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"Du glaubst es nicht, die haben ernsthaft mitten auf der Tanzfläche rumgemacht! Die waren so dicht, die haben nicht mal mitbekommen, das alle um sie rum sie angestarrt haben. Aber das ist echt Normalzustand hier, nur damit du weißt was dich erw-... sag mal, hast du dem Typ grade hinterher geguckt?!" Liam sieht mich überrascht an und ich muss grinsen, als mein Kopf sich wieder zu ihm zurück dreht. "Vielleicht?" Leise schmunzle ich. "Der sah gut aus, sorry." - "Warte, nur kurz damit ich dich nicht falsch verstehe: Stehst du auf Männer?" versichert er sich. "Ja. Ich bin schwul." antworte ich direkt. Ich mache nie ein Geheimnis daraus, gehe ganz offen damit um. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es so einfacher ist, weil ich dann nicht das Risiko eingehe, mich mit homophoben Menschen anzufreunden. Abgesehen davon, sehe ich keinen Grund, das zu verstecken.
"Ich... hoffe, das ist kein Problem für dich?" frage ich dann trotzdem vorsichtig. Ich fand es irgendwie überflüssig, das bei meiner online WG-Bewerbung dazu zu schreiben, das tun heterosexuelle Menschen ja auch nicht. Kurz überlege ich, ob das vielleicht doch keine schlechte Idee gewesen wäre. Mit einem homophoben Mitbewohner wäre das Leben an der neuen Uni sicherlich nicht so angenehm. "Nein, ich... Nein, überhaupt nicht!" sagt Liam dann allerdings gottseidank schnell. "Warum auch, macht ja keinen Unterschied." Ich lächle ihn an und bin ziemlich froh über seine Reaktion. Die war in der Vergangenheit oft weniger positiv...
"Eigentlich ist das sogar ziemlich nice..." sagt er dann mit nachdenklichem Blick. Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. "Äh... was?" - "So kommen wir uns zumindest nie in die Quere. Ich hatte nämlich ehrlich gesagt Angst, dass du mir mit deinem 'süßer-mysteriöser-Typ-von-nebenan'- Look und deinen scheiße-perfekten, blauen Augen hier alle Frauen streitig machst." Er strubbelt mir durch die Haare und ich muss lachen. "Danke, ich glaube das sollte ein Kompliment sein, oder?" - "Ja... sowas in der Art, glaub ich." Auch er fängt jetzt an zu lachen. "Aber mal im Ernst, wenn ich das mal so sagen darf, ohne das du dich komisch fühlst: Ich glaube kaum, dass du dir Sorgen um Angebote machen musst." Er grinst stolz. "Dankeschön! Und keine Angst, ich finde das nicht komisch, wenn du sowas sagst. Wenn ein schwuler Mann dir sagt, dass du gut aussiehst, ist das das größte Kompliment, das du kriegen kannst." - "Ach, ist das so?" sage ich trocken, bevor wir beide wieder anfangen zu lachen.
Dann zieht ein ziemlich lautes Gespräch hinter mir plötzlich meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich drehe mich um und sehe, wie drei große, breit gebaute Männer auf einen vierten einreden, ihn grob hin und her schubsen und nach seinem Rucksack treten, der bereits offen auf dem Boden liegt. Einer der Schultergurte scheint gerissen zu sein. Ihr auserkorenes Opfer ist zwar ebenfalls eher groß und bei weitem nicht schmächtig, aber gegen 3 ihrer Sorte hat er trotzdem keine Chance.
"Was ist da denn los?" frage ich Liam aufgebracht. "...das gehört hier leider auch zur Tagesordnung." murmelt er. "Drei gegen einen? Was ist das denn für ne feige Scheiße?!" sage ich wütend. Obwohl ich deutlich kleiner bin und von Natur aus eher der schmalere Typ Mensch, zögere ich keine Sekunde und will dazwischen gehen, doch Liam hält mich am Arm fest. "Vergiss es Louis, mit den Jungs ist nicht zu spaßen. Auch wenn Simon, ihr selbsternannter Anführer, nicht dabei ist... leg dich nicht mit denen an, wenn dir dein Leben lieb ist." Sein Blick ist ernst und ich bin mir sicher, dass er das nicht ohne Grund sagt, aber ich denke trotzdem nicht daran, mein Vorhaben zu unterlassen. "Du denkst ernsthaft, ich gucke mir das mit an, ohne zu helfen, nur weil die Typen denken, wir wären hier in 'nem 0815 High School Film und sie die gefürchteten Bad Boys? Ganz sicher nicht."
