Geisterhaus
Prompt-Aufgabe: Beginne deine Geschichte damit, dass jemand aus einem Versteck heraus etwas magisches beobachtet.
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Ich weiß nicht genau, was ich hier gerade beobachte. Noch weniger, weiß ich, was ich hier eigentlich mache. Ich sollte hier nicht sein. Verdammte Mutprobe...
Aber zurück zu der Szene die ich aus meinem Versteck beobachte, welcher ein ziemlich mitgenommener Kleiderschrank ist, dessen Innenwände mit Spinnenweben behangen sind. Sicher sind hier auch welche von diesen ekligen Krabbelviechern und nur bei dem Gedanken daran, kann ich schon spüren wie sie mit ihren langen haarigen Beinen über meinen Körper huschen. Also lieber nicht daran denken, dafür mehr auf die Szene außerhalb des Schrankes konzentrieren.
Dort befinden sich zwei Gestalten, ich würde sie nicht als Menschen bezeichnen, aber Tiere sind es auch nicht, und kämpfen gegeneinander. Dabei benutzen sie nicht irgendwelche Waffen, wie man es sonst so kennt. Halt keine Schwerter, was ziemlich altmodisch wäre, aber dennoch ziemlich cool, aber auch keine Pistolen oder andere Schusswaffen. Dafür erzeugen sie, wie aus dem nichts Feuerkugeln und Blitze, aber auch Eiszapfen und irgendwelche Lichtkugeln oder Kugeln die an einem schwarzgrauen Wirbel erinnern.
So genau begreifen kann ich es allerdings nicht, was ich hier sehe. Ich meine... Sie scheinen Magie zu benutzen. Echte Magie! Sowas gibt es aber nicht. Sollte es nicht geben. Nicht in der Realität. Und dennoch, sehe ich genau das, durch einen kleinen Spalt, den ich offen gelassen habe, als ich in Schrank geflüchtet bin. Immerhin bin ich nicht hier in diesem baufälligem Haus, weil man mich hier her eingeladen hat. Sondern wegen einer bescheuerten Mutprobe. Dieses Haus ist schon seit Jahrzehnten unbewohnt und gilt als Geisterhaus. Alles hier drin ist verfallen oder vermodert und überall hängen Spinnweben, wie Vorhänge von den Decken und Wänden. Ganz zu schweigen von den Achtbeinigen Bewohnern dieser Netze und anderem Ungeziefer welches sich hier zu Hause fühlt.
Doch gerade deswegen ist dieses Haus so begehrt bei Mutproben unter den Teenagern, zu denen ich mich ebenfalls zähle. Bei dieser Mutprobe soll man in das Haus gehen und als Beweis hier ein paar Fotos mit dem Smartphone machen, von jedem Raum in den man sich getraut hat. Ich habe es geschafft bis in das obere Stockwerk vorzudringen. Nur als ich dann im Schlafzimmer war und ein paar Fotos dort geschossen habe, hörte ich Stimmen, die immer näher kamen. Und Kampfgeräusche. Letzteres verstand ich allerdings erst, als die beiden Gestalten ebenfalls in das Schlafzimmer kamen, kurz nachdem ich in den Kleiderschrank gehuscht bin und die Tür heranziehen konnte.
Und jetzt sind sie hier immer noch und kämpfen mit Magie gegeneinander. Dabei weichen sie immer wieder den Attacken des Gegners aus, so dass diese gegen die Wänden und Gegenständen hier im Raum prallen und verpuffen, wobei nichts davon Schaden nimmt. Wie ist das möglich? Diese Wesen selber, schaden die Attacken doch auch. So wie es auch sein sollte. Beide sehen schon ziemlich fertig aus, so dass man merkt, dass der Kampf nicht mehr lange gehen wird. Doch was dann? Was passiert, wenn einer von ihnen gewinnt? Noch während ich mir darüber Gedanken mache, sehe ich, wie die eine Gestalt eine Art Lichtblitz auf den Anderen schießt und diesen Mitten im Rumpf erwischt. Das Wesen, welches aufrecht steht wie ein Mensch, allerdings riesige Hörner hat, die ihm aus der Stirn wachsen und anstelle von Händen riesige Klauen, gibt einen Laut von sich, was zwischen einem Schrei und einem Brüllen liegt. Dabei reißt er seinen Mund so weit auf, dass ich die messerscharfen Zähne sehen kann, die eher an ein Raubtier, als an einen Menschen erinnern. Die andere Gestalt schießt noch so einen Lichtblitz auf ihn, so dass dieser zusammensackt und leblos auf den Boden liegenbleibt, ehe er sich kurz darauf in schwarze Rauchschwaden auflöst und verschwindet.
Nun bin ich allein, mit dem andere Wesen, welches zu meinem Schrecken in meine Richtung sieht. Vor Schreck versuche ich noch weiter in den Schrank hinein zu kriechen, merke dabei, wie eine der Spinnweben sich in meinen Haaren verfängt und muss wirklich alle Vernunft aufbringen nicht angeekelt zu schreien. Allerdings kann ich nicht verhindern, dass mein Herz anfängt zu rasen und meine Atmung schneller geht, als gewöhnlich. Um so Näher diese Gestalt meinem Versteck kommt, um so mehr steigt die Panik in mir. Er kann doch nicht wissen, dass ich hier bin. Oder? Der Schrank ist zwar einen Spaltbreit offen, aber dennoch, er hätte mich nicht sehen können. Und dennoch steht er jetzt genau vor meinem Versteck und öffnet die Tür.
