XXV
Willow Duncan - Gegenwart
Mit einem grimmigen Lächeln schwang Willow ihren Zauberstab anmutig durch die Luft und zeichnete verschlungene Muster, ohne einen einzigen Zauber laut auszusprechen.
»Mach mich stolz«, hatte Tom sie vor der Stunde angewiesen, und nun standen sie sich in einem Duell gegenüber, das bereits die Grenzen dessen, was die anderen Schüler verstehen konnten, zu sprengen begann.
Willow hatte noch nicht das ganze Ausmaß ihrer Fähigkeiten gezeigt, und sie vermutete, dass Tom sich ebenfalls zurückhielt.
Sie schickte einen Stupor gefolgt von einem Expelliarmus in seine Richtung, eine Kombination, die ihn treffen würde, wenn er versuchte auszuweichen, aber harmlos vorbeiging, wenn er sich entschied, stehen zu bleiben.
Seine Instinkte setzten ein, und er wich gerade noch rechtzeitig dem Stupor aus, der seinen Oberarm streifte. Er wich schnell zurück, um seine Fassung wiederzuerlangen, und seine Augen blickten Willow mit intensiver Feindseligkeit an.
Als er zurückschlug, spürte Willow eine Veränderung in seinem Verhalten. Er schleuderte ihr immer schneller Flüche entgegen, und sie war sich sicher, dass einige von ihnen an das Verbotene und Gefährliche grenzten.
Eine eisige Panik erfasste sie; sie erkannte, dass er jetzt in der Lage war, ihr ernsthaften Schaden zuzufügen, vielleicht sogar den Tod. Seine Sicht war von Hass getrübt, und sein Verstand war von Wut vernebelt, so dass er die Person vor ihm nicht klar erkennen konnte.
Alles, was er fühlte, war ein überwältigender Druck, der ihn dazu trieb, schneller und gefährlicher zu sein.
Schnell wich Willow dem nächsten Fluch aus, doch Tom nutzte diese Gelegenheit zu seinem Vorteil und sprach einen weiteren Zauberspruch aus.
Er traf sie mit solcher Wucht, dass sie von der Duellplattform geschleudert wurde und auf den unbarmherzigen Steinboden krachte. Schmerz durchströmte ihren Körper, als sie zu Tom aufblickte, der ruhig auf sie zuging, seine Augen voller kalten Hasses und mörderischer Absicht.
Hustend kämpfte sie darum, sich zu erheben, und ignorierte dabei die quälenden Schmerzen, die in ihr aufstiegen. Sie durfte sich nichts anmerken lassen, um Toms willen. Wenn herauskäme, dass er den Cruciatus-Fluch an ihr angewandt hatte, würde das schlimme Folgen für ihn haben.
»Tom«, flüsterte Willow, ihre Stimme bebte, als sich ihre Blicke trafen. Sie schüttelte den Kopf in einer flehenden Geste, um ihm zu verstehen zu geben, dass er den Fluch beenden musste.
Aber er betrachtete sie nur mit einem komplexen Ausdruck, der sich ihrem Verständnis entzog, einer Mischung aus Überraschung und Zufriedenheit.
Sie kämpfte darum, die eindringende Dunkelheit in ihrem Blickfeld zu vertreiben, und bemühte sich, den Schmerz zu ignorieren, der sie langsam überwältigte.
»Miss Duncan!«, rief die Professorin aufgeregt, als sie zu ihr hinübereilte. Willow schüttelte stumm den Kopf und kniff die Augen zusammen, als sich ihr Körper unter den Nachwirkungen des Fluchs zusammenzog.
Sie zitterte und versuchte verzweifelt, nach ihrem Zauberstab zu greifen, aber er lag außerhalb ihrer Reichweite.
Als die Professorin sich zu ihr beugte, um ihren Zustand zu untersuchen, verschwand der unerträgliche Schmerz plötzlich, und Willow brach zusammen und rang nach Luft.
»Es ist alles in Ordnung«, keuchte sie und rang trotz ihrer Erschöpfung nach Worten. »Es war nur sehr anstrengend.«
Sie nickte ihrer Professorin beruhigend zu, die sie immer noch misstrauisch beäugte, und erhob sich langsam, wenn auch unsicher, auf die Beine. Sie blickte sich nach Tom um, doch er war verschwunden.