Ich reiße mich los und renne quer über den großen Uni-Innenhof. "Hey! Was soll die Scheiße?! Lasst ihn in Ruhe!" brülle ich, schon bevor ich dort ankomme und richte damit direkt die Aufmerksam des ganzen Platzes - inklusive der 3 Typen vor mir - auf mich. Der 4. wurde soeben mit einem festen Schlag gegen die Schulter zum Schwanken gebracht und ist über seinen Rucksack zu Boden gestolpert. Direkt stelle ich mich zwischen die Fronten und funkle die drei Männer, die locker 2 Köpfe größer sind, als ich, wütend an. "Was willst du denn, Gnom? Halt dich da raus." Einer von ihnen will mich ähnlich wie den Jungen am Boden zur Seite stoßen, doch ich bin schneller.
Ich sehe nicht danach aus, aber durch jahrelangen Boxsport bin ich verdammt reaktionsschnell und deutlich kräftiger, als man denkt. Fest umfasse ich sein Handgelenk und hindere ihn so daran, seinen Arm weiter in meine Richtung bewegen zu können. "Wie feige seid Ihr bitte? Zu dritt gegen Einen? Denkt Ihr wirklich immer noch, es wäre cool, andere Menschen fertig zu machen? Ich bin sicher, Mutti ist wahnsinnig stolz auf Euch, Jungs." Irritiert sehen die drei sich gegenseitig an. Mir scheint, sie haben noch nie in Ihrem Leben Konter bekommen, so überfordert wie sie gerade aussehen. Bevor einer von ihnen sich wieder fassen kann, lasse ich den Arm in meiner Hand mit Schwung gegen die Brust seines Besitzers krachen und brülle "Los, verpisst Euch!"
Noch immer etwas verwirrt murrt einer von ihnen dann "Kommt..." und zieht die anderen beiden mit sich, wirft erst mir und dann dem Jungen hinter mir einen verachtenden Blick zu. Sie versuchen, ihre coole Fassade wieder aufzubauen, was laut der Blicke der Leute, die sie passieren, auch ganz gut zu funktionieren scheint.
Einen Moment sehe ich ihnen noch hinterher, dann drehe ich mich um und sehe runter zu dem jungen Mann, den ich verteidigt habe, ohne ihn zu kennen. Etwas unsicher blickt er mit seinen großen, grünen Augen zu mir hoch und seinem Adamsapfel sehe ich an, dass er schluckt.
Er hat ein außergewöhnlich schönes Gesicht, einen breiten Kiefer und hohe Wangenknochen, volle, sinnliche Lippen. Besonders stechen allerdings die bereits erwähnten Augen hervor. Sie haben ein wundschönes Grün, ein schmaler, dunkler Ring grenzt seine Pupille vom Weiß ab. Unter dem rechten hat er eine ziemlich lange, tiefe Narbe, die aussieht wie ein Schnitt. Sie gibt seinem Gesicht irgendwie etwas Verwegenes und ich werde direkt neugierig, woher sie stammt. Seine schokobrauen Haare werfen sanfte Locken, die unter dem Hut auf seinem Kopf hervor lugen und ihm bis zur Schulter reichen.
Alles was er trägt - die enge Skinnyjeans, das weite, schlichte Langarmshirt und auch die Boots an seinen Füßen - ist tiefschwarz. An seinen Fingern stecken mehrere, schwere silberne Ringe, passend zu den feinen Ketten um seinen Hals. Nur an seinem linken Arm ist der Ärmel hochgeschoben, sodass ich sehen kann, dass er komplett voll ist mit kleinen und großen, ebenfalls schwarzen Tattoos.