"Du dachtest doch nicht wirklich, dass ich dich nicht bemerke.", ertönt seine Stimme, die den Klang eines Glockenspiels gleicht, dennoch ist deutlich heraus zu hören, dass es sich bei ihm um einen Mann handelt. Was man aber auch an seinem Körper sieht, der dem eines Menschen gleicht. Nur seine Augen, dessen himmelblaue Iris auf mich gerichtet ist, strahlt einen unnatürliche Kälte aus, so als würde man ein Eimer eiskaltes Wasser über den Körper geschüttet bekommen. Und seine Haare leuchten in einem goldenen Ton, wie es bei einem Menschen nie sein wird.
Meine Angst sitzt immer noch tief und meine Kehle wirkt wie zugeschnürt, so dass mir kein Wort über die Lippen kommt, wenn ich mir auch denke: 'Eigentlich schon.'
Und als hätte er diese Worte dennoch vernommen, verziehen sich seine Lippen zu einem Grinsen. Doch kurz darauf wird er wieder ernst, packt mich an meinem Arm und zerrt mich aus dem Schrank heraus, während er meint: "Du hast uns gesehen. Dabei ist es keinem Menschen erlaubt, auch nur einen Blick auf uns zu erhaschen. Was soll ich jetzt mit dir machen?" Bei der Frage am Ende, legt er seinen Kopf schief und sieht mich aus seinen kalten Augen fragend an, so als würde er wirklich eine Antwort von mir erwarten oder müsste ernsthaft darüber nachdenken. Doch schweige ich weiterhin, dafür schiele ich an ihm vorbei und überlege, ob ich es wohl schaffe zu fliehen.
"Vergiss es. So kommst du hier nicht raus.", erklingt wieder seine glockenhafte Stimme und lenkt somit meine Aufmerksamkeit zurück auf ihn.
"Wer bist du?", kommt es stockend über meine Lippen, worüber ich mich selber erschrecke. Anscheinend lässt das Adrenalin in meinem Blut mich mutiger werden. Nur ob das so gut ist, bezweifle ich...
"Oh... Es kann reden. Passiert mir auch selten...", meint er leicht überrascht, beantworten tut er meine Frage allerdings nicht, dafür sagt er noch: "Wie dem auch sei. Es wird Zeit das hier zu beenden." Bei diesen Worten legt er eine seiner Hände an mein Gesicht, hebt es etwas nach oben und zwingt mich somit, ihn direkt in die Augen zu schauen. Ich weiß nicht, ob es daran liegt oder eher an seine Worte, doch schlägt mein Herz nun noch schneller und ich spüre, wie meine Panik größer wird. Was hat er nun vor? Wird er mich jetzt auch töten?
Doch anstatt, dass er ebenfalls mit einem Lichtblitz meine Brust durchbohrt, spüre ich seine weichen Lippen auf den meinen.
Vor Überraschung weiten sich meine Augen, hatte ich doch nicht mit solch einer Aktion gerechnet. Doch so schnell dieses Gefühl kam, vergeht es auch wieder, da andere Empfindungen viel stärker sind. Meine Haut fängt an zu kribbeln, so als ob diese sich danach sehnt, endlich von ihm berührt zu werden. Was ich überhaupt nicht verstehen kann. Und auch in meinem Bauch ist dieses Kribbeln zu spüren, welches eine Sehnsucht in mir auslöst, die ich bisher nicht kannte. Ich will diesen Mann, muss ihn spüren, ihn schmecken. Was passiert hier gerade?
Unbewusst fange ich an seinen Kuss zu erwidert, was nun ihn überrascht zurückweichen lässt, dabei sind nun seine Augen geweitet, vor Überraschung, wenn ich es richtig deute. Doch nur kurz, denn dann betrachtet er mich eher neugierig und meint leise: "Interessant. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Dennoch... Ändert es nichts an dem, was ich tun muss." Seine Worte klingen jetzt leicht bedauernd und sein Blick, der zwischen meinen Augen und meinen Lippen wandert, wirkt weicher, als zuvor. Sanft streichelt er mit seine Hand über meine Wange, wobei sein Daumen meine Lippen streift. Automatisch lasse ich meine Zunge zwischen meine Lippen gleiten und berühre mit der Spitze leicht seinen Daumen.
"Aber zuerst...", ertönt seine Stimme erneut, ehe er sich wieder zu mir beugt und mich abermals küsst. Diesmal erwidere ich den Kuss sofort, schlinge dabei meine Arme um seinen Hals und drücke mich näher an ihn heran. Seine Hände wandern ebenfalls um meinen Torso und legen sich auf meinen Rücken. Ich weiß nicht, wie lange wir hier stehen und uns küssen. Immer wieder schnappen wir nach den Lippen des Anderen und lassen unsere Zungen mit einander tanzen. Bis er sich dann doch irgendwann von mir löst und mich bedauernd ansieht, während er seine Stirn an meine legt.
"Ich muss jetzt gehen.", meint er, ehe er mir einen Kuss auf die Stirn gibt und flüstert: "Schlaf gut." Noch ehe er sich von mir löst, wird die Welt um mich herum schwarz und ich kann spüren, wie ich in eine unendliche Leere falle. Dabei höre ich noch ein letztes Mal seine glockenhafte Stimme: "Wir sehen uns wieder, mein Seelenverwandter."
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