ihm von dem verwirrenden Gespräch auf der Party und von Harrys Bitte, sein Buch zu lesen, wodurch ich schon eine Ahnung hatte, was seine Gefühle angeht. "Naja, aber ich hab mich genauso wenig getraut, ihn im Krankenhaus darauf anzusprechen, wie er und deshalb hingen wir irgendwie so in der Luft rum... Und dann war er ja Samstagabend hier. Wir haben einen Film geguckt und irgendwann haben wir angefangen zu kuscheln und sind dann so eingeschlafen." Er strahlt mich breit an. "Am nächsten Morgen war es dann noch komischer, weil uns beiden zwar irgendwie klar war, dass das mit den Gefühlen auf Gegenseitigkeit beruht, aber... es hat halt niemand von uns ausgesprochen. Auf jeden Fall haben wir uns dann angestarrt und..." Mir huscht ein Grinsen übers Gesicht, als ich an diesen Moment zurückdenke. "Und?" Liam sieht mich erwartungsvoll an. "..und dann hat er mich geküsst." Das Teeniemädchen in ihm kehrt zurück und lässt ihn auf dem Sofa auf und ab hüpfen.
"Und danach hat er gesagt, dass er mich sehr gern hat." verkünde ich mit dem verknalltesten Grinsen der Weltgeschichte im Gesicht. "Und du hast ihm das hoffentlich auch gesagt?" sagt mein Mitbewohner mit hochgezogener Augenbraue. "Ich... hab ihn gepackt und niedergeknutscht, meinst du das war Antwort genug?" Er grinst breit, setzt die Flasche an und nickt anschließend zustimmend. Als er einen Moment nachdenklich sein Etikett mustert, scheint ihm ein Licht aufzugehen. "Ach so, aber weil er noch ungeoutet ist, hast du gesagt, es ist okay für dich, wenn er dafür noch Zeit braucht?" Ich nicke. "Ja, er... naja, er hat einfach Angst, nicht nur vor dem Outing an sich, sondern auch vor der Reaktion der Leute... Auch wenn Simon weg ist, fühlt er sich noch nicht so ganz zugehörig... leider."
Er nickt. "Das tut mir so Leid, ich hoffe wir können ihm heute Abend das Gefühl geben, dass er für uns alle dazu gehört... Denn das tut er." Er sieht mir tief in die Augen. "Wirklich, die Jungs waren echt besorgt, als er so fertig aussah die letzten Tage und Dave hat ihn, ohne das ich es erwähnt hätte, direkt mit auf seine Gästeliste gepackt. Er wollte ihn dabei haben, weil er ihn mag. Weil sie ihn alle mögen. Nicht nur, weil du eingeladen bist und... er für alle automatisch zu dir gehört..." Er schmunzelt selbst bei der Aussage. "Auch, wenn ich natürlich verstehe, dass er sich erst zu 100% damit wohl fühlen will... ganz ehrlich? Es wird niemanden schockieren, wenn Ihr irgendwann als Paar irgendwo auftaucht. Jeder weiß, dass du schwul bist und was Harry angeht... naja, nicht nur Niall und ich haben Augen im Kopf."
Ich muss schmunzeln. Mir war klar, dass auch Andere die Chemie zwischen uns nicht übersehen können. Außerdem freut es mich extrem, dass Harry für Liams gesamtes Team schon so richtig dazu gehört. Ich hoffe, dass er das später auch selbst spürt.
Als es klingelt rutscht mir fast das Herz in die Hose. Harry kommt zusammen mit Niall und Danielle zu uns, bevor wir auf Dave's Geburtstagsparty gehen und es ist das erste Mal, dass wir seit dem Gespräch alle aufeinandertreffen. Und ich dachte tatsächlich, dass das sogar die Tatsache wäre, die mich am nervösesten macht, aber als ich Harry sehe, wie er mit schüchternem Lächeln als Letzter die Treppe hinauf kommt, falle ich fast hintenüber.
Nicht nur, dass ich ihn das erste Mal in etwas sehe, dass nicht schwarz ist. Das hellblaue Hemd, dass er trägt, ist darüber hinaus nur maximal 2/3 zugeknöpft, sodass seine Kreuzkette vor seiner nackten Brust herumbaumelt. Auch die Boots an seinen Füßen sind heute nicht schwarz, sondern in einem warmen rot-braun gehalten. Auf dem Kopf trägt er den gleichen Hut, wie an dem Tag, als ich ihn das erste Mal gesehen habe, was mich zusätzlich zum grinsen bringt. Ich habe letztens nur in einem Nebensatz erwähnt, wie gut der mir an ihm gefallen hat und mich lässt der Gedanke nicht los, dass ihm das bei seiner Outfitwahl durch den Kopf gegeistert sein könnte.