Kurz bin ich überrascht, dass jemand wie er zum Opfer wird. Eigentlich sieht er aus, als würde er zu den coolen, stylischen Leuten gehören, zu denen alle aufschauen. Klischeemäßig sind Mobbingopfer doch eher die Nerds, unscheinbar und schüchtern, mit ungewöhnlichen Hobbies und guten Noten. Leichte Beute eben. Er sieht eher aus, wie der heiße, etwas mysteriöse Typ, auf den die halbe Universität steht - inklusive mir.
Stop, Louis. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um zu flirten.
"Alles okay bei dir?" frage ich leise und halte ihm die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Kurz sieht er sie an, dann wieder hoch zu meinem Gesicht. Als ich ihn vorsichtig anlächle, greift er danach und lässt sich von mir hochziehen. Als er vor mir steht, merke ich, dass er fast einen ganzen Kopf größer ist als ich. Liam ist mittlerweile neben mir aufgetaucht und sieht sich um. Die Leute um uns herum tuscheln alle und sehe immer wieder zu uns herüber.
Da er noch nicht geantwortet hat, frage ich noch einmal, ob alles in Ordnung ist. Zaghaft nickt er. Ohne zu zögern, richte ich sein Shirt, das über seine Schulter gerutscht ist und weitere Tattoos auf seinem Oberkörper freilegt, klopfe die Überreste des staubigen Bodens davon ab und hebe dann seinen Rucksack auf, um ihm diesen zu reichen. Er lässt das über sich ergehen, beobachtet meine Hände dabei, ohne etwas zu sagen oder sich großartig zu bewegen. "Louis, Hi." sage ich und lächle ihn an. Kurz scheint er zu überlegen, ob er mir auch seinen Namen verraten soll und sieht zu Liam rüber, dann sagt er leise "Harry..." Seine Stimme ist zwar genauso unsicher, wie sein Auftreten, aber trotzdem extrem warm - und vor allem tief.
Ich liebe tiefe Männerstimmen... wäre ja auch zu schön gewesen, wenn seine Stimme einfach weniger attraktiv gewesen wäre, als der Rest an ihm.
"Wirklich alles in Ordnung bei dir?" frage ich noch einmal etwas leiser, weil er so wahnsinnig verschreckt aussieht und sein ganzer Körper noch immer angespannt ist. "Ja... Ja, alles gut. D-Danke." murmelt er dann und ganz kurz lächelt er etwas, wodurch sich ein niedliches, kleines Grübchen neben seinem Mundwinkel bildet. Genauso schnell wie das Lächeln da war, verschwindet es allerdings leider auch wieder.
Dann setzt er den Rucksack mit dem noch intakten Gurt auf seinen Rücken, mustert mich noch einmal kurz und dreht sich ohne ein weiteres Wort weg, um schnellen Schrittes mit gesenktem Kopf in Richtung des Wohnheimes zu verschwinden.
Ich merke, das mich noch immer Alle anstarren. "Warum gucken denn alle so, meine Güte..." murre ich und versuche den Blicken auszuweichen. "Weil du der Erste bist, der sich den Typen gerade in den Weg gestellt hat." sagt Liam leise. "Dein Ernst? Es hat sich vorher nie jemand gewehrt?" Er schüttelt den Kopf. "Als ich vorhin gesagt habe, du willst dich nicht mit denen anlegen, war das ernst gemeint, Louis. Die haben schon viele Leute übel zugerichtet und haben ein paar Opfer, die sie immer wieder aufs Übelste verbal fertig machen."
Ich muss schlucken. Vielleicht war mein Handeln etwas zu unüberlegt?
"So wie Harry zum Beispiel? Ist er deswegen so... verschlossen?" frage ich. "Auch..." Liam sieht ihm hinterher. Auch ich habe ihn mit meinem Blick verfolgt, sodass ich mitbekomme, wie er den Kopf noch einmal in meine Richtung dreht, kurz etwas langsamer wird, dann nachdenklich den Blick senkt, seine Schritte wieder beschleunigt und kurz darauf im Gebäude verschwindet.
