Chapter 14
(Sicht: Mimi)
Die Sonne hat ihren höchsten Punkt schon lägst überschritten, als ich unseren Häuserblock verlasse. Sie leuchtet blutrot in der Ferne auf und verwandelt die Wolken in pinke aufgebauschte Berge.
Es ist doch ziemlich spät geworden, jetzt ist es 21:05 Uhr.
Das viele lernen hat mir noch die letzte Energie geraubt und ich massiere wehmütig meine Schläfen.
Währenddessen überquere ich einen Zebrastreifen und studiere das Stück Papier, auf welches meine Mutter die Adresse der neuen Wohnung gekritzelt hat.
Ich gehe auf eine Bushaltestelle zu und krame Kopfhörer und meine alte Studentenbusfahrkarte aus der Tasche meines Mantels.
Das Bild auf dem Ausweis wurde von meinem Schülerausweis übernommen und ich sehe wirklich grässlich aus. Dass die Busfahrer da noch eine Ähnlichkeit zu mir erkennen können, ist beeindruckend.
Ich lasse mich auf der Bank nieder, setzte die Kopfhörer auf und starte meine Playlist.
Mit dem Fuß wippe ich im Takt der Musik.
Als der Bus endlich kommt ist auch der letzte Sonnenstrahl erloschen und im Inneren des Busses erwartet mich gähnende Leere.
Trotzdem entscheide ich mich gegen einen Sitzplatz, da ich sowieso ein paar Stationen weiter wieder aussteigen muss.
Also klammere ich mich an die Metallstangen im Gang und sehe durch die schmutzigen Fensterscheiben den vorbeiziehenden Lichtern von Seoul zu.
Bald darauf kündigt eine Anzeigetafel die Station an, bei der ich aussteigen muss. Mit einem zischen öffnen sich die Bustüren und ich trete wieder ins Freie.
Tief sauge ich die frische Luft ein.
Ab hier brauche ich Google Maps, sonst komme ich nicht weiter.
Die Navigationsstimme lots mich durch eine belebte Gasse nach der nächsten und ich muss zugeben: Meine Eltern haben die Umgebung wirklich sorgfältig ausgewählt.
Ich sehe viele Bars und Diskotheken in denen sich junge Leute rumtreiben. Durchwachsen ist das Ganze von kleinen Parkanlagen.
Von diesem Anblick bezaubert gehe ich weiter, als ich völlig unerwartet jemanden sehe, der mir bekannt vorkommt.
Einen Arm um die Schulter eines fremden Typen geschlungen taumelt er aus einer Bar.
Ich mache große Augen.
Chanyeol?! Er hier? Hat er nicht gesagt er muss arbeiten?
Sein Begleiter sieht attraktiv aus, hat blond gefärbtes Haar und ist groß, auch wenn er nicht ganz an Chanyeol rankommt. Er trägt eine enge Jacke und irgendwie habe ich das Gefühl, ihn zu kennen, doch mir will nicht einfallen woher.
Auf jeden Fall überfordert ihn die Situation sichtlich und ich eile ihm schnell zur Hilfe.
"Warte, ich helfe dir.", spreche ich den Fremden an und stütze Chanyeol auf der anderen Seite.
"Wer bist du und was tust du da?", fragt er und sieht mich skeptisch an.
"Ah... natürlich.", Endschuldige ich mich. "Ich bin Jaemin, Chanyeols Freundin. Kannst du mir vielleicht sagen was er hier macht? Er ist total betrunken, dabei hat er mir gesagt er müsste arbeiten."
Der kritische Blick des Fremden weicht einem ungläubigen Ausdruck. "Du bist seine Freundin? Toll das ich dich kennenlerne, mein Name ist Jongin."
"Gleichfalls. Woher kennt ihr euch?".
Jongin reißt die Augen noch weiter auf, wenn das überhaupt möglich ist und antwortet überfordert: "Woher wir uns...? Wir... Also, wir kennen uns... von der Arbeit."
In dem Moment gibt Chanyeol einen unglücklichen Laut von sich und ich beobachte ihn mit einer Mischung aus Misstrauen und Belustigung.
Dass er sich mal betrinkt, kommt wirklich selten vor, sonst ist er immer sehr vorsichtig mit Alkohol, wenn wir zusammen unterwegs sind.
"Also war er wirklich arbeiten.", schließe ich aus Jongins Aussage.
Er und ich bleiben an einer Parkbank stehen und setzten Chayneol vorsichtig ab. Ich betrachte Jongin genauer.
Woher kenne ich ihn nur?
"Ich sollte ihn mit in unser Wohnheim nehmen.", überlegt Chanyeols Freund laut.
"Was für ein Wohnheim?", frage ich.
"Na, das, in dem er mit uns wohnt."
Fragend sehe ich ihn an. "Mit euch? Er wohnt doch gerade bei seiner Schwester, dachte ich."
Jongins Gesicht wird kreidebleich. Er muss auch einiges getrunken haben, so schnell wie seine Gefühle umschlagen.
"Ja... genau, aber... er pennt nach längeren Schichten auch mal bei mir."
Letzteres sagt er in einem so hohen Tonfall, das es eher wie eine Frage, als eine Aussage klingt.
Aber ich belasse es dabei, schließlich ist er angetrunken.