Wut durchströmte sie, während sie sich den Schweiß von der Stirn wischte. Ohne ein weiteres Wort verließ sie eilig das Klassenzimmer und ignorierte die Rufe des Lehrers für Verteidigung gegen die dunklen Künste.
***
Tom Riddle - Gegenwart
Tom schritt angespannt in der Enge des Raums der Wünsche umher. Er war sich der Schwere seiner Tat bewusst - einen unverzeihlichen Fluch gegen Willow einzusetzen, war ein schweres Vergehen, das zu seinem Ausschluss aus Hogwarts führen konnte.
Er versuchte, es sich selbst gegenüber zu rationalisieren, indem er Willow die Schuld dafür gab, dass sie ihn provoziert und in die Enge getrieben hatte. Schließlich kannte sie ihn gut, also musste sie auch die Konsequenzen ihres Handelns tragen.
Er konnte jedoch nicht leugnen, dass er sie anfangs herausgefordert und sie gedrängt hatte, ihn stolz zu machen, und genau das hatte sie geschafft. Aber er hatte nicht damit gerechnet, dass sie die Fähigkeiten und die Ausdauer besaß, um eine echte Gegnerin zu sein.
Tom fluchte innerlich, als er auf dem Bett zusammensackte. Er konnte es sich nicht leisten, dass solche Vorfälle seine sorgfältig aufgebaute Fassade trübten.
Er musste die absolute Kontrolle über seine Gefühle und Handlungen behalten, eine Kontrolle, die für die Verwirklichung seiner Vision unerlässlich war. Sein Streben nach Macht verzehrte ihn, denn es war die Kontrolle, die ihn vor allem anderen befähigen würde.
Mit zitternden Händen fuhr sich Tom durch die dunklen Haare, seine Wut kochte. In einem Anfall von Frustration fegte er leere Gläser von dem niedrigen Tisch vor dem Fenster.
»Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle«, murmelte er, und das Mantra hallte in seinem Kopf nach. Kontrolle war sein Lebenselixier.
Sie würde ihn vorwärtstreiben und ihn befähigen, sich über alle Herausforderungen zu erheben. Sie war die Verkörperung von Macht.
Als er seine blutende Hand untersuchte, bemerkte Tom eine Glasscherbe, die darin steckte. Er riss sie heraus und betrachtete den Splitter, der mit seinem eigenen Blut rot gefärbt war.
Der Anblick entlockte ihm ein finsteres Lächeln, und er warf die Scherbe achtlos weg, so dass sie auf den Boden klapperte. Tom erhob sich und stellte sich vor einen alten, schmutzigen Spiegel.
Das Spiegelbild, das er erblickte, war beunruhigend – Blutflecken, von seiner verletzten Hand, zierten seine Uniform, sein Haar war zerzaust, und sein Gesicht verzerrte sich zu einer Visage mörderischer Absichten.
Er konnte diesen Anblick nicht länger ertragen. Die Betrachtung seines eigenen Spiegelbildes löste schmerzhafte Erinnerungen aus, die er seit Jahren zu verdrängen versucht hatte.
Tom untersuchte seine blutverschmierte Hand, sein Blick bohrte sich in die verborgene Stelle, wo eine unansehnliche Narbe den gesamten Handrücken verunstaltete.
Mit einer geschickten Bewegung löste er den Verbergungszauber auf und enthüllte die groteske Narbe in ihrer Gesamtheit.
Sie hatten seine Hand den Flammen ausgesetzt, um festzustellen, ob sie brennen würde, behaupteten sie.
Es sei nur ein Test gewesen, um festzustellen, ob es sich um eine normale Hand handele, betonten sie.
Er war damals etwa neun Jahre alt gewesen, erinnerte er sich, es war an seinem Geburtstag geschehen. Die Erinnerung daran hatte sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingebrannt.
Mit einer ruckartigen Bewegung von ihm, zerbrach der Spiegel und zerfiel in Tausende winziger Splitter, die wie ein Schauer zerbrochener Träume auf den Boden regneten.