"Es ist eigentlich echt schade, er war trotzdem mal so ein lieber, fröhlicher Kerl, bis..." Er stockt mitten im Satz und sieht zu mir rüber. "Bis was, Liam?" frage ich, denn ich will wissen, was ihm das schöne Lächeln geraubt hat, doch er schüttelt den Kopf. "Genug Gossip für heute. Ich weiß nicht genug darüber und will keine Gerüchte verbreiten." Etwas enttäuscht sehe ich ihn an, aber sein Gesicht sagt mir, dass er seine Meinung so schnell nicht ändern will.
"Komm, wir gehen mal nach Hause, ich will mich noch umziehen, bevor wir zu Niall gehen." Ich grinse ihn an und umfasse seinen muskulösen Oberarm durch den Hoodie, den er trägt. "Du meinst, etwas, wo die Muskeln besser zur Geltung kommen?" - "Exakt." lacht er und zieht mich am Arm in Richtung des großen Tors.
2 Stunden später sind wir wieder hier, diesmal allerdings in Nialls Wohnheimzimmer. Ich sehe mich im Zimmer um und mein Blick bleibt an der anderen Seite des Raumes hängen. "Wo ist denn dein Mitbewohner?" frage ich, als Liams irischer bester Freund mir ein Bier in die Hand drückt. "Ach, äh... Harry ist nicht mehr so der gesellige Typ..." murmelt er. Ein Blick rüber zu Liam bestätigt mir, dass es sich um den gleichen Harry wie vorhin zu handeln scheint.
Nicht mehr?
Wieder juckt es mir in den Fingern, zu fragen, was passiert ist, doch ich vermute, dass ich bei Niall genauso auf Granit beißen werde, wie bei Liam.
"Schade eigentlich..." rutscht es mir stattdessen raus und Niall sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an. "Kennst du ihn?" - "Ich... ne, nicht wirklich." Niall sieht noch verwirrter aus, als vorher. "Er hat ihn vorhin vor Simons Crew... sagen wir gerettet." klärt mein Mitbewohner ihn auf. Niall öffnet überrascht den Mund. "Ach, das warst du?" - "Hat er dir davon erzählt?" will Liam wissen. "Natürlich nicht. Ich hab ihn zwar gefragt, was mit seinem Rucksack passiert ist, aber natürlich wollte er - wie immer - nicht darüber reden. Aber der Unifunk ist selbstverständlich schon zu mir durchgedrungen." - "Unifunk?" frage ich irritiert. "Der mysteriöse Neue, der als Erster die Eier hat, sich gegen Simons Leute zu wehren. Du bist quasi 'Talk of the town'... oder eher '...of the campus'." erklärt Niall. "Oh..." sage ich und muss schlucken.
Die Universität ist recht klein, weshalb es wahrscheinlich auch so aufgefallen wäre, dass ich neu hier bin, aber eigentlich wollte ich nicht direkt am ersten Tag die ganze Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Ich weiß zwar, mich zu verteidigen, aber trotzdem wird mir gerade etwas mulmig, bei dem Gedanken, dass die Typen scheinbar am liebsten zu Mehreren kommen und in der Regel nichts außer Schutt und Asche hinterlassen. Eventuell halte ich mich fürs Erste besser etwas bedeckter. Auch wenn ich weiß, wie schwer mir das mit meinem meist zu vorlauten Mundwerk fallen wird.
Gottseidank ist das Thema damit fürs Erste durch und wir trinken noch zwei weitere Bier und unterhalten uns gut, bevor wir auf die Wohnheimparty weiterziehen, die es traditionell am ersten Abend des neuen Semesters gibt. Morgen müssen zwar alle wieder früh morgens im Hörsaal sitzen, aber trotzdem lässt sich das niemand entgehen.
Es ist stickig hier drin und es stinkt nach Alkohol, Kotze und Schweiß - eine klassische Wohnheimparty also. Dadurch, das Liam und auch Niall recht beliebt zu sein scheinen - und vermutlich auch, weil ich sowieso Thema Nummer Eins bin - finde ich schnell Anklang. Der berüchtigte Simon und seine Crew scheinen aber offensichtlich zu cool für solche Partys zu sein, was mich allerdings nicht im geringsten stört.