Niall und Danielle sind bereits im Wohnzimmer angekommen, als Harry etwas unsicher unseren Flur betritt. "H-Hey..." sagt er verlegen, als ich ihn zur Begrüßung umarme. Tief atmet er ein und wieder aus, als er seine Nase für einen Moment in meine Halsbeuge kuschelt. Als wir uns voneinander lösen, halte ich noch einen Moment seine Hand fest und lasse meinen Blick an ihm herab wandern. "Wow..." hauche ich, weshalb er ein schüchternes Lächeln aufsetzt, den Kopf etwas senkt und rote Wangen bekommt. Er beißt sich auf die Unterlippe und tritt sich mit der Fußspitze leicht auf die andere.
Wie süß kann ein Mensch bitte auf ein Kompliment reagieren?
"Du... Du siehst absolut umwerfend aus, Harry." flüstere ich und schlucke schwer, als ich mich nicht daran hindern kann, kurz mit meiner Fingerspitze über seinen Brustmuskel zu fahren. Sofort bekommt er eine Gänsehaut, weshalb ich schnell zurückzucke. "Findest du?" fragt er kleinlaut. "Ich-... ich war nicht sicher, ob es nicht vielleicht etwas zu... viel ist..." Sofort schüttle ich den Kopf. "Es ist nicht zu viel, glaub mir. Du bist ein überdurchschnittlich schöner Mann und das darfst du ruhig zeigen. Und das blau..." Ich richte seinen Kragen. "...steht dir wahnsinnig gut." Er lächelt verlegen und streicht selbst über den seidigen Stoff. "Ich mag es auch... es erinnert mich an deine Augen." flüstert er.
Bevor ich vor Rührung in Tränen ausbrechen kann, schallt plötzlich Nialls Stimme aus dem Wohnzimmer. "Was macht Ihr beiden Süßen da draußen?" Er kommt grinsend in den Flur und lehnt sich an den Türrahmen. "Stör ich?" fragt er scheinheilig. Ich weiß, dass er über uns Bescheid weiß, denn er hat es aus Harry herausgekitzelt, der sein glückliches Grinsen die Woche über nicht verstecken konnte. Er ist ihm daraufhin um den Hals gefallen, als hätte er ihm gerade den Weltfrieden verkündet und ist seitdem der Kapitän des Shippingteams.
Kommentarlos folgen wir ihm ins Wohnzimmer, wo wir uns nebeneinander auf dem Sofa niederlassen. "Oooh, was ein schönes Hemd, Harry!" Auch Liam strahlt ihn an, als er ihm ein Bier anreicht und ich sehe ihm direkt an, wie sehr er sich darüber freut. Und ich hoffe, dass es heute nicht das letzte Kompliment bleibt.
Gottseidank werde ich nicht enttäuscht. Jedem auf Dave's Party scheint aufzufallen, dass er zum Anbeißen aussieht. Ich höre irgendwann auf, die Komplimente zu zählen, freue mich stattdessen, dass er deswegen den ganzen Abend sein strahlendes Lächeln nicht verliert.
Leider ist deswegen meine Stimmung ebenfalls so gut, dass ich mich dazu überreden lasse, ein Trinkspiel mitzuspielen, bei dem Shots getrunken werden - die ich ums Verrecken nicht vertrage. Das hat zur Folge, dass ich nach kürzester Zeit ziemlich angetrunken bin. Gottseidank merkt Harry das früh genug, sodass er es schafft, mich irgendwie aus der Runde zu bekommen und vor die Tür zu zerren. Was mich an Hochprozentigem am meisten stört, ist dass es mir hauptsächlich aufs Sprachzentrum schlägt - und auf den Magen.
Mein Hirn funktioniert noch ganz hervorragend, ich kann bloß nicht mehr sprechen, ohne zu lallen und mir wird wahnsinnig schlecht davon.
"Dan'ge..." murmle ich, als Harry ein paar Schritte mit mir durch den angrenzenden Wald geht, sodass ich hoffentlich schnell wieder etwas klarkomme. "Das ist selbstverständlich, Lou, du hätt-... du hast sogar schon das Gleiche für mich getan, auch wenn ich davon leider nichts mehr weiß." Ohne darüber nachzudenken greife ich nach seiner Hand, weshalb er sich kurz umsieht. "Oh... tschul'igun', ich hab vergess'n..." sage ich, doch er dreht sich direkt wieder zu mir. "Alles gut, wir sind alleine." Er lächelt mich an und verschränkt unsere Finger, bevor sein Gesicht plötzlich besorgt wird. "Ist-... ist alles okay, Lou-...? Musst du-?" Bevor er den Satz beenden kann, lasse ich seine Hand los und drehe mich stattdessen in Richtung Gebüsch um mich meines Mageninhaltes zu entledigen.
Von Harry werde ich mit Taschentüchern und Wasser versorgt, dass er extra mit rausgenommen hat und er streichelt mir liebevoll über die Wange, als ich mich anschließend kurz auf den Waldboden sacken lasse. Ich seufze leise und blicke ihn an. "Bringsu mich na'hause?" frage ich mit vorgeschobener Lippe, weshalb er leise schmunzelt.
"Ich dachte, du fragst nie."
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3298 Words
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