Die Tür schwang auf und enthüllte Willow, die erschrocken und unbeweglich in der Tür stand, den Blick starr auf den beunruhigenden Anblick von Blut und zerbrochenem Glas gerichtet.
Tom, der sie durch die letzte dreieckige Scherbe im Spiegel beobachtete, sah das Gemisch der Gefühle auf ihrem Gesicht.
»Tom«, flüsterte sie in einem monotonen Tonfall. Seine geballte Faust zitterte, und er wandte den Blick ab, als er das Mitleid auf ihrem Gesicht bemerkte.
»Willow, verschwinde«, entgegnete er knapp, aber anstatt sich zu entfernen, wie er es befohlen hatte, kam sie auf ihn zu.
»Warum hast du das getan?«, erkundigte sie sich, wobei ihre Stimme einen rauen Klang hatte, obwohl sie sich eher wie ein Vorwurf anhörte.
»Ich sagte, geh weg«, wiederholte Tom, wobei sein Tonfall immer eindringlicher wurde. Doch anstatt sich umzudrehen und den Raum zu verlassen, kam Willow weiter auf ihn zu.
»Warum hast du das getan?«, wiederholte sie, diesmal mit einem Hauch von Sorge in der Stimme.
»Verschwinde, Willow!«, knurrte er und seine Frustration wuchs. Doch als sie den Blick hob und ihm in die Augen sah, zeichnete sich in ihren Zügen ein tiefer Schmerz und Kummer ab, der ihn unvorbereitet traf.
»Ich brenne, ich friere, mir ist nie warm. Ich bin starr; ich habe die Sanftheit vergessen, weil sie mir nicht diente. Was muss noch passieren, damit du mir glauben schenkst?«, Toms Worte hallten durch den Raum.
Willow schüttelte schweigend den Kopf, eine einsame Träne lief über ihre fahle Wange.
Tom stand inmitten der Scherben und wirkte zerrüttet, isoliert und gequält von einer verwehrten Liebe. Trotz des Schmerzes, der ihren eigenen Körper durchströmte, sehnte sich Willow danach, sein Leiden zu lindern.
Sie fasste Mut, löste ihre Krawatte und wickelte sie um Toms blutige Hand. Sein Körper zitterte, doch seine Miene blieb stoisch und poliert, wie eine sorgfältig geputzte Fassade. Er war wie betäubt von dem Schmerz, der ihn durchströmte.
Willow nahm sanft seine Hände in die ihren, ihre Augen waren auf die seinen gerichtet. Ihre Gefühle verwoben sich in ihr, ein Paradoxon aus Liebe und Abscheu.
Er war edel und rücksichtslos, mutig und zerbrechlich zugleich.
Ein schöner Albtraum entfaltete sich vor ihr. Sie schenkte ihm ein kurzes, gezwungenes Lächeln, bevor sie sich umdrehte, um den Raum zu verlassen, um seiner Gegenwart zu entkommen.
»Warte auf mich«, seine Worte klangen angespannt und qualvoll, was dazu führte, dass Willow erstarrte.
»Du musst auf mich warten.«
Tom näherte sich ihr von hinten und ergriff ihren Arm. Sie hatte Mühe, sich aus seinem Griff zu befreien, und seine Finger hinterließen Abdrücke auf ihrer Haut.
»Lass mich los, Tom!«, zischte sie wütend und versuchte, sich von ihm loszureißen.
»Wenn du mir nicht freiwillig zuhören willst, muss ich dich eben dazu zwingen«, erklärte er in einem unheimlich ruhigen Ton, der ihm fremd zu sein schien.
»Weißt du, Willow«, begann er und führte sie zu zwei dunklen Ledersesseln. Er drückte sie energisch in einen und nahm ihr gegenüber Platz.
Ihr Körper verkrampfte sich, und sie wünschte sich, sie könnte sich die Ohren zuhalten, um seine quälenden Worte auszublenden. In diesem Moment verabscheute sie ihn mit jeder Faser ihres Wesens.
»Ich bin mir des Fehlers bewusst, den ich in unserem Duell gemacht habe. Ich hätte dir diesen unnötigen Schmerz nicht zufügen sollen, aber du bist diejenige, die daran schuld ist. Du hast mich wütend gemacht, du hast meinen Zorn zugelassen, und du hast behauptet, mich zu kennen, als ob du mich kennen würdest. Es ist deine Schuld, Willow. Nicht meine.«
Verblüfft von seinem überwältigenden Egoismus und seiner Arroganz, starrte Willow den Slytherin fassungslos an, ihre Finger krallten sich in das weiche Leder des Sessels.