Als ich mich irgendwann durch die Menschenmassen zur Toilette durchkämpfe, streife ich versehentlich einem breitgebauten Typen am Hintern entlang, weshalb er sich zu mir umdreht und angewidert "Nimm deine Hände weg, du Schwuchtel!" ruft. Wahrscheinlich ist ihm nicht mal bewusst, dass ich wirklich, wie er es so schön nennt, eine Schwuchtel bin, aber es kotzt mich direkt an, dass er so überreagiert. Ich mustere ihn kurz mit hochgezogener Augenbraue, dann sage ich ruhig und übertrieben freundlich "Keine Sorge, Süßer. Homophobe Möchtegern-Gorillas sind nicht so mein Beuteschema." drehe mich wieder um und gehe weiter Richtung Flur. Um mich herum wird wieder getuschelt, diesmal bekomme ich allerdings auch eine Menge Zuspruch in Form von lautem Grölen für diesen Spruch.
Offenbar ist nicht die ganze Uni homophob, sehr beruhigend.
Nachdem ich Pinkeln war entscheide ich mich, trotzdem erstmal eine Rauchen zu gehen. Ich frage den Nächstbesten auf dem Gang, wo ich dazu am besten hingehe. "Entweder du gehst auf den Raucherbalkon, aber der ist meist komplett überfüllt, oder nach unten." sagt er.
Klingt beides nicht besonders einladend, wir sind schließlich im 5. Stock.
"Geh doch aufs Dach, da sind maximal ein paar Kiffer, aber die tun nix." wirft sein Kumpel ein und die Idee klingt mir auf Anhieb am sympathischsten. Er zeigt mir, wo ich lang muss, um über die Feuertreppe nach oben zu gelangen und fragt mich noch nach einer Kippe für später, die ich ihm als Gegenleistung bereitwillig in die Hand drücke.
Oben auf dem Dach angekommen, sehe ich niemanden und freue mich über das verhältnismäßig ruhige Plätzchen. Die Musik und die Gespräche schallen zwar noch von unten zu mir hoch, aber es ist so dumpf, dass es trotzdem deutlich entspannter ist, als ein überfüllter Raucherbalkon. Ich scrolle etwas durch mein Handy und nehme den ersten Zug von meiner Zigarette, als ich mir einbilde, leise Schritte auf dem Dach zu hören. Ich hebe meinen Kopf, kann aber durch das helle Handydisplay vor meinen Augen erst nichts erkennen. Ich mache also die Tastensperre wieder rein und blinzle ein paar Mal, um mich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
Im Schein des Mondes kann ich dann plötzlich jemanden am anderen Ende des Gebäudes stehen sehen. Genauer gesagt steht er auf der leichten Erhöhung, die direkt in die Tiefe führt. Direkt bin ich alarmiert, denke, er könnte eventuell besoffen sein und dort runter kippen.
Langsam gehe ich zu dem Jungen rüber, um ihn nicht zu erschrecken, als er plötzlich den Kopf senkt und leise schluchzt. Etwas Dickflüssiges tropft seinen rechten Arm herab auf den Boden.
Moment, ist das etwa Blut?
Augenblicklich befürchte ich, dass er gar nicht fallen könnte - sondern möchte. Bevor ich darüber nachdenken kann, tritt er noch einen Schritt nach vorn, sodass die Spitzen der dunklen Boots über die Kante ragen. Ein weiteres, deutlich lauteres Schluchzen verlässt seine Kehle, gefolgt von einem leisen "...gleich bin ich wieder bei dir." Durch einen plötzlichen Windstoß wird ihm die Kapuze vom Kopf geweht und dunkle, schulterlange Locken wirbeln um seinen Kopf.
Dunkle Locken? Scheiße, das ist doch nicht etw-
Bevor ich den Gedanken zu Ende bringen kann, kippt der Körper vor mir plötzlich langsam nach vorn.
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2808 Words
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