Chapter 25
(Sicht: Mimi)
Der Stoß ist so stark, dass ich stolpere und taumelnd falle.
Panisch strecke ich meine Hände aus, um mich irgendwo festzuhalten, aber da ist nichts.
Nur Luft und ein emotionsloses Gesicht, welches sich abwendet und davon geht.
Wie in Zeitlupe nähere ich mich den Treppenstufen unter mir.
Ich sehe es schon vor mir. Ich werde mit dem Kopf zuerst aufkommen und den Rest des Absatzes runterrollen wie ein Stein.
So viele Gedanken befinden sich in meinem Kopf, aber alles wird verschleiert von dem Gefühl der Überraschung. Überraschung, Wut und Hilflosigkeit.
Ich bin machtlos und werde meinem Schicksal nicht entkommen können.
Doch auf einmal legt sich ein Arm um meine Hüfte.
Erstaunt öffne ich meinen Mund als der Fall unterbrochen wird und das unmittelbar anstehende Unglück verhindert wird.
Die Augen zusammengekniffen halte ich mich an starken Schultern fest und öffne sie schließlich zögerlich. Das Licht der Sonne blendet mich, aber ich erkenne ein Gesicht ganz nah vor mir.
Auch ohne die Gesichtszüge zu erkennen, weiß ich wer es ist.
In meinem Kopf dreht sich alles, dennoch nehme ich den leichten Atem auf meiner Wange und die sanfte Hand an meinem Arm wahr.
Jetzt ist der Moment. Mach einfach.
Das Gesicht beugt sich näher zu mir und ich hebe meins ebenfalls erwartungsvoll an.
Unsere Lippen befinden sich nur noch wenige Millimeter voneinander weg und berühren sich fast, da drehe ich ruckartig das Gesicht weg.
Ich halte die Luft an.
"Cut!".
Ein aufgebrachter Regisseur stürmt auf mich zu. "Lee Jaemin, so schwer kann das doch wirklich nicht sein! Das ist nun unser achter Anlauf, wir können nicht so viel Zeit in diese Szene investieren! Reißen sie sich verdammt nochmal zusammen!".
Die Lippen zusammen gepresst befreie ich mich aus Chanyeols Armen.
Ich bin niemand der Probleme macht. Ich mache nie welche und bin unkompliziert in jeder Hinsicht, aber das kann ich nicht.
"Sie werden es jetzt tuen, ob sie wollen oder nicht.", gibt der Regisseur wütend von sich. "Wenn sie die Sache nicht ernst nehmen, können sie das Set gleich verlassen!".
Letzteres sagt er mit solch einem Nachdruck, dass ich unterbewusst zusamenzucke. Aber was soll ich tun?
Angestrengt atme ich ein und sehe hilfesuchend zu Soyeon, die das Drama aus einiger Entfernung mitverfolgt hat. Natürlich kann sie mir auch nicht weiterhelfen und wie erwartet zuckt sie hilflos mit den Schultern.
Es sind einige Wochen vergangen, die Beziehung zwischen dem Leibwächter und der Prinzessin hat sich weiterentwickelt und jetzt stehe ich an dem Punkt, an dem ich entscheiden muss.
Job oder Private Gefühle?
"Könnte ich eine kurze Pause bekommen?", frage ich zögernd.
Der Regisseur brummt. "Na gut, wenn sie sich danach besser konzentrieren können."
Soyeon kommt auf mich zu und begleitet mich zu meiner Umkleide, doch jemand stellt sich mir in den Weg.
"Mimi können wir reden?".
Es ist Chanyeol.
Ich schüttele den Kopf und gehe an ihm vorbei in die Umkleide "Ich… ich kann jetzt gerade nicht…".
"Bitte.", er folgt mir ins Innere des Bungalows. "Wir haben uns die ganze Zeit über ignoriert und haben fast keine Worte ausgetauscht, aber ich kann das jetzt nicht mehr."
Ich bleibe stehen.
Was will er mir damit sagen? Macht er sich über mich lustig? Tue ich ihm leid?
"Chanyeol, bitte lass mich jetzt einfach in Ruhe.", sage ich beherrscht.
"Mimi, bitte sag mir nur-…"
"Nein.", unterbreche ich ihn bestimmter.
Meine Gefühle spielen sowieso schon verrückt. Er macht es nur noch schlimmer.
Chanyeol sieht ein, dass jetzt nicht der richtige Moment für ein Gespräch ist und verlässt zögernd das Bungalow.
Überfordert setze ich mich hin und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen.
Chanyeol, am liebsten würde ich dich hassen. Aber ich kann es nicht…
-Am Abend-
"Mimiiiiiiii!", ruft meine Schwester begeistert.
Ich empfange sie wartend unten in der Tür und umarme sie ganz fest.
Kira ist seit unserem letzten Treffen im Sommer wieder ein ganzes Stück gewachsen und es fehlen nur noch ein paar Zentimeter, bis sie so groß ist wie ich. Ansonsten ist sie immer noch die gleiche.
"Wie geht's dir? Wie läuft die Schule?", frage ich.
"Erzähle ich dir alles, wenn wir oben sind.", erwidert sie hektisch und stürmt an mir vorbei die Treppen hoch.
Ich will die Tür unten ins Schloss fallen lassen, da geht jemand dazwischen. Jongsoo.
"Oh, Entschuldigung ich wollte sie nicht aussperren.", entschuldige ich mich.