"Okay, aber mach dir keinen Kopf, ich nehme ihn einfach mit zu mir.", entscheide ich.
"Meinetwegen, aber dann lass mich dich begleiten, du kannst ihn unmöglich alleine trag-".
In dem Moment hieve ich Chanyeol hoch und gehe mit ihm einige Schritte.
Jongins verblüffter Blick wird mir wohl nie mehr aus dem Kopf gehen.
"Ich schaff das schon. Einen schönen Abend noch und fighting!", rufe ich ihm im Weggehen zu.
Dann nehme ich Chanyeol halt einfach mit zur Wohnungsbesichtigung. Was ich danach mit ihm mache muss ich mir noch überlegen...
-Am nächsten Morgen-
(Sicht: Chanyeol)
Ich werde von einem lauten Poltern geweckt. Sofort bin ich wach und springe auf.
In einer Kampfbereiten Pose stehe ich da, bis mir auffällt, dass niemand in dem Raum ist, in dem ich mich befinde.
Und, dass ich den Raum nicht kenne.
Aber plötzlich kommt jemand durch die Tür gerannt.
"Mimi?!"
Was macht sie hier?
Oder eher: Was mache ich hier?
"Oh nein, habe ich dich geweckt?", antwortet meine Freundin mit einer Gegenfrage.
Wir starren uns an, bis sie anfängt zu lachen: "Ach ja, du weißt wahrscheinlich gar nicht wo du bist."
Sie hat es genau erfasst.
In ihren Augen leuchtet Stolz auf und sie verkündet: "Willkommen in meiner eigenen Wohnung!".
-Etwas später-
"Willst du darüber reden?", fragt mich Mimi vorsichtig.
Ich kann verstehen das sie wissen will was mich bedrückt und die Tatsache, dass ich es ihr nicht erzählen kann macht mich noch deprimierter.
"Es ist alles gut.", weiche ich aus. "Ich habe nur Stress bei der Arbeit und wollte mich darauf konzentrieren den Konflikt nicht noch größer zu machen."
Diese Erklärung genügt ihr nicht, das sehe ich an ihrem Blick, aber sie hackt auch nicht nach.
"Dein Freund Jongin ist sehr hilfsbereit. Und er sieht ziemlich gut aus.", sagt sie stattdessen.
Ich lache. "Ja, er ist ein ziemlicher Mädchenschwarm. Tausende von Mädchen würden alles dafür geben, um einmal mit ihm zu reden."
Das ist nicht mal gelogen, wenn man unsere ganzen Fans bedenkt.
Mimi und ich sitzen nebeneinander auf einer gemütlichen Matratze und haben bis eben die Einrichtung ihrer Wohnung geplant.
"Weißt du was?", sagt sie schließlich. "Lass uns zum Baumarkt fahren."
Ich lege den Kopf leicht schräg. In ihm herrscht noch immer ein dumpfer Schmerz.
Hätte ich bloß nicht so viel getrunken.
"Und wie wollen wir dahin kommen?"
"Na, mit dem Bus."
Es dauert ein bisschen, bis sie mich überredet hat, aber am Ende stimme ich doch zu.
Vor dem Baumarkt setze ich mir eine Maske auf, man kann schließlich nie vorsichtig genug sein, und Mimi holt uns einen Wagen.
Dann klettert sie in diesen rein und verlangt von mir, dass ich sie durch die Gegend schiebe.
Ich weiß das sie mich ärgern will, deshalb renne ich mit ihr durch verschiedene Regale und lasse sie dann einfach irgendwo stehen. Sie ruft mir hinterher und ihre versuche aus dem Wagen zu steigen, sehen zum Totlachen aus.
Als sie es jedoch geschafft hat rennt sie, ohne den Wagen zu beachten, hinter mir her.
Es beginnt eine Verfolgungsjagt durch den ganzen Baumarkt und am Ende sind wir so erschöpft vom Rennen und Lachen, dass wir uns am Einkaufswagen abstützen müssen.
Mimi sieht mich grinsend an, als wir uns an die Kasse stellen. Ich grinse zurück, was sie aber wegen der Maske nicht sieht, daher ziehe ich sie an ihrer Taille in meine Arme.
Kann es nicht für immer so sein?
Wir stehen gefühlte Stunden so da, bis wir endlich dran sind.
Die Kassiererin mustert uns argwöhnisch, gibt jedoch keinen Kommentar ab.
Mimi verschränkt ihre Hand mit meiner und wir schlendern durch den Ausgang auf den Parkplatz.
"Soll ich uns was zu trinken holen?", fragt Mimi und deutet auf einen kleinen Kaffeeshop.
Ich nicke und warte draußen auf sie.
Da fällt mir ein kleiner Laden auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf. Es ist ein Juwelier und die Sachen im Schaufenster sehen schön aus.
Hat Mimi nicht morgen Geburtstag?
Automatsch greife ich in meine Jackentasche. Der kleine Edelstein, den ich ertaste, hat gerade so einen Zentimeter Durchmesser.
Ich schätze schnell ein, wie lange Mimi noch braucht und zum Glück ist die Schlange etwas länger.
Also überquere ich die Straße und betrete erwartungsvoll den Schmuckladen...
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Quellen:
(Weheartit.com)
(Kimtys.tumblr.com)
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