»Tom, du-, verdammt!«, rief sie aus und versuchte aufzuspringen, aber seine Magie zwang sie zurück in den Sessel.
»So eine unglückliche Sprache«, Tom schüttelte den Kopf und ein eiskaltes Lächeln ließ seine dunklen Augen funkeln.
»Nur diejenigen, die sich nicht intelligent ausdrücken können, greifen zu solch plumpen Auswechslungen im Vokabular.«
Willow kochte vor feuriger Wut. Ihre Fingernägel krallten sich in das schöne Leder, und ihr Körper zitterte vor Verlangen, ihm das Gesicht zu zerkratzen, ihm denselben Schmerz zuzufügen, den er ihr jeden Tag gefühllos zufügte.
Tom, der völlig ahnungslos blieb, dazu verdammt, nichts zu fühlen. Sie hob ihren Blick und starrte in seine gefühlskalten Augen.
Sie waren dunkel, dunkler als sonst und ein kleines Lächeln schmiegte sich um seine Mundwinkel. Er erfreute sich an ihrer Wut, es tat ihm gut, sie leiden zu sehen und zu wissen das es wegen ihm war.
Seine Augen flackerten, Willow blinzelte, mehrmals, nur um zu bemerken, dass ihr Tränen über die Wangen strömten. Hastig wischte sie sie beiseite und versuchte wieder klarer zu sehen. Aber es wurde schlimmer, sein Lächeln breiter und dann verwandelte sich ihre Wut in Schmerz.
Sie spürte, wie der Schmerz in ihrem Inneren zu brennen begann, als entzünde er sich an ihrem aggressiven Wesen. Er glühte durch ihre Adern und ließ ihre Magie erwachen. Ihre Schatten traten aus ihrem Körper hervor, als atme sie sie aus.
Wie schwarze Speere sausten sie durch die Luft und wickelten sich um Tom, ehe er überhaupt begriff, was geschah. Sie schmetterten ihn zu Boden und Willow hörte deutlich, wie eine seiner Rippen brach.
Sie hatte erwartet das er schreien, oder sich zumindest wehren würde, doch er tat nichts dergleichen. Hob nur den Kopf, aus der kleinen Kuhle, die sein Aufprall hinterlassen hatte und starrte sie durchdringend an.
Anstatt flammende Wut, machte sich Faszination, Erkenntnis in seinen dunklen Augen breit. Leichtfüßig stand er auf und kam langsam auf sie zu. Die Panik drohte Willow zu verschlucken, sie musste sich zwingen weiter zu atmen.
Er wusste es. Tom Riddle wusste, was sie war.
»Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie die Menschen reagieren, wenn sie glauben, in die Enge gedrängt zu werden«, flüsterte er, während seine blutige Hand über ihre Wange strich.
Der metallische Geruch von Blut erfüllte ihre Nase, und sie hatte Mühe, den Würgereiz zu unterdrücken. Während es sich für Willow wie pure Folter anfühlte, schien Tom es anders zu sehen.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als er sich vor sie kniete und eine Strähne ihres schwarzen Haares um seinen Finger wickelte.
»Du verfügst über eine beträchtliche Macht, Willow, und ich bewundere diese Macht in dir. Dennoch fehlt es dir an Kontrolle«, bemerkte er, während seine beringten Finger ihr Gesicht umfassten und sein Daumen über ihre Lippen strich.
»Ich kann dir Kontrolle beibringen, Willow. Kontrolle ist Macht; ohne sie bist du nutzlos.« Sein Gesicht verzog sich bei dem Wort 'nutzlos' zu einem Ausdruck der Verachtung, aber er ließ sie nicht los.
»Verstehst du das?«
Sie nickte schwach und tat ihr Bestes, um das Zittern in ihren Händen zu verbergen. Willow hasste es, wenn die Angst sie überkam.
Es war ein grausames Gefühl, zu wissen, zu spüren, wozu Tom Riddle fähig war.
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