Mein Nachbar zeigt seine Zähne als er grinst. "Kein Problem meine Liebe. Hätten sie zufällig Lust-…"
"Nein, tut mir leid, meine Schwester ist zu Besuch.", blocke ich ihn gleich ab. Vorsichtig lächelnd drehe ich mich um und haste Kira nach.
"Vielleicht heute Abend?", ruft er mir hinterher.
Er kann es echt nicht lassen. Gerade in letzter Zeit ist er aufdringlicher geworden und ich kriege immer mehr ein unwohles Gefühl, wenn ich ihm über den Weg laufe.
Er gibt ein unzufriedenes Grummeln von sich, bevor ich meine Wohnung betrete und Kira auf meinem Bett liegend vorfinde.
Erschöpft lasse ich mich neben sie fallen. Sie wird über das Wochenende bei mir schlafen und ich weiß, darauf hat sie sich schon die ganze Zeit gefreut.
Die Frage ist nur, ob ich heute überhaupt eine gute Gesellschaft für sie bin. Nach dem was heute beim Dreh alles passiert ist.
Den Kuss musste ich nicht drehen, da nach der kurzen Pause die elektrischen Geräte gestreikt haben. Zu meinem Glück. Aber es wird nicht zu vermeiden sein und irgendwann muss ich es tuen.
"Was machst du schonwieder für ein Gesicht?", bemerkt Kira.
Ich fasse mich und setzte ein Lächeln auf. "Nichts alles gut. Wollen wir uns etwas zu Essen machen?".
Kira ruft "Jaaaaa!" und wir gehen in die Küche.
"So und jetzt erzähl.", fordere ich sie auf.
"Ich habe in der Musikarbeit eine eins.", verkündet sie strahlend.
Ich schmunzele.
Wie schön muss es sein, sich über sowas noch freuen zu können.
"Englisch lief nicht soooo gut, aber ich glaube mein Zeugnis wird trotzdem nicht schlecht. Wie läuft es bei deinem Film?", erkundigt sie sich als wir die Tomatensoße über den Pizzateig machen.
Ich zucke mit den Schultern. "Ganz gut, wir sind fast durch. Ich denke wir sind spätestens im Dezember fertig mit dem Dreh. Dann können wir zusammen zur Premiere gehen."
Ich zwinkere ihr zu.
Sie lächelt mich an. "Uuuuuunbendingt!"
Ich will die leeren Verpackungen in den Müll werfen, als mir auffällt das dieser bereits überquillt. Ich seufze.
"Kira, ich gehe kurz den Müll runterbringen. Bin gleich wieder da, ich lasse die Tür offen, ja?".
Meine Schwester versichert mir, die Pizza im Auge zu behalten und ich stolpere vollbeladen in den Flur und die Treppen runter, wobei mir eine Plastik Verpackung runterfällt.
Egal, die hole ich später.
Draußen will ich den Weg zu den Mülltonnen einschlagen, als etwas neben mir laut raschelt.
Es ist dunkel und ich kann nicht sehen, was es ist, jedoch mache ich mir keine Gedanken, da es wahrscheinlich nur ein Tier oder so ist...
Genau das ist mein Fehler.
Ich gehe nichtsahnend weiter, aber bevor ich die kleine Biegung am Ende des Wegs erreichen kann, packt mich plötzlich etwas.
Vor Schreck lasse ich die Mülltüte fallen und will schreien.
Genau da drückt sich mir eine Hand auf den Mund und der Schrei wird von dickem Stoff verschluck.
Ehe ich richtig realisiere was passiert, wird alles um mich herum schwarz.
(Sicht: Soyeon)
Mein Handy fängt an zu klingeln und ich gucke flüchtig wer der Anrufer ist. Jaemin.
Chanyeol sieht mich fragend an. Ich zeige ihm wer es ist und nehme ab.
"Hey Mimi, was gibt's?"
Zu meiner Überraschung ertönt auf der anderen Seite der Leitung nicht Mimis, sondern eine hellere schnelle Stimme: "Hallo… Hier ist… Kira. Ich bin Mimis Schwester-…".
Das Mädchen klingt aufgelöst und behutsam versuche ich aus ihr herauszubekommen was passiert ist.
"Sie… Sie wollte doch nur den Müll wegbringen, aber dann… kam nicht zurück und ich bin nachgucke gegangen."
Schockiert höre ich mir an was Mimis Schwester erzählt. Chanyeols Gesicht wird immer fragender.
"Ich… habe auf der Straße nur ein paar Plastikverpackungen gefunden, aber…", sie bricht ab.
"Mimi war nicht mehr da?"
"Ja… Ich weiß nicht was ich tuen soll... Die Nachbarn sind alle nicht Zuhause."
Kurze Stille.
"Bist du jetzt bei ihr Zuhause?", frage ich.
Ein zustimmendes Schluchzen kommt von der anderen Seite.
"Ich mache mich sofort auf den Weg. Mach dir keine Sorgen ich bin gleich da."
Damit lege ich auf.
Chanyeol, der nur bei mir ist, weil ich ihm erzählt habe, wie das mit dem Skandalvideo abgelaufen ist, steht mit mir gemeinsam auf.
"Was ist passiert?", will er wissen.
Ich greife nach meiner Jacke.
"Scheint so als hätten wir ein Problem." verkünde ich. „Mimi ist weg.“
_____________________________________
Quellen:
(wattpad.com)
(wattpad.com)